Announcement
Theater
Regensburg
Romantische Oper in drei Aufzügen
Dichtung von Johann Friedrich Kind
Musik von Carl Maria von Weber (1786-1826)
Musikalische Leitung: Raoul Grüneis
Inszenierung: Raik Knorscheidt
Bühnenbild und Kostümbild: Ruth Schaefer, Ausführung Rainer Sellmaier Der junge Jäger Max hat ein großes Problem: Er liebt Agathe, die Tochter des fürstlichen Försters Cuno. Um sie jedoch heiraten zu dürfen und zugleich Erbförster zu werden, muss er einen schweren Probeschuss ausführen. Doch seit einiger Zeit scheint Max vom Glück verlassen – immer wieder verfehlt er seine Ziele. Schon sieht er sich dem Gespött der Bauern ausgesetzt. In seiner Verzweiflung wird er zum willigen Opfer des zwielichtigen Jägers Kaspar, der mit dunklen Mächten im Bunde steht. So gelingt es Kaspar, Max zum Gießen von Freikugeln des Nachts in die Wolfsschlucht zu locken. Die Macht des Schwarzen Jägers Samiel bewirkt, dass sechs Freikugeln unfehlbar das gewünschte Ziel treffen, die siebte jedoch dem Schwarzen Jäger gehört. Diese Kugel wird ein unschuldiges Opfer treffen und das teuflische Bündnis zwischen Kaspar und Samiel verlängern. Nichts ahnend ist Max kurz vor seinem Probeschuss nur noch im Besitz der siebten Kugel. Er schießt und Agathe fällt. Doch sie wird beschützt von den geweihten Rosen ihres Brautkranzes. An ihrer statt stirbt Kaspar. Das Machtwort eines alten Eremiten verhindert, dass der Fürst den reumütigen Max aus der Gemeinschaft verstößt. Der Probeschuss wird abgeschafft und Max
darf nach einem Jahr seine Agathe heiraten.
Der „Freischütz“ gilt als erste deutsche romantische Oper. Irrationale Handlungsmomente und die düstere atmosphärische Dichte der Wolfsschlucht treffen hier auf die reglementierten Konventionen der Jäger. Dazwischen, hinter den scheinbar so harmlosen Jägersliedern, lauert jedoch immer auch der Abgrund der Wolfsschlucht.
|
Besetzung
|
|
|
|
Ottokar, böhmischer Fürst |
Adam Kruzel |
|
|
Cuno, fürstlicher Erbförster |
Martin-Jan Nijhof |
|
|
Agathe, seine Tochter |
Katharina E. Leitgeb / NN |
|
|
Ännchen, eine junge Verwandte |
Julia Amos / Gesche Geier |
|
|
Caspar, 1. Jägerbursche |
Seymur Karimov |
|
|
Max, 2. Jägerbursche |
Markus Ahme |
|
|
Ein Eremit |
Sung-Heon Ha |
|
|
Kilian, ein reicher Bauer |
Michael Berner / Brent Damkier |
|
|
Vier Brautjungfern |
NN |
|
|
Sepherl / Samiel, der Schwarze Jäger |
Dominique Jandausch |
|
|
|
|
|
|
Übernommen von der Internetseite
theaterregensburg.de am 16.7.2008
|
|
Napoleon
zieht von Moskau
ab, durch
Preußen zurück
nach Frankreich, die
Menschen atmen
auf, die
Völkerschlacht
von 1813 bei
Leipzig hat ihn
zwar vertrieben, nun
aber beginnt
hier die
Restauration –
die
Wiederherstellung
des Alten,
vornapoleonischen
Systems.
Die Karlsbader
Beschlüsse von
1819 - nach der
Ermordung des
Dichters und
russischen
Staatsrats
August von
Kotzebue -
sollen Ordnung
gewährleisten.
Durch Zensur
sind liberale
Überlegungen als
Volksverhetzung,
zu bekämpfen.
Publikationen
bedürfen der
Genehmigung.
Stein/Hardenberg’sche
Reformen von
1806 sind zu
stoppen,
zurückzuführen,
das monarchische
Prinzip wird festgeschrieben.
Der Sieg der
Reaktion über
die Revolution,
hieraus
resultiert ein
Spießbürgertum
durch eine
unterbrochene,
zurückgedrängte
Entwicklung und
hat seinen
eigentümlichen,
abnorm
ausgebildeten
Charakter der
Feigheit,
Borniertheit,
Hilflosigkeit
und Unfähigkeit
zu jeder
Initiative.
