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                      04.01.2010 - dradio.de

 
 



'Schützt mich vor diesem Priester!'
 


Zitat

Theater Regensburg
Spielstätte
Velodrom

26. Juni 2010

19:30 - 22:15 Uhr // Bayerische Theatertage
Don Karlos
Dramatisches Gedicht von Friedrich Schiller



Foto: Theater Regensburg auf der Presse-CD Theatertage

Inszenierung: Michael Bleiziffer
Bühne: Karl-Heinz Steck
Kostüme: Uschi Haug
   
  Besetzung  

 

 

 
  Philipp der Zweite Anton Schieffer
  Elisabeth von Valois Anna Dörnte
  Don Karlos Roman Blumenschein
  Herzogin Olivarez Silvia Rhode
  Marquisin von Mondecar Doris Dubiel
  Prinzessin von Eboli Silke Heise
  Marquis von Posa Christoph Bangerter
  Herzog von Alba Hubert Schedlbauer
  Graf von Lerma Paul Kaiser
  Don Raymond von Taxis / Page Michael Morgenstern
  Domingo Michael Haake
  Der Grossinquisitor Miko Greza
     
Zitatende    
     



1744 wird in Schwerin Friedrich Ludwig Schröder als Sohn des Organisten Schröder und der Schauspielerin Sophie Charlotte Schröder geboren, die sich in zweiter Ehe mit dem Theaterprinzipal Konrad Ernst Ackermann vermählt. Schon früh spielt er Kinderrollen, bleibt dann zur Ausbildung in Königsberg zurück und tritt 1764 der Ackermann'schen Schauspielertruppe bei, die in Hamburg das erste bürgerliche Theater übernimmt, das allerdings bereits 1769 finanziell am Ende ist.
Zwischen 1767 und 1769 arbeitet Lessing an der Ackermann'schen Bühne.
Als 1871 der Stiefvater stirbt, übernimmt Schröder mit seiner Mutter die Leitung der Gruppe, er spielt selber und wird ein markanter Darsteller - ohne die früher aus dem Rokokotheater herrührende Posenspielerei - später auch des Philipp im Karlos, Schillers dramatisches Gedicht in Jamben, das er am 29. August 1787 in Hamburg zur Uraufführung bringt. Hier ist Schröder selber der Karlos.

Schon 1782 hatte der Mannheimer Intendant Wolfgang Heribert von Dalberg den Dichter der 'Räuber' auf den Karlos-Stoff hingewiesen, Mitte Juli des Jahres schreibt Schiller nach Mannheim, dass er sich für den Karlos entschieden habe.

Im 'Bauerbacher Exil' entstehen 1783 parallel zu einander die 'Luise Millerin' - zu der er während seines Arrests vom 28. Juni bis 11. Juli 1782 erste Überlegungen anstellte - und in Teilen der 'Don Karlos'. Auch für 'Maria Stuart' betreibt Schiller während des Aufenthaltes auf dem Gut der Henriette von Wolzogen in der Nähe von Meiningen das Quellenstudien.
 

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Regensburg und die Theatertage 2010.
Hierfür als Sondervorstellung auf den Spielplan genommen, noch einmal der Schiller'sche 'Don Karlos' mit all seinen Stärken und Schwächen wie schon im September 2009 beschrieben.

Kritik_'Don_Karlos'_-_Premiere_26.09.09_Theater_Regensburg.htm

Kritik_'Don_Karlos'_-_Rep.-Vorstellung_28.09.09_Theater_Regensburg_htm

Auch mit dem Abstand zwischen den besuchten Vorstellungen bestätigt sich das, was damals auffiel.

Eine Produktion, die durch das Bühnenbild, die Bauten, bestimmt wird. Eine Einheitsszenerie, die alle vom Stück vorgegebenen Spielorte beinhaltet und damit wie eine Korsage anzusehen ist. Sie hält den Leib zusammen und gibt ihm Form und dann auch Format. Das Licht hebt als Details auf der frei von Mobiliar gestalteten Szene die Figuren heraus, die weitgehend glaubwürdig geführt werden in der individuellen Gestaltung aber abfallen.

Akzeptabel die glatten Hofschranzen Domingo und Alba wie auch der konziliante Lerma.

Der Posa fällt schon heraus, als man ihm die 'Verschlagenheit' mal so, mal so zu taktieren nicht abnimmt. Flandern und Brabant retten zu wollen, geht er zu naiv an, in der Sprache bleibt er oberflächlich - man kann ihm die Planung des Staatsstreich nicht abnehmen.


Gleiches gilt auch für die Königin. Dass sie plötzlich einsehen will, Karlos müsse sich einbringen, wird nur gesprochen, ohne ein Nachdenken, ein Zögern - ohne inneren Bezug, einfach hingeplappert.
 

