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04.01.2010 - dradio.de

 


Damals in Regensburg

Thema des Tages

"Ihr Mittelmäßigen überall"

Theater Regensburg - 20.01.06

'Amadeus'
Schauspiel in zwei Akten
von Peter Shaffer

 

 

Jahre sind ins Land gegangen:
Heute genießt sie den wohlverdienten Ruhestand oder hütet der Tochter ihr Kind:
Brigitte Umlauf.
Anfang der 80er war sie Konstanze Mozart in einer Inszenierung von Peter Shaffers 'Amadeus' durch Horst Alexander Stelter.
Walter Sacher war Mozart - Salieri dargestellt durch Paul Gorden - später unkündbar damals wie heute Michael Heuberger.
Er öffnete seinen eigenen Schallplattenschrank, um die Einspielungen im Rahmen der Produktion zu ermöglichen, zumindest zu erleichtern.
Wie oft tritt er neben seinem Vertrag als Schauspieler am Theater Regensburg auf:
- letztmals in Berlin beim Konzert der Regensburger
  Domspatzen beim Bundespräsidenten oder
- er gibt dem OB von RBG Etzes, wie der sich mit der Weihnachtsgeschichte präsentieren soll.
Bei der Einführung zur Inszenierung 'Amadeus' am 15.1.06 redete er mehr als der Regisseur oder der Bühnenbildner.
Was tut sich da? Will er denn Nachfolger des Theaterdirektors Ernö Weil werden -
irgendwann!?

 

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Im Herbst 1830 entsteht auf Boldino, außer dem Schluss von 'Jewgeni Onegin', das Dramolet 'Mozart i Saljeri'. Alexandr Puschkin hatte sich auf das väterliche Gut zurückgezogen, um die schöpferische Ruhe zu finden.

Für seine Kurztragödie zum Verhältnis des Genies Mozart zu seinem Zeitgenossen Salieri benutzt Puschkin Gerüchte, die sich seit dem Tod Mozarts gehalten haben.
Danach soll Mozart mit seiner Frau Konstanze auf einer Bank im Park gesessen haben, danach "[...] fing Mozart an vom Tode zu sprechen, und behauptete, daß er das Requiem für sich setze. Thränen standen dem empfindsamen Manne in den Augen >Ich fühle mich zu sehr, sagte er weiter, mit dauert es nicht mehr lange: gewiß, man hat mir Gift gegeben! Ich kann mich von diesem Gedanken nicht loswinden.< [...]"
(Volkmar Braunbehrens, Salieri, München, 1992, Seite 13)

Unbewiesen ebenso, dass Ignaz Moscheles bei einem Besuch am Krankenbett Salieris ihn wirklich sagen hörte, er habe Mozart nicht nach dem Leben getrachtet und ihn schon gar nicht vergiftet.
"[...] Obgleich dies meine letzte Krankheit ist, so kann ich doch auf Treu und Glauben versichern, dass nichts Wahres an dem absurden Gerücht ist; Sie wissen ja, - Mozart, ich soll ihn vergiftet haben. [...]"
(Volkmar Braunbehrens, Salieri, München, 1992, Seite 15)
 

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In seinem Werk beschreibt Puschkin dezidiert wie Mozart zu Salieri kam, um ihm etwas vorzuspielen, was ihm nachts eingefallen war.
Salieri erkennt die Größe dieser kurzen Kompositionspassagen und fühlt sich bestätigt, er habe als Mittelmäßiger das Genie vor sich. Er haderte schon früher mit dem Schicksal und Gott, dem er sich durch Wohltätigkeiten verschrieb, trotz aller guten werke, nicht der Unsterbliche Komponist geworden zu sein. Er will Rache nehmen an Mozart und seinem Talent.
Salieri lädt Mozart zum Essen. Während dieser nach Hause geht, um kurz Konstanze mitzuteilen, dass er später käme und sie solle nicht auf ihn mit dem Essen warten, schüttet Salieri Gift ins Glas Mozarts, das dieser nach Rückkehr ins Haus Salieris leert.
Mozart verlässt Salieri, da es sich nach dem Gastmahl nicht mehr wohl fühlt.

Durch diese dramatische Ausarbeitung verdichtet Puschkin fünf Jahre nach dem Tod Salieris und fast 40 Jahre nach dem Ableben Mozarts die Legende, Mozart sei durch das Gift eines natürlichen, unnatürlichen Todes gestorben.
 

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Shaffer - 1926 in Liverpool geboren - schreibt für das Theater und ist einer der erfolgreichsten Dramatiker Englands.
1954 erscheint 'The Salt land', 1958 'Five Finger Exercise'.

1979 publiziert er seine Version über das Verhältnis Salieri / Mozart unter dem Titel 'Amadeus' und fügt Entscheidendes hinzu:
Da die Werke verstorbener Komponisten im ausgehenden 18. Jahrhundert selten weiterhin aufgeführt wurden, greift Shaffer das Gerücht auf, Salieri habe sich in wachen Momenten seines langen Siechtums von 1822 bis zu seinem Tode 1825 zur Vergiftung Mozarts von seiner Hand bekannt, um wenigstens im Tod durch dieses Gerücht an das Genie Mozart gebunden zu sein und für die Nachwelt - wenn auch in Hass - in Erinnerung zu bleiben.
 

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 Besetzung 20.01.06  - Theater Regensburg
 Antonio Salieri  Michael Heuberger
 Wolfgang Amadeus Mozart  Valentin Stroh
 Constanze, seine Frau  Barbara Schedivy
 Joseph II.  Oliver Severin
 Graf Johann Kilian von Strack         Heinz Müller
 Graf Franz Orsini-Rosenberg          Peter Heeg
 Baron Gottfried van Swieten          Martin Hofer
 Venticelli  Doris Dubiel,
 Silvia Rohde
 Silvia van Spronsen
 
'Die Schwarzen'
   
 Inszenierung  Georg Mittendrein
 Bühnenbild  Bernhard Kilchman
 Kostüme  Ulla Röhrs
 Licht  Klaus Herbert Welz
 Dramaturgie  Rolf Ronzier

 

 


 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:

Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik
um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung -
Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes
 und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing