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04.01.2010 - dradio.de

 


         Damals in Regensburg

        31. August 2006

      Regensburger Wochenschau


 



 
"Was schwatzest du da"
 

 
 

 

 


TVA – Sendung 29.8.06


Sprecher Lindner

Die Stadt Freiburg hat 7 Bürgerbegehren gebraucht, um ihre Stadthalle zu verwirklichen, in Regensburg gab es bisher 2 dagegen, einen Versuch für ein Bügerbegehren dafür und sehr wahrscheinlich gibt es sehr bald ein Bürgerbegehren dagegen.

Heute Morgen um 11 Uhr war es soweit in der Stadt des immerwährenden Bürgerbegehrens wird es wohl ein neues geben.
Rund 6150 Unterschriften hat die BI Donaumarkt gesammelt, um zum dritten Mal über den Standort Donaumarkt abstimmen zu lassen.

Ihr erklärtes Ziel auch diesmal: dort soll kein Kultur- und Kongresszentrum gebaut werden.
Auslöser für die Aktion heute war ein Stadtratsbeschluss im Juni. Ein vorher eingereichtes Bürgerbegehren einer anderen Initiative für eine Stadthalle wurde vom Stadtrat angenommen, ohne die Bürger darüber abstimmen zu lassen.


Sprecher BI - Dr. Tittel:

Die Leute waren ja nahezu empört, wie sie vorgeführt wurden durch den Stadtrat, dass sie auch nicht darüber abstimmen konnten, und der Stadtrat vor allem auch über die vorgelegte Frage nicht hat abstimmen lassen. Da haben sich sehr, sehr viele hintergangen gefühlt und waren zum Teil richtig gehend empört. Und das hat uns sehr erleichtert die Stimmensammlung, weil die Leute sind auf uns zugekommen und haben gesagt: „hier unterschreiben wir sofort“ – da brauchten wir keine großen, langen Erklärungen abgeben.
Jeder wusste Bescheid, um was es ging.


Sprecher Lindner:

Bürgermeister und CSU-Fraktion gingen heute davon aus, dass das Bürgerbegehren korrekt formuliert ist, die Unterschriften reichen und es wahrscheinlich zum Bürgerentscheid kommen wird.

Für das schnelle Vorgehen der BI hat die CSU-Fraktion aber kein Verständnis – dort hatte man gehofft die Gegner würden warten, bis die Bürger endlich Entwürfe zu einem Kongresszentrum am Donaumarkt hätten anschauen können.

CSU-Fraktionsvorsitzender Schlegel:

Es ist leider das selbe Spiel wie im Jahr 2004 – schon damals haben wir die Gegner vom Donaumarkt versucht zu beeinflussen, dahingehend, dass sie mit ihrer Sammlung an Unterschriften, die sie abzugeben haben bei der Stadt warten bis die Leute etwas zu sehen bekommen und jetzt wieder das selbe Spiel – die Leute sollen nichts zu sehen bekommen, was am Donaumarkt entstehen könnte und ich finde das einfach für eine Gruppe, die sich Demokraten nennt, blamabel, wenn sie verhindern wollen, dass die Bürger etwas zu sehen bekommen.

Sprecher Lindner:

Das lässt die Bürgerinitiative wiederum kalt – sie rechnete heute vor, ab dem 14. Dezember könnten die ersten Entwürfe öffentlich ausgestellt werden – zwischen 17. und 29. Dezember die Bürger dann abstimmen.

Sprecher BI - Dr. Tittel:

Ich sehe überhaupt kein Problem, falls der Stadtrat den Sonntag, den 17. Dezember als Abstimmungstermin –Bürgerentscheidstermin ansetzt, dann können die Leute vorher sich das alles noch anschauen.

Sprecher Lindner:

Die Stadt gab heute eine Pressemitteilung dazu heraus – darin hieß es, die Stadt sei immer offen gewesen für Alternativen am Donaumarkt.
Doch die anderen Standorte haben sich schlicht als nicht umsetzbar erwiesen.
Gegen alte Pläne zu stimmen sei zwar einfach, bringen die Stadt aber nicht weiter, solange nicht endlich alle Bürger aktuelle Entwürfe zu sehen bekommen.
Die Stadt will sich weiter für das Projekt Stadthalle am Donaumarkt engagieren.


Bürgermeister Weber:

Was die Stadt tun kann, ist Informationen zu geben, den Bürgern zu sagen, was hat das für Konsequenzen, wenn sie so stimmen – was hat das für Konsequenzen, wenn sie so stimmen und eben auch darzustellen, dass beispielsweise ein Markt und ein öffentlicher Parkplatz am Donaumarkt nur mit einem Kultur- und Kongresszentrum möglich sind, ohne Kultur- und Kongresszentrum wird es beides am Donaumarkt nicht geben.

 

 


Recherche ist alles -
Da meinte doch Herr Lindner, Freiburg habe über die Hürde von 7 (in Worten sieben) Bürgerbegehren zu seiner Stadthalle gefunden.
Richtig ist, dass nur nur einmal die Bürger ihren Einfluss geltend machen konnten. Eine zweite Befragung scheiterte.

 


Konzerthaus-Freiburg
Dieser Gemeinderatsbeschluss war die Grundlage für das
Bürgerbegehren der Konzerthausgegner, um einen Bürgerentscheid herbeizuführen. Das erforderliche Quorum für das Begehren von 12.000 Stimmen wurde mit 15.338 stimmberechtigen Unterzeichnern schnell erreicht und die Abstimmung für den 26. Juni 1988 angesetzt.
 

 

Zusammenfassung der Baukosten Konzerthaus-Freiburg
nach Datum der Veröffentlichung der Berechnung und unter Berücksichtigung der allgemeinen Baupreissteigerung
1987 90 Mio. DM - - -
1991 107 Mio. DM 131 Mio. DM - -
1996 115 Mio. DM 168 Mio. DM 143 Mio. DM -
1998 116 Mio. DM 170 Mio. DM 144 Mio. DM 148 Mio. DM
         


Interessant, wie der Fraktionsvorsitzende der CSU Regensburgs nochmals geltend machen will:
"
die Leute sollen nichts zu sehen bekommen, was am Donaumarkt entstehen könnte und ich finde das einfach für eine Gruppe, die sich Demokraten nennt, blamabel, wenn sie verhindern wollen, dass die Bürger etwas zu sehen bekommen."

Wieso das denn bitte, es war immer schon Zeit genug, den Bürgern etwas zu zeigen.
Aber der Herr Oberbürgermeister meinte doch am 26.7.05 im Gravenreuther:
'Mal haben wir Pläne gezeigt, da war es falsch, dann haben wir keine Pläne gezeigt, da war es wieder falsch.'

Nichts zu zeigen, ist immer falsch, wie sich jetzt herausstellt.

Es war Zeit genug und nicht erst 2006 - schon nach dem Reinfall von 'Jetzt oder nie' im letzten Jahrtausend - war die Möglichkeit, die Bevölkerung umfassend zu informieren.

Frau Schimpfermann hätte zum Beispiel in ihren Büros Entwürfe für eine Stadthalle am Donaumarkt erstellen können.

Was tat sie stattdessen?

Sie entwarf für die Präsentation am 11.1.06 eine Mischbebauung für dieses Filetstück am Donaustrand, sogar mit Alternativen.


www.heerrufer.de/Kommentar_
Bebauung_Donaumarkt_Regensburg.htm

Merkwürdig, dass noch keiner, der den Mund in der Stadt aufmacht, registriert hat, damit rechnen zu müssen, dieses weltweit vorgehalten zu bekommen.

 


Zitat

http://www.kritische-masse.de/blog/item/711

12.12.2004

PISA-Test, jetzt auch für Regensburg


 



Im Rahmen der Bewerbung um die Kulturhauptsstadt 2010 haben die EU-Kommisäre schwere Prüfungen eingeführt. Wie wir alle wissen, steht in einem Zentrum der PISA-Studie die Frage nach dem Textverstehen. Jetzt kommt es heute im Zuge eines vorgeblichen Bürgerentscheids zu einer Massenprüfung an etwa 90.000 wahlberechtigten Bürgern der Stadt Regensburg.
Wer dafür ist, stimmt mit NEIN
… dafür setzen wir uns ein!

Das hätte fast genügt für eine Aufnahme in die Rubrik Schnellgedicht, aber eben auch nur fast. Drei Dummbeutel von den schlimmsten Parteien der Region (CSU, SPD und BÜNDNIS 90/GRÜNE) werben da dicke, feist grinsend dafür, gegen etwas zu sein — oder umgekehrt. (Man darf übrigens mal wieder raten, zu welcher Partei auf dem Bild dort wer gehört).

Die Geschichte um die Planung der Stadthalle ist hier
ewig. Was dem ganzen eine überzeugende Perversion verleiht, ist, dass derartige Bürgerentscheide in der Stadt Regensburg zum Leben gehören. Turnte man 1999 noch mit dem Spruch „Jetzt oder nie“ zum Bürgerentscheid (und die Regensburger entschieden sich mit 67,5 Prozent für „Nie“), gestattet es das Recht, dieses Votum nach ein paar Jahren zu ignorieren. Wenn die Wähler nicht wollen, wie sie sollen, müssen sie eben solange geprüft und ins Wahllokal geprügelt werden bis das Ergebnis so ist, wie mans gerne hätte.
Weil man sich da nicht darauf verlassen möchte, dass diese Wähler irgendwann eben einfach es müde sind und tatsächlich so entscheiden, wie man es gerne sähe, hat man dieses Mal einen Entscheid zum Textverständnis gleich mit eingebaut.

Bürgerentscheid 1: Sind Sie dafür, dass in Regensburg auf die Errichtung eines Kultur- und Kongresszentrums (Stadthalle) verzichtet wird? (0 Ja / 0 Nein)

Bürgerentscheid 2: Sind Sie dafür, dass der Donaumarkt als Standort für ein Kultur- und Kongresszentrum (Stadthalle) ausscheidet?
(0 Ja / 0 Nein)

Wer hier weder eine Stadthalle ist nocht für den Standort Donaumarkt, der muss mit „Ja“ stimmen. Wer gegen eine Stadthalle ist, aber für den Standort Donaumarkt für die nicht zu errichtende Stadthalle ist, der stimmt mit „Ja und Nein“, wer für eine Stadthalle ist, aber gegen den Standort Donaumarkt, der stimmt mit „Nein und Ja“ und wer will, was die Stadträte wollen, der stimmt mit „Nein und Nein“. Ist doch ganz einfach.

Ich schätze wohl, dass sich zahlreiche Bürger dieses Mal dem PISA-Test entziehen und mit: „Leckt mich doch alle mal“ abstimmen werden. Ich weiß schon, wie das dann weitergeht. Nächstes mal wird dann Strom -und Heizungssperre sein außer in den Wahllokalen. Heute war ich bereits wählen, zusammen mit meinem Konditoren-Meister, nachdem er mir meine Sonntags-Notspeisung (Sauerbraten, rheinisch) verabreichte. Wir haben zwar ziemlich im Lokal herumgepöbelt und die Hoffnung geäußert, dass die Wahl hier hoffentlich fairer ablaufe als in der Ukraine und dass Wählen ohne das in Bayern übliche Panaschieren einfach langweilig ist. Auf Nachfrage nach der Einschätzung der Wahlbeteiligung überführte man uns in Polizeigewahrsam — dort brachte man uns auf 2 Promille mit Blutwurz und Glühwein und setzte uns in ein Auto. Was dann geschah, das stund just in „Bliz aktuell“
Honda auf Golf, Golf auf Renault, Pkw streift Stattelzug, Suzuki auf Opel. Es war ein Stau auf der A 93 bei Wiesau, der den Kettenunfall auslöste. Schaden knapp 40.000 Euro. Niemand wurde verletzt.
Kennt jemand einen guten Winkeladvokaten, der nicht im Regensburger Stadtrat sitzt?

Update: PISA-Test bestanden. Bei einer Wahlbeteiligung von etwa 26 Prozent stimmten 62 der Wähler dafür, dass der Donaumarkt als Standort für die Stadthalle ausscheidet. Damit haben der Unterbürgermeister Schaidinger (CSU) sowie die SPD und die GRÜNEN einen Dämpfer erhalten. Immerhin sind noch 62 Prozent überhaupt für eine Stadthalle in Regensburg. Naja. Man kann schließlich wieder einmal drei bis vier Jahre warten und die Frage erneut stellen.
Kennen wir ja, haben wir geübt.

Zitatende
 


Wie Bürgermeister Weber am Ende der Sendung zu der Behauptung kommen darf, es gäbe Parkplätze und Wochenmarkt nur mit RRK am Donaumarkt, ist schleierhaft.

Hat er denn die Schimpfermann-Pläne nicht gesehen - weiß er denn nicht, dass die Dame auf Anweisung arbeitet und nicht einfach so mit Entwurfpapier von der Rolle mit einem 6-B-Stift bewaffnet loslegen darf, hätte sie nicht Vorgaben zu beachten.

Ja, wo sammer denn ?


 

 



 

 


 

 


 

 



 

 


 

 


 

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Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
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Dieter Hansing