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        Theater Regensburg

      
     Bemerkungen eines Vollzahlers zur szenischen Umsetzung von
       

      
    'Frau Luna'
         Musik von Paul Lincke

            Repertoirevorstellung 10. Dezember 2013

          'Ein Abend für Doris Dubiel'


       Announcement Theater Regensburg

       Frau Luna

    Fantastisch-burleske Operette in zwei Akten von Paul Lincke |
    Libretto von Heinz Bolten-Baeckers

    Theater am Bismarckplatz

    Musikalische Leitung György Mészáros
    Inszenierung
    Thomas Enzinger
    Bühne und Kostüme Toto
    Choreographie
    Yuki Mori



    1899, an der Schwelle zu dem Jahrhundert, in dem der Mensch tatsächlich
    zum Mond fliegen sollte, feierte Paul Linckes Operette in Berlin ihre Uraufführung.
    Mechaniker Steppke und seine zwei Freunde Lämmermeier und Pannecke sind ganz versessen auf eine Reise zum Mond und haben zu diesem Zweck einen besonderen Ballon konstruiert, der sie dorthin bringen soll.
    Nur haben sie ihre Rechnung ohne ihre Zimmerwirtin gemacht, die sich beim Abflug an der Gondel festklammert und so mit von der Partie ist.
    Der Mond stellt sich als eine Art Vergnügungspark dar, in dem sich allerlei amouröse Verstrickungen zwischen Mondbewohnern und Erdlingen entwickeln. Doch schließlich dämmert den Mondreisenden, dass es dort oben auch nicht anders zugeht als bei ihnen zu Hause...

    Linckes (1866-1946) Operettendauerbrenner lebt von seinem Berliner Witz und unsterblichen Melodien wie „Schlösser, die im Monde liegen”, „Schenk mir doch ein kleines Stückchen Liebe“, dem „Glühwürmchen-Idyll“
    und nicht zuletzt der „Berliner Luft“.

    Thomas Enzinger und Toto, das Regieteam der „Csárdásfürstin“ in der letzten Spielzeit, werden Paul Linckes Operette in Szene setzen.


    Besetzung

    Frau Luna Michaela Schneider / Theodora Varga
    Prinz Sternschnuppe Cameron Becker / Yinjia Gong
    Stella Aurora Perry
    Theophil Claus J. Frankl
    Frau Pusebach Doris Dubiel
    Marie, die Nichte Anna Pisareva
    Fritz Steppke Matthias Ziegler
    August Lämmermeier Matthias Wölbitsch
    Wilhelm Pannecke Christian Schossig
    Venus Andrea Dohnicht-Pruditsch
    Mars Angelika Hircsu
    Mondgroom Julia Leidhold
    Ein Schutzmann N.N.

    Opernchor
    Tänzerinnen
    Philharmonisches Orchester

    Änderungen vorbehalten!

    Stand 13.9.2013

     

    19. September 1783: Erste Ballonfahrt

    Ludwig XVI. und seine Frau Marie-Antoinette waren dabei, als die Brüder Joseph Michel und Jacques Etienne Montgolfier einen Ballon sich durch Heißluft mit einem Huhn, einer Ente und einem Schaf in die Luft erheben ließen. Die Passagiere überlebten die Fahrt von zwölf Minuten, ehe der Ballon - die heiße Luft blieb aus, da das Feuer zur Hitzeentwicklung am Boden zurückgelassen worden war - wieder auf die Erde zurücksank.

    Sehr bald danach wurde bei den Ballonen das Feuer für die heiße Luft mitgeführt - anfänglich glaubte man der Rauch entwickle den Auftrieb - sondern mit Gas gefüllt, mit Tragflügeln und einem Motor ausgestattet, hieraus entwickelte sich später das Luftschiff des Grafen Zeppelin.
     

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    'De la Terre à la Lune' - Die Reise zum Mond

    Siebzig Jahre nach dem ersten Ballonaufstieg nahm Jules Verne 1865 mit seinem Roman die kommende Raumfahrt vorweg, geht er nämlich den Weg des Transportes mittels einer Rakete.

    Für eine Reise zum Mond wollten seine Protagonisten Barbicane, Nicholl und Michel Ardan eigentlich eine Kugel -
    'die sich nach Belieben uns sich selbst drehen kann'

    Jules Verne 'Die Reise zum Mond in 97 Stunden und 20 Minuten' - Seite 40

    - benutzen, bis ein Telegramm aus Paris in Tampa, Florida eintraf, worin Michel Ardan vorschlug, statt der Kugel ein zylinderkegelförmiges Projektil zu verwenden.
     




    Die Anlieferung des Projektils
     

     

    Vorausgegangen waren Diskussionen im Land, ob der Start und damit die Positionierung der Kanone in Texas oder in Florida vorbereitet und durchgeführt werden sollte. - Man entschied sich für Tampa, 'denn nach der Empfehlung des Observatoriums musste der Schuss senkrecht gegen den Zenit gerichtet werden; aber der Mond steigt nur in den Gegenden zwischen 0 Grad und 28 Grad '.
    Jules Verne 'Die Reise zum Mond in 97 Stunden und 20 Minuten' - Seite 54

    Jules Verne zeigt in seinem Roman eine Welt des Unwahrscheinlichen für die damalige Zeit, untermauert aber seine Ausführungen mit wissenschaftlichen
    Aussagen.
    Die Entscheidung, Aluminium für das Projektil zu verwenden, wird beschrieben mit


    ... dass es einem berühmen französischen Chemiker, Sainte-Claire-Deville, im Jahr 1854 gelungen ist , Aluminium in in größerem Umfang herzustellen.
    [...]
    ... ist weiß wie Silber, unveränderlich wie Gold, zäh wie Eisen, schmelzbar wie Kupfer und leicht wie Glas; leicht zu bearbeiten, in der ganzen Natur sehr verbreitet - denn es bildet die Basis der meisten Gesteine - ist dreimal leichter als Eisen - [...]
    Jules Verne 'Die Reise zum Mond in 97 Stunden und 20 Minuten' - Seite 39
     

    Tatsächlich stellte Henri Étienne Sainte-Claire Deville im von Jules Verne angegebenem Jahr erstmals Aluminium her.

    Die Frage nach dem Pulver für Abschießen des Projektils aus '
    einer
    Kanone von Gusseisen ..., die 900 Fuß lang ist, einen Durchmesser von neun Fuß und sechs Fuß dicke Wände hat.'
    Jules Verne 'Die Reise zum Mond in 97 Stunden und 20 Minuten' - Seite 44

    - beantwortet Jules Verne mit der Entdeckung von Xyloidine durch Henri Braconnot im Jahr 1832.
    Nach dem französischen Chemiker besteht dieser Prozess in Substitution für die Auflösung der Stärke und reiner, einfach Imprägnierung des Papier, Baumwolle, Flachs etc. von konzentrierter Salpetersäure.

    [...] Pelouse, studierte im Jahre 1838 ihre verschiedenen Eigenschaften [...], womit Julese Verne die Entdeckung des Nitroglyzerin durch Theophil-Jules Pelouse meint.
    [...] und endlich machte im Jahre 1846 Schönbein, Professor der Chemie zu Basel, den Vorschlag, sie anstatt Schießpulver zu gebrauchen. Dieses Pulver nun
    ist die stickstoffhaltige Baumwolle. [...]
    Jules Verne 'Die Reise zum Mond in 97 Stunden und 20 Minuten' - Seite 48

    Christian Friedrich Schönbein war tatsächlich ein deutscher Chemiker, der die Schießbaumwolle entdeckte, ein Cellulosenitrat, das nach Entzündung augenblicklich – auch bei Abwesenheit von Luftsauerstoff – mit gelblicher Flamme
    verbrennt. Hierbei entsteht, im Gegensatz zu Schwarzpulver, keinerlei für das menschliche Auge sichtbarer Rauch, so dass Cellulosenitrat auch als rauchloses Pulver bezeichnet wird.

    Bei aller wissenschaftlich unterfütterten Ausführungen werden dann auch Dinge erwähnt, die aus heutiger Sicht als völlig unglaubwürdig angesehen werden müssen, als einer der beiden mitgeführten Hunde, die auf dem Mond eine neue Population der Vierbeiner zeugen sollten, unterwegs stirb, wird der tote Hund einfach durch eine geöffnete Luke -
    'wir machen eine auf und werfen den Leichnam hinaus'

    Jules Verne 'Die Reise zum Mond in 97 Stunden und 20 Minuten' - Seite 168

    - ins Weltall entsorgt, wo der dann neben dem Projektil einherfliegt.

     

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    'Je suis le garde'

    Nach Erscheinen des Romans gelangten eine Reihe von Bearbeitungen mit gleichen Themen auf die Bühnen.
    In Berlin wurde 1875 'Eine Reise um die Erde' am Victoria Theater 710 mal gespielt


    Am 26. Okt. 1875 erfolgte im Theater Gaîté die Uraufführung von Jacques Offenbachs 'Le Voyage dans la lune' - Die Reise zum Mond - mit dem Text von Eugène Letterrie/Albert Guillaume Vanloo/Arnold Mortier.

    Inhalt und Ausführung von Offenbachs 'Reise zum Mond' ähnelten sehr der Vorlage von Jules Vernes Roman, so dass dieser anfänglich plante, Klage zu erheben, es dann aber doch unterließ.
     

    König V'lan - Bass
    Prinz Caprice, sein Sohn - Sopran
    Microscope, der Berater des Königs - Tenor
    Cosmos, König auf dem Mond - Tenor
    Popotte, seine Gemahlin - Mezzosopran
    Prinzessin Fantasio, ihre Tochter - Sopran
    Cactus, der Ratgeber des Mondkönigs - Tenor
    Qui pass'par-la, der König an der Börse - Tenor
    Flamma, Adja und andere Ehrendamen Fantasias - Soprane
    Ein Kommissar - Bass
    Cascadine, eine Tänzerin
    Hofstaat er Könige, Ehrendamen, Richter, Astronomen, Philosophen, Wächter, Händler, Mond- und Erdbewohner
    Auf der Erde und auf dem Mond in der Fantasiewelt
    http://www.operone.de/opern/voyaoffe.html

     

    1958 erschien eine Plattenaufnahme der Offenbach'schen Mondreise mit Mathieu Ahlersmeyer - einer der führenden Interpreten des Mandryka in 'Arabella' - als König V'an, Kurt Marschner war Mikroskop, Hans Leibelt spielte den Cosmos, Stina Britta Melander die Fantasia und der heute aus vielen TV-Produktionen bekannte Wolfgang Völz den Cactus.
    Die musikalische Leitung hatte Paul Burkhard - von ihm stammt die Musik der Operette 'Feuerwerk',  der Text von Erik Charell, Jürg Amstein und Robert Gilbert aus dem Jahr 1950.

    1979 inszenierte Jérome Savary Offenbachs 'Die Reise zum Mond' an der Komischen Oper Berlin.
    Im Gegensatz zur Urfassung war hier die Partie des Prinz Caprice mit einem  Tenor, nämlich Günter Neumann, besetzt und als Microscope der unvergessliche Werner Enders, der Felsenteins König Bobèche im 'Blaubart' war. 
     

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    1905 - also vierzig Jahre nach dem Erscheinen von Jules Vernes 'Mondfahrt' erschien der 1901 erstmals veröffentlichte Roman von H.G. Wells 'Die ersten Menschen im Mond' - folgend dem englischen Original-Titel 'The First Men in the Moon' - , später umbenannt in 'Die ersten Menschen auf dem Mond' im Bruns Verlag in Minden in Westfalen.

    Hier lebt der etwas seltsame Wissenschaftler Mr. Cavor in einem Dorf Lympne
    im Lehmgebiet von Kent
    H.G. Wells 'Die ersten Menschen auf dem Mond'  - Seite 9

    wo sich zur Zeit der Römer
    Englands großer Hafen Portus Lemanus
    H.G. Wells 'Die ersten Menschen auf dem Mond'  - Seite 10

    befand.

    Zu ihm gesellt sich ein junger Mann, der - als Geschäftsmann in den Bankrott gegangen - sich nun als Schriftsteller an einem Theaterstück versucht.

    Mr. Cavor erfindet durch verschiedene Schmelzvorgänge von Grundmaterialien etwas, auf das die Schwerkraft nicht wirkt, er nennt es 'Cavorit'.

    Sobald der ein Gegenstand aus 'Cavorit' eine Temperatur von 16 Grad erreicht, wiegt die Luft unmittelbar über ihm nichts mehr, während sie daneben noch den normalen
    Druck von 1,033 Gramm auf den Quadratzentimeter
    H.G. Wells 'Die ersten Menschen auf dem Mond'  - Seite 34

    ausübt.

    Mr. Cavor und Mr. Bedford, der junge Dichter, bauen ein Kugel aus 'Cavorit',
    groß genug für zwei Menschen und ihre Vorräte
    H.G. Wells 'Die ersten Menschen auf dem Mond'  - Seite 40

    sobald das Material unter 16 Grad abkühlt, wird die Schwerkraft über der Kugel nicht mehr wirken und diese ins Weltall aufsteigen
    wie ein Pfropfen aus der Flasche
    H.G. Wells 'Die ersten Menschen auf dem Mond'  - Seite 40

    Es muss für Proviant gesorgt werden,
    Nahrungsmittel und Essenzen, Stahlflachen mit Sauerstoff, ein Gerät um Kohlensäure und sonstige Abfallstoffe aus der Luft zu entfernen und den Sauerstoff mit Hilfe von Natriumsuperoxyd zu regenerieren, Wasserkondensatore und dergleichen.
    H.G. Wells 'Die ersten Menschen auf dem Mond'  - Seite 45

    Der Start erfolgt.
    Es gab einen kleinen Ruck, und ich hörte ein Geräusch wie das Entkorken einer Champagnerflasche. Darauf folgte ein leiser, pfeifender Ton.
    H.G. Wells 'Die ersten Menschen auf dem Mond'  - Seite 52

    Mühe- und schwerelos gelangen die Beiden zum Mond, werfen ein brennendes Stück Papier aus der Luke, stellen fest, dass das Feuer weiter brennt, was bedeutete
    die Atmosphäre de Mondes bestand entweder aus reinem Sauerstoff oder aus Luft, ähnlich der, wie wir sie kennen.
    H.G. Wells 'Die ersten Menschen auf dem Mond'  - Seite 80

    Man steigt aus, und stellt fest, emporstrebende Büsche, schwellende Pilze,
    die glänzenden Flanken einer Mondkuh
    H.G. Wells 'Die ersten Menschen auf dem Mond'  - Seite 93

    Bewacht wurde die von einem Wesen
    eine Art Ameise, kaum ein Meter fünfzig groß.
    H.G. Wells 'Die ersten Menschen auf dem Mond'  - Seite 100

    Aus der Tiefe des Mondes hörte man klopfende Geräusche.

    Der Hunger überkommt die Erdmännchen und sie machen sich über die in Mengen vorhanden Pilze her.
    Jäh wurde mir bewusst, das er berauscht sei, möglicherweise durch den Genuss des Pilzfleisches.
    H.G. Wells 'Die ersten Menschen auf dem Mond'  - Seite 107

    Mondmänner beobachten sie, Bedford und Cavor nennen sie Seleniten, nach der griechischen Mondgöttin Selene,
    die äußerst merkwürdig pfeifende und winselnde Laute von sich geben.
    H.G. Wells 'Die ersten Menschen auf dem Mond'  - Seite 109

    Die Besucher werden gefangengenommen und in das Innere des Mondes gebracht
    bis hinab zu dem Zentralmeer, das den Kern des Mondes umspült.
    H.G. Wells 'Die ersten Menschen auf dem Mond'  - Seite 175


    Nach einem Kampf, während dessen drei Seleniten getötet werden, gelangen die Mondbesucher nach wilder Flucht wieder auf die Oberseite des Mondes und stellen fest, dass die Schachtausgänge von der Erde aus wie Rundwälle aussehen müssen, die zu einer falschen Analogie führten und von irdischen Astronomen als Mondkrater bezeichnet werden.

    Getrennt von einander versuchen sie die Kugel wiederzufinden, mit der sie kamen. Es gelingt nur Bedford, den Kumpan findet er nicht, die Situation wird bedrohlich,
    Auf allen vieren kroch ich weiter. Auf meinen Lippen bildete sich Reif, von meinem Schnurrbart hingen Eiszapfen und ich war von der gefrierenden Luft ganz weiß.
    Nur noch ein Dutzend Schritt von der Kugel entfernt.

    H.G. Wells 'Die ersten Menschen auf dem Mond'  - Seite 192

    Bedford kann die Luken schließen und kehrt zur Erde zurück, landet
    "Das da ist Littlestone", antwortete er und deutete auf die Häuser. "Und das da drüben ist Dungeness."
    H.G. Wells 'Die ersten Menschen auf dem Mond'  - Seite 206

    Ihm geht es gut, hat er doch zwei Stangen Gold mit vom Mond gebracht, weitres Gold vom Mond zu holen ist nicht mehr möglich, da eine kleiner Junge in die Kugel kriecht
    hatte mit den Schaltern gespielt, die Jalousien waren eingeschnappt, und er war aufgestiegen.
    H.G. Wells 'Die ersten Menschen auf dem Mond'  - Seite 216

    Cavor aber bleibt auf dem Erdtrabanten, von dem er später Nachrichten
    über eine Sendeanlage nach dem Prinzip Marconis
    H.G. Wells 'Die ersten Menschen auf dem Mond'  - Seite 223

    sendet und seine Erlebnisse den Erdenbewohnern mitteilt.
    Der 'Große Lunar', Herrscher über den Mond, fragt ihn über das Leben auf der Erde aus.

    Dieser weiht ihn aber kaum
    über das Verhältnis der Geschlechter zueinander, über Heirat, Geburt und dergleichen
    H.G. Wells 'Die ersten Menschen auf dem Mond'  - Seite 254

    auf dem  Mond ein, wobei das Gros der Bewohner
    wie bei den Ameisen und den Bienen auch in diesem Volk ein großer Teil aus geschlechtslosen Wesen besteht.
    H.G. Wells 'Die ersten Menschen auf dem Mond'  - Seite 255

    Und Cavor berichtet ihm, dass Menschen auf der Erde jubelnd in Kriege ziehen, was der 'Mann im Mond' nicht verstehen kann
    "Aber daran können sie doch keinen Gefallen finden!"
    H.G. Wells 'Die ersten Menschen auf dem Mond'  - Seite 273

    Die Funkverbindung bricht ab, als Cavor die Schmelzformel für
    das, auf das die Schwerkraft nicht wirkt ,durchgeben will.

    Es folgte, als wäre es in aller Hast gesendet:
    "Cavorit wird folgendermaßen hergestellt:
    Man nehme ....."
    H.G. Wells 'Die ersten Menschen auf dem Mond'  - Seite 277
     

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    'Wozu in ungewisse Fernen eilen'

     

    Der Preußisch-Deutsche Krieg mit der Schlacht bei Königgrätz zu Lasten der Österreicher war zu Ende gegangen, Preußen hatte sich durchgesetzt und beherrschte nun große Teile des zentralen europäischen Kontinents.

    König Georg V. von Hannover - im Bunde mit den Österreichern - musste nach der Annexion seines Königreiches durch Preußen ins Exil. Hannover verblieb dann 80 Jahre - bis zum Ende der Monarchie in Deutschland und Österreich - als preußische Provinz zurück.

    Am 7. November in jenem Jahr des Preußisch-Deutschen Krieges - also 1866 - wird in Berlin, Holzgartenstraße 5 - Paul Lincke geboren. Er wächst in einer Stadt auf, die übervölkert ist, sich mit ihren Wohnsilos immer weiter in die Umgebung ergießt - die Stadt verkommt im Dreck, die Kloaken stinken - es gibt keine Kanalisation, die Gülle versinkt unkontrolliert im Erdboden, aus dem das 'Trinkwasser' durch Brunnen gehoben wird. Es ist durch damals unbekannte Krankheitskeime verseucht - Vater August Lincke stirbt im Juli 1871 an der nach dem Deutsch-Französische Krieg eingeschleppten Cholera.

    Paul wird nach Wittenberge in den Haushalt eines Stadtpfeifers gegeben. Dort erlernt er das Geigenspiel, war auf dem Fagott bald firm und wusste mit dem Schlagzeug umzugehen. Zu seinem Leidwesen war das Klavierspiel nicht möglich.

    Als 17-Jähriger kehrt er nach Berlin als ausgebildeter Musiker zur Mutter zurück und fand eine Anstellung als Fagottist im Central-Theater in der Jakobstraße, das hauptsächlich Possen spielte.
    Damals wie heute war und ist es bestimmten Theaterdirektoren darum zu tun, dass möglichst viel zahlendes Volk die bereitgestellten Sitze einnimmt, kaum darum, Bildung zu vermitteln.

    Immerhin gab es 1885 in Berlin neben den Schauspielbühnen zwölf Theater, die über ein Orchester verfügten, so dass hier gute Verdienstmöglichkeiten bestanden.

    1874 gab es am Potsdamer Platz in Berlin ein Vaudeville-Theater - eine Theatergattung mit Ursprüngen im Pariser Jahrmarktstheater - unter dem Namen Königstädter Theater - an das Lincke 1887 engagiert wurde, wo er drei Spielzeiten blieb. Da dirigierte er alles, was in Fortsetzung der Berliner Gesangsposse zur Freude des Publikums gegeben wurde: 'Die Tochter der Markthalle', 'Der Klingeljunge von Bolle', 'Apfelmanns Söhne' - Stücke, die sich an Kotzebues Schauspiele 60 Jahre früher anschlossen.

    Hier lernte er einen jungen Schauspieler kennen, Heinrich Bolten-Baeckers, der im Rahmen der nun beginnenden Zusammenarbeit, die Libretti für Linckes musikalische Werke lieferte und seien es anfangs nur die musikalisch-textlichen Überbrückungen, die zwischen den einzelnen Hauptnummern oder als Zwischenakt in den Pausen eingefügt wurden.
     

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    'Der Regen klatscht, es heult der Sturm'


    Ob und wann Lincke die Offenbach'sche Fassung der 'Reise zum Mond' zur Kenntnis nahm, ist nicht überliefert, man folgte aber dem Trend der Zeit.

    Am 6. Juni 1897 spielte man
    mehr oder weniger als Remake von Offenbachs 'Orpheus in der Unterwelt' zum ersten Mal im Apollo-Theater die burlesk-phantastische Operette 'Venus auf Erden' - das damals übliche und alle technischen Möglichkeiten eines Theaters herausfordernde Revuebühnenbild mit Sonne, Mond und Sternen.
    Dazu einen kessen Text mit schmissiger Musik - die Berliner waren fasziniert, die 'Venus auf Erden' lief - mit wechselnden eingefügten - Varietéprogrammen ein halbes Jahr.

    Ganz aktuell kam am 1. Mai 1899 im Apollo-Theater alles hinzu, was mit Aeronautik zu tun hatte, man kombinierte Luftfahrt, himmlisch-göttliches Ambiente, Berliner Schnauze in heiteren Dialogen und mit Gassenhauer-Verse - die Geburt der Berliner Operette - im Gegensatz zu dem, was zur gleichen Zeit in Wien gespielt wurde.
     

    Da war sie nun und zog über die Bühnen der Welt.

    Am 17. August 1937 notierte Dr. Goebbels:


    '[...]

    Ich veranlasse eine Ehrengabe von 10.000 Mk für Paul Lincke von Berlin. Mit einer ehrenden Adresse. Der hat's verdient um Berlin!
    [...]'
     

    Und für den 6. November 1941 schrieb der Reichspropagandaleiter:


    '[...]
    Abends findet zum 75. Geburtstag von Paul Lincke der alten und doch ewig jungen 'Frau Luna' im Theater des Volkes  vor Verwundeten und Rüstungsarbeitern und -arbeiterinnen statt. Die Aufmachung der Aufführung ist großzügig und wahrhaft pompös. Benno von Arendt hatte eine Ausstattung geschaffen, die alles bisher Dagewesene in den Schatten stellt. Dass das mitten im Kriege möglich ist, mutet fast wie ein Wunder an.
    [...]

    Paul Lincke, der selber die Ouvertüre dirigiert, ist über die ihm dargebotenen Ehrungen außerordentlich gerührt.
    Er hat sich als Volkskomponist um die deutsche Unterhaltungsmusik größte Verdienste erworben. Sie werden ihm bei Gelegenheit des morgen stattfindenden 75. Geburtstages auch öffentlich bescheinigt und anerkannt.
    [...]'
     

     

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    '
    Ist die Welt auch noch schön'


    Dass sie den Abend
    in Regensburg weitgehend gestalten wird, war von Anfang an klar, eine Original-Berlinerin, 'die Dubiel'.

    Sie 'koddert' mit ihrer 'Schnauze', hält den Betrieb in Gang, allerdings kann auch sie bei allem Engagement dem Stück keine klare Linie geben, dazu ist das Ding von vornherein zu wenig strukturiert.

    Eine Aneinandereihung von Musiknummern, die mühsam durch Dialoge aneinander gebunden, eine Handlung ergeben sollen.
    Einfach Zucker geben! Da ist nichts zu verderben.
    Ansatzweise wird mit Aktualitäten gespielt, das bringt etwas Fahrt in dieses Konstrukt.
    Nicht zu vergessen in dem Zusammenhang die Extempores von Berthold Gronwald in der legendären 'Nacht-in-Venedig-Inszenierung' von 1993 mit dem Startenor der heutigen Tage, Jonas Kaufmann als Caramello.


    Aber das Problem der Struktur des Stückes ist z.Zt. in Leipzig wie auch an der Volksbühne in Berlin - was für RBG keine Entschuldigung bedeutet - ungelöst, wobei BER sich über fast alles hinwegsetzt, mit einem riesigen Ensemble die Bühne bevölkert und mit 'Ordinäritäten' das Stück so verhunzt, dass im Publikum während der Vorstellung mehr und mehr Lücken entstehen.

    Dass das
    Theater Regensburg mit seiner hochbezahlten Dramaturgie auch noch behauptet, das 'Glühwürmchen-Idyll' sei für die 'Frau Luna' komponiert worden, stimmt  natürlich nicht. Es kam mit Linckes 'Lysistrata' heraus. Erst 1922 wurde es in 'Frau Luna' übernommen.

    All das kann in RBG der Unbedarfte wie auch die einzelnen Figuren nicht erkennen.
    Die Solo-Damen tragen ähnliche Toupetfrisuren und sehen sich damit zum Verwechseln ähnlich.
    Wer will da was von wem?

    Die Kostüme von Toto für die 'Mondkühe' und 'Mondkälber' sind gestaltet.
    Wie? 

    Viel Aufwand für nichts, auf der auch vom Kostümbildner eingerichteten Drehscheibe mit einem nichtssagenden Bühnenbild umeinander kreisend wie Thomas Enzinger es regiemäßig vorgibt.
    Der war schon für diese 'Csárdasfürstin' zuständig, die man ja vorher an der Oker dem Publikum bot. Die 'Voraufführungen' dort haben Regensburg nichts genutzt.

    Dass hier die Dramaturgie nicht eingreift?
    Na ja!
    Dort bereitet man sich doch schon auf die Oberpfälzer Erstaufführung der 'Feen' vor.
    Und natürlich auf die Festaufführung der 'Kaffeekantate'.

     

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    Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:

    Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer
    von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen, sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

    Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes
    und Satire.

    Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz,
    in Anspruch.

    Dieter Hansing
     

     

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