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Damals in Regensburg

27.10.2006


 

 
       
      Theater Regensburg  -

      Repertoire-Vorstellung 27. Oktober 2006

     'Die Physiker'

     Komödie von Friedrich Dürrenmatt

     "Die Irren von Cerisiers"
 
   
 

 

        
 

   

20.2.1962: Uraufführung 'Die Physiker'
Schauspielhaus Zürich

1969
: Dürrenmatt erhält den großen Literaturpreis der Stadt Bern.

1974
: Dürrenmatt erhält eine Ehrenprofessur des
Staates Israel.

1977
: Dürrenmatt erhält die Buber-Rosenzweig-Medaille
in Frankfurt.

1978
: "Der Richter und sein Henker" kommt ins Kino.
Ende des Jahres erfolgreiche Aufführung "Meteor" in Wien.

1979: Dürrenmatt beschäftigt sich mit Philosophie und Naturwissenschaften.

1981
: Dürrenmatt erhält den Ehrendoktor der Universität Neuchâtel und den Weinpreis der Literatur.

1983
: Dürrenmatt hat mittlerweile zum zweiten Mal g
eheiratet: Charlotte Kerr. Er erhält den österreichischen Staatspreis für Literatur.

1984
: Dürrenmatt erhält die Carl-Zuckmayer-Medaille und nutzt die Gelegenheit, Zuckmayers Werke als "Scheiße" zu bezeichnen.

1986
: Dürrenmatt erhält den "Premio Letterio internationale Modello", den Georg-Büchner-Preis und den Ehrenpreis des Schiller-Gedächtnis-Preises.

 
         
 

1964 Premiere des Fernseh-Dokumentarspiels "In der Sache J. Robert Oppenheimer". Das Stück wird auch als Bühnenfassung in West- und Ost-Deutschland ein Erfolg. Grundlage ist das Protokoll der Vernehmung des "Vaters der Atombombe", Robert Oppenheimer, durch den Sicherheitsausschuss der US- Atomenergiekommission. Der Schwerpunkt liegt auf der Frage nach der Verantwortung des Wissenschaftlers für das Vernichtungspotential von technisch, chemischen Entwicklungen.

Von Friedrich Dürrenmatt bereits 1962 bei 'Die Physiker' verarbeitet, nimmt Kipphardt dies zwei Jahre später als Grundlinie für sein Stück "In der Sache J. Robert Oppenheimer".
Kipphardt setzt Oppenheimer dem Kontrollorgan des US-amerikanischen Senats und McCarthy aus, der dem Physiker vorwirft, mit den Kommunisten im Bunde zu sein, die Entwicklung der Nuklearwaffen zu behindern, somit den Russen in die Hände zu arbeiten.
Dürrenmatt lässt seine Figur Möbius sich ins Irrenhaus absetzen, in dessen Sorge, die Menschheit könne mit den Konsequenzen seiner Entdeckungen nicht umgehen.
Kipphardt hat sich Fakten zu Nutze gemacht, die Protokolle der Befragungen in den US-Untersuchungsausschüssen aufzuarbeiten.

In beiden Fällen geht es um das Bestehen oder Vergehen der Menschheit.
Und in beiden fällen geraten die Entwicklungen außer Kontrolle.

Dürrenmatt nutzt die Form der Farce, ein bedrückendes Problem, über das Theater aufzuklären.
Möbius ist von zwei anderen Insassen umgeben, genauso wie er, nicht irre. Alles sind nur Ablenkungsmanöver, der eine gibt vor, Newton zu sein, der andere Einstein, alle drei versuchen, sich zu tarnen und ihre Identität nicht preiszugeben. Sie schrecken selbst aus Angst vor Aufdeckung vor Mord nicht zurück und so meuchelt jeder für sich auch eine der Krankenschwestern.

Neben diese beiden Werke 'Die Physiker' und 'In der Sache J. Robert Oppenheimer' könnte Brechts 'Das Leben des Galilei' gestellt werden.
Galileo schreibt über die zwei wichtigsten Weltsysteme, das Ptolemäische und das Kopernikanische und muss sie und sich der Kirche gegenüber verantworten. Das alte Prinzip der Scheibe ist überholt, die Erde ist nicht mehr der Mittelpunkt des Sonnensystems.
Er widerruft seine Thesen unter dem Druck der Kirche, der seine Tochter hörig ist.
Erst nach 500 Jahren ist die Kirche in der Lage, ihre Fehleinschätzung zuzugeben und sich 'zu entschuldigen'.

Nicht zu vergessen: die Gentechnik und nicht zu vergessen, neben den genannten Werken: Das Schauspiel 'Ich' von Rainer Lewandowski - in der Spielzeit 2003/2004 in Regensburg uraufgeführt.

 
  'Ich'

von Rainer Lewandowski

Uraufführung
Theater Regensburg 05.12.03

"... und treiben mit Entsetzen Scherz"

Ein hochrangiger Ethikrat beschäftigt sich mit der Frage der Gentechnik - weg mit den alten Skrupeln - und ob die EU mit Geldern, die auch aus Deutschland zur Verfügung stehen, diese Forschung unterstützen darf, obwohl hierzulande Bedenken bestehen.
Darf also der Autor Rainer Lewandowski die Problematik in dieser leichten Form abhandeln, nur um ein weiteres Stück seit seiner Zeit 'als Dramaturg noch in Hannover' auf die Bühne zu bringen und um unbedingt aktuell zu sein?

Lässt man das Thema beiseite, so zeigt Volkmar Kamm eine leicht-füßige Inszenierung in den leicht beweglichen Bauten von Tina Kitzing, die das Tempo noch erhöhen, in denen aber auch 'Meine Schwester und ich' gespielt werden könnte. Mit Barcodes auf gestapelten Schuhschachteln.
Ständig wird von den Darstellern aufgebaut, umgebaut, abgebaut, damit assoziiert: neues Leben schaffen, verwerfen, vernichten und wieder neues kreieren.
Die abrupten Lichtwechsel von Klaus Herbert Welz intensivieren zudem den Eindruck eines hastigen Ablaufs.

Alle Darsteller, Peter Heeg als Professor; Peter Papakostidis als Doktorand und geklonter Sohn; Arthur Werner, der Assistent und Silvia Schuh, die junge Wissenschaftlerin können dieser Vorgabe "... steigernde Wirkung durch Beschleunigung des Tempos ..." kaum entrinnen, um dem Stück mehr Tiefe durch ruhige Passagen zu geben. Bei Frau Schuh zeigt sich außerdem deutlich, wie eine Geschwindigkeitsüberdrehung der Sprache zu Wortausfällen bis zur Unverständlichkeit des Textes führt.

Außerdem ist es kaum vorstellbar, dass es in einem wissenschaftlichen Institut derartig turbulent zugeht. Die flott in Szene gesetzten zum Teil flapsigen Dialoge des Stückes werden der Sache, über die die Welt streitet, nicht gerecht. Und der Autor selber gibt vor: "Ich bewundere sie, wie sie bei einem so heiklen Thema, so locker scherzen können."
Hätte mehr Ernsthaftigkeit geherrscht, wäre auch diese Art von 'lieto fine' deutlicher zur Geltung gekommen.
So bleibt nur:
"Das Ganze war halt eine Farce und weiter nichts."


(DH)

 
 

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Drei Wissenschaftler in einem Schweizer Sanatorium im geschlossenen Teil unter Aufsicht einer Ärztin:
Der eine von ihnen, geflohen vor der Welt mit seiner Formel, um die Welt vor sich selber und seiner Erkenntnis zu schützen, die beiden anderen hinter ihm her, um ihm seine Formel der Erkenntnis für die Weltmächte zu entreißen. Drei Krankschwestern nähern sich den drei Herren, verlieben sich in sie und müssen sterben, weil das Inkognito in der Narretei sonst entlarvt würde.
Drei spielen eben die Narren, der eine sei Newton oder der andere soll Einstein sein oder es erscheint dem letzten der König Salomon.
Sie entdecken sich selber den Miteinsitzenden - wissen, dass sie durch die Morde dem Irrenhaus nicht entfliehen dürfen, würden sonst angeklagt und die Welt ginge unter, denn "alles was einmal gedacht wurde, kann nicht zurückgenommen werden."
Also lieber verrückt und gleichzeitig weise.
Die Leiterin des Sanatoriums jedoch durchschaut das Spiel, nimmt die Weltformel an sich und will die Welt beherrschen.

 

 

 

 

 
                                                      Theater Regensburg  27.10.06
Die Physiker
'Die Schwarzen'
   
Inszenierung Michael Bleiziffer
Bühne / Kostüme Frank Lichtenberg

Die Personen und ihre Darsteller, der am 27. Oktober 2006 besuchten Vorstellung
gemäß Besetzungsaufstellung im Internet
 
   
Fräulein Doktor Mathilde von Zahnd Doris Dubiel
Marta Boll Martina Mann
Monica Stettler Anna Dörnte
Uwe Sievers, Oberpfleger Stefan Gad
Herbert Georg Beutler, genannt Newton Michael Haake
Ernst Heinrich Ernesti, genannt Einstein Hubert Schedlbauer
Johann Wilhelm Möbius Oliver Severin
Missionar Oskar Rose Heinz Müller
Frau Missionar Lina Rose Silke Heise
Richard Voß, Kriminalinspektor Martin Hofer
   
 

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Eine Herausforderung für jeden Darsteller, jeden Regisseur, jeden Bühnenbildner - diese Story dem Publikum darzubieten.
Die vernünftigen Spione, der vernünftige Forscher, alle verrückt spielend, die normale Ärztin - in Wirklichkeit machtgierig und damit verrückt.

Leider wird keiner der Darsteller dieser Forderung gerecht.
Der Zuschauer kommt sich vor, als nehme er an einer Leseprobe teil, bei der die Darsteller schon etwas gestalten, ansonsten aber mit dem Text beschäftigt sind.

Oliver Severin als der vernünftige, verantwortungsbewusste Forscher Möbius mit dem Salomon-Tick - so schnell im Wort, zu agil, zu wenig malad im Kopf - niemand nimmt ihm das geistige Siechtum ab.
Die Pause für ihn, das Überlegen, der Entschluss zum Mord an der Krankenschwester - nicht erfasst und nicht 'rüber gebracht'. Die Dame wird einfach so auf die Schnelle - ohne Vorbereitung - abgemurkst.
Er hätte so viele Möglichkeiten, aus dem Text, Farben auszuspielen, dem Zuschauer mit einem Augenzwinkern deutlich machend, er weiß alles und versteckt sich im entscheidenden Moment hinter König Salomon.

Ähnliches gilt für Michael Haake - zwar bemüht er sich noch um einen Wechsel zwischen gespieltem Irrsinn und der Normalität, aber auch er nutzt die Möglichkeit nicht, über die Sprache die Farbe der Figur zu verdeutlichen.
Befleißigte er sich als 'Licht' eben über die Diktion den verschlagenen Kenner der Gerichtsszene darzustellen, bleibt er dies als gespieltem Newton schuldig.


Auch Hubert Schedlbauer wird der Aufgabe als vorgegebenem Einstein nicht gerecht, versucht er zwar über den Gang und die Körperhaltung den Eindruck zu vermitteln, er sei der alternde große Physiker, gelingt ihm die Abstufung über des Dichters Wort nicht.
Auch er zu normal, zu wenig das Normale dem Verrückten entgegensetzend.

Besonders deutlich wird das Nichterfüllen der Rolle bei Doris Dubiel - sie ist sie, wie sie ist. Ob 'Courage', ob 'von Zahnd', ob 'Marte Rull' - Dubiel. Einzig 'die Tödin' fiel heraus. Bei der Ärztin gäbe es Möglichkeiten die Menge, den Zuschauer an der Nase herumzuführen und ihn dann mit dem Aufdecken der Anderen, durch die kopierte Weltformel als Weltbeherrscherin zu erschrecken.
Der Text wird abgeliefert wie er im Büch'l steht, ohne eine Regung.

Martin Hofer als Kriminalinspektor Voß irritiert die Zuschauer geradezu durch seinen Schweizer Dialekt, den kaum jemand schon wegen der halsigen Tongebung und zusätzlich wegen des Sprach-Sing-Sangs der Worte und ihrer Aussprache versteht. Es ist klar, dass der die Mord-Fälle nicht klären wird.

Anna Dörnte - die Schwester Monica - plötzlich und mit Vehemenz zu Möbius in Liebe entflammt - das nimmt ihr der Zuschauer nicht ab - sie spricht "Worte, nichts als Worte."

Einzig die Szene mit der geschiedenen Frau Möbius, ihrem neuen Ehemann und den drei Halbwüchsigen gelingt - wird sie auch dem Anspruch gerecht, hier einer Komödie beizuwohnen, ohne dass nun Lachstürme das Haus durchtoben müssten und sich das Publikum auf die Schenkel klopft.
Silke Heise ist die verklemmte und doch aufgedrehte, nun Pfarrersgattin - so eine Art 'Marlene Jaschke' mit dem Handtäschchen, einer Frisur wie deren Kapott-Hütchen und dem typischen Getue der Starfigur des Hamburger Tivoli-Theaters. Neben ihr
Heinz Müller mit seinem Mini-Text überzeugt als der verklemmte Missionar Rose auf dem Weg in den Indischen Ozean.

So bleibt alles gestützt auf die Spieler der Nebenrollen - auch die drei halbwüchsigen Möbius-Söhne charakterisieren das Elternhaus - erst des Wissenschaftlers, dann des Pfarrers.
Alle drei verklemmte Existenzen - wahrscheinlich später im Leben - Scheinheilige.

Dass man den neuen Wärtern im Hause Zahnd das Halbschwergewicht abnehmen soll, kann nur der Wunsch des Regisseurs sein.
Zackig wie 'ein neuer Rechter' - Stefan Gad als Oberpfleger Sievers.
Außer bei ihm denkt der Zuschauer sich, ja, da muss ein anderer kommen, mich mit Kraft zu hintergeh'n.

Auch wenn das Velodrom für Frank Lichtenberg als Bühnenbildner wenig Möglichkeiten zur Verfügung hat, ist hier doch die frühere Zahnd'sche Villa - nun Sanatorium - nur ein Kasten mit Türen - im Hintergrund die gemalte Alpenlandschaft - "Oh Täler weit, oh Höhen .... "

Regisseur und Oberspieleiter Michael Bleiziffer liebt die Massen auf der Bühne und kann mit ihnen umgehen: 'Orestie', 'Faust', 'Peer Gynt' und nicht zu Vergessen die 'Aida' am alten Kornmarkt - leichtere Stücke wie 'Raub' oder 'Krug' fallen ihm schwer. So auch hier wieder zu beobachten.
Eine deutliche Rollen-Charakterisierung bei vorgegebener Wechselwirkung zwischen Normalität von Wissenschaftlern, die sie ja alle, einschließlich des Fräulein Dr. von Zahnd, sind - und dem Versteckspiel durch Überstülpen einer historischen Figur kann er vor allem über die Sprache mit seinen Darstellern nicht erarbeiten.
Achtet man auf wechselnde und Zwischen-Töne - niemand hört sie. Alles bleibt im Arrangement stecken

Aber die Regensburger fanden es trotzdem nett und applaudierten an diesem Samstag lange.

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Als Premieren-Abonnent Theater Regensburg und Abnehmer von Karten aus dem freien Verkauf veröffentliche ich auf dieser privaten Homepage meine subjektive Meinung.
Ich
verstehe die Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf nach meiner Auffassung Geglücktem oder Misslungenem.
Neben Sachaussagen enthalten die Texte auch Überspitztes und Satire.
Für diese nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5 Grundgesetz in Anspruch.
In die Texte baue ich gelegentlich Fehler ein, um Kommentare herauszufordern.
Dieter Hansing


                                                   

 

 


 

 

 

 


 

 



 

 




 

 


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