Deutsches Theater Berlin

  
 Bemerkungen zu
   'Kabale und Liebe'

       Repertoirevorstellung 04.04.2010

     'Klettermaxe - Die Wände hoch'
 

 

 
 


Zur Meinungsfreiheit westlicher Gesellschaften 
zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
   04.01.2010 - dradio.de


 

 
 


Announcement Deutsches Theater Berlin

Kabale und Liebe

von Friedrich Schiller

„Ein entsetzliches Schicksal hat die Sprache unsrer Herzen verwirrt.“

Liebe und Zweifel, Intrige und Tod – Schiller hat mit nur 23 Jahren die Tragödie einer absoluten Liebe zweier junger Menschen geschrieben, die an der Ignoranz der Väter scheitert und als Anklage einer zynischen Gesellschaftsordnung verstanden werden kann. Luise Millerin, ein einfaches Bürgermädchen, liebt Ferdinand von Walter, den Sohn des Präsidenten. Und er liebt sie. Ihre Liebe gerät ins Schussfeld unterschiedlichster Interessen, alles scheint sich gegen die Zwei verschworen zu haben. Intrigen werden gesponnen, Hochzeiten beschlossen, Briefe erzwungen. Luise und Ferdinand, im festen Glauben an das Überleben ihrer Liebe, werden getrieben – in den Zwiespalt, die Lüge, den Widerstand und schließlich bis zum Äußersten. Schiller rechnet in ‚Kabale und Liebe‘ zugleich mit seiner Vätergeneration und dem Absolutismus ab. Heute, da Standesunterschiede keine bedeutende Rolle mehr spielen, ist das Thema der Ab- und Ausgrenzung ganzer gesellschaftlicher Gruppen von zunehmender Brisanz. Wenn sich Machtkonstellationen verstärkt der Kenntlichkeit entziehen, kulturelle Codes nicht eindeutig lesbar sind, fragt sich der Einzelne: Wer bin ich? Wo stehe ich? Was bin ich wert?

Premiere 
5. Februar 2010
 
Regie Stephan Kimmig
Bühne Katja Haß
Kostüme Andrea Schraad
Musik Michael Verhovec
Dramaturgie Juliane Koepp

Besetzung
Ulrich Matthes (Präsident von Walter), Ole Lagerpusch (Ferdinand, sein Sohn), Elias Arens (Hofmarschall von Kalb), Lisa Hagmeister (Lady Milford), Alexander Khuon (Wurm, Haussecretär), Matthias Neukirch (Miller, Stadtmusikant), Claudia Eisinger (Luise, dessen Tochter), Maria Wardzinska (Sophie)
 

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In seinem Erstlingswerk 'Die Räuber' von 1782 setzt sich Schiller mit den Problemen in einer Familie auseinander, Liebe - Macht - Untergang.

Seinen 'Fiesco' nimmt Dalberg für den 11. Januar 1784  auf den Spielplan des Mannheimer Nationaltheaters und bereits am 13. April des Jahres folgt 'Kabale und Liebe' - hier dargestellt die Standesunterschiede im ausgehenden 18. Jahrhundert, die Probleme, die mit dem Absolutismus und besonders mit dem Despotismus der Kleinstaatenfürsten in Deutschland einhergehen.

'Verbotene Liebe' zwischen den Ständen - Dünkel aus dem Adelsstand und der Unterwürfigkeit der unteren Bevölkerungsschichten resultierend, Korruption, Mätressenwirtschaft an den Höfen, Armut der Bürger. Erst
"wenn die Schranken einstürzen" wird es Veränderungen geben.

Da in den deutschen Kleinstaaten Produkte für den Handel nicht in ausreichender Menge und Qualität zur Verfügung standen, verlegte man sich auf das Verschieben von Menschen.
Die Lady erhält ein Geschenk des Fürsten, das mit Geldern aus dem Verkauf von Bürger-Soldaten nach Amerika bezahlt wurde. Abgabe dieser in Kriegsgebiete, meist noch überseeischer Herrscher, um mit dem Erlös den eigenen Hof in Gang zu halten.

Schiller ist eingebunden in das Leben am Hofe des Herzogs Karl Eugen von Württemberg, der als Sohn von Carl Alexander von Württemberg und seiner Frau Maria Augusta von Thurn und Taxis - nach dem frühen Tod des Vaters und einer Erziehung am Hofe von Friedrich II. von Preußen - 1744 als Sechzehnjähriger den Thron besteigt.

Was Schiller in seiner unmittelbaren Umgebung als Zögling des Württembergischen 'Fürsten' an Zwang und Drangsal erlebt, fließt in 'Die Räuber' ein. Als er wegen des Besuchs einer 'Räuber'-Vorstellung in Mannheim vom Herrscher mit Arrest vom 28. Juni bis 11. Juli 1782 belegt wird, beginnt er da bereits über das Konzept für 'Luise Miller' mit der Aufarbeitung seiner Erlebnisse nachzudenken.
Seine spätere vergebene Liebesmüh in Bauerbach um Charlotte von Wolzogen, die den bürgerlichen Schiller kaum zur Kenntnis nimmt und sich einem Aristokraten hingibt, die Wut darüber schreibt er sich in 'Kabale und Liebe' von der Seele, er lässt die große Liebe der jungen Leute Luise und Ferdinand an der Standeskluft, am gesellschaftlichen Gefälle, scheitern.
 
 

     
Müßt Ihr es aber für möglich erkennen, wie ich es für mehr als möglich erkenne, nun;
so wäre die Republik ja das Rechte, und wir dürfen nur fordern, daß der König der erste und allerächteste Republikaner sein sollte. Und ist Einer mehr berufen, der wahreste, getreueste Republikaner zu sein als gerade der Fürst?

[Sämtliche Schriften und Dichtungen: Zwölfter Band, S. 400.]
 

 

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Katja Haß schafft für 'K+L' am DT in BER ein Bühnenbild, das in Verselbstständigung den Abend allein bestreiten könnte. 
Da drehen sich Wände, die von oben bis unten wie die Ausstellung von Türen in einem Baumarkt bestückt sind, um sich selbst, da fallen Klappen, Aufbauen werden nach vorne, nach hinten gefahren, stürzen, das gesamte Gebilde bewegt sich auf der Drehscheibe - und wirft Schatten an die hellen Wände.
Somit fortwährender optischer Wandel für das Publikum - die Bühne wird so zum Ereignis. Dass diese Bauten wenig bzw. garnichts mit dem Stück zu tun haben, stört kaum jemanden.
Immerhin hat dieser Entwurf den Vorteil, in diesen Aufbauten die von Bassewitz'sche 'Peterchens Mondfahrt' oder auch Hebbels 'Nibelungen'  usw., usw, usw. spielen zu können.

Dass irgendwelche Ideen, die irgendwo entstanden sind, den Werken übergestülpt werden, die das Publikum irre führen und vom Eigentlichen ablenken, interessiert in den deutschen Theatern nicht. Da meint dann eine gewisse Theaterleitung: 'Das macht Bayreuth auch so, das ist modern'.
'Selten so gelacht!'

Dass auf unbekümmerte Weise das heutige Publikum befriedigt werden kann, liegt an der Tatsache, dass die meisten der Besucher die Stücke und Texte nicht kennen und sich über alles amüsieren. Dass immerfort etwas geboten wird und werden muss, gibt Regisseuren und Intendanten das Recht, auf jeden Sitz muss ein Hintern. Nur so lassen sich die Theater noch rechtfertigen.
'Verheutigen' gehört dazu wie Brutalität, wie Sex, wie Ulk und wie hier am DT in BER bei K+L auch Körperlichkeit in Form von Akrobatik.

Dass Darsteller sich 'nackert' auf der Bühne zeigen - siehe Matti im 'Puntila' am DT - gehört schon zum Selbstverständnis: Damen und Herren haben beim Casting vorzuführen, was sie in Bluse und Hose haben. Das muss dann schon etwas hergeben - Sänger können noch mit der Stimme kaschieren, wenn unten was nicht ausreicht. Mancher steht unter Umständen dann ziemlich blamiert da - Talent allein reicht heute nicht mehr, Neigung zum Exhibitionismus erleichtert das Schauspieler-Leben.

 

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'Der geschlossene Vorhang'

Die Inszenierung des Stückes von Stephan Kimmig beginnt mit einer Kletterpartie - zumindest hinter der Bühne - denn Vater Miller - Matthias Neukirch - erscheint wechselnd in einer der Wandöffnungen des 'geschlossenen Vorhangs', um wie ein Marktschreier auf dem Hamburger Fischmarkt zu verkünden:
"Das Mädel ist schön - schlank - führt seinen netten Fuß. Unterm Dach mag's aussehen, wie's will. Darüber guckt man bei euch Weibsleuten weg" -

Dies allerdings nicht zur Millerin, seiner Frau, die Rolle ist am DT nämlich gestrichen - so wird das Publikum mit den Miller'schen Aussagen zur Führung einer Ehe konfrontiert und das kichert - unbedarft wie es ist - schon gleich zu Anfang der Vorstellung.

Dass auch jetzt noch Ehemänner mit ihren Frauen so umgehen, ist zwar nicht die Regel, kommt aber vor. Das heutige Publikum hat mangels Kenntnis und wegen irreführender Regie nicht die Möglichkeit, zu erkennen, Schiller führt hier das Gehabe eines Mannes im 18. Jahrhundert vor - die Frau galt garnichts und konnte je nach Gusto beschimpft und geschlagen werden. Da Frau Miller nicht auftritt, bleibt auch das Miller'sche:
"Willst du dein Maul halten? Willst das Violoncello am Hirnkasten wissen?"

ungesagt.

Nach:
"Der Handel wird ernsthaft"

beendet er seine Suada mit:

"Ich heiße Miller"
,

was wiederum Gelächter beim Publikum hervorruft, Miller stützt sich mit beiden Händen gegen die Rückwand, diese gibt nach und stürzt nach hinten, flach auf den Bühnenboden.
'Doller Effekt!'

Der Blick wird freigegeben auf einen Raum, mit Tür- und Klappenöffnungen in Seitenwänden und in der Rückwand ausgestattet.
 

Am obersten Rand 'klebt' an der Wand der Sekretär, der Wurm von Alexander Khuon, von Miller freundlich begrüßt.
Wurm hangelt sich an den in die Wand eingelassenen Steigeisen herab und prustet dem Miller das 'poussieren' ins Gesicht. Unruhig auf der Bühne auf und ablaufend hört er sich an, dass Vater Miller seiner Tochter keine Vorschriften in Bezug auf die Wahl ihres Ehegemahls macht:

Schüttelt sie den Kopf - noch besser

das Publikum kichert über das Statement.
"aber eine Weiberseel' ist auch für einen Kapellmeister zu spitzig"

trumpft Wurm auf, er säße beim Präsidenten am längeren Hebelarm und meint Ansprüche bezüglich der Tochter Luise Miller anmelden zu können.
Er ist nicht der Schleicher, der Kriecher, der Wurm, der sich im eigenen Schleim voranbewegt, sondern ein entgegen den Intentionen des Autors, selbstbewusst Auftretender.

Nach Millers:
- auf seinem Gänsekiel reiten.
geht Wurm ab und
Claudia Eisinger tritt als Luise für die dritte Szene auf.

Sie ist eine sehr Resolute, Handfeste, nicht das, was man sich unter einer Luise vorstellt, eben eine sanfte Sentimentale, die alles erträgt, immer 'einsam in trüben Tagen' auf den Richtigen wartend - die, die ihren Vater Miller liebt und achtet.

Dass Frau Eisinger auf die kommenden Kabalen reinfallen und sie ertragen wird, kann man sich bei ihr wahrlich nicht vorstellen. Der einigermaßen Bewanderte sieht  Frau Eisinger nicht als Luise Miller - ihre Sprache ist hart, schnell, unverzögert - gerademal das
"ich fürchte, ich fürchte"
hat den Klang, den man erwartet. Wie sie dann gegen die Tür hämmert, dem Vater nachruft - dass ist keine, mit der jedermann so einfach umspringen kann.
Aber auch hier wird gegen den Typ besetzt oder sie wird vom Regisseur nicht zurückgenommen oder kann sich selbst nicht reduzieren.

Vierte Szene
Auftritt Ferdinand -
Ole Lagerpusch.

"Du bist blass, Luise"

Auf
"die Grenzen meiner Liebe?"

will sie mehrfach die Wand hinauf,
Ferdinand hindert sie daran, stumm kommen sie langsam zusammen, sie zieht ihm das Jackett aus, das Hemd, er zieht ihr das Kleid über den Kopf, da besinnt sie sich, dass es hier und jetzt nicht so weiter gehen kann, obwohl
"wilde Wünsche werden in meinem Busen rasen" ...
... du hast den Feuerbrand in mein junges Herz geworfen"

die Steigleiter hinauf und weg.
Ferdinand nimmt Hemd und Jackett vom Boden auf und geht ab.

Wurm dreht von hinten die Rückwand um 90 Grad -
Blick in den Bühnentiefe -
Auftritt von Walter -
Ulrich Mathes.
Er ganz Präsident und ohne jeden Zweifel
"rase, wenn ich zürne"
- neben ihm Wurm, nicht der Getretene, der Gebückte, Geduckte vor dem Vorstand - aufrecht steht er neben dem Vorgesetzten und gibt klare Antworten, Hinweise - laut:
"ich mach hier gern den Bürgersmann"

Der Präsident erläutert mit kerniger Sprache die Sache Milford, kein Zögern, kein Zweifel, die Lady wird den Abschied erhalten und
"um den Betrug vollkommen zu machen"

eine neue Verbindung eingehen und
"damit der Fürst im Netz meiner Familie bleibe, mein Sohn die Milford heiraten."

Den Sekretär Wurm herrisch zurückrufend
"Wenn er plaudert"

und der weiß, was das hieße -
"so zeigen Ihro Exzellenz mir meine falschen Handschriften auf"


Sechste Szene

Auftritt Hofmarschall von Kalb, der
"kommt wie gerufen" -


herein wuselt es, sich exaltiert gebärdend, mit sich überschlagender Stimme -
Elias Arens - der Prototyp des Hysterikers, kreischend in der ganzen Residenz zu verkünden,
"dass Lady Milford eine Majorin von Walter wird."

Er enthüpft und tänzelt im Bühnenhintergrund herum, verdeutlichend, wie sehr er fliegt, um zu bewahrheiten, dass in drei viertel Stunden die ganze Stadt die Neuigkeit weiß.

Auf den Kommentar des Präsidenten, da sage man doch, dass diese Geschöpfe in der Welt zu nichts taugen - lacht das Publikum schallend - es hatte sich für eine kurze Weile ruhig verhalten - nun aber prusten sie los, die aus dem Seniorenheim, die mal eben für den Besuch der Nachmittagsvorstellung den Töpferkurs unterbrochen haben..

Siebter Auftritt
Ferdinand:
"
Sie haben befohlen, gnädiger Herr Vater"

Die weiten Hosenbeine zeigen mit ihrem weichen Stoff, den immerwährenden Zustand des Jünglings Ferdiand, zwar durch Vaters Hilfe mit zwanzig Major, aber doch in Wirklichkeit ein überaus sentimentaler Pubertierender.

Der Präsident dreht selbst die Wand um 90 Grad herum, zu sehen die Rückwand des Aufbausegments mit den Konstruktionsteilen und Steigeisenaufstiegen.

Vorsichtig nähert er sich seinem Sohn, tastet nach ihm:
"Ferdinand, umarme mich!"

Linkisch tut dem Vater der Sohn den Gefallen.
Der aber muss nun hören, dass alle Schiebereien, das Wegräumen des Vorgängers in der Position nur zum Wohle des Sohnes unternommen wurden. Spielend, im Schlafe sei er emporgehoben worden.
"Mit zwölf warst du Fähnrich" -

Der Sohn entsagt lieber dem Erbe, das nur auf schmähliche Weise zustande gekommen ist.

"Neid, Furcht, Verwünschung sind die traurigen Spiegel, worin sich die Hoheit eines Herrschers belächelt."

Wie Herr Lagerpusch zwischen Worten, Sätzen Luft holt und den Texten damit verhetzt - interessant.

Die Sache mit der Milford bahnt sich an, Ferdinand muss dem Willen des Vaters gehorchen und der Mätresse des Herzogs mitteilen, dass er ihr Bräutigam werde, ihr, die jeder Schandsäule im Herzogtum bekannt ist.
Das mit dem Wurm abgekartete Spiel geht auf und Ferdinand lehnt auch die Verlobung mit der Gräfin Ostheim ab.
"In diese Falle ging er,  der Heuchler"

triumphiert der Präsident.

2. Akt
Erster Auftritt

Lisa Hagmeister, die Buhlerin, torkelt herein, schiebt sich die Bühnenbauten zurecht, dreht und wendet die Wände, schafft sich ein ihr genehmes Ambiente, sie die der Fürst einst in Hamburg an der Elbe aufgabelte und die er zu sich nahm, die jetzt abgeschoben werden soll.
Ein Flittchen, exaltiert, unangenehm, penetrant - was hat der Herzog für einen Geschmack? Ein grässliches unfrohes, dabei aber hysterisch lachendes, von der Bevölkerung des Fürstentums verachtetes Weib, vom Publikum missachtet, ob der nuschelnden Aussprache eine kaum zu verstehende Schauspielerin.

Sophie - Maria Wardzinska - eine raffinierte Kammerjungfer, so eine Art Fledermaus-Adele, unerschüttert bietet sie der Lady Paroli, bringt eine Schatulle - die
von Schiller hierfür vorgegebene Kammerdiener-Szene wurde von der Leitung des DT BER gestrichen - mit dem Schmuck zur vereinbarten Hochzeit der Lady, der nichts koste, da Landsleute dafür nach Amerika verkauft wurden.

"Das ist schrecklich, ganz schrecklich"
hört man die Lady, nur wie sie es sagt, mit ausgesteckten Armen auf Sophie zueilend, kommt nicht rüber, wenn sie dann die Kleinodien zum Verkauf stellt, damit das Geld vom Brand Geschädigten zugute kommen kann - es passt alles nicht zusammen - es hakt entsetzlich.
So wird auch später der Verzicht und die Rückkehr zu sich selbst nicht glaubwürdig dargestellt.


Dritte Szene
Auftritt Ferdinand

Nun beginnt die artistische Show - Ferdinand, als Klettermaxe, geht die Wände hoch ob des Wunsches des Vaters der Lady, der 'Prittin', als Bräutigam gegenübertreten zu müssen - hangelt sich 'immer an der Wand lang'.

Das Publikum hält fasziniert den Atem an, fragt sich, bewähren sich die Haken, greift der Held nicht zu kurz und stürzt ab, dann 'schöner Jüngling, lebe wohl!'
Nein, die Kletterei gelingt und damit kann im Circus Krone bei der Starshow aufgetreten werden, wenn K+L am DT in BER abgespielt ist.

Die Lady erklärt ihre Herkunft, wirft große Schatten an die Wand, hampelt herum wie eine Anfängerin, aus dem Laufhaus am Auweg im Tal der Ahnungslosen scheint sie gekommen zu sein, wer weiß, ob sie nicht schon auf St. Pauli tätig war, bevor der Fürst sie an der Elbe fand.

Sie fleht Ferdinand an, entkleidet sich, barbusig steht sie vor ihm, sie zieht das Hemd ihm aus, sie fallen aneinander und er muss an sich halten, um nicht gänzlich zu entgleisen.

"Ich kann das nicht aushalten, ich muss ihnen ein Geständnis tun"
... ich liebe ein bürgerliches Mädchen"

Darauf der Lady schmerzvolles, entsetztes
"Nein"

Die Verbindung mit Ferdinand wäre die letzte Chance für sie gewesen, sich im Lande statusmäßig halten zu können.


Vierte Szene
Luise und Miller

"Der Wurm hat geplaudert"

"Aber soll mir der Dintenkleckser einmal in den Schuß laufen? - Soll er mir laufen? Es sei in dieser oder in jener Welt - Wenn ich ihm nicht Leib und Seele breiweich zusammendresche, alle zehen Gebote und alle sieben Bitten im Vaterunser, und alle Bücher Mosis und der Propheten aufs Leder schreibe, daß man die blauen Flecken bei der Auferstehung der Todten noch sehen soll" -

schallendes Gelächter des Berliner Publikums dieser Nachmittagsvorstellung.

Fünfte Szene
Ferdinand, die Vorigen

Er völlig aufgelöst nach der Szene, die ihm die Lady machte.
Als Luise hört, dass Ferdinand die Lady heiraten soll, schlägt sie verzweifelt an den Kopf. Soll, Herr Kimmig, durch diese aufgesetzte Aktion gezeigt werden, sie könne das alles nicht verstehen?

Luise: klar erkennend, bestimmt sich äußernd - nicht wie es eine Jesserer als Naive es rollengerecht täte:
"So ei schöner Traum, Ferdinand, und so fürchterlich jetzt das Erwachen."

Ferdinand:
"Frei wie ein Mann will ich wählen, daß diese Insektenseelen am Riesenwerk meiner Liebe hinaufschwindeln! "


Sechste Szene
Präsident, Wurm, die Vorigen

Die Beleidigungen, das verfügte Zuchthaus wegen Meinungsäußerung, an den Pranger die Tochter, herrisch Ulrich Mathes, er die Schwelle vor dem Fürsten, an der Miller den Hals brechen muss, auch wenn er wie zum Selbstschutz, die Arme vor seiner Brust verschränkt, er hört nur den Präsidenten mit der Adresse:
"- ich will das Echo hinauswerfen lassen"

Gelächter im Publikum - (Gott, was sind das nur für Leute?)

Ferdinand
"- unterdessen erzähl' ich der Residenz eine Geschichte, wie man Präsident wird."

 

 

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Dritter Akt
Erste Szene

Das Gespräch des Präsidenten mit dem Hofmarschall zeigt noch einmal dessen Begriffsstutzigkeit, eingebettet in Exaltation und hysterische Sprachführung, kiekst, als er erfährt, eine Bürgerliche nehmen zu sollen und von Bock Premierminister wird - der Präsident überzeugend in seiner Autorität, aber nicht deutlich machend, dass er verunsichert ist durch die Ankündigung Ferdinands, die Machenschaften des Präsidenten der Bevölkerung aufzuzeigen.

In Anbetracht einer angedachten Demission des Präsidenten, gewinnt dieser leicht den verschreckten Hofmarschall von Kalb, der ja dann befürchten muss, in seiner Wertigkeit bei Hofe abzusacken, zum Rendezvous mit Luise und der will auch den Brief fallen lassen, dass Ferdinand ihn zu Gesicht kommen muss.

So kann der Präsident auf die Verschlagenheit des Hofmarschalls zählen.

"Ein Gift wie das müßte die Gesundheit selbst in eiternden Aussatz verwandeln"


Vierte Szene

Rotierende Mittelwand - an ihr kletternd und hängend Luise, Ferdinand und Wurm. Ferdinand fängt die Drehbewegung auf - Zärtlichkeiten mit Luise an der Rampe,  Ferdinand hustet, Luise darob verlegen lachend:
"Ich glaube an keine glücklichen Tage mehr"

"Das schmelzende Auge funkelt im Rhein, wie in der Elbe oder im Baltischen Meer
"- und Luise fügt hinzu: oder im Pazifik.

Absprachen im Geheimen, einander zugeflüstert:
"Wir fliehen."

Dann aber der Umsturz:
"Ein Liebhaber fesselt dich, und Weh über dich und ihn, wenn mein Verdacht sich bestätigt."
 
 


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Fünfte Szene: gestrichen

Sechste Szene

Luise und Wurm, der krempelt sich die Ärmel hoch, Luise will zum Fürsten,
"Ich will ihm vorheulen, was elend ist"

Er will sie aufhalten -
es kommt zu einem Handgemenge, Luise tritt ihm 'zwischen die Beine', er geht zu Boden.
"Woher wissen sie, dass der Fürst mir willfahren wird?"

Als er wieder hochkommen will, schlägt sie ihm den Kopf - mag sein, dass Herr Kimmig als Regisseur Frau Eisinger angewiesen hat, sich so aufzuführen oder fand sie selber den Weg, nach der Maßgabe: "Bietet an?"

Falsch ist es so oder so - geradezu lächerlich, dass eine Luise Miller sich derart handgreiflich zur Wehr setzen darf.

Dann Herr Khuon:
"Setzen sie sich"

Als Frau Eisinger fragt:
"Wohin"

klopft Her Khuon an die Bühnenwand, zeigt auf einen Klappsitz, den der Eisenbahnfahrer aus den Eilzugwagen der DB, in die Waggonwand eingelassen, kennt.

Wie sinnig, Herr Kimmig!

Und Luise nimmt Platz, bereit zum Diktat.

Wie aus guten Büros bekannt, kommt es zur Aufforderung:
"Schreiben Sie!"

Bei ihrem
"Macht was ihr wollt - ich schreibe das nicht"


schlägt Frau Eisinger Herrn Khuon den Schreibblock um die Ohren.

Hat sich im 18. Jahrhundert eine junge Frau in einer derartigen Zwangslage so verhalten oder was will Herr Kimmig dem Publikum damit sagen, will er zeigen, dass Frau Eisinger keine 'Luise' ist.

Und plötzlich ihre Kehrtwende, aber keine Resignation angesichts der Ausweglosigkeit der Situation, sondern ein Forderndes:
"Diktieren sie"

Dann süffisant säuselnd - nimmt sie den Text nach Diktat auf, nachdem er seine Sekretärsutensilien einzupacken sich anschickt - hauchend von ihr ein im Originaltext nicht Vorgesehenes:
"Ja, ich hab's. - Weiter!"

Darauf dann ihr:
"O schön, schön! o herrlich! Nur immer fort."
-
ist gestrichen.

Herr Khuon fragt, wie man es bei Diktaten gewohnt ist:

"Haben sie das?"
worauf sie schmachtend und damit in Bezug auf den vorherigen Furor völlig deplaziert hinhaucht:
"Ja, ich hab's!"

Wäre es ein stimmige Inszenierung, so würde man Luise anmerken, dass sie notgedrungen schreibt und sich nicht wie hier in Spott ergeht.

Aber das Publikum rebelliert nicht, sondern sitzt hier in stoischer Ruhe da - weil es offenbar garnicht weiß, worum es geht.

Bei Luises:
"Weil ich dich in der Braunacht erdrosselte und mich dann mit Wollust aufs Rad flechten ließe."
wäre Entschlossenheit in der Wortführung zu zeigen.
Das unterbleibt, nur Wurm tritt einen Schritt hinter Luise, um ihr näher zu kommen.

Dass das Sakrament notwendig ist, zu unterstreichen, der Brief wurde freiwillig geschrieben, erhält keinen Nachdruck, da Luises:
"Gott! und du selbst mußt das Siegel geben, die Werke der Hölle zu verwahren?"
gestrichen ist.
Bereitwillig verlässt sie die Bühne durch die von Wurm aufgehaltene Tür links hinten.


Vierter Akt
Die erste Szene, Ferdinand / Kammerdiener ist gestrichen.

Zweite Szene
Ferdinand, mit Kopfhörern - 'Verheutigen' ist angesagt - aus denen dem Publikum 'Bumsfallera-Musik' entgegendringt - zieht sich das Jackett aus, springt die Rückwand hinauf 'Elahopp! elahopp! elahopp!' und lässt sich auf den Bühnenboden fallen, dann wieder rechts hinauf die Wand - er wütet, torkelt über die Bühne - ein jugendlicher Liebhaber außer sich, springt die linke Wand an und stellt fest:
"Es ist nicht möglich!"

Die 'himmlische Hülle' umgibt ihn, er leidet, da er gefangen ist in seiner Liebe und nun Wut
"Sie hat meine ganze Seele gesehen."

Er kann dem Publikum seine Fassungslosigkeit vermitteln.


Dritte Szene
Der Marschall kommt, Ferdinand umarmt ihn zur Begrüßung und knallt ihn dann gegen die Wand, dass diese sich um sich selber rotiert.

Dann schleudert er den vermeintlichen Widersacher über den Bühnenboden:

"Marschall, dieser Brief muss ihnen bei der Parade aus der Tasche gefallen sein."

Die Wände drehen sich, die Pistole liegt Ferdinand leicht in der Hand, rasend bis in die Atemlosigkeit, Text nahezu verschluckend, hält er dem vor Angst kieksenden, japsenden Marschall den Brief Luises vor:
"Wie weit kamst du mit dem Mädchen? Bekenne!"

Ferdinand schießt nicht, jagt den Hofmarschall hinaus:
"Für deinesgleichen ist kein Pulver erfunden."


Vierte Szene
Monolog Ferdinand - stark gekürzt:
"Das Mädchen ist mein!"

Die Bühne dreht.


Fünfte Szene
Auftritt Präsident - mit der überzeugendste Darstellung der Figur - klar und deutlich die Sprache, dass kein Zweifel aufkommen kann, dieser Mann geht über Leichen, kein Zögern, er nutzt alle Möglichkeiten, um seine Ziele zu erreichen.

Ihn umarmt Ferdinand, fällt ihm zu Füßen
"Verzeihung, Verzeihung - mein Vater"

dann aber, überrascht ob der Meinungsänderung des Vaters in Bezug auf Luise, muss Ferdinand sich ausbremsen, insistiert nochmals, aber als der Vater nun zugesteht:
"Sie sei dein!" -

bleibt Ferdinand nur ein fassungsloses:
"Das fehlte noch!"
 

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Sechste Szene

Auftritt Lady
setzt sich auf eine der in die Wand eingelassenen Notsitze, bewegt die Füße, als bewege sie aus eigener Kraft die sich drehende Wand.
Dazu Sophie.

Siebte Szene
Auftritt Luise:
"Gnädige Frau, ich erwarte Ihre Befehle"

Die Bühne dreht, Sophie im Hintergrund die Situation betrachtend.

Die Lady,  Typ Reeperbahnpflanze im 18. Jahrhundert, jedenfalls keine Lady - und die
will "manche entsetzliche Ewigkeit auf Galeeren verkürzt" haben, was ist das für ein Fürst, der auf die hereinfällt?
- Luise amüsiert anlachend:
"Augen, die sich im Weinen übten" -

sie
nähert sich Luise, nimmt ihre Hand:
"Ich will dein Glück machen"

Der Dialog läuft ab wie heute vor einer Disko, die Damen zicken sich an, beide auf gleichem Niveau, keine Spur von gesellschaftlichem Gefälle.
Was also hat die Lady berechtigt:
"sich zur Schöpferin meines Glücks aufzuwerfen".

"Du bist verloren"
schreit die Lady der Luise entgegen

und mit einem 'Wutzappel' auf den Boden aufstampfend:
"Ich will über diese schimpfliche Leidenschaft siegen, mein Herz unterdrücken und das deinige zermalmen".

Sophie kommt, will der Lady beispringen, wird aber von der Umsichschlagenden zurückgewiesen, auf allen vieren kriecht die Milford zu Luise und die entsagt Ferdinand:
"Nehmen sie ihn und werden sie glücklich!"


Achte Szene
Die Lady, wie irre, vor sich hinkichernd:
... "Seine Hofschranzen werden wirbeln - Das ganze Land wird in Gährung kommen."

Sie schreibt im Herumlaufen ein Billet - sie vergisst, was um sie vor sich geht.
Dreimal meldet Sophie die Ankunft des Hofmarschalls.

Der liest laut vor, was die Lady gerade schriftlich niederlegte, nämlich,  dass sie den Hof verlassen werde:
"In einer Stunde bin ich über die Grenze."

Ungläubig fragt der Marschall, ob er wirklich diesen Brief dem Fürsten übergeben solle.
Herr von Kalb steigt eine Feuerwehrleiter hinauf als Vater Miller mit einer eingeschalteten Taschenlampe die Bühne betritt. Aber nicht nur der, alles was gerade in der Nähe ist, erklimmt die Wände mit den vielen Türen.
 

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Fünfter Akt
Erste Szene
Die Bühne dreht, an den Stützleitern der Wände halten sich Darsteller hängend .
Der gesamte Bühnenaufbau fährt nach vorne, Miller beleuchtet Luise mit der Taschenlampe, die gerade 1784 in Mannheim neu, hier am DT zur Verfügung steht.
Was für ein reizender Regieeinfall!

Luise:
"Ich hab' einen harten Kampf gekämpft. Er weiß es, Vater."

An das linke Portal gelehnt und nun ganz zurückgenommen Frau Eisingers:
"... aber das schwarze Ungeheuer Verwesung drücken wir im Spaß in die Arme."

Der Brief, der alles aufklären soll:
"Du bist verraten, Ferdinand! - Ein Bubenstück ohne Beispiel zerriss den Bund unsrer Herzen, aber ein schrecklicher Schwur hat meine Zunge gebunden ..."

Millers:
"Wenn du noch Platz für das Gefühl eines Vaters hast"
kommt von Herrn Neukirch wenig schmerzvoll berührt, nicht bittend, keine Angst um das Leben der Tochter.

"Du, Luise, du warst mein alles"
-
dahinter ist nichts zu bemerken, außer Nachdruck im Sinne: 'wenn du deine Schularbeiten nicht machst, bekommt du keinen Pudding zum Abendbrot!'

Dass hier ein Leben in Gefahr ist, und der Vater um Einsicht bei der Tochter ringt, spürt man in dieser Nachmittagsvorstellung nicht.
Miller steht auf, der Eilzugwagen-Sitz klappt mit lautem Klatsch gegen die Wand.

"Hier ist ein Messer - durchstich dein Herz und das Vaterherz!"
Die Waffe, ihr gereicht zum Selbstmord und zum Mord an ihm, kann sie nicht führen.
Den Brief an Ferdinand zerreißt sie, Luises Selbstmord aus der Gesellschaft, in der sie nicht wohl gelitten ist, unterbleibt.

Zweite Szene
Auftritt Ferdinand

"Was führt sie hierher?"

Miller brüllt:
Was soll dieser Überfall?

Und Ferdinand stellt die verhängnisvolle Frage nach dem Brief, den er ihr reicht und den Miller zerreißt:
"Und wäre sie's, warum sollten Handschriften schwerer nachzumachen sein, als Herzen zu verderben?"

Luises Abschied von ihm:
"Verlass ein Haus, in dem du so unglücklich warst!"

Ferdinand braucht Kühlung,
"Mein Kopf brennt so fieberisch. Ich brauch Kühlung - Willst du mir ein Glas Limonade zurecht machen?"

Hier ist keine Endgültigkeit zu spüren, er fragt nach, seinen Durst zu löschen, dass dies der Todestrank sein wird, zeichnet er an diesem 4.4.2010 nicht.

Die Frage Ferdinands, ob Miller noch andere Kinder habe, außer Luise, beantwortet Miller mit :
"- wünsch' mir auch keins mehr."

Dies führt wieder einmal zu Gelächter im Publikum - man sollte es nicht für möglich halten, das sind nun Leute, die ins DT gehen und wohl 'Jux und Dollerei' erwarten und wenn das nicht geboten wird, dann eben lachen, wenn es sie überkommt, auch wenn gar kein Anlass dazu besteht.
 

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Sechste Szene

"Sie wird Ihnen mit der Limonade auch Tränen zu trinken geben."

Ferdinand laut auflachend:
"
Wenn's nur Tränen wären!"

Er zieht irgendwas aus seiner rechten Hosentasche und hantiert damit am Glas, das Luise ihm reichte.
Das gibt es noch am DT, aber Gang auf dem Fortepiano, Schachbrett, Brieftasche: gestrichen.

Ferdinands:
"Wohl bekomm's!"

gesprochen vor Luises:
"Die Limonade ist gut!"

Er zieht das Jackett aus:
"Wie wird dir?"

"Heiß und enge" -
reduziert zwar in der Tongebung, aber ohne Trauer, ohne innere Beteiligung.

Dann das:
"Schlange! spring an mir auf"

Leider fehlt hier dann das entscheidende Wort im Text, das die Beziehung herstellt:

"Wurm"

Die Sprachgestaltung lässt das Publikum im Unklaren, ob Herr Lagerpusch nun vor Tränen oder vor Lachen die Texte verplappert, die Worte haben zu wenig Biss, von Konsonanten kann keine Rede sein, alles geht hier in einem undefinierbaren Gegluckse unter. Zudem stehen er und Luise wie Ölgötzen neben einander, ohne die innere Bewegung deutlich zu machen.

Erst beim:
"wenn die Pest unter Engel wütet, so rufe man Trauer aus durch die ganze Natur"

kann die Verzweiflung über das nahende Ende vermittelt werden.
Dann sein Aufflammen unter Schluchzen:
"Hast du den Marschall geliebt? Du wirst nicht mehr aus diesem Zimmer gehen."

Und:
Luise! Hast du den Marschall geliebt? Ehe dieses Licht noch ausbrennt - stehst du - vor Gott!

Auf der Szene gib es kein Licht, das ausbrennen könnte - das wissende und mitdenkende Publikum, ratlos.

An der Rampe sitzend singt sich Luise in den Tod, ihr Kopf ruht in Ferdinands Schoß, er streicht ihr übers Haar.

Auftritt Präsident - Ferdinand zieht die leblose Luise an sich, hebt sie auf:
"nicht so gehorsam blieb wie deine hölzerne Puppe."

Schluchzend:
" ... auf dieses Gesicht ist mit Verzerrungen dein Name geschrieben."
legt er Luises Körper in die Arme des Vaters.

"Eine Gestalt wie diese stehe vor deiner Seele, wenn du stirbst"

Präsident, Ferdinand zwischen ihnen die tote Luise in den Armen des Vaters hängend.

Ferdinand zwei Schritte noch zurück und stürzt in sich zusammen.

Auftritt Wurm

Der Präsident:
"Fordre diese Seelen, von Diesem!"

Herr Khuon in hysterisches Gekicher ausbrechend:
"Über mich?  Lustig! Lustig!"

und gegen den Präsidenten aufbrausend
"Arm in Arm mit dir zur Hölle"

Ferdinand am Boden
"Luise! - Luise! - Ich komme" -

Der Präsident neben seinem Sohn knieend -
"Soll kein Blick mehr auf einen zerschmetterten Vater fallen?"

Ferdinand legt seine Hand auf den Kopf des Vaters, der nimmt und küsst sie.


Der Präsident:
"Er vergab mir! Jetzt euer Gefangener!"

Der nochmalige Auftritt Millers:
gestrichen.
 

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Fazit:
Bei der an diesem Osternachmittag besuchten Vorstellung handelte es um eine solche am  - da wo die Leute sich anschicken, 'das Osterlamm zu essen'.
Es ist sicher so, dass diese Zeit eine unglückliche für die Darsteller als auch das Publikum bedeutet.
Die Produktion - egal nun an welchem Tag und zu welcher Tages- oder Nachtzeit sie angesehen wird, besteht aus Strichen - kaum etwas ist von Schillers Text übrig geblieben. Und was noch da ist, wird übers Knie gebrochen.

Die Darsteller nutzen an diesem Tag, dem 4.4.2010 die Möglichkeiten nicht, die Intensität ist einem DT nicht adäquat, Pausen traut man sich nicht zu machen.  Es wird schlecht gesprochen, dass man in der letzen Reihe kaum etwas mitbekommt, kennt man das Stück nicht - hier besonders Frau Eisinger - beispielsweise im fünften Akt.
Deren Aufbegehren gegenüber Wurm, überzogen und nicht rollengerecht angelegt - diese Luise ist dominant, auftrumpfend und sieht man es unbeschönigt: zu alt.

Frau Hagmeister spielt irgendetwas, nur nicht eine arrivierte Dirne, auch keine, der Skrupel kommen, keine, die verzichtet und plötzlich ins Nichts geht.

Herr Arens zeigt einen Hysteriker, in gewissen 'Bruderschaften' fest verankert, dem man aber kaum abnimmt, dass er sich als Köder auswerfen lässt. Dazu macht er bei allem noch einen zu intelligenten Eindruck und doch, er muss mitspielen, will er nicht alles an Positionen verspielen. Von normalem Verhalten bis schrill hat er alles drauf und spielt es auch aus, sich seiner Wirkung in der Rolle bewusst.

Der Sohn des Herrn Intendanten Khuon zeichnet das Bild eines Mannes ohne Farbe, nicht der als Bürger die Tochter des Musiklehrers Miller zur Frau will und als Bediensteter des Präsidenten ihm gegenüber mit Unterwürfigkeit Erfolg bei Hofe anstrebt, sich aber gegenüber Luise über Gebühr 'aufmanndelt'.

Herr Lagerpusch - hier so eine Art 'Akrobat Schön' - fasziniert durch seine Körperlichkeit, schlackst ansonsten herum, einer, der Major auf dem schnellsten Weg ohne Drill geworden ist, aber auch mit verschiedenen ausbaufähigen Ansätzen.

Der Präsident, der keinen Widerspruch duldet, sich aber unnötigerweise abhängig macht. Ulrich Mathes mit den meisten Farben. Auch in der Schlussszene, die Verzweiflung über den toten Sohn und der Erkenntnis der Vergebung.

Die Darsteller liefern eine Dressur ab, in einem Bühnenbild als eigenständige Inszenierung, Kostüme ein Nichts aus dem Fundus.

Dass Frau Kostümbildnerin Schrad sich auf Seite 17 in der Ausgabe 3 des Theaterheftes der Spielzeit  2009/2010 darüber auslässt, was sie sich beiden Kostümen für K+L gedacht hat, ist interessant zu lesen, nur stimmt das mit dem Gezeigten nicht überein.
 

     
'Stephan Kimmig hat mir bei einem unserer ersten Treffen beschrieben,
dass für ihn die Standesunterschiede und die Renaissance des Elitegedankens
eine wichtige Rolle spielen'.
 

Dass sie den Figuren der Oberschicht, dem Adel, die Farbe blau zuordnet, ist gerade mal beim Marschall und der Lady erkennbar, der Präsident trägt einen dunklen Anzug wohl von Charme & Anmut oder von P und C, Farbe ist nicht erkennbar. Wurm in seinen Röhrl-Hosen - was soll das? Angeblich das Beengte darstellen.
Wie auch die Schlabberbeine der Hosen von Ferdinand - Farbe:  undefinierbar. Soll er in die zu langen Ärmel noch hineinwachsen?.

Und was ist mit K+L an Thomas Ostermeiers Berliner Schaubühne?
Da ist die Rolle des Hofmarschalls von Kalb ganz gestrichen. Beim Stricken der Intrige sind dort ein paar wichtige Maschen gefallen.
Zwei links, zwei rechts!

FKritik_'Kabale_und_Liebe_-_Schaubuehne_Berlin_01.11.09_final
 

 

 

Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:

Ich verstehe diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing

Fheerrufer.de
 

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