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Zur Meinungsfreiheit westlicher Gesellschaften 
zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
   
04.01.2010 - dradio.de

 

 




Nr. 45

 

 Leserbrief

 

 

Zitat
Vorbei ist die Zeit der tollen Inszenierungen
Zum Artikel ‘Das klassische Problem‘ vom 30. März 2023

Das Opernhaus kann also noch keine Zahlen nennen?
Gefühlt ist die Auslastung schlecht.
Woran mag das liegen?

Schaut man sich die Klassiker an, die derzeit in Hannover auf dem Spielplan stehen, findet man von den beliebten Komponisten Verdi, Puccini, Wagner und Strauss kein einziges Werk. Auch von Mozart wird derzeit nur eine Oper gespielt.

Es gab eine Zeit, da hatte die Oper Hannover einen hervorragenden Ruf. Jeden Abend fuhren Busse mit Gästen aus dem Umland vor, die Abonnentenzahlen waren hoch. Es gab tolle Inszenierungen und den besonderen Opernabend mit Stargästen.

Zuletzt dagegen geht es in der Oper mehr um geflochtene Haare und Diversität - und es ist wichtig, dass sich moderne Regisseure austoben können, ohne unbedingt große Kenntnisse der Werke zu haben.

Andreas Trömel, Hannover
Zitatende
Quelle: Hannoversche Allgemeine, Dienstag, 4. April 2023 – HAZ-Forum – Seite 6



 



 

 

 

Zitat
Hannover: “Rusalka“ – Pr 11.3.

Vorsicht Oper!

Wie das? Man lese mal den Internetauftritt der Niedersächsischen Staatsoper Hannover.
Da finden wir unter Rusalka:

Zitat
Informationen zu sensiblen Themen, Inhalten und sensorischen Reizen in der Inszenierung finden Sie hier.
Zitatende


Na denn, klicken Sie doch mal auf hier!
Da finden sich unter dem Stichwort TRIGGER RUSALKA folgende Ansagen:
 

Zitat

Rusalka

Die unten gelisteten Elemente sind so objektiv wie möglich zusammengestellt worden, können aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben.

Darstellung von:
körperlicher Selbstverletzung und Suizid

Thematisierung von:
gesellschaftlicher Ausgrenzung und Exotisierung

Zitatende
Quelle: https://staatstheater-hannover.de/de_DE/trigger#trigger-rusalka
 


Der Besuch von “Mefistofele“ wird einem so schon in der Vorankündigung verleidet denn, da kommt es noch schlimmer:
Darstellung von körperlicher Gewalt, auch gegen Frauen;

Persiflage christlicher Motive; Schwangerschaft (Kostüm); einem tödlichen Schuss aus einer Handfeuerwaffe.

Vor den Schrecken so mancher Inszenierung in Hannover hingegen (der MERKER berichtete, wiederholt) wird niemand gewarnt. Da trifft es einen völlig unvorbereitet, zumindest bei der Premiere.

Kein Wunder, dass nicht einmal die Premiere von Antonín Dvořáks schöner romantischer Oper „RUSALKA“ ausverkauft war. Und wer so wagemutig war, eine Karte zu kaufen, der kann (fast) jede Menge jede Menge Begleitkarten zu einem lächerlichen Preis erstehen.

Ich fürchte, irgendwann wird sich die Politik fragen, ob es noch Sinn macht, für sowas € 70 Mio im Jahr zu investieren.
Zitatende


Quelle: DER NEUE MERKER o4/23 – Seite 45

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Kommentar

Hier nun folgend eine Gegenüberstellung der Spielpläne - damals und heute.

 

 

Tag

damals

 

 

heute

 

 

 

 

 

 

 

 

Datum

 

Stücke

Belegung

 

Stücke

Belegung

 

 

 

 

 

 

 

26.03.

1

Nussknacker

voll

 

Ostertanztage

 

27.03.

2

Elegie junge Liebende

voll

 

Ostertanztage

 

28.03.

3

Manon

voll

 

Ostertanztage

 

29.03.

