Theater Regensburg
Bemerkungen
eines Vollzahlers zur szenischen Umsetzung von
'Frau Luna'
Musik von Paul Lincke
Repertoirevorstellung 10. Dezember 2013
'Ein Abend für Doris Dubiel'
Announcement Theater Regensburg
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19. September 1783: Erste Ballonfahrt
Ludwig XVI. und seine Frau Marie-Antoinette waren dabei, als die Brüder
Joseph Michel und Jacques Etienne Montgolfier einen Ballon sich durch
Heißluft mit einem Huhn, einer Ente und einem Schaf in die Luft erheben
ließen. Die Passagiere überlebten die Fahrt von zwölf Minuten, ehe der
Ballon - die heiße Luft blieb aus, da das Feuer zur Hitzeentwicklung am Boden
zurückgelassen worden war
- wieder auf die Erde zurücksank.
Sehr bald danach wurde bei den Ballonen das Feuer für die heiße Luft mitgeführt - anfänglich glaubte man der Rauch entwickle den
Auftrieb - sondern
mit Gas gefüllt, mit Tragflügeln und einem Motor ausgestattet, hieraus
entwickelte sich später das Luftschiff des Grafen Zeppelin.
'De
la Terre à la Lune' - Die Reise zum
Mond
Siebzig Jahre nach dem ersten
Ballonaufstieg nahm Jules Verne 1865
mit seinem Roman die kommende
Raumfahrt vorweg, geht er nämlich den
Weg des Transportes mittels einer
Rakete.
Für eine Reise zum Mond wollten
seine Protagonisten Barbicane,
Nicholl und Michel Ardan eigentlich
eine Kugel -
'die sich nach
Belieben uns sich selbst drehen
kann'
Jules Verne 'Die Reise zum Mond in
97 Stunden und 20 Minuten' - Seite
40
- benutzen, bis ein Telegramm aus
Paris in Tampa, Florida eintraf,
worin Michel Ardan vorschlug, statt
der Kugel ein zylinderkegelförmiges
Projektil zu verwenden.

Die Anlieferung des Projektils
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Vorausgegangen waren Diskussionen im
Land, ob der Start
und damit die Positionierung der
Kanone
in Texas oder in Florida vorbereitet
und durchgeführt werden sollte. -
Man entschied sich für Tampa,
'denn nach
der Empfehlung des Observatoriums
musste der Schuss senkrecht gegen
den Zenit gerichtet werden; aber der
Mond steigt nur in den Gegenden
zwischen 0 Grad und 28 Grad
'.
Jules Verne 'Die
Reise zum Mond in 97 Stunden und 20
Minuten' - Seite
54
Jules Verne zeigt in seinem Roman
eine Welt des Unwahrscheinlichen für
die damalige Zeit, untermauert aber
seine Ausführungen mit
wissenschaftlichen
Aussagen.
Die Entscheidung, Aluminium für das
Projektil zu verwenden, wird
beschrieben mit
...
dass es einem berühmen französischen
Chemiker, Sainte-Claire-Deville, im
Jahr 1854 gelungen ist , Aluminium
in in größerem Umfang herzustellen.
[...]
... ist weiß wie Silber,
unveränderlich wie Gold, zäh wie
Eisen, schmelzbar wie Kupfer und
leicht wie Glas; leicht zu
bearbeiten, in der ganzen Natur sehr
verbreitet - denn es bildet die
Basis der meisten Gesteine - ist
dreimal leichter als Eisen - [...]
Jules Verne 'Die Reise zum Mond in
97 Stunden und 20 Minuten' - Seite
39
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Tatsächlich stellte Henri Étienne
Sainte-Claire Deville im von Jules
Verne angegebenem Jahr erstmals
Aluminium her.
Die Frage nach dem Pulver für
Abschießen des Projektils aus '
einer
Kanone von Gusseisen ..., die 900
Fuß lang ist, einen Durchmesser von
neun Fuß und sechs Fuß dicke Wände
hat.'
Jules Verne 'Die Reise zum Mond in
97 Stunden und 20 Minuten' - Seite
44
- beantwortet Jules Verne mit
der Entdeckung von Xyloidine durch
Henri Braconnot im Jahr 1832.
Nach dem französischen Chemiker
besteht dieser Prozess in
Substitution für die Auflösung der
Stärke und reiner, einfach
Imprägnierung des Papier, Baumwolle,
Flachs etc. von konzentrierter
Salpetersäure.
[...]
Pelouse, studierte im Jahre 1838
ihre verschiedenen Eigenschaften
[...], womit Julese Verne
die Entdeckung des
Nitroglyzerin durch Theophil-Jules
Pelouse meint.
[...] und
endlich machte im Jahre 1846
Schönbein, Professor der Chemie zu
Basel, den Vorschlag, sie anstatt
Schießpulver zu gebrauchen. Dieses
Pulver nun
ist die stickstoffhaltige Baumwolle.
[...]
Jules Verne 'Die
Reise zum Mond in 97 Stunden und 20
Minuten' - Seite 48
Christian Friedrich Schönbein war
tatsächlich ein deutscher Chemiker,
der die Schießbaumwolle entdeckte,
ein Cellulosenitrat, das nach
Entzündung augenblicklich – auch bei
Abwesenheit von Luftsauerstoff – mit
gelblicher Flamme
verbrennt. Hierbei
entsteht, im
Gegensatz zu Schwarzpulver,
keinerlei für das menschliche Auge
sichtbarer Rauch, so dass
Cellulosenitrat auch als rauchloses
Pulver bezeichnet wird.
Bei aller wissenschaftlich
unterfütterten Ausführungen werden
dann auch Dinge erwähnt, die aus
heutiger Sicht als völlig
unglaubwürdig angesehen werden
müssen, als einer der beiden
mitgeführten Hunde, die auf dem Mond
eine neue Population der Vierbeiner
zeugen sollten, unterwegs stirb,
wird der tote Hund einfach durch
eine geöffnete Luke -
'wir machen eine auf und werfen den
Leichnam hinaus'
Jules
Verne 'Die Reise zum Mond in 97
Stunden und 20 Minuten' - Seite 168
- ins Weltall entsorgt, wo der dann
neben dem Projektil einherfliegt.
'Je suis le garde'
Nach Erscheinen des Romans gelangten eine Reihe von Bearbeitungen mit gleichen Themen auf die Bühnen.
In Berlin wurde 1875 'Eine Reise um die Erde' am Victoria Theater 710 mal gespielt
Am 26. Okt. 1875 erfolgte im Theater Gaîté die Uraufführung von Jacques Offenbachs 'Le Voyage dans la lune' - Die Reise zum Mond - mit dem Text von Eugène Letterrie/Albert Guillaume Vanloo/Arnold Mortier.
Inhalt und Ausführung von Offenbachs 'Reise zum Mond' ähnelten sehr der Vorlage von Jules Vernes Roman, so dass dieser anfänglich plante, Klage zu erheben, es dann aber doch unterließ.
König V'lan - Bass
Prinz Caprice, sein Sohn - Sopran
Microscope, der Berater des Königs - Tenor
Cosmos, König auf dem Mond - Tenor
Popotte, seine Gemahlin - Mezzosopran
Prinzessin Fantasio, ihre Tochter - Sopran
Cactus, der Ratgeber des Mondkönigs - Tenor
Qui pass'par-la, der König an der Börse - Tenor
Flamma, Adja und andere Ehrendamen Fantasias - Soprane
Ein Kommissar - Bass
Cascadine, eine Tänzerin
Hofstaat er Könige, Ehrendamen, Richter, Astronomen, Philosophen, Wächter, Händler, Mond- und Erdbewohner
Auf der Erde und auf dem Mond in der Fantasiewelt
http://www.operone.de/opern/voyaoffe.html
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1958 erschien eine Plattenaufnahme der Offenbach'schen Mondreise mit Mathieu Ahlersmeyer - einer der führenden Interpreten des Mandryka in 'Arabella' - als König V'an, Kurt Marschner war Mikroskop, Hans Leibelt spielte den Cosmos, Stina Britta Melander die Fantasia und der heute aus vielen TV-Produktionen bekannte Wolfgang Völz den Cactus.
Die musikalische Leitung hatte Paul Burkhard - von ihm stammt die Musik der Operette 'Feuerwerk', der Text von Erik Charell, Jürg Amstein und Robert Gilbert aus dem Jahr 1950.
1979 inszenierte Jérome Savary Offenbachs 'Die Reise zum Mond' an der Komischen Oper Berlin.
Im Gegensatz zur Urfassung war hier die Partie des Prinz Caprice mit einem Tenor, nämlich Günter Neumann, besetzt und als Microscope der unvergessliche Werner Enders, der Felsenteins König Bobèche im 'Blaubart' war.
1905 - also vierzig Jahre nach dem Erscheinen von Jules Vernes 'Mondfahrt' erschien der 1901 erstmals veröffentlichte Roman von H.G. Wells 'Die ersten Menschen im Mond' - folgend dem englischen Original-Titel 'The First Men in the Moon' - , später umbenannt in 'Die ersten Menschen auf dem Mond' im Bruns Verlag in Minden in Westfalen.
Hier lebt der etwas seltsame Wissenschaftler Mr. Cavor in einem Dorf Lympne im Lehmgebiet von Kent
H.G. Wells 'Die ersten Menschen auf dem Mond' - Seite 9
wo sich zur Zeit der Römer Englands großer Hafen Portus Lemanus H.G. Wells 'Die ersten Menschen auf dem Mond' - Seite 10
befand.
Zu ihm gesellt sich ein junger Mann, der - als Geschäftsmann in den Bankrott gegangen - sich nun als Schriftsteller an einem Theaterstück versucht.
Mr. Cavor
erfindet durch verschiedene
Schmelzvorgänge von Grundmaterialien
etwas, auf das die Schwerkraft nicht wirkt, er nennt es 'Cavorit'. Sobald der ein Gegenstand aus 'Cavorit' eine Temperatur von 16 Grad erreicht, wiegt die Luft unmittelbar über ihm nichts mehr, während sie daneben noch den normalen Druck von 1,033 Gramm auf den Quadratzentimeter H.G. Wells 'Die ersten Menschen auf dem Mond' - Seite 34 ausübt.
Mr. Cavor und Mr. Bedford, der junge Dichter, bauen ein Kugel aus 'Cavorit', groß genug für zwei Menschen und ihre Vorräte H.G. Wells 'Die ersten Menschen auf dem Mond' - Seite 40
sobald das Material unter 16 Grad abkühlt, wird die Schwerkraft über der Kugel nicht mehr wirken und diese ins Weltall aufsteigen wie ein Pfropfen aus der Flasche H.G. Wells 'Die ersten Menschen auf dem Mond' - Seite 40
Es muss für Proviant gesorgt werden, Nahrungsmittel und Essenzen, Stahlflachen mit Sauerstoff, ein Gerät um Kohlensäure und sonstige Abfallstoffe aus der Luft zu entfernen und den Sauerstoff mit Hilfe von Natriumsuperoxyd zu regenerieren, Wasserkondensatore und dergleichen. H.G. Wells 'Die ersten Menschen auf dem Mond' - Seite 45
Der Start erfolgt. Es gab einen kleinen Ruck, und ich hörte ein Geräusch wie das Entkorken einer Champagnerflasche. Darauf folgte ein leiser, pfeifender Ton. H.G. Wells 'Die ersten Menschen auf dem Mond' - Seite 52
Mühe- und schwerelos gelangen die Beiden zum Mond, werfen ein brennendes Stück Papier aus der Luke, stellen fest, dass das Feuer weiter brennt, was bedeutete die Atmosphäre de Mondes bestand entweder aus reinem Sauerstoff oder aus Luft, ähnlich der, wie wir sie kennen. H.G. Wells 'Die ersten Menschen auf dem Mond' - Seite 80
Man steigt aus, und stellt fest, emporstrebende Büsche, schwellende Pilze, die glänzenden Flanken einer Mondkuh H.G. Wells 'Die ersten Menschen auf dem Mond' - Seite 93
Bewacht wurde die von einem Wesen eine Art Ameise, kaum ein Meter fünfzig groß. H.G. Wells 'Die ersten Menschen auf dem Mond' - Seite 100
Aus der Tiefe des Mondes hörte man klopfende Geräusche.
Der Hunger überkommt die Erdmännchen und sie machen sich über die in Mengen vorhanden Pilze her. Jäh wurde mir bewusst, das er berauscht sei, möglicherweise durch den Genuss des Pilzfleisches. H.G. Wells 'Die ersten Menschen auf dem Mond' - Seite 107
Mondmänner beobachten sie, Bedford und Cavor nennen sie Seleniten, nach der griechischen Mondgöttin Selene, die äußerst merkwürdig pfeifende und winselnde Laute von sich geben. H.G. Wells 'Die ersten Menschen auf dem Mond' - Seite 109
Die Besucher werden gefangengenommen und in das Innere des Mondes gebracht bis hinab zu dem Zentralmeer, das den Kern des Mondes umspült. H.G. Wells 'Die ersten Menschen auf dem Mond' - Seite 175
Nach einem Kampf, während dessen drei Seleniten getötet werden, gelangen die Mondbesucher nach wilder Flucht wieder auf die Oberseite des Mondes und stellen fest, dass die Schachtausgänge von der Erde aus wie Rundwälle aussehen müssen, die zu einer falschen Analogie führten und von irdischen Astronomen als Mondkrater bezeichnet werden.
Getrennt von einander versuchen sie die Kugel wiederzufinden, mit der sie kamen.
Es gelingt nur Bedford, den Kumpan
findet er nicht, die Situation wird
bedrohlich, Auf allen
vieren kroch ich weiter. Auf meinen
Lippen bildete sich Reif, von meinem
Schnurrbart hingen Eiszapfen und ich
war von der gefrierenden Luft ganz
weiß. Nur noch ein Dutzend Schritt von der
Kugel entfernt. H.G. Wells 'Die ersten Menschen auf dem Mond' - Seite 192
Bedford
kann die Luken schließen und kehrt
zur Erde zurück, landet "Das da ist Littlestone", antwortete
er und deutete auf die Häuser. "Und
das da drüben ist Dungeness." H.G. Wells 'Die ersten Menschen auf dem Mond' - Seite
206
Ihm geht es gut, hat er doch zwei
Stangen Gold mit vom Mond gebracht,
weitres Gold vom Mond zu holen ist
nicht mehr möglich, da eine kleiner
Junge in die Kugel kriecht hatte mit
den Schaltern gespielt, die
Jalousien waren eingeschnappt, und
er war aufgestiegen. H.G. Wells 'Die ersten Menschen auf dem Mond' - Seite
216
Cavor aber bleibt auf dem
Erdtrabanten, von dem er später
Nachrichten über eine
Sendeanlage nach dem Prinzip
Marconis H.G. Wells 'Die ersten Menschen auf dem Mond' - Seite
223
sendet und seine Erlebnisse den
Erdenbewohnern mitteilt. Der 'Große Lunar', Herrscher über
den Mond, fragt ihn über das Leben
auf der Erde aus.
Dieser
weiht ihn aber kaum über das
Verhältnis der Geschlechter
zueinander, über Heirat, Geburt und
dergleichen H.G. Wells 'Die ersten Menschen auf dem Mond' - Seite
254
auf dem Mond ein, wobei das
Gros der Bewohner wie bei den
Ameisen und den Bienen auch in
diesem Volk ein großer Teil aus
geschlechtslosen Wesen besteht. H.G. Wells 'Die ersten Menschen auf dem Mond' - Seite
255
Und Cavor berichtet ihm, dass
Menschen auf der Erde jubelnd in
Kriege ziehen, was der 'Mann im
Mond' nicht verstehen kann "Aber daran
können sie doch keinen Gefallen
finden!" H.G. Wells 'Die ersten Menschen auf dem Mond' - Seite
273
Die
Funkverbindung bricht ab, als Cavor
die Schmelzformel für das, auf das die Schwerkraft nicht
wirkt
,durchgeben will.
Es folgte,
als wäre es in aller Hast gesendet: "Cavorit wird folgendermaßen
hergestellt: Man nehme ....." H.G. Wells 'Die ersten Menschen auf dem Mond' - Seite
277
'Wozu
in ungewisse Fernen eilen'
Der Preußisch-Deutsche Krieg mit der Schlacht bei Königgrätz zu Lasten der Österreicher war zu Ende gegangen, Preußen hatte sich durchgesetzt und beherrschte nun große Teile des zentralen europäischen Kontinents.
König Georg V. von Hannover - im Bunde mit den Österreichern - musste nach der Annexion seines Königreiches durch Preußen ins Exil. Hannover verblieb dann 80 Jahre - bis zum Ende der Monarchie in Deutschland und Österreich - als preußische Provinz zurück.
Am 7. November in jenem Jahr des Preußisch-Deutschen Krieges - also 1866 - wird in Berlin, Holzgartenstraße 5 - Paul Lincke geboren. Er wächst in einer Stadt auf, die übervölkert ist, sich mit ihren Wohnsilos immer weiter in die Umgebung ergießt - die Stadt verkommt im Dreck, die Kloaken stinken - es gibt keine Kanalisation, die Gülle versinkt unkontrolliert im Erdboden, aus dem das 'Trinkwasser' durch Brunnen gehoben wird. Es ist durch damals unbekannte Krankheitskeime verseucht - Vater August Lincke stirbt im Juli 1871 an der nach dem Deutsch-Französische Krieg eingeschleppten Cholera.
Paul wird nach Wittenberge in den Haushalt eines Stadtpfeifers gegeben. Dort erlernt er das Geigenspiel, war auf dem Fagott bald firm und wusste mit dem Schlagzeug umzugehen. Zu seinem Leidwesen war das Klavierspiel nicht möglich.
Als 17-Jähriger kehrt er nach Berlin als ausgebildeter Musiker zur Mutter zurück und fand eine Anstellung als Fagottist im Central-Theater in der Jakobstraße, das hauptsächlich Possen spielte.
Damals wie heute war und ist es bestimmten Theaterdirektoren darum zu tun, dass möglichst viel zahlendes Volk die bereitgestellten Sitze einnimmt, kaum darum, Bildung zu vermitteln.
Immerhin gab es 1885 in Berlin neben den Schauspielbühnen zwölf Theater, die über ein Orchester verfügten, so dass hier gute Verdienstmöglichkeiten bestanden.
1874 gab es am Potsdamer Platz in Berlin ein Vaudeville-Theater - eine Theatergattung mit Ursprüngen im Pariser Jahrmarktstheater - unter dem Namen Königstädter Theater - an das Lincke 1887 engagiert wurde, wo er drei Spielzeiten blieb. Da dirigierte er alles, was in Fortsetzung der Berliner Gesangsposse zur Freude des Publikums gegeben wurde: 'Die Tochter der Markthalle', 'Der Klingeljunge von Bolle', 'Apfelmanns Söhne' - Stücke, die sich an Kotzebues Schauspiele 60 Jahre früher anschlossen.
Hier lernte er einen jungen Schauspieler kennen, Heinrich Bolten-Baeckers, der im Rahmen der nun beginnenden Zusammenarbeit, die Libretti für Linckes musikalische Werke lieferte und seien es anfangs nur die musikalisch-textlichen Überbrückungen, die zwischen den einzelnen Hauptnummern oder als Zwischenakt in den Pausen eingefügt wurden.
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'Der Regen klatscht, es heult der Sturm'
Ob und wann Lincke die Offenbach'sche Fassung der 'Reise zum Mond' zur Kenntnis nahm, ist nicht überliefert, man folgte aber dem Trend der Zeit.
Am 6. Juni 1897 spielte man
mehr oder weniger als Remake von Offenbachs 'Orpheus in der Unterwelt'
zum ersten Mal im Apollo-Theater die burlesk-phantastische Operette 'Venus auf Erden' - das damals übliche und alle technischen Möglichkeiten eines Theaters herausfordernde Revuebühnenbild mit Sonne, Mond und Sternen.
Dazu einen kessen Text mit schmissiger Musik - die Berliner waren fasziniert, die 'Venus auf Erden' lief - mit wechselnden eingefügten - Varietéprogrammen ein halbes Jahr.
Ganz aktuell kam am 1. Mai 1899 im Apollo-Theater alles hinzu, was mit Aeronautik zu tun hatte, man kombinierte Luftfahrt, himmlisch-göttliches Ambiente, Berliner Schnauze in heiteren Dialogen und mit Gassenhauer-Verse - die Geburt der Berliner Operette - im Gegensatz zu dem, was zur gleichen Zeit in Wien gespielt wurde.

Da war sie nun und zog über die Bühnen der Welt.
Am 17. August 1937
notierte Dr. Goebbels:
'[...]
Ich veranlasse eine Ehrengabe von
10.000 Mk für Paul Lincke von
Berlin. Mit einer ehrenden Adresse.
Der hat's verdient um Berlin!
[...]'
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Und für den 6. November 1941 schrieb der Reichspropagandaleiter:
'[...]
Abends findet zum 75. Geburtstag von
Paul Lincke der alten und doch ewig
jungen 'Frau Luna' im Theater des
Volkes vor Verwundeten und
Rüstungsarbeitern und -arbeiterinnen
statt. Die Aufmachung der Aufführung
ist großzügig und wahrhaft pompös.
Benno von Arendt hatte eine
Ausstattung geschaffen, die alles
bisher Dagewesene in den Schatten
stellt. Dass das mitten im Kriege
möglich ist, mutet fast wie ein
Wunder an.
[...]
Paul Lincke, der selber die
Ouvertüre dirigiert, ist über die
ihm dargebotenen Ehrungen
außerordentlich gerührt.
Er hat sich als Volkskomponist um
die deutsche Unterhaltungsmusik
größte Verdienste erworben. Sie
werden ihm bei Gelegenheit des
morgen stattfindenden 75.
Geburtstages auch öffentlich
bescheinigt und anerkannt.
[...]'
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'Ist die Welt auch noch schön'
Dass sie den Abend
in Regensburg weitgehend gestalten wird, war von Anfang an klar, eine Original-Berlinerin, 'die Dubiel'.
Sie 'koddert' mit ihrer 'Schnauze', hält den Betrieb in Gang, allerdings kann auch sie bei allem Engagement dem Stück keine klare Linie geben, dazu ist das Ding von vornherein zu wenig strukturiert.
Eine Aneinandereihung von Musiknummern, die mühsam durch Dialoge aneinander gebunden, eine Handlung ergeben sollen.
Einfach Zucker geben! Da ist nichts zu verderben.
Ansatzweise wird mit Aktualitäten gespielt, das bringt etwas Fahrt in dieses Konstrukt.
Nicht zu vergessen in dem Zusammenhang die Extempores von Berthold Gronwald in der legendären 'Nacht-in-Venedig-Inszenierung' von 1993 mit dem Startenor der heutigen Tage, Jonas Kaufmann als Caramello.
Aber das Problem der Struktur des Stückes ist z.Zt. in Leipzig wie auch an der Volksbühne in Berlin - was für RBG keine Entschuldigung bedeutet - ungelöst, wobei BER sich über fast alles hinwegsetzt, mit einem riesigen Ensemble die Bühne bevölkert und mit 'Ordinäritäten' das Stück so verhunzt, dass im Publikum während der Vorstellung mehr und mehr Lücken entstehen.
Dass das
Theater Regensburg mit seiner hochbezahlten Dramaturgie auch noch behauptet, das 'Glühwürmchen-Idyll' sei für die 'Frau Luna' komponiert worden, stimmt natürlich nicht. Es kam mit Linckes 'Lysistrata' heraus. Erst 1922 wurde es in 'Frau Luna' übernommen.
All das kann in RBG der Unbedarfte wie auch die einzelnen Figuren nicht erkennen.
Die Solo-Damen tragen ähnliche Toupetfrisuren und sehen sich damit zum Verwechseln ähnlich.
Wer will da was von wem?
Die Kostüme von Toto für die 'Mondkühe' und 'Mondkälber' sind gestaltet.
Wie?
Viel Aufwand für nichts, auf der auch vom Kostümbildner eingerichteten Drehscheibe mit einem nichtssagenden Bühnenbild umeinander kreisend wie Thomas Enzinger es regiemäßig vorgibt.
Der war schon für diese 'Csárdasfürstin' zuständig, die man ja vorher an der Oker dem Publikum bot. Die 'Voraufführungen' dort haben Regensburg nichts genutzt.
Dass hier die Dramaturgie nicht eingreift?
Na ja!
Dort bereitet man sich doch schon auf die Oberpfälzer Erstaufführung der 'Feen' vor.
Und natürlich auf die Festaufführung der 'Kaffeekantate'.
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