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Bemerkungen
eines voll zahlenden
Theaterbesuchers zur szenischen Umsetzung von
Giacomo
Puccini
'Manon
Lescaut'
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Ankündigung
Niedersächsisches
Staatstheater Oldenburg
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Zitat
Giacomo Puccini (1858 — 1924)
Lyrisches Drama in vier Akten
Libretto nach Abbé Prévosts Roman ,Histoire du Chevalier Des Grieux et de Manon Lescaut‘ von Luigi Illica u.a.
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
[...]
Manon Lescaut soll von ihrem Bruder in ein Kloster gebracht werden und begegnet auf dem Weg dahin Des Grieux. Bevor der reiche Geronte, der mit Manons Bruder über dessen Schwester verhandelt hat, die junge Frau entführen kann, gelingt die Flucht des Paares. Doch Manon entscheidet sich nach einer Zeit für den wohlhabenden Geronte. Als Des Grieux die Geliebte bei ihm aufsucht, flammen Erinnerungen an die Liebe erneut auf. Da wird Manon verhaftet und zur Gefangenschaft verurteilt, Des Grieux möchte bei der Geliebten sein. Doch auch in der Gefangenschaft finden beide nicht Glück, sondern den Tod.
‚Manon Lescaut‘ ist Puccinis erster durchschlagender Erfolg. Ein verhältnismäßig später Durchbruch: zur Zeit der Turiner Uraufführung 1893 war Puccini bereits 35 Jahre alt. Die Themenwahl war nicht ohne Risiko, Jules Massenets ‚Manon‘ triumphierte schon seit 1884 auf den Opernbühnen Europas. In seiner ‚Manon Lescaut‘ wandte sich Puccini bereits merklich einer neuen Stilrichtung zu, die Elemente der französischen Opéra lyrique eines Thomas und Massenet weiter ausbaut. In diesem Werk hat Puccini außerdem einen entscheidenden Schritt getan, der Auswirkungen auf sein ganzes späteres Schaffen hatte: Er stellte einen neuen, ihm eigenen Frauentypus auf die Bühne. Den Typus der „kleinen, verliebten Frau“, wie es später Puccini selbst formulierte, der zugleich den Typus der leidenden Frau verkörpert. In dieser Eigenschaft ist Manon eine Wesensverwandte von Mimì, Cio-Cio-San, Liù. Alle ihre „tragischen Verfehlungen“ resultieren aus der Liebe selbst. Nach Puccinis Weltanschauung müssen sie aus diesem Grund ihr trauriges Los erdulden.
Zitatende
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Das Thema der 'Histoire du chevalier
des Grieux et de Manon Lescaut' von
Abbé Prévost war schon von Auber
1856 und Massenet 1884 bearbeitet
worden.
Nun nimmt das Staatstheater
Oldenburg Puccinis dritte Oper -
seinen ersten Welterfolg in Turin
von 1893 - in den Spielplan und
beauftragt seinen Oberspielleiter
Schauspiel mit der Inszenesetzung
des Werkes. Trotz der von ihm
angezettelten Unstimmigkeiten auf
der Bühne - es wurde erstaunlich gut
gesungen und Musiziert.
Die
Handlung spielt in Oldenburg in einem
saalartigen Raum für
- den Platz in
Amiens,
- den Salon der Manon in
Paris,
- die Anlage von Le Havre,
- die Wüstengegend in Nordamerika.
Die Zeit: heute, irgendwie.
Geringe Veränderungen der Szene:
1. Akt: angeblich ein Platz vor
einem Bahnhof
2. Akt: Bestuhlung für eine
öffentliche Veranstaltung
3. Akt: Maschendrahtzaum als
Umgrenzung der Bühne
4. Akt: Teile der Umzäunung
Die
szenische Zusammenlegung des dritten
und vierten Aktes in ein
Gefängnisareal verhindert den sonst
sich ergebenden Bruch durch das
Nichtzeigen der von beiden Liebenden
nach der Deportation begangenen
Straftaten, die dann zur Flucht in
die Wüste führen.
Ein Kniff, der schlüssig wirkt, aber
nicht das Stück mit Hafenszene und
Wüstenlandschaft wiedergibt.
Interessant die völlig
unterschiedliche Rollenbeschreibung
im Programmheft gegenüber der auf
dem beiliegenden Besetzungszettel.
Da gibt es:
- hier einen bestochenen Soldaten,
- dort fehlt er, dafür einen Lampenanzünder;
- hier einen See-Kapitän, dort fehlt er;
- hier einen Musiker,
- dort eine Musikerin;
- hier heißt der Student Edmond,
- dort Edmondo.
Wie soll der unbedarfte Zuschauer
feststellen:
Wer ist wer?
Die Übertitel vermeiden tunlichst,
originale Texte wiederzugeben,
zeigten sie doch, dass auf der Bühne
Dargestelltes nichts mit dem
Gesungenen zu tun hat.
Da meint der See-Kapitän, Des Grieux
dürfe bei Manon bleiben. Aber doch
wohl auf der Überfahrt nach Amerika
und nicht - wie in Oldenburg - im
Gefängnis. Und Manon bittet im
vierten Akt, Des Grieux solle Hilfe
holen.
Kein Wort davon, sondern:
Zitat
MANON
Hör' einen Vorschlag, wie
ich zu retten:
Sitzend bleib' ich zurück,
Du steigst höher empor
Erforschst die Ebne
Ob irgend Du,
In Bergen oder Hütten.
Findest Wasser!
Mit strahlender Miene
Bringst du Erquickung der
kranken Geliebten.
Zitatende
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Der
Steuerzahler fragt, wozu beschäftigt das
Niedersächsische
Staatstheater Oldenburg 'ein
Schock baumlange Lackeln', die doch nur
Durcheinander stiften.
Leitungspositionen können sogar
lange Zeit unbemerkt unbesetzt
bleiben. Dies zeigt doch gerade
jetzt das Beispiel
Organisation
Theater Regensburg
Dass Protagonisten die Vorstellung
über in der gleichen Kluft rumlaufen
- also in die Realität übertragen -
Manon beispielsweise Monate, Jahre
den selben roten Fummel trägt,
dokumentiert den Einfallsreichtum
eines Schauspielregisseurs.
Es sei hier an die Regensburger
Inszenierung von Dürrenmatts
'Besuch' erinnert, da Renate Hünlich
als Milliardärin in einem
Einheitskostüm auftrat wie auch
Adele Neuhauser als Elisabeth in
Schillers 'Stuart' nur ein einziges
Kleid trug.
Dass die Sängerin der Manon in
Oldenburg im Laufe des Abends keine
Wandlung von der Novizin -
'Manon Lescaut soll von ihrem Bruder
in ein Kloster gebracht werden'
(Text:
Nds. Staatstheater Oldenburg) -
zur
Edelnutte und schließlich zur
Todkranken durchmacht, zeigt wie
sehr sich der Regisseur mit der
Darstellerin beschäftigte.
Und in toto - wieder einmal ein
krampfartiges und im Endeffekt sinnloses 'Verheutigen'.
Immerhin rollt hier - wie in Covent Garden -
kein Mercedes Van
statt der Postkutsche auf die Bühne
und in Oldenburg bestaunen arme
Leute das Leben der reichen,
asiatischen Mafiosi
im zweiten Akt und es treten nicht
wie München rotperückte Kirchenfürsten, von
Herrn Neuenfels dazu animiert, in
Manons Salon, in dem dann ein
hässlicher Tanzmeister stimmlos
agiert.
Foto im Schaukasten der Bay.
Staatsoper
Mätzchen, überall Mätzchen.
Wie sollen die Werke der
Weltliteratur den Migranten in
Deutschland nahegebracht werden,
wenn nur läppisches 'Regisseur'-Theater gezeigt
wird.
Beispielhaft für derartige
Fehlleistungen und damit nicht zu
vergessen: die 'Manon' in
Regensburg.
http://www.telezeitung-online.de/Gedanken_zu_'Manon_Lescaut'_
Oberpf._Metropol_Theater_Regensburg_22.6.08.htm
Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese
Besprechungen und Kommentare
nicht als
Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz,
in Anspruch.
Dieter Hansing
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