4

Ballettabend

voll

 

Ostertanztage

 

30.03

5

Fra Diavolo

voll

 

Ostertanztage

 

31.03.

6

Martha

voll

 

Ostertanztage

 

01.04.

7

Capriccio

voll

 

Ostertanztage

 

02.04.

8

Figaros Hochzeit

voll

 

 

leer

03.04.

9

Rosenkavalier

voll

 

Orfeo ed Euridice

 

04.04.

10

Ballettabend

voll

 

 

leer

05.04.

11

Capriccio

voll

 

Cosi fan tutte

 

06.04.

12

Manon

voll

 

Spiel des Lebens

 

07.04.

13

My Fair Lady

voll

 

Kinderkonzert
Cosi fan tutte

2 X

 

08.04.

14

Martha

voll

 

Kinderkonzert

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

9 versch. Stücke

 

 

7 versch. Stücke (Gastspiel)

 

 

 

 

 

 

4 eigene Belegungen

 

 

 

0 x Leerstand

 

 

2 x Leerstand

 

 

 

 

 

 

1 X Dopelbelegung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Da kamen auf 14 Kalendertage vom 26. März bis zum 8.April 9 verschiedene Stücke, heute kann man die Statistik durch Tanztage nur mit Gastspielen schönen.

Die folgende Aufstellung zeigt an 14 Kalendertagen 11 verschiedene Stücke und in der nachfolgenden Übersicht werden an 13 Kalendertagen 11 verschiedene Programme vorgestellt.

Es gab damals pro Monat keine Leerstände des großen Hauses.
Heute erlaubt man sich den Luxus – trotz großzügiger Probenräume auswärts - die Bühne für Proben zu benutzen und auf die Einhnahmen aus dem Verkauf von Eintrittskarten zu verzichten.

 

 

Tag

damals

 

 

heute

 

 

 

 

 

 

 

 

Datum

 

Stücke

Belegung

 

Stücke

Belegung

 

 

 

 

 

 

 

29.05.

1

Elegie junge Liebende

voll

 

 

leer

30.05.

2

Fra Diavolo

voll

 

 

leer

31.05.

3

Tosca

voll

 

Requiem

 

01.06.

4

Fledermaus

voll

 

Hokus Pokus

 

02.06

5

Ballettabend

voll

 

Kinderkonzert
Requiem

2 X

03.06.

6

Carmen

voll

 

Kinderkonzert

 

04.06.

7

Butterfly

voll

 

 

leer

05.06.

8

Lohengrin

voll

 

Requiem

leer

06.06.

9

Fra Diavolo

voll

 

Kasimir und Karoline

 

07.06.

10

Ballettabend

voll

 

Figaros Hochzeit

 

08.06.

11

My Fair Lady

voll

 

Open Stage

 

09.06.

12

Liebenstrank

voll

 

Requiem

 

10.06.

13

Figaros Hochzeit

voll

 

 

leer

11.06.

14

Fra Diavolo

voll

 

 

leer

 

 

 

 

 

 

 

 

 

11 versch. Stücke

 

 

7 versch. Stücke

 

 

 

0 x Leerstand

 

 

6 x Leerstand

 

 

 

 

 

 

1 X Dopelbelegung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Tag

damals

 

 

heute

 

 

 

 

 

 

 

 

Datum

 

Stücke

Belegung

 

Stücke

Belegung

 

 

 

 

 

 

 

30.10.

1

Owen Wingrave

voll

 

Sinfoniekonzert

 

31.10.

2

Butterfly

voll

 

Parsifal

 

01.11.

3

Cenerentola

voll

 

 

leer

02.11.

4

Albert Herring

voll

 

 

leer

03.11.

5

Cosi fan tutte

voll

 

Zeitlos (Ballett)

 

04.11.

6

Cavalleria/‘Bajazzo

voll

 

Zauberflöte

 

05.11.

7

Boris Godunow

voll

 

Zeitlos (Ballett)

 

06.11.

8

Manon

voll

 

 

leer

07.11.

9

Rosenkavalier

voll

 

 

leer

08.11.

10

Der Opernball

voll

 

Zeitlos (Ballett)

 

09.11.

11

Butterfly

voll

 

 

leer

10.11.

12

Cavalleria/‘Bajazzo

voll

 

Barbier von Sevilla

 

11.11.

13

Figaros Hochzeit

voll

 

I Capuleti e i Montecchi

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

11 versch. Stücke

 

 

6 versch. Stücke

 

 

 

0 x Leerstand

 

 

5 x Leerstand

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zitat
Prof. Dr. Nike Wagner

Nike Wagner ist aufgewachsen in Bayreuth. Sie studierte Musik-, Theater- und Literaturwissenschaft in Berlin, Chicago, Paris und Wien und promovierte über Karl Kraus und die Erotik der Wiener Moderne (Suhrkamp 1981).
Seit 1975 arbeitet Nike Wagner als freiberufliche Kulturwissenschaftlerin und wirkt an internationalen Symposien und Kolloquien mit. Als Autorin wurde sie bekannt durch ihre Arbeiten zur Kultur- und Geistesgeschichte der europäischen Jahrhundertwende, als Kritikerin und Essayistin durch ihre Auseinandersetzung mit Richard Wagner und Bayreuth. Wagners Werk im Kontext der deutschen Zeitgeschichte sowie die Verflechtung von Familien-, Werk- und Kulturgeschichte sind Thema ihrer Publikationen ‘Wagnertheater‘ (1982) und ‘Traumtheater‘ (2001).
Zwischen 1985 und 1987 war Nike Wagner Fellow des Wissenschaftskollegs zu Berlin, 1999 wurde sie Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Ab 2003 gehörte sie zu den Sachverständigen der Enquête-Kommission »Kultur in Deutschland« des Deutschen Bundestages und 2012 wurde sie mit der Honorarprofessur der Pädagogischen Hochschule Heidelberg geehrt.
Von 2004 bis 2013 war Nike Wagner die künstlerische Leiterin des Kunstfestes Weimar »pèlerinages«. Für eine Dramaturgie, die im Zusammenspiel von Musik, Tanz, Bild und Wort künstlerische Maßstäbe gesetzt hat, erhielt sie im November 2013 den Thüringer Verdienstorden.
Zitatende
Quelle: https://www.staatsoper-berlin.de/de/kuenstler/prof-dr-nike-wagner.1727/

 

 

 

Zitat
Nike Wagner

Festvortrag

50 Jahre Richard-Wagner-Stiftung Bayreuth.

Festakt am 2. Mai 2023 im Richard-Wagner-Museum Bayreuth

Verehrte Regierungspräsidentin Frau Piwernetz, verehrte ehemalige und aktuelle Mitglieder des Stiftungsrates – sehen Sie es mir bitte nach, dass ich meine namentliche Begrüßung einschränke – nur der Stifterfamilie noch einen speziellen Gruß: willkommen lieber Wolf Siegfried, liebe Daphne, Verena und Katharina.Es ist mir eine Ehre und ein Vergnügen, hier im „Haus meiner Väter“ – und Mütter – so viel Gendern muss erlaubt sein - zum 50-jährigen Jubiläum der Richard-Wagner-Stiftung sprechen zu dürfen. Ein denkwürdiger Anlass, ein feierlicher Augenblick. Wir haben hier wirklich etwas zu feiern, denn diese Stiftung ist nicht nur eine der bedeutendsten Kulturstiftungen Deutschlands, vergleichbar der Klassik-Stiftung in Weimar oder der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin, sie ist auch eine besonders ungewöhnliche, wenn nicht eigenwillige - denn hat man je eine Stiftungsbegründung erlebt, wo kein Stiftungskapital vorhanden war, das Zinsen abwürfe, sondern nur Bedürftigkeiten, Baufälligkeiten und Dauerkosten? Die Bayreuther Richard-Wagner-Stiftung ist anders als alle anderen Kunststiftungen dieser Welt.

Erlauben Sie, dass ich Ihnen hier eine Skizze von der Idee und Geschichte dieser Stiftung zu geben versuche.  Und nicht nur davon: auch von den Gefahren wird die Rede sein müssen, denen diese wunderbare Stiftung in ihren Kernkompetenzen inzwischen ausgesetzt ist.

Man könnte es sich leicht machen und mit Wikipedia feststellen: 
Die Richard-Wagner-Stiftung Bayreuth ist eine Stiftung bürgerlichen Rechts, die den künstlerischen Nachlass von Richard Wagner pflegen und das Festspielhaus in Bayreuth dauerhaft für die Nachwelt erhalten soll. Sie wurde 1973 errichtet und ist seither Träger des Bayreuther Festspielhauses. Außerdem wählt sie den Festspielleiter der Bayreuther Festspiele.‘ 

So undramatisch, so unwagnerisch aber ist die Geschichte der Umwandlung eines Privattheaters und Privatarchivs in einen Staatsbetrieb bzw. in eine Stiftung bürgerlichen Rechts nicht abgelaufen. Die Eigenarten der Richard-Wagner-Stiftung haben mit dem Stiftungsgegenstand zu tun, der sich in vier Problemfelder aufteilt, in vier Elemente, die aufs Engste miteinander verbunden sind und ineinandergreifen.

Da ist zum einen das mit Hilfe des Wagnerschen Groß-Sponsors – des bayerischen Königs Ludwig II. - erbaute Bayreuther Festspielhaus, eine gewaltige Immobilie, thronend auf einem Areal, das die Stadtväter Bayreuths damals großzügig beigesteuert haben; und da sind zweitens die Werke Richard Wagners, die zwar überall gespielt werden, im eigenen Theater aber, dem „Wagnertheater“ einen besonderen Mehrwert abschöpfen können, der sich u.a. im weltweiten Erfolg der Bayreuther Festspiele zeigt. Durch die Geschichte hindurch haben bestimmte politische und gesellschaftliche Kräfte den Komplex Wagner/Bayreuth zu einer nationalen Kultstätte, einem nationalen Mythos erhoben. Will man diesen Mythos am Laufen erhalten, so braucht es Geld.

Zum dritten also: da ist das Problemfeld Geld, die Festspiel-Aufführungen müssen ermöglicht werden, das kostet. Ebenso dringlich ist die Instandhaltung des schlichten, damals – zwischen 1872 und 1875 aber nur hastig hochgezogenen - Fachwerk-Baus. Das Festspielhaus war Privatbesitz Richard Wagners. Auf die notorischen Geld-Nöte des Komponisten brauchen wir hier nicht einzugehen. Indem er aber kein stiller Kammermusik-Komponist war, sondern für den großen Apparat geschrieben hat - die große Bühne, das große Orchester mitsamt dem Riesenpersonal - hat er die Geldprobleme gewissermaßen mitgeschaffen und damit auch weitergegeben, vererbt. Und wem hat er seinen Wunderbau zur „festlichen Aufführung“ seiner Wunderwerke vererbt? Ganz einfach: der Familie.

Und da beginnt der Problemkreis Nummer vier: wie sollte die Familie dieses Erbe am Leben erhalten, zu dem noch das materielle kam - Liegenschaften wie Wagners fürstliche Villa Wahnfried mit großem Garten, später erweitert um weitere Anbauten; nicht zu reden von dem kulturgeschichtlichen Erbe: das unschätzbar wertvolle Archiv mit den Nachlässen von Richard, Cosima und Siegfried Wagner, zudem Dokumente zu Franz Liszt und zur Geschichte der Bayreuther Festspiele von 1872 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs, die mit der Zustiftung von Wolfgang Wagner für die Jahre 1951 bis 1986 fortgeführt wurden, dazu die Sammlungen der vormaligen Richard-Wagner-Gedenkstätte - all die Partituren, Manuskripte, Schriften, Dokumente, Urkunden, Büsten und Möbel, Fotos und Gemälde ... Und überdies, wer sollte die Festspiele leiten können und wollen, wer wäre der Festspiel-Veranstalter? War sein Genie wirklich vererbbar? Und was sollte geschehen, wenn sich diese Familie – wie vorhersehbar – vermehren würde? Neben die materiellen Vererbungssorgen würden familiär-psychologische Konflikte treten. Da bedurfte es gewisser Regelungen.

Der Stiftungsgedanke taucht schon bei Wagner auf, nach dem finanziellen Fiasko der ersten Festspiele vom Sommer 1876. Wagner war enttäuscht und wütend: Einzig durch „finanzielle Unzulänglichkeit“ wären jene „Störungen und Verzögerungen“ hervorgerufen worden, die die Aufführungen unfertig ließen. „Vor solchen Einflüssen und Beeinträchtigungen muss nun in Zukunft mein Werk und Wirken bewahrt werden ... die jährlichen Bühnenfestspiele in Bayreuth müssen durchaus eine freie Stiftung bleiben... und in alle Zukunft gegen finanzielle Schäden bewahrt“ werden.

Weil er die bisherigen Patrone höchstens für einen Kostendeckungsbeitrag würde gewinnen können, hatte Wagner vor, sich an das „Deutsche Reich“ zu wenden. Nach diesem Plan übernähme die deutsche Reichsregierung das Festspielhaus mit allem Zubehör und allen bisherigen und zukünftigen Unkosten als „der Nation zugehöriges Eigentum“. Und übergäbe es der Stadt Bayreuth zur Verwaltung mit der Verpflichtung zu alljährlichen Aufführungen. 

Eigentlich traute Wagner dem Kunstverständnis des Bismarck-Reiches aber nicht.

„Schöner und würdiger“ dünkte es ihn, wenn Bayern und sein König die Sache ganz übernähmen. „Dies wäre denn mein letzter Stoßseufzer“, so der Gründer. Kein Wunder, war er doch mit dem Bayernkönig bisher am besten gefahren. Die Dualität der künftigen Subventionsgeber - Bund/Bayern – finden wir 1876 jedenfalls schon vorformuliert. 

1883. Richard Wagner hinterließ kein Testament und die Zukunfts-Probleme waren da. Deshalb gab es, 1884, von Seiten des „Allgemeinen Wagner-Vereins“ die Idee einer Richard-Wagner-Stiftung, die Familie aber lehnte ab – sie wollte ihrer eigenen Entmachtung nicht zustimmen. Der Wagner-Witwe Cosima, 46 Jahre alt und Vorerbin des gesamten Besitzes, gelang es stattdessen, das tief defizitäre Unternehmen zu stabilisieren. 1906 übergab sie ihrem Sohn Siegfried die Leitung. Auch dieser aber sah sich – 1913 – gezwungen, Stiftungspläne zu wälzen: Das gesamte Erbe – inklusive aller Liegenschaften, des Archivs und „des sehr beträchtlichen Festspielfonds“ – „dieses alles ist von meiner Mutter und mir dem deutschen Volke als ewige Stiftung bestimmt“, so Siegfried vollmundig.  Aber nichts geschah, nichts wurde gestiftet - ohnehin brach erst mal der Krieg aus und das Haus wurde für zehn Jahre geschlossen. 1921 wurde dann, wiederum vom „Allgemeinen Richard-Wagner- Verband“ und anderer, kleinerer Verbände, die „Deutsche Festspiel-Stiftung“ gegründet, ohne Erfolg. Inflation einerseits, unfähige Geschäftsführung andrerseits, mit 1924 war Schluss auch mit dieser Stiftungsidee.

Dann aber wurde es ernst. Eine Art „Grundgesetz“ (so Wolfgang Wagner) wurde geschaffen mit dem gemeinsamen Testament von Siegfried und Winifred Wagner von 1929. Darin setzten sich die Eheleute für den Todesfall jeweils einander als Vorerbe/Vorerbin für die vier gemeinsamen Kinder ein. Und es wurde die Unveräußerlichkeit des Festspielhauses festgeschrieben ebenso wie dessen Nutzung ausschließlich zur „festlichen Aufführung der Werke Richard Wagners“. Im Jahr danach, 1930, starb Siegfried Wagner. Winifred Wagner blieb bis 1944 Leiterin der Festspiele und auch Eigentümerin des Festspielhauses bis 1973 – jenem Jahr, in dem die heutige Richard-Wagner-Stiftung in Kraft trat. 