Nein! die Idee ist groß und schön - Der Prinz
Muß handeln. Lebhaft fühl' ich das. Die Rolle,
Die man hier in Madrid ihn spielen sieht,
Drückt mich an seiner Statt zu Boden - Frankreich
Versprech' ich ihm; Savoyen auch. Ich bin
Ganz Ihrer Meinung, Marquis, er muß handeln.


Daneben, wie schon im Herbst 2009 beschrieben, die Eboli. Das ist wieder nur der Abklatsch einer wilden Penthesilea, keine Dame des Hofes, die ein Verhältnis mit dem König hat und nebenbei mit Hilfe von Domingo, Alba den Herrscher des Weltreichs aushebelt.
Die Figur der Prinzessin wird veralbert wie auch die des Karlos.

Der Infant, mit seinen 23 Jahren, im wahrsten Sinne des Wortes, gänzlich infantil dargestellt, ein Knabe wie er auch immer wieder genannt wird.

 

Und wem bracht' er dies Opfer?
Dem Knaben, meinem Sohne? Nimmermehr.
Ich glaub' es nicht. Für einen Knaben stirbt
Ein Posa nicht.


Sollte die Figur von der Regie so angelegt worden sein, so wird sie recht erfüllt. Aber eine Entwicklung des Darstellers zu einem dem Rollenfach des jugendlichen Liebhabers bzw. Helden entsprechenden Auftreten ist nicht erkennbar. Sieht der Zuschauer auch noch die anderen gespielten Rollen, so bleibt der Eindruck, man hat es hier mit dem typischen - in Anlehnung an die Frauenfächer - mit einem 'munteren Naiven' zu tun. Auch hier zum Vergleich die in RBG gespielten Rollen, besonders auffällig der Christian Buddenbrook und 'Der Kümmerliche' im 'Puntila'.

Der König - ein Unsicherer auf dem Thron - der sich in seiner Angst ereifert, die Stimme rutscht nach oben, es führt zu unartikuliertem Gekreisch, Textverständlichkeit - dahin.

Ein Verlierer, der Großinquisitor - die Kirche hatte 'Posa' unter Kontrolle, wo er sich auch aufhielt - aber der entglitt der Institution durch das Eingreifen des Königs. Da steht er, der Vertreter Roms - wie sie heute dastehen und zusehen müssen wie sie übertrieben haben und ihnen alles entgleitet.

Der Glaube an das Gewand ist verloren gegangen, weil die Männer in den Kitteln doch nur fipsige Menschen sind, die wie Lehrer Lempel mit der Pfeife im Mund meinen, Vorgaben machen zu dürfen oder wie ein anderer von weisen Entscheidungen reden zu dürfen glaubt.

Lächerlich, diese ganze Truppe von 'Männeken wichtig', denn klar ist:
'wer nur glaubt, ist ganz allein.'

 

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Das Oberpf. Metropol-Theater Regensburg hatte in der nun abgespielten Bleiziffer-Inszenierung des 'Don Karlos' eine vom optischen her vorzeigbare Produktion.

Die Darstellung der Figuren ließ zu wünschen übrig - da müsste wie beim Fußball - im Personalbereich mehr investiert werden.

Aber wie meinte der ehemaligen Regensburger Kulturreferent - Dr. Meyer - bei einem Symposium, ohne den Widerspruch des anwesenden amtierenden Oberbürgermeisters Johannes Schaidinger herauszufordern, wobei doch Kunst und Kultur Chefsache seien:

Das Theater Regensburg brauche in überregionalen Feuilletons nicht zu glänzen.

 


http://www.heerrufer.de/Kommentar_'Regensburger_Wochenschau_27.04.2007'.htm



26.4.2007




Mittelbayerische Zeitung - 26.4.2007

Der Rahmen, der Kultur ermöglicht:
"Wir müssen in der Kulturpolitik Ermöglicher sein", sagte Schaidinger.
Das Wort Plan nehme er in Zusammenhang mit 'Kultur' nicht in den Mund. Es gehe um Perspektiven. Und bei der Diskussion künftiger Schwerpunkte auch darum, die Latte was die Qualität betrifft, höher zu legen.

"Natürlich müsse man auf Qualität achten", bestätigte Meyer.
Es sei aber nicht Aufgabe der Politik, diese zu definieren. Genauso wenig wie es Aufgabe des Regensburger Theaters sei, in überregionalen Feuilletons zu glänzen, erteilte Meyer Händlers Kritik eine Absage.

Der Autor hatte wiederholt angeprangert, dass das Theater Regensburg,
das immerhin rund ein Drittel des städtischen Kulturetats verschlingt,
überregional so gut wie nicht wahrgenommen werde.

 

 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:

Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing


 

 


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