(Engels)
Es beginnt zur
Zeit der
Entstehung des
'Freischütz' eine
Periode der
politischen
Unberechenbarkeit,
Zersplitterung
des Ganzen in
kleine Systeme,
die
Kleinstaaterei
bewirkt Komplexe
des Einen dem
Anderen
gegenüber.
Es wird gegen
liberale
Bestrebungen
vorgegangen,
Burschenschaften
verboten, eine
zentrale
Untersuchungskommission
gegen
revolutionäre
Untriebe und
demagogische
Verbindungen.
Bundesstaaten
dürfen
gegeneinander
vorgehen, falls
in dem einen
revolutionäre
Entwicklungen
dort nicht
verhindert
werden können.
|
|
Die Menschen
suchen nach
Identität,
suchen sich in
der neuen
Realität
zurechtzufinden,
Die Erinnerung
an Brauchtum,
das sich
Einbinden in
Familie und
Freundschaften
durch gemeinsame
Interessen, mit
ihrer
Verwurzelung in
der Natur, Kraft
und Stärke
werden
beschworen, ‘Was
gleicht wohl auf
Erden’- die
Individualtät
tritt zurück in
den
Gruppengedanken:
”Wir winden dir
den
Jungfernkranz”.
Die Sorge des
Einzelnen,
rufenden dunklen
Mächten zu
folgen, das
Abenteuer zu
wagen - zumal in
der damaligen
Literatur
Schauergeschichten
überhand nahmen
und z.B. in
Marschner’s
Opern ‘Der
Vampir’ oder
’Hans Heiling’
die Opernbühne
beherrschten,
aufgehoben wird,
durch das
Bewusstsein, in
die Solidarität
zurückkehren zu
können..
Deutschland ist
wieder in zwei
Systeme
aufgegliedert,
der restaurierte
Feudalstaat und
das Bürgertum –
zu einem der
beiden gehören
sie.
Der Freischütz
zeigt “die
totale
Subordination
vom Bauer Kilian
zum
Jägerburschen,
zum Förster, zum
Fürsten, zum
Eremiten, zu
Gott.” (Mayer)
Kind und Weber
treffen genau
die Menschen in
ihrer Masse, sie
bieten der
gemeinen
Bevölkerung das
Singspiel mit
Obrigkeitsdenken,
mit Gehorsam,
mit überkommenen
Riten, mit Wald
und Natur, mit
unausgelebten
Freiheitsbestrebungen,
mit christlichem
Hinweisen wie
‘Wer glaubt, ist
nie allein’, die
heute noch
propagiert
werden auf der
einen Seite und
Wissen um die
Naturgesetze auf
der anderen.
Richard Wagner
greift gerade
letzteres Thema
dreißig Jahre
später in seinem
Lohengrin wieder
auf, Elsa und
Lohengrin, das
helle, Ortrud
und Telramund,
das dunkle Paar
gemäß dem
hell-dunkel
Schema. Ähnlich
dem Vorläufer
dieses,
Eglantine und
Lysiart, gegen
Euryanthe und
Adolar.
Elitäre,
höfische
Lustbarkeit mit
französischer
und
italienischer
Oper in höchster
szenischer und
musikalischer
Vollendung und
ihr gegenüber
mit zum Teil
volksverbindender
Tümelei -z.B. in
Parodien - macht
gerade vor den
Theatern nicht
halt.
Die Hoftheater,
mit ihren
opulenten
Produktionen und
Virtuosen auf
der Bühne und
ihr gegenüber
die Opera
comique, die
sich das
Bürgertum mit
dessen
Vergnügungen zum
Thema macht und
auch der Protest
gegen die
höfische,
pompöse Große
Oper, gegen das
hohle, heroische
Pathos, gegen
das Erstarrte,
das Veraltete.
In den Stücken
an der Opera
comique sah sich
das Volk auf der
Bühne
wiedergegeben.
Als Weber seinen
Freischütz an
die Königliche
Oper nach Berlin
gibt, wird dem
Werk dort ‘der
Zutritt’
verwehrt, da an
diesem Haus
Spontini, von
Friedrich
Wilhelm III. als
Generalmusikdirektor
eingesetzt,
seine
Vormachtstellung
behaupten kann
und zur gleichen
Zeit – am 15.
Mai 1821, mit 42
Proben im Stil
der
französischen
Grand Opera
seine ’Olympia’
herausbringt.
Bei der Premiere
an der Berliner
Hofoper -
Schinkel war der
Ausstatter und
Spontini
dirigierte
selber - wurde
der Komponist
mit Lob
überschüttet,
die Presse
musste auf
Weisung des
Hofes positiv
berichten,
kritische
Bemerkungen
wurden von der
Zensur
gestrichen, doch
das
Publikumsinteresse
ließ trotz des
Pomp sehr
schnell nach.
Hoffmann hatte
den Text der
‘Olympia’ nach
der Pariser
Uraufführung
bearbeitet, war
also an die
Produktion
gebunden und
lässt sich dann
wohl
notgedrungen in
der Vossischen
Zeitung eher
abfällig über
den Weber’schen
Freischütz aus,
der vier Wochen
später für den
18. Juni 1821 -
auf den Tag
genau sechs
Jahre nach
Watterloo - im
Schauspielhaus
am auf Anhieb
die Bevölkerung
gewinnt, von
unglaublichstem
Enthusiasmus ist
die Rede.
Das Werk zeigt
eine
Schauergeschichte,
die
Gegenüberstellung
von Tat und
Strafe, von
Gnade und
Großzügigkeit.
Das Gute siegt
über das Böse,
selbst wenn die
Anlagen, den
Lockungen des
Bösen zu
erliegen und
selbst zum
Akteur zu
werden, die in
jedem stecken,
hier deutlich
gemacht werden.
Nicht die
Naturkräfte sind
das Böse,
sondern der
Mensch, der sie
für sich
missbraucht –
Samiel durch
Kaspar.
Eremit, der
Verkünder
humanistischer
Menschheitsbotschaft
gegen Samiel und
dazwischen das
Publikum in
Jubel sich
auflösend, da es
sich da oben auf
der Bühne wieder
erkennt.
Das tragische
Ende der
Apel’schen
Urfassung im
'Gespensterbuch'
- Käthchen wird
erschossen, die
Mutter der Braut
stirbt
unmittelbar nach
dem Todesschuss,
der Vater bald
darauf, Wilhelm
endet im
Irrenhaus - und
nehmen Kind und
Weber heraus,
sie wollten dem
Publikum kein
solches Ende
zumuten und
ändern in die
bekannte
Fassung.
“Das Ganze
schließt
freudig.“
Kind versuchte
nach dem großen
Erfolg des
Freischütz,
seinen Anteil
besonders
herauszuheben,
was auf die
Dauer zu einer
Verstimmung mit
Weber führte.
1843
veröffentlichte
der Librettist
ein
‘Freischützbuch’,
das seine
Wertigkeit
herausstellen
sollte, ihm aber
nur schadete.
So wandte sich
Weber der
Helmine von
Chezy zu, die
ihm den Text für
die Euryanthe
für Wien
verfasste,
”diese
romantische
Sykomore” konnte
”ganz flüssige
Verse, nicht
ohne Wohlklang”
schreiben - und
doch reichte das
nicht, den
Freischütz zu
toppen. (Bulthaupt)
|
|
Die Möglichkeit,
an einem
Einführungsvortrag
zu einer
Neuproduktion an
einem Theater
teilnehmen zu
können, ist in
jedem Falle zu
nutzen. Ob sich
das Regieteam
nun drum herum
drückt,
Auskünfte zum
Inszenierungskonzept
zu erteilen, mit
dem Hinweis,
dass man nichts
verraten wolle,
es führt zu
Erkenntnissen
oder wie im
Falle von Raik
Kornscheidt, der
ausführlich zu
seinen
Überlegungen den
'Freischütz' in
Regensburg auf
die Bühne zu
bringen,
Stellung nahm,
zeigt, wie mit
dem Publikum
umgegangen wird.
Im ersteren
Falle führt sich
das Haus als
Bildungsstätte
selbst ad
absurdum.
Reclam's
Operführer
runter zu lesen,
ist nicht das,
was ein
Theaterbesucher
sich unter einem
Einführungsvortrag
vorstellt und
von ihm
erwartet.