Bis dahin gab es aber folgenreiche Beschlüsse und Verträge:

Im Januar 1949 musste Winifred wegen ihres liebevollen Verhältnisses zum Dritten Reich die Leitung der Festspiele abgeben, ohne aber auf den Besitz des Wagnertheaters zu verzichten.  In einer Vereinbarung vom 25. April 1950 umging sie die testamentarisch festgelegte Gleichberechtigung ihrer vier Kinder, indem sie ihren beiden Söhnen allein das Recht gab, die Festspiele zu führen. Wieland und Wolfgang mieteten nun das Festspielhaus von ihrer Mutter; beide leiteten nach dem Krieg die Festspiele als selbstverantwortliche Unternehmer.  Die Töchter und Schwestern wurden von Teilhabe am ideellen Erbe Bayreuth ausgeschaltet und konnten erst Jahrzehnte später vom Geldsegen bei der Errichtung der Stiftung mitprofitieren. Aber Geld heilt bekanntlich nicht alle Wunden. 

Nachkriegszeit. Allmählich wuchsen die Urenkel Richard Wagners heran, elf an der Zahl. Um diese von der Plünderung der Archive abzuhalten – immer mal verschwand ein kostbares Erbstück aus den Kammern und Schränken und keiner war‘s gewesen. Einmal waren dies die Holzmodelle von Richard Wagners Füßen oder seine kleinen Drahtbrillen, ein andermal das kostbare Ingres-Silberstift-Portrait von Franz Liszt, ein weiteres Mal Alt-Wahnfried-Möbel oder Alt-Wahnfried-Porzellan - es verschwand sogar die „Tristan“-Partitur“ in ein Bankhaus in Barcelona, um auf abenteuerliche Weise wieder den Rückweg nach Bayreuth anzutreten. Vor allem galt es aber der Sicherung des Fortbestandes der Festspiele.  Als Privatunternehmen waren sie anachronistisch geworden. Aber -  ist es nicht auch bezeichnend, dass die Stiftungsidee erst nach dem Tod des künstlerischen Erneuerers der Festspiele, nach dem Tod Wielands, so virulent wurde?  Die Familie entschloss sich jedenfalls zur Gründung der Richard-Wagner-Stiftung. Denn nicht ungehört sollten Wolfgang Wagners Kassandrarufe verhallen. Ich erinnere mich noch, wie er immer wieder herumging und mit erhobener Stimme, den „Tag X“ beschwor - doomsday sozusagen - an dem seine Mutter Winifred, die Universal-Vorerbin, nicht mehr sein würde. Alles würde in alle Winde zerstreut werden.... „Nach den bisherigen Eskapaden dieser Nachkommen“ – so wird es in der Süddeutschen Zeitung nach dem Stiftungsvertrags-Abschluss heißen – „musste Schlimmstes befürchtet werden, zu befürchten wäre auch, dass diese das auf über 20 Millionen geschätzte Wagner- Archiv Stück für Stück „versilbern“.  An öffentliche Häme war die Familie gewöhnt.

Die Verhandlungszeit währte sieben Jahre. Stolpersteine waren grundsätzlich die in der Verfassung niedergelegte Kulturhoheit der Länder, die eine finanzielle Beteiligung des Bundes ausschloss – worauf besonders der stolze Freistaat Bayern Wert legte.  In den Jahren des Ringens zwischen Bund und Ländern taucht immer wieder der Name des damaligen Innenministers Hans Dietrich Genscher auf, der seit 1958 Bayreuth-Besucher war und sich vielleicht auch deshalb in Bonn für die Bayreuther Stiftung engagierte. Es war wohl auch Genscher, der den Bund schließlich dazu bewegte, sich offiziell an der Stiftung zu beteiligen und den gleichen Betrag wie der Freistaat Bayern – 5,7 Millionen DM – zu übernehmen. Was freilich allerhöchster Einmischung bedurfte. