Zur Meinungsfreiheit westlicher Gesellschaften zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
   
04.01.2010 - dradio.de

 


Damals in Regensburg

31
.03.2005

   
'Das war's!'    

 

 

Letztmalig kultuRklub 2010
in der Tändlergasse in Regensburg

 
 
      31.03.05
 

Vorbei die Zeit, dass sich kulturinteressierte Regensburger im ehemaligen Hugendubel-Haus in der Altstadt trafen.

Zwar soll nach Meinung des Oberbürgermeisters der Stadt Regensburg am 17.3.2005 dargetan, in Form einer 'Bürgerinitiative' der kultuRklub weitergeführt werden, eben nicht als eine städtische Institution mit hierfür zur Verfügung gestellten Personal-Planstellen.

Er hoffe nicht nur auf das Interesse, sondern auch auf die Präsenz der Bevölkerung für den und im kultuRklub. Auch in der Zukunft und die Lust derer, die sich nun für die Fortführung dieser Einrichtung einsetzen "über Kultur zu diskutieren".

Der kultuRklub könne in Zukunft auch ohne ein Projektteam wie mit Lindinger + Schmid existieren.

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"Wir haben in unserer Stadt kreative Köpfe und ich halte nichts davon, mit allen kreativen Köpfen, sozusagen auf Vorrat, Beraterverträge abzuschließen, ich halte mehr davon, so wie wir's hier auch gemacht haben: es gibt ein Projekt, und da müssen sich die zusammentun, mit Leidenschaft und Herzblut und Kreativität, Einfallsreichtum und auch mit der Bereitschaft, das in die Waagschale zu werfen, sich mit einem solchen Projekt identifizieren. Und wenn man laufend Beraterverträge auf Vorrat hat, dann wird man träge.

Das Gegenteil von träge ist engagiert und engagiert ist man nur, wenn man sagt: also da haben wir jetzt was vor uns und das machen wir gemeinsam. Das kann einmal gut geh'n, das kann einmal schief geh'n. Und so kann ich mir zum Beispiel vorstellen, dass wir natürlich mit Frau Lindinger und Herr Schmid bei einem anderen Projekt einmal wieder zusammenarbeiten, da gibt's mehrere - ich kann mir schon was vorstellen." [...]

"Wir haben auch andere kreative Köpfe in der Stadt und wir sollten uns für jedes Projekt, für jede Idee, wo wir auch mit jemand zusammenarbeiten wollen, auch Hilfe brauchen, auch Unterstützung brauchen, auch Kapazitäten brauchen, die wir allein nicht haben - es hat ja keinen Sinn, eine Verwaltung so aufzublähen, dass man alles selber machen kann, es macht Sinn, sich für solche Dinge auch immer den richtigen Partner zu suchen und dafür kommen mehrere in Frage, dafür kommen Lindiger und Schmid in Frage und immer dann, wenn' soweit ist, so haben wir JA das im Oktober auch gemacht, immer wenn es soweit ist, dann setzen wir uns zusammen und sagen: wir haben ein Ziel, wollen wir das gemeinsam ansteuern, dann sagt man mal o.k. wir machen das gemeinsam und anders mal sagt man, nee, da kommen wir jetzt nicht auf eine Ebene und nicht zusammen. Also so stell' ich mir das vor, nicht jetzt ums Verrecken einen Beratervertrag zusammenbasteln, ohne dass dahinter eine konkrete Idee steckt."

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SPD-Fraktionsvorsitzender Wolbergs - hier in Auszügen dargestellt - hielt dem entgegen.

Er habe sich ausgesprochen darüber gefreut,
"dass vor wenigen Monaten mit Lindinger und Schmid Leute engagiert worden sind, die das Thema weiter bearbeitet haben, im Zusammenhang mit noch anderen, die beteiligt waren, um so ärgerlicher finde ich es, wie mit einem Vorschlag umgegangen wird, den ich gemacht habe - es ist ja immer so, bei einem solchen Verfahren, solange man auf der Linie des Oberbürgermeisters ist, ist alles in Ordnung, wenn man eine etwas andere Vorstellung hat in der Sache, soll man die am Besten gar nicht äußern, ich weiß dass ich mich mit der Vorstellung in diesem Kreis auch nicht beliebt mache,
ich will sie trotzdem nennen:

Weil so einfach ist es ja nicht, man muss sich ja mal überlegen, warum dieser Kulturklub interessant war. Es geht nicht um die Frage, ob es morgen noch einen Kulturklub gibt, den kann man überall machen, das ist nicht die spannende Frage. Die spannende Frage ist, was passiert dann? Der Kulturklub war doch deshalb interessant, weil da Leute aufgetreten sind, die - insbesondere auch von außen - die mal einen anderen Blickwinkel eröffnet haben, so habe ich es zumindest erfahren. Ich behaupte, das hätten Regensburger nicht so gut gekonnt. Deshalb stellt sich für mich die Frage - das ist die allerletzte Frage für mich - ob und an welchem Ort es den Kulturklub weiter gibt?

Das ist nicht die spannende Frage und warum ich den Vorschlag eines Beratervertrages gemacht habe, hat einen ganz einfachen Grund - im übrigen macht die Stadt es in vielen Bereichen - ich darf daran erinnern, es gibt in Bereich 'Gestaltung', 'Städtebauliche Struktur', 'Architektur' einen Beraterkreis, das ist der Gestaltungsbeirat, den gibt es, der kostet uns auch was.

Wir haben für Fragen, wo wir auch auf Rat von außen angewiesen sind, auch mit Leuten Beraterverträge - bei dem Stadthallen-Thema haben wir das auch gemacht - wir mussten uns bei manchen Dingen Sachverstand einkaufen.
So und jetzt muss man sich ja überlegen, was steht an. Jetzt kann man vorgehen wie der Oberbürgermeister - das unterstütze ich auch, ist überhaupt keine Frage - die Frage ist nur, ob's reicht, mir reicht es nicht. Man kann sagen, man macht den Kulturklub weiter - o.k. [...]

Aber drei Dinge sind mir aufgefallen, man muss ja auch so'n bisschen über Defizite nachdenken.
Hat die Stadt vielleicht irgendwo kulturpolitisch Defizite, die man angreifen muss.

Drei sind mir aufgefallen: der eine ist mir im Wesentliche dadurch aufgefallen, weil Leute dieses Thema von außen bearbeitet haben und er ist mir aufgefallen durch das Verhalten der Jury. Das Thema Soziokultur spielt eine viel zu untergeordnete Rolle - ich glaube in der ganzen Bundesrepublik, aber bei uns auch - das ist ein Thema - das war auch in der Fernsehdiskussion im Übrigen spannend, was die Burgi Geißler dazu gesagt hat - also das Thema: wie bringe ich die soziale Frage und die kulturellen Fragen zusammen, das ist ein Thema, dem muss man sich annehmen. Das hat jetzt überhaupt nichts mit der Frage zu tun; gibt's ein Projekt oder nicht - darum geht's nicht. Das muss man bearbeiten.
Erster Punkt.

Zweiter Punkt ist die Frage: wir haben in Regensburg ein Defizit im Bereich der zeitgenössischen Kunst und Kultur - das werden einige nicht gerne hören - aber wir haben ein Defizit. Und da brauchen wir Rat von außen, dass andere uns ein Stück weit da auf die Sprünge helfen. Das sag ich als jemand der selber eine Einrichtung betreibt - wir selber haben da noch ein Defizit und brauchen Leute von außen, die uns dabei helfen.

Was wir in Regensburg viel zu wenig haben ist der dritte Punkt: sind Diskussionen über die Frage von Qualität. die mag man manchmal nicht mögen, das ist mir schon klar. Es ist viel angenehmer, wenn man untereinander über alles redet und jedes Projekt hat Berechtigung und jedes wird gefördert - es ist alles in Ordnung. Und weil ich glaube, dass man diese drei Themen nicht bearbeiten kann, in dem Regensburger alleine es organisieren, auch nicht Regensburger Kulturgruppen oder Künstler alleine organisieren, da sagt nämlich jeder im Zweifelsfall, da ist mir mein Projekt näher als des des anderen. Also weil ich das nicht glaube und weil man Rat von außen braucht und weil man auch mal Leute braucht, die einem selber sagen: na ja, in dem Punkt seit ihr vielleicht nicht der Nabel der Welt, da solltet ist euch dies oder jenes mal anschauen.

Ich weiß, so was sollte man als Politiker eigentlich nicht sagen, aber ich meine es ernst und deshalb bin ich der Meinung muss man einen Weg finden, sich Rat von außen zu holen und zwar dauerhaft, weil das kann keine Verwaltung leisten - da einer zu mit gesagt, das sei ein Hiebe gegen den Unger. Ich hab am Mittwoch ein Gespräch mit dem Unger gehabt, ha's ihm genauso gesagt, darum geht's überhaupt nicht. Das kann keine städtische Verwaltung leisten, weil die ist in dem selben Dilemma wie wir Politiker, aber es können die Künstler auch nicht. Und wenn man sich diese Maßstäbe setzen will, im Bereich Soziokultur was zu bewegen, Defizite im Bereich der zeitgenössischen Kunst und Kultur aufzuheben und über Qualitätsstandards zu reden, dann finde ich schadet auch nicht, wenn man sich in dem Bereich an Berater bindet - wie man es in anderen Bereichen auch tut

Und eine letzte Bewerkung zu der Frage: Kulturklub. Ich würde mir wünschen, dass es den gibt, ich sage aber ganz deutlich, wenn es eine Reglung gibt, dass Regensburger Künstler oder Kulturgruppen den organisieren, dann gibt es den ein halbes Jahr und dann gibt es den nicht mehr.
Das ist meine feste Überzeugung, das darf ich so ehrlich sagen, dann gibt es ihn nicht mehr und man sollten wir nicht so tun - das ist jetzt nicht Feigenblattdiskussion - jetzt fokussieren wir alles auf die Frage: gibt es diesen Kulturklub noch oder nicht. Da muss man ja auch mal ehrlich sein, das habe ich zu Lindigner und Schmid auch gesagt, da braucht man ja nicht so tun, als ob jede dieser Kulturklub-Veranstaltungen der Bringer war, da waren auch welche dabei, die waren der völlige Blödsinn und total langweilig, also die waren jetzt nicht so wahnsinnig spannend. Und des muss man auch sagen und die Leute sind trotzdem gekommen, weil sie mal von außen was hören wollten. Weil des interessant war."

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Nun, es wird sich herausstellen, wer Recht behalten wird. Ist nach sechs Monaten der kultuRklub am Ende, weil er von Regensburgern weitergeführt wird und die Regensburger die Lust verlieren oder kommen Kapazitäten von außen, die frischen Wind in die Regensburger Kulturszene wehen lassen und damit den kultuRklub am Leben halten.

Nicht zu vergessen sei, dass Regensburg einen richtigen Kulturklub als erste Adresse hat - nämlich sein Theater.

Auftrieb wird das natürlich erst richtig bekommen, wenn Herr Schlingensief Kulturreferent der Stadt Regensburg wird.

Am 17.3.05 machte der Herr Schaidinger überdeutlich klar, er würde Schlingensief wieder engagieren.

Warum denn lange warten, bis Herr Unger den Platz freigemacht hat - immerhin hatten bei dessen Wahl schon Stadträte/Innen sich für den Christoph vom Prenzlauer Berg als Kulturamtschef Regensburgs ausgesprochen - möge ihm doch der Vorsitzende des Verwaltungsrates Theater Regensburg zum Beispiel die 'Arabella' zu inszenieren geben. Dann braucht diese Produktion der Regensburger Theaterdirektor Ernö Weil nicht zu übernehmen und kann sich mehr um sein Weiterkommen kümmern.
Regensburg dürfte für ihn doch nicht alles gewesen sein.
 

DH

   

 

 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:

Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing
 

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