Theater Regensburg

  
 
     Premiere 30. Oktober 2008

      "Von Apfelblüten einen Kranz"
 

 

 
 

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Announcement Theater Regensburg

Das Land des Lächelns

Romantische Operette in drei Akten nach Victor León
Text von Ludwig Herzer und Fritz Löhner
Musik von Franz Lehár (1870-1948)

Musikalische Leitung: Arne Willimczik
Bühne und Kostüme: Marlit Mosler
Inszenierung: Kay Link

 

Besonders erfolgreich unter Lehárs Spätwerken wurde das 1929 uraufgeführte „Land des Lächelns“, das den einfallsreichen Komponisten aufs Neue als überlegenen Beherrscher dramatischer Gestaltungsmittel und als feinen Psychologen zeigt. Vor allem aber erwies sich Lehár hier als fantasievoller und nuancenreicher Maler der fernöstlichen Stimmungslandschaft, zu der der Wiener Gemütston einen packenden Kontrast bildet.

Lehárs Erfolgsstück erzählt von der jungen Witwe Lisa, die alle Wiener Freier ablehnt, weil sie sich zu dem chinesischen Prinzen Sou Chong hingezogen fühlt. Der ist nämlich so „apart“. Lisa schlägt alle Warnungen ihrer Freunde in den Wind und folgt dem Geliebten – mitten hinein in seine Kultur. Dort wird zwar immer gelächelt, aber unter der Oberfläche verbirgt sich Unerfreuliches: Sou Chong hat politische Pflichten. Lisa, die sich immer verlassener fühlt, findet die Geschäfte ihres Mannes unmenschlich. Als sie erfährt, dass ihr Mann noch vier chinesische Nebenfrauen heiraten muss, erkennt sie, dass sie und Sou Chong mehr trennt als verbindet. Und so trifft Lisa eine Entscheidung, die ihrer beider Leben verändern wird.

Reichtum und Ursprünglichkeit der melodischen Erfindung, sinnliche Temperamentfülle und dramatischer Elan, rhythmische Pikanterie, lyrischer Schmelz und subtile Charakterisierung im klanglichen und folkloristischen Kolorit sind die hervorstechenden Eigenschaften von Lehárs Erfolgsoperette, die mit Recht weltweiten Anklang gefunden hat.

Besetzung
 
     
Ferdinand Lichtenfels Matthias Degen    
Lisa, seine Tochter Mirka Wagner / Gesche Geier / Katharina E. Leitgeb    
Ein General a.D. NN    
Gustav Graf Pottenstein Michael Berner / Brent L. Damkier    
Lore Hardegg, seine Tante, Lichtenfels Cousine Ruth Müller    
Fini, Franzi, Vally NN    
Sou-Chong Jung-Hwan Choi / Enrico Lee    
Mi, seine Schwester Julia Amos / Dorothee Velten    
Tschang, sein Onkel Matthias Degen    
Fu-Li, dessen rechte Hand Philipp Eckelmann    
Obereunuch Christian Schossig
 
   
Übernomen am  14. September  2008

 
Besetzung
 
     
Ferdinand Lichtenfels Matthias Degen    
Lisa, seine Tochter Mirka Wagner / Gesche Geier / Katharina E. Leitgeb    
Ein General a.D. Thomas Brinkel    
Gustav Graf Pottenstein Michael Berner / Brent L. Damkier    
Lore Hardegg, seine Tante, Lichtenfels Cousine Ruth Müller    
Fini, Franzi, Vally Myriam Chávez de Kühner, Andrea Mink,
Teresa Sobotka-Anastasow
   
Sou-Chong Jung-Hwan Choi / Enrico Lee    
Mi, seine Schwester Julia Amos / Dorothee Velten    
Tschang, sein Onkel Matthias Degen    
Fu-Li, dessen rechte Hand Philipp Eckelmann    
Obereunuch Christian Schossig    

Übernommen am 6. Oktober 2008

Besetzung am 30.10.2008 : fett angelegt
 

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War noch am Anfang des 20. Jahrhunderts das Patriarchat ausschlaggebend für die europäische Gesellschaft, mit militärischen Ordnungsritualen, Zensur und dem Begriff Beamtenbeleidigung, der das Absichern der Obrigkeit in ihrem alleinigen Herrschaftsanspruch dokumentiert, begann mit der Weimarer Republik auch eine Veränderung der Strukturen in Deutschland.

Was hier sich über die Jahre in die Jetztzeit fortsetzt und zum Stand der Frau in der heutigen Gesellschaft weitergebildet hat, war nach den Revolutionen in Asien noch nicht deutlich erkennbar. Die Frau in China wie auch in Japan war nur ein Teil des Mannes, dies vor allem in den gehobeneren Schichten.
Die Kaiserreiche mit ihren Ritualen drangen bis tief in die unteren Gesellschaftsschichten und noch weit ins 20. Jahrhundert ein.

Früh griff die westliche Literatur das Thema ‘Frau’ auf, gab es wieder, China als rückständiger Teil am Ende der Welt, Diplomaten, Reisende, Kaufleute, Militärs berichteten über Korruption unter den Herrschenden, verelendete Massen, beide in Aberglauben verstrickt und durch Laster ausgehöhlt.
Chinesische Kaufleute trickreich, hinterlistig, verschwiegen - immer nur lächelnd auf ihren Vorteil bedacht.

Am Beginn des 20. Jahrhunderts schrieb Mahler ‘Das Lied von der Erde’, Zemlisky die ‘Lyrische Symphonie’ - oder Lehar ‘Die gelbe Jacke’ - Puccini widmete sich mit seiner 'Butterfly' in einer Oper dem Asiatischen.
Somit weit später als Malerei, Literatur, Reisebeschreibungen, erkannten auch westliche Komponisten die fernöstlichen Lebensweise als Thema für ihre Werke.

Jahrhunderte lebten Familien in China in einer in sich abschirmten Welt - in Ruhe und Würde und gemäß den Überlieferungen. Die Frauen in diesen Familien waren gehalten, sich vor Männern gleich einer Blüte zu wahren, sie hatte den Kopf zu neigen, die Hände vor die Brust zu legen und zu schweigen, wenn ihr Gebieter sie nur ansah oder sie ansprach.
Um einen gehobenen Haushalt führen zu können wurden den Töchtern die erforderlichen Maßnahmen beigebracht - maßgeblich unter dem Aspekt, die Schwiegermutter und den Ehemann besonders in Ehren zu halten, dabei wie man einem Höheren den Tee bereitet und reicht, wie man vor einem Höheren zu stehen hat, wie man ihm schweigend zuhören muss, wenn dieser spricht.
Sitten und Vorschriften wie man eine Sänfte besteigt, wie man in Gegenwart anderer, die Mutter des Gatten begrüßt, wie man lächelt, das Haar mit Edelsteinen und Blumen schmückt. Das Schminken der Lippen, das Pudern des Gesichts, das Lackieren der Fingernägel, der Gebrauch von Wohlgerüchen - und das Tragen von Schuhen an den durch das Bandagieren kleinen Füßen. Gerade das hatte von den Frauen der höheren Schichten viel Aufopferung verlangt.

Sorgsam pflegten sie sich, denn als Ehefrau hatten sie zu dulden, dass der Mann sich Konkubinen nahm und so war die Körperpflege wichtig, den Mann in der Ehe auf sich aufmerksam zu machen. In den meisten Fällen wurden die Ehen bereits in Kindertagen der Eheleute von den Eltern geschlossen. Oft wurden solche Verbindungen von den Eltern der jeweiligen Familien gleich nach der Geburt der Kinder ausgehandelt.

Es galt für die chinesische Frau, sich dem Mann, der Familie zu unterwerfen.

Der Einfluss der westlichen Welt kam von innen heraus. Junge Männer aus den gehobenen Kreisen gingen ins Ausland und kehrten - auch äußerlich in westlicher Kleidung - verändert zurück. Während sie auf Grund des Status des Mannes in China, auf die inländischen Frauen Einfluss nehmen konnten, war es Ausländerinnen in China fast ausgeschlossen, sich in die Gesellschaft einzubringen, wenn sie nicht gewillt waren, sich völlig den fernöstlichen Gegebenheiten anzupassen, selbst wenn sie als Ehefrauen der im Ausland tätig gewesen Chinesen zurückkehrten.
Sie wurden von der Familie des Mannes abgelehnt und isoliert. Hinzu kam, dass sie die alte Sitte, der Zweit- und Mehrfrauen, die Mann sich nehmen konnte oder aus Famliensraison nahm, akzeptieren mussten.

Es war mehr als schwierig, eine Ausländerin als Ehefrau aufzunehmen.
In deren Adern floss Blut, das den Chinesen fremd vorkam. Es seien in diesen Herzen fremde Ideale. Kinder aus diesen Verbindungen können nicht die Söhne Chinas sein. Würde Blut gemischt, werde es verunreinigt.

 

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Regisseur Kay Link bietet für das Regensburger Theater den Vorteil, dass er schon mal in Pforzheim geboren wurde. Außerdem macht er 'Das Land des Lächelns' nicht zum ersten Mal und zusätzlich hat er eine eigene Textfassung erstellt, die somit zu seinen Intentionen, das Werk auf die Bühne zu bringen, passt.

Für die Zuschauer, die sich ein Programmheft kaufen, vermittelt er mit eigenem Text, was er sich bei dieser 'ewigen' Operette denkt.

Gemäß seinen Ausführungen spielt das Ganze nun nach dem ersten Akt in einem Chinarestaurant - dies könne auch in Regensburg stehen, meint er.
Nun stellt sich die Frage, in welchem derartigen Regensburger Etablissement muss der Kneipier vier chinesische Frauen heiraten?
Schlüssiger wird die Handlung schon gar nicht, wenn der Text beibehalten wird, Lisa also mit nach China gegangen ist und wieder einmal die Heimat sehen möchte mit den alten Bäumen.

Ist das Bühnenbild im ersten Akt beim Empfang in der besseren Wiener Gesellschaft noch kläglich kärglich, kann die Bühnen- und Kostümbildnerin Marlit Mosler zumindest danach einigermaßen die typische Restaurantatmosphäre aufbauen, die man selber schon vom 'Geh'n wir zum Chinesen' kennt.
Die Gelbe Jacke, dem Sou-Chong angezogen, hat durch den Auftritt des Chores als Touristen (man denke an den zweiten Akt der Regensburger 'Carmen' - mit den unentwegt mit Blitz fotografierenden Touris, mit dem unvergessen Herrn Binder als Lillas Pastia) nur einen folkloristischen Wert, die anreisenden vier Damen, wohl vom horizontalen Gewerbe, als Gattinnen des Sou-Chong avisiert, sind - kofferbeladen - die heute üblichen Unbehausten. Lisa dann auch mit Rollköfferchen erinnert an den Auftritt der Donna Elvira im hiesigen 'Angela-Brandt-Giovanni'. 

Es stimmt alles nicht zusammen - der Text "in China ist das so". Das 'Handgemenge' Sou's und Lisa's beim 'der Mann könne die Frau in China auch töten' und China-Restaurant-Szenerie driften auseinander, sieht man den ersten Akt noch als in sich geschlossen an.
Oder ist Lisa in einem China-Restaurant in der Volksrepublik gelandet - dann stimmen sie Aussagen im Programmheft nicht.

Dass Mattias Degen den Industriellen Lichtenfels gibt, sei unbenommen, dass er aber mit perfektem Hochdeutsch auch der Onkel Tschang sein soll, kann nur mit den Sparmaßnahmen am Regensburger Theater zusammenhängen. Es war in der Stadt und im Umkreis der Metropole der Oberpfalz wohl kein preiswerter radebrechender Asiate zu finden, der die paar Sätze des Onkels sprechen und so sich dem, sich die Zunge brechenden, Neffen Sou-Chong von Jung-Hwan Choi anpassen konnte?

Das kommt davon, wenn man Sänger aus Asien verpflichtet - hat man so einen Sou-Chong, fehlt die Besetzung im Umfeld dieser Rolle. Die Mi mit einer Asiatin zu besetzen wäre natürlich konsequent - nur wo kommen wir da hin, wenn wir konsequent wären.
Regisseur Link versucht das zu kaschieren, als er im Programmheft aufzeigt, Lichtenfels als Vater Lisa's und Tschang als Onkel Sou's seien "aus ähnlichem Holz geschnitzt" und es müsste der gleiche Darsteller für beide Rollen sein. Dies ist akzeptabel, nicht aber, dass der Tschang völlig aus dem Ganzen herausfällt, weil er  dem Ambiente sprachlich nicht angepasst wird. Es muss ja nicht so übertrieben werden wie beim Obereunuch. Oder ist der Onkel in Wirklichkeit ein Wessi in China?

Dass Onkel Tschang auf einer elektrisch angetriebenen Plattform mitsamt Esstisch und Bodyguard in sein China-Etablissement gefahren wird, dass Sou-Chong keinen Nagel in die Wand bekommt, dass Lisa gleich mit Hansaplast oder ähnlichem zur Hand ist, als Sou sich auf den Finger schlägt, dass für den 'Tee-en-deux' regelrechte Haferln in eine Mikrowelle - die dann auch noch mit vernehmlichem 'Bim' mitteilt, 'ich habe fertig' - gestellt werden, dass die Couch von den Chorsolistinnen eiligst auf wohl-geölten Rollen hin- und hergeschoben wird, dass die Sofakissen erst umständlich auf dem Boden platziert werden, auf denen sich Lisa und Sou dann niederlassen - alles so Füllsel, die aber nicht über das Manko dieser äußerst, nennen wir es, 'vorsichtigen' Personenführung hinwegtäuschen können. Die Gänge zu lang, es kann so nicht zu flüssigen Abläufen kommen.
Interessant die Szene des, zum Abwasch gezwungenen, Damenchores auf dem Hubpodium.

Dass Schnee auf den irritierten Sou-Chong fällt, kommt dem kritischen Beobachter bekannt vor, lösten sich doch diese 'Eiskristalle' schon 1993/94 in der 'Nacht in Venedig'  aus dem Schnürboden (Senator Gronwald: "Jetzt fängt's auch noch an zu schneien und ich habe die Angora-Wäsche schon weggeräumt") und, nicht zu vergessen, sah man sie kürzlich erst am Ende von 'Kleiner Mann' auf den armen Pinneberg rieseln.

Wie das aber alles in Weißenburg im Sommer im dortigen Wald beim Open-Air des Regensburger Theaters funktionieren soll - bleibt zunächst einmal unerfindlich. Auch besonders der Einfall, dass auf einen Fingerschnipp von Sou-Chong ein Lichtkegel entsteht, das geht ja noch, aber dass dann die zum Kranz benötigten Apfelblüten aus den Bäumen im Weißenburger Wald auf Lisa herabfallen, wird noch ein schwierig umzusetzendes Unternehmen.
Aber bei der Regensburger Theaterleitung - für die alles nur ein Fingerschnipp.
 

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Dass Christian Schossig und Michael Berner mit ihren Buffo-Partien 'Obereunuch' und 'Gustav Pottenstein' nur einigermaßen Möglichkeiten fanden, sich zu produzieren, lag an ihnen selber.
Schossig kämpfte mit der übertriebenen 'Legensbulgel' China-Aussprache - wurde leider teilweise völlig unverständlich, wohl besser, damit der Zuschauer nicht noch deutlicher feststellen musste, wie wenig der erklärende Eunuchen-Text zur Szene passte und Berner sah sich einer Mi gegenüber, die man dann sinnvollerweise auf einen Tisch gesetzt hatte, damit es größenmäßig einigermaßen akzeptabel aussah.
Beide aber fanden ihren Weg zum Publikum.

Ruth Müller hier Tante Lore - geradezu kümmerlich, nicht zu vergleichen mit der bühnenfüllenden Berta im Herrenhauser 'Barbier' in der Regie von Matthias Remus.

Der erste Tenor Jung-Hwan Choi als Sou-Chong und die erste Sopranistin Mirka Wagner als Lisa jedoch litten unter den Flächen, die sie selber entstehen ließen und so das Ganze noch mehr in die Breite zogen.

Die zweite Sopranistin, Julia Amos, war mit der Mi sprachlich in einem Dilemma, was ihr kaum Möglichkeiten bot, glaubhaft die junge Chinesin zu zeigen, die Tennis spielend, noch verhaftet in den alten Traditionen, zurück im Land bleiben muss.
Und hier eben wirklich im Asiatischen Land, tausende von Kilometern von der Heimat entfernt und nicht nur in einem China-Restaurant aus dem man sich über die Gass' ins eigene Umfeld zurück retten könnte. Oder ist sie im 'Onkel-Tschang-Laden' in einem Regensburger Welterbe-Winkel der Freiheit beraubt und 'kaserniert'?

Da zeigte sich wieder die nicht funktionierende Vermischung von gesprochenem, gesungenem Text und den Aktionen in einem undefinierten Bild auf der Bühne.

Das Regensburger Publikum kümmerte das alles minder, es folgte einem einzelnen Jubler, der/die alles 'bekrisch' und applaudierte ausgiebig.
 

 

Als Premieren-Abonnent Theater Regensburg und Abnehmer von Karten aus dem freien Verkauf
dieses und anderer Theater veröffentliche ich auf dieser privaten Homepage meine Meinung.
Ich
verstehe die Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf nach meiner Auffassung zu Geglücktem oder Misslungenem.
Neben Sachaussagen enthalten die Texte auch Überspitztes und Satire.
Für diese nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5 Grundgesetz in Anspruch.
In die Texte baue ich gelegentlich Fehler ein, um Kommentare herauszufordern.
Dieter Hansing

 


 

 


 

 

 



 

 



 

 



 

 

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