So wird der
Interessierte
eher 'das
Knorscheidt-Angebot'
in Anspruch
nehmen wollen,
zumal dann, wenn
wie bei ihm, es
wirklich etwas
zu vermitteln
gilt, das zum
Verständnis der
Produktion
beiträgt und
zusätzlich es
dem Regisseur
ermöglicht, zu
zeigen, dass
schlussendlich
das Stück dann
auch so auf der
Bühne zu sehen
ist wie er es
vortrug.
In Regensburg
hat es in der
Vergangenheit
immer wieder
Geheimniskrämereien
um die Konzepte
der Regisseure
gegeben, die
zwangsläufig zu
Irritationen
führen mussten,
da der Zuschauer
in der
Vorstellung
etwas anderes
sah und sieht,
als ihm im
Einführungsvortrag
irreführend oder
noch während der
Laufzeit der
Produktion über
das Internet
vermittelt wurde
und wird.
Raik Knorscheidt
schilderte
während der
Einführung in
das Werk am
21.9.2008 die
Abläufe in
großer Breite,
so dass der
Zuhörer sich ein
Bild als
Vorbereitung auf
die Vorstellung
machen konnte.
Darüber hinaus
ermöglicht er
nun über das
Programmheft
weitere
Einblicke in
seine
Überlegungen.
RK hat eine
Bühne nach den
Entwürfen von
Ruth Schäfer zur
Verfügung, die
ihm
Spielmöglichkeiten
bis weit in die
Tiefe des Raumes
bieten, die
seitlichen
Begrenzungen
laufen sich nach
hinten verengend
zu, es entsteht
ein
Schalltrichter,
der den Sängern
hilft, bei
Positionen in
der Bühnentiefe,
mit unforcierter
Tongebung, den
Zuschauerraum
über den
Orchestergraben
hinweg zu
ereichen.
Für die
Wolfschluchtszene
senkt sich die
Rückwand nach
hinten, die
vorher durch
Hochfahren die
Abgrenzung von
Agathes Zimmer
nach hinten
bildete, ein
Deckel begrenzt
den Bühnenraum
oben. Klappen im
Boden und in dem
Bühnendeckel
ermöglichen
Auftritte oder
Schächte für
Beleuchtungskegel.
Ein Baumsegment
ragt drohend in
die Szene.
Wenn's um's
'gemeinschaftliches
Singen' geht,
positioniert
Regisseur Knorscheidt
die Sänger an
die Rampe und
stört nicht
durch hier
unnötiges
Regietheater.
RK führt seine
Sänger unter dem
Aspekt, es
handle sich hier
um eine
Wohngemeinschaft
in einer
abgelegenen
Gegend, ein Tal
vielleicht wie
das eines
gewissen
Flusses,
Bergzüge wie die
örtlichen im
Norden wie Süden
und auch im
Westen, so dass
nur nach Osten
eine Öffnung in
die freie
Landschaft
besteht. Hier in
diesem Tal leben
die Menschen
mehr oder
weniger nur mit
sich
beschäftigt, der
Blick über die
Berge wird
tunlichst
vermieden.
Fröhlich in
ihrer Einfalt
feiern sie Feste
jeder Art,
lieben Sang und
Tanz und necken
sich meist aus
neidigen
Empfindungen,
haben ihre Jagd-
oder
Gesangsvereine
oder
Angelvereine,
sitzen und
häkeln, stricken
oder spinnen,
und dass da mal
die eine dem
anderen in die
Hose greift oder
der andere der
einen unter den
Rock langt, ist
doch nichts
ungewöhnliches.
Alles soll
möglichst normal
sein und so
normal auch
weitergehen, nur
nichts ändern.
Der Chor
übernimmt hier
in seinen Jäger-
und
Bauerntrachten -
Entwurf Ruth
Schaefer - wie
selbstverständlich
die Vorgaben,
spielfreudig und
kraftvoll
singend -
Leitung
Christoph Heil -
setzt er 'die
Bevölkerung' in
Szene und die
Intentionen der
Regie freiwillig
um.
Es handelt sich
also nicht um
befohlene
Jubelhandlungen,
wie man
anfänglich hätte
vermuten können.
Eine Gruppe von
Menschen, die
ohne Arg und
Ressentiments
mit einander
lebt. Man kann
nicht sagen,
jeder schaue
sich um, in
Sorge, etwas
permanent
verbergen zu
müssen. Dies
wäre auch durch
die
musikalischen
Vorgaben kaum
umsetzbar, es
sei denn es
wären solche
Auftritte wie
seinerzeit in
der 'Zone'
üblich oder wie
weiland bei
Orff's
'Bernauerin' im
Schlosshof der
Prinzessin von
Thurn und Taxis
mit Winken mit
roten Fähnchen
durch den
Regensburger
Theaterdirektor
inszeniert,
dargeboten
worden.
|
|
Regisseur
Raik Knorscheidt
gestaltet die
Rolle des 'Sepherl'
und des Samiel
mit gleicher
Darstellerin.
Das sehr
unbedarft
anmutende Wesen
geistert,
hampelt
behindert durch
das Stück, baut
aber durch sein
Unbeholfensein,
seinen auffällig
anormalen
Bewegungsabläufen
eine besondere
Spannung
inmitten der
übrigen
'Normalen' auf.
Ob er sich nun
zwischen die
Chorleute
stellt, den
Solisten 'zur
Hand' geht oder
ihnen im Wege
ist - Aktionen
werden auf diese
Weise durch eine
solche besondere
Klammer
zusammengefasst.
'Sepherl' kommt
mit der
Brautkrone, er
hat die
Schachteln
verwechselt, die
Todeskrone setzt
er Caspar auf -
allein dieser
Figur durch die
Vorstellung zu
folgen, bietet
genügend
Möglichkeiten
der Anschauung,
die zeigen, wie
der Regisseur
konsequent
formt, ohne das
Stück zu
verlassen.
Der Zuschauer
findet sich
nicht plötzlich
in einer Bar,
statt in der
amerikanischen
Wüste - wie in
der
Inhaltsangabe
'Manon' im
Internet noch
heute ausgeführt
- wieder oder
die
Druidenpriesterin
Norma wird nicht
zur
verkümmerten,
spannungslosen
Hausfrau, die
gerade für den
heimkehrenden
Liebhaber den
Tisch deckt.
Dominique
Jandausch
gelingt es als 'Sepherl',
unaufgesetzt,
den Zuschauern
die Handlung auf
besondere Weise
zu
verdeutlichen,
den Teufel über
'Sepherl' im
Samiel durch
naives Spiel zu
personifizieren
und damit die
permanent
vorhandene
Heimtücke 'des
Bösen' zu
verdeutlichen.
|
Der Max von
Markus Ahme
ist ein junger,
groß gewachsener
'Wildling', ein
Jung-Siegfried,
der das Fürchten
nicht gelernt,
der auch noch
nicht so recht
weiß, wo es für
ihn als Max lang
geht,
überfordert ist
er mit altem
'Jägerlatein',
Probeschussforderung
und wohl auch
als Liebhaber
Agathens. Dass
sich diese
innere Bangheit
auf sein Singen
überträgt, ist
fast
zwangsläufig.
'Bewundernswert'
wie er das
Herunterdrücken
der Zungenwurzel
beherrscht und
er hierdurch den
hellen Vokalen
und Umlauten
einen
'besonderen
Sound' zu
verleihen in der
Lage ist, der
sehr stark an
Herbert Ernst
Groh erinnert.
Sein kraftvoll
und wohl fast
nicht zu
ermüdender, hell
timbrierter
Tenor gäbe ihm
die Möglichkeit,
allerdings unter
spezieller
Beratung und
Kontrolle, sich
'in der
richtigen Weis'
weiterzuentwickeln
und die Technik
um- und
auszubauen.
Bis zur
Selbstaufgabe
folgt Markus
Ahme den
Vorgaben der
Regie, den Max
zu einer in sich
unsicheren
Ausnahmefigur zu
führen. Er ist
nicht der
typische, meist
zu elegisch
angelegte,
Rollenvertreter.
Schon im
'Hutmacher'
wurde deutlich
erkennbar, dass
hier Potential,
stimmlich wie
auch
darstellerisch,
noch
ungeschliffen
zur Verfügung
steht.
Katharina
Leitgeb
verkörpert auf
nahezu
vollendete Weise
'die Lyrische',
hier nun als
Agathe. Sie
vermag dadurch
der Rolle im
Spiel die
Intensität zu
verleihen, die
dem Zuschauer
verdeutlicht, in
welchem
Zwiespalt sie
sich hier
befindet. Die
Traumerzählung -
in der
Ausdeutung durch
den Regisseur -
ermöglicht dem
Zuschauer, ihr
Innerstes zu
erfassen -
Caspar war ihr
zugesprochen, er
fasziniert sie
bis in die
Träume, sie kann
kaum von ihm
lassen.
Interessant, den
stimmlichen
Reifungsprozess
aus den Anfängen
der Sängerin bis
hierher
nachzuvollziehen.
Routiniert und
aufgrund
ausgefeilter
Technik, ohne
sich groß
Gedanken um das
Gelingen von
Einzeltönen
machen zu
müssen, setzt
sie sich mit der
Gestaltung der
Gesangspartie
auseinander.
Es gelingt ihr,
mit sorgsam
geführter
Stimme,
besonders
Diminuendi und
Piani wie beim
As in der
Kavatine 'nimmt
aller Wesen
liebend wahr',
die kraftvollen
Passagen meist
'wohlbehütet',
zu Gehör zu
bringen.
Gelegentlich
erkennbare
'Restatemsituationen'
hängen mit
ungünstigen
szenischen meist
Sitz-Positionen
zusammen.
Der an die Zeit
der Michaela
erinnernde
Überdruck am
Ende von Phrasen
ist sicher nur
einer momentanen
Anspannung
zuzurechnen. Die
Antonia war frei
hiervon, die
Manon wird
zeigen, ob
Korrekturen
notwendig sind.
Neben ihr, nicht
weniger präsent,
das Ännchen von
Julia Amos.
Zur Betreuung
der Braut am
Polterabend
herbeigerufen,
trifft sie auf
Max, der sehr
deutlich
abgewiesen wird.
Ein Beispiel,
wie der
eigentliche
Handlungsstrang
durch derartige
Ergänzungen auf
einfache Weise
verdichtet
werden kann.
Als Vertraute
der Agathe ist
sie ihr
besonders seit
langem sehr
nahe, sie
verstehen sich
unausgesprochen,
wissen um die
Macht des
Bildes, das zu
Boden fiel und
nicht wieder
richtig hängen
will,
Zeitveränderungen
dokumentierend.
Frau Amos zeigt,
wie sie sich
ernsthaft des
Ännchens annimmt
und sie sich so
dem Publikum
überzeugend
präsentieren
kann.
Seymur Karimov,
nach Masetto,
Silvano,
Malatesta,
Athlet - nun in
einer ihn weiter
führenden,
tragenden Rolle,
die ihm hier die
verschiedensten
Möglichkeiten
durch die
Intentionen des
Regisseurs
bietet.
Er ist nicht nur
der
'Finsterling',
der seine Partie
als Gegenpol zur
Lichtgestalt des
Tenors herunter
singt, sondern
er ist als der
heimliche
Liebhaber der
Agathe besonders
gefordert, kann
dies während der
von ihr
geträumten
Wolfschluchtszene
auch intensiv
ausspielen.
Er verzaubert
Agathe geradezu
- wie er den
Schleier um sie
legt, die Augen
zu der
entsprechenden
Textstelle küsst
- und er spielt
sehr
eindrucksvoll
aus, wie der
Regisseur die
uns heute
befremdenden
Kind'schen
Textstellen
hinter der
Ausformung durch
das Spiel
verschwinden
lässt.
Die noch junge
Stimme zeigt
Möglichkeiten
der Entwicklung
auf, die aus den
bisherigen
Rollen nicht so
ohne Weiteres
abgeleitet
werden konnten.
Ein bassiges,
kerniges Timbre,
eine ausgefeilte
Technik, guter
Sitz der Stimme
erlauben
Ausblicke auf
größere
Aufgaben, zumal
die Fähigkeit,
Figuren zu
gestalten, bei
ihm besonders
ausgeprägt ist.
Martin-Jan
Nijhof
ist ein edler
Erbförster Cuno,
kein tateliger
Alt-Bass,
elegant in
Auftreten und
gesanglicher
Gestaltung der
Rolle.
Für ihn naht der
Figaro-Graf und
der Wozzeck.
Beide Partien
müssen mit einer
gewissen Sorge
erwartet werden,
liegt doch
gerade der
Wozzeck für
einen Bass sehr
hoch und das
nicht nur mit
einmaligen
Spitzentönen,
sondern
durchgängig über
den Abend.
Sung-Heon Ha
als Eremit nicht
weniger
eindrucksvoll -
beide Bässe sind
Ausnahmestützen
des Ensembles.
Adam Kruzel
vermag dem
Ottokar
schrullige Züge
zu verleihen,
stimmlich ist
diese Rolle -
auch wenn
höhenbelegt -
kein Problem.
Michael Berner,
der neue
Tenorbuffo, hat
mit dem Kilian
stimmlich wie
darstellerisch
keine Probleme,
im Übrigen: kein
Genäsel und
Geknödel.
Chor und
Orchester wurden
mit zarter,
einfühlsamer
Hand durch das
Stück geleitet,
besonders
getragen konnten
sich die
Solisten fühlen,
Dirigent der
scheidende
Generalmusikdirektor
Raoul Grüneis.
Selten war er so
überzeugend wie
heute.
|
Besonders
erfreut war der
Zuschauer, der
sich vorher im
Internet auf der
Homepage
orientierte,
dass es der
Theaterleitung
Regensburg doch
noch gelungen
war, zu
Vorstellungsbeginn
am 27.9.2008,
19.30 Uhr die
Damen für die
Rollen der
Brautjungfern
festzulegen.
Ist doch noch
heute am Tag
nach der
Premiere immer
noch ein
geheimnisvolles
NN ausgewiesen,
zeigt der
Einleger im
Programmheft,
dass Myriam
Chaves de
Kühner, Elena
Lemke, Anna
Ryndyk und
Verena Ulrich
die Einkleidung
der Braut Agathe
bei der Premiere
übernehmen
durften.
|
Screenshot
28.9.2008
http://www.theaterregensburg.de/
|
Es stellt sich
also die Frage,
wie ernst die
Regensburger
Theaterleitung
ihre Aufgabe
nimmt.
Dass die
Zweitbesetzung
der Agathe zur
Premiere noch
nicht unbedingt
feststehen muss,
ist eine Frage
der Dispo.
Dass aber die
Brautjungfern
für den
aktuellen Abend
nicht
ausgewiesen
sind, lässt ganz
eindeutig, ganz
bestimmte
Schlussfolgerungen
zu.
|
|
In vielen
Details zeigt Raik Knorscheidt
wie er sich mit
der Führung der
Personen
auseinander
gesetzt hat und
es ihm auch
letztlich
gelingt, die
eigenen Ideen
umzusetzen.
Das Bett der
Agathe zieht
sich
beispielsweise
durch das Stück,
eine Schlafstatt
für den einen,
eine Spielwiese
für eine
Kissenschlacht,
wenn 'Hörner
erschallen',
eine
Rückzugsfläche
zum Ausleben
eines momentanen
Bedürfnissen von
Geborgensein
oder für die
Verführung
Agathes und
Caspar in der
Wolfsschlucht .
Der Regisseur
gestaltet um und
vermeidet so -
besonders in
dieser Szene -
die sonst so
üblichen
Peinlichkeiten,
die sich schon
aus dem Text
ergeben.
Hier kommt ein
junger Regisseur
auf, der
nachdenkt und
dann Sinnvolles
auf die Bühne
bringt.
Es ist zu
wünschen, dass
ihm Aufgaben
zugeteilt
werden, die ihn
fordern.
Förderung ist
hier angesagt -
mehr jedenfalls
als bei manchem,
der sich sonst
so herumtreibt
und meint, er
könne dem
Publikum seine
Dümmlichkeiten
vorsetzen.
Das Regensburger
Publikum zeigte
sich am
Premierenabend
überrascht und
äußerte sich
gegenüber der
Inszenierung
zögerlich,
während die
Leistungen der
SängerInnen
ausnahmslos
anerkannt
wurden.
|
|
|
Als Premieren-Abonnent
Theater Regensburg und Abnehmer von Karten aus dem freien Verkauf
dieses und anderer Theater
veröffentliche ich auf dieser privaten Homepage meine
Meinung. Ich
verstehe die Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der
Kritik willen, sondern als Hinweis auf nach meiner Auffassung zu
Geglücktem oder Misslungenem. Neben Sachaussagen enthalten die
Texte auch Überspitztes und Satire. Für diese nehme ich den
Kunstvorbehalt nach Artikel 5 Grundgesetz in Anspruch. In die
Texte baue ich gelegentlich Fehler ein, um Kommentare
herauszufordern. Dieter Hansing
|