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  Theater Regensburg

'Was ihr wollt'  
William Shakespeare

Repertoirevorstellung
01.07.2008

Inszenierung: Michael Bleiziffer
Bühne und Kostüme: Rainer Sellmaier


"Ich bin ganz nass"
 


 
Announcement Theater Regensburg

Die Zwillinge Viola und Sebastian werden bei einem Schiffbruch vor der Küste Illyriens getrennt. In Illyrien herrscht der Herzog Orsino, der vergeblich um die schöne Gräfin Olivia wirbt. Verkleidet als Edelmann begibt sich Viola in die Dienste Orsinos und gewinnt dessen Vertrauen. Er sendet sie als Liebesboten aus, um in seinem Namen um Olivia zu freien. Diese jedoch verliebt sich in den „Edelmann“ Viola. Viola wiederum ist für Orsino entflammt. Die Liebesverstrickungen werden erst entwirrt, als Violas Zwillingsbruder in dem von Musik und Liebe beseelten Reich Illyrien auftaucht. Denn Olivia überträgt auf ihn ihre Gefühle für die als Mann auftretende Viola, die ihrerseits Orsino für sich gewinnen kann.
In diese poetische Liebesgeschichte auf herrschaftlicher Ebene ist eine komödiantische Parallelhandlung mit prallen Charakteren eingewoben. Olivias trunk­süchtiger Onkel, sein einfältiger Zechkumpan Bleichenwang und Olivias lachlustige und einfallsreiche Zofe ziehen darin die Fäden. Ihr Opfer ist der dünkelhafte Haushofmeister Malvolio, der sich einbildet, Olivia könne ihn lieben. Er wird durch die Späße der drei Intriganten fast in den Wahnsinn getrieben. Ein einziger steht über all den Gefühlsverwirrungen: der weise Narr, eine der tiefsinnigsten Schöpfungen Shakespeares.
„Twelfth Night“ – Dreikönigsabend – ist der ursprüngliche Titel von Shakespeares beliebtester Komödie. In den zwölf Nächten zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag feierte man früher gern ausgelassene Feste, bei denen es in erotischer Hinsicht oft drunter und drüber ging und die gesellschaftliche Ordnung auf den Kopf gestellt wurde. Etwas von diesem turbulenten Durcheinander ist in Shakespeares romantisches Verwirrspiel eingegangen, bei dem nichts so ist wie es scheint und jeder alles wollen darf.

 

Besetzung      
Orsino Jochen Paletschek    
Valentin Oliver Severin    
Viola Anna Dörnte    
Sebastian Roman Blumenschein    
Kapitän Hubert Schedlbauer    
Antonio Steffen Casimir Roczek    
Olivia Nikola Norgauer    
Maria Martina Mann    
Sir Toby Rülp Peter Heeg    
Sir Andrew Bleichenwang Paul Kaiser    
Malvolio Michael Heuberger    
Fabian Hubert Schedlbauer    
Narr Martin Hofer    
 
 
   
         
 
 

 

 

 
    'Der Stunde wird er fluchen,
da er sich in Regensburg bewarb!'
                           
   
 


Immerhin ist es dem Oberspielleiter Schauspiel am Oberpfälzer Metropol-Theater Regensburg, Michael Bleiziffer, bisher gelungen, die Stücke so zu spielen, wie sie sind und wie er sie angekündigt hat.

Das ist natürlich völlig unmodern und kann so nie "ein großer Abend" werden, wie der anlässlich der Uraufführung des Stückes

'Vom Spiel des Gregor-Horres nach der Story des Abbé Prevost
mit der Musik von Herrn Puccini'

am 28.6.2008 am Oberpfälzer Metropol-Theater Regensburg angeblich geboten wurde.
An sich war Puccinis 'Manon' vorgesehen, aber der weltberühmte Theaterdirektor von in Folge Coburg, dann Pforzheim und nun Regensburg meinte seiner Musikdramaturgin Schmidt zustimmen und das Stück
'Vom Spiel des Gregor-Horres nach der Story des Abbé Prevost mit der Musik von Herrn Puccini' spielen lassen zu müssen.

Völlig unmodern also - wie dargeboten - das 'Was ihr wollt'.
So macht man das natürlich auch nicht in Bayreuth - nicht wahr, Herr Theaterdirektor der Metropole der Oberpfalz (wir wollen mehr sein als die Metropole der Oberpfalz - so jedenfalls der mit wenigen Stimmen Mehrheit wiedergewählte Oberbürgermeister der Stadt unter dem Grünen Dach Europas am 17.3.2005, nachdem - wie zu erwarten - die Bewerbung um die Kulturhauptstadt 2010 'in den Teich' gegangen war.)


In BT machte man kürzlich aus der Singschule im 1. Akt 'Meistersinger' eine Malerwerkstatt - das ist ja modern und vielleicht hat eine Farbenmanufaktur gesponsort - 'Kathrinchen' ist ja in BT am Werk, damals noch mit Unterstützung von Mutter Gudrun.
Die Meldung von deren Tod wurde dem kritischen Beobachter ins Ausland kolportiert - ein Rückruf ins Herz des Gesamtunternehmens BT brachte Gewissheit.
Die Frage, "stimmt das, die Gudrun ist gestorben", wurde bestätigt mit einem eindeutigen Kommentar, der sich auf Schlingensief's TV-Aussagen bezog.

Nun lässt Michael Bleiziffer als Regisseur und Oberspielleiter Schauspiel tatsächlich Shakespeares Stück ohne irgendwelchen vom Theaterdirektor Weil, ach so favorisierten 'modernen' Firlefanz - Bayreuth macht das auch so - spielen.

Glücklicherweise beschränkt sich diese 'Beschränkung' auf das Musiktheater - im Schauspiel bleibt Bleiziffer, ob 'Peer Gynt', ob 'Orestie', ob 'Faust I' und 'Faust II' beim Stück - und seit 'Aida's-Zeiten hat er nichts mehr im Bereich Oper gemacht.
Wie würde er das wohl heute anlegen?

Dass im Hof des Thon-Dittmer-Palais von Regensburg nun bei 'Was ihr wollt' nicht das Feinste geboten wurde - hatte vielerlei Gründe.

Nur gibt es Allerwelts-Normen, die ein gutes Ergebnis ausmachen wie z.B:
- Wechsel von Tempo und Innehalten -
- Spannung und Entspannung -
- Höhen und Tiefen in der Tongebung -
 
- Pausen und Vorwärtsdrängen
gestalten
einen Abend und versehen ihn mit Spannung.

Unverständlich also, beispielsweise bei Sebastians und Antonios 'wieder-zueinander-kommen':
"Aber da du Gefallen daran findest, bin ich dir nicht länger böse - "
der folgende lange Kuss geht ohne jede Regung in "Was machen wir" über - da wird die Besichtigung der Stadt geplant und die Handlung vorangetrieben.
Dass hier ein Verhalten aus der Erkenntnis heraus, zwei sind sich nach dem Motto des Abends 'Was ihr wollt' oder 'Wie ihr wollt' oder 'Wen ihr wollt' sehr nahe gekommen, haben sich geküsst, erwachsen müsste, wird nicht gesehen.

Da dies also nicht der Fall ist, alles von Action - Gerenne, Getue, Gemache - Leerlauf und vom Text her von Verplaudern, Verplappern ausgeht, werden entscheidende Möglichkeiten der Gestaltung verschenkt.

Der Abend in stetem Fluss - kein Atemholen, kein Besinnen, nur schnell, holterdiepolter - "es ist schon spät, die Hühner müssen in den Stall!".

Und, auf jeden Fall, nur ja kein Gefühl, keine Innerlichkeit.


 

Nur dem Narren bleiben ein paar ruhige, nachdenkliche Momente - jetzt, wo ihn eine Altersweisheit zu tragen beginnt - jetzt wo er nicht mehr Held sein muss - schon beim Jachmann in 'Kleiner Mann' waren diese Ansätze zu Zwischentönen deutlich geworden - hört Martin Hofer auf. Zukünftig muss verzichtet werden auf gelegentlichen 'Minetti-Verschnitt'.

Jochen Paletschek zeigte im 'Handlungsreisenden' mehr Substanz denn als - selbst nackerter - Orsino, den er von jetzt auf gleich übernahm - sein Blick schien nach innen auf den Text vor seinem geistigen Auge gerichtet, das Gesicht zeitweise tot. Im Handlungsreisen kam da mehr.

Roman Blumenschein mit seinem Sebastian - unbekümmert in jeder Hinsicht.

So bemerkt er nicht die stärker werdende Zuneigung seitens des Antonio von
Steffen Casimir Roczek. Der träumt doch von etwas, augenscheinlich, nach seiner Fesselung, textlos, nur der Blick zum Anderen gewendet.
Da war etwas, was er sonst nie zeigte - gerade mal in der Schlussszene 'Kleiner Mann' gab es ähnliche Momente. Im 'Menschenfeind' stand er lustlos neben der Rolle.
Bei ihm wäre intensives Coaching zur weiteren Entwicklung angebracht gewesen - vielleicht findet er außerhalb der Metropole der Oberpfalz jemanden.

Hubert Schedlbauer's Kapitän und Fabian - unterschieden wird zwischen den beiden Figuren in der Darstellung nicht - folgten angespannt in der Mimik dem Geschehen auf der Bühne, Peter Heeg's halsig verrauchter Sir Toby und Paul Kaiser's klamottiger Sir Andrew trugen Bleiziffer's Konzept. Schnelleinspringer Oliver Severin fügte sich, als Valentin.

Michael Heuberger an diesem Abend nicht Hausmeister und auch nicht Busfahrer - dass er sich selbst mit diesen Mätzchen einen Overkill leistet, scheint ihn nicht zu interessieren, Hauptsache: ich bin im Fernsehen - nein, ganz klassisch als Malvolio. Zwar gelingt es ihm, Farben zu zeigen, aber das tragische der Rolle - das Gieren und dann das Abstürzen nach Nichtgelingen - wird nicht deutlich.


 

Anna Dörnte's Viola ist eine herbe Schöne, die zwischen Mann- und Frau-Wesen kaum pendelt. Das, 'Was ist sie nun' könnte deutlicher werden. Hier hätte sie die Möglichkeit, im Auftreten, Gang, in der Sprache dezent die Unterschiede zu verdeutlichen - das Kapperl bringt's nicht. Schauspielerisches Können zeigt sich schon, wie bewegt sich eine Figur - wie spricht sie - legato die Viola oder staccato der Cesario - kein Unterschied bei ihr zwischen den Beiden.
Schade, sie bleibt wie sie ist und könnte doch so leicht differenzieren.

Die Maria - ohne die lauthals vorgetragenen Salven, sondern ins Innere gedrücktes Lachen, das nur zu einer verkrümmten Körperhaltung führt - zeigt Martina Mann. Nach der Mutter in der unseligen Wüllenweber'schen Maria-Magdalena-Inszenierung konnte sie hier doch mal ansatzweise zeigen, wie man die Figur - nicht zur Geltung bringt, dafür bleibt sie in den ohne-Text-Stellen zu flach - aber doch darstellt.

Das Kostüm der Nicola Norgauer als Olivia ließ anfänglich die Zachanassian oder Bernarda Alba oder Donna Rosita vermuten, vermummt in schwarze Haartracht und dunkles Gewand stieg sie dann in Körperbewegungen, tobende Begierde zeigend, gekrümmt vor Verlangen nach einem Mann, unterstreichend wie sehr 'ein Habit' den Körper nicht bremsen kann.
Die Célimène im 'Menschenfeind' brachte ihr nicht viel - von der blauen Donau ganz zu schweigen - hier war Ausdruck, der allerdings schnell in Übertreibung abgleiten kann und durch Kontrolle von außen in die rechten Bahnen gelenkt werden muss.

Rudolf Sellmaier - eben mit dem Grazer Ring Award 08 bedacht - schafft mit dem 'Ringelspiel' und den Kostümen Dult-Charakter, eine Kirmesatmosphäre, was das Stück ins Ziehen von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf überträgt, da wandert diese Truppe und spielt den Leuten mit einfachen Mitteln etwas vor.

Dass die aus der Mitte Gerückten nichts oder zumindest kaum etwas hören, wenn zur anderen Seite gesprochen wird, scheint niemanden von der Regensburger Theaterleitung zu interessieren. Wenn diese Plätze dann auch noch frei bleiben, stört es aber den 'kritischen Beobachter.'
Vielleicht kümmert sich mal der Verwaltungsrat - z. B Frau Margot Neuner - um die Gründe für die schlecht positionierten Plätze und das nicht ausgelastete Auditorium.
Die Zeiten von 'passt schon' dürften vorbei sein.

 

 
 

           

   
 

 
     
     
 

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Als Premieren-Abonnent von Theater Regensburg und Abnehmer voll bezahlter Karten aus dem freien Verkauf dieses und anderer Theater gebe ich hier meine subjektive Meinung
zu Gehörtem und Gesehenen
zur Kenntnis.
Ich
verstehe diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik
um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf nach meiner Auffassung zu Geglücktem oder Misslungenem.
Neben Sachaussagen enthält diese private Homepage auch Überspitztes und Satire.
Für diese nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5 Grundgesetz in Anspruch.
In die Texte baue ich gelegentlich Fehler ein, um Kommentare herauszufordern.

Dieter Hansing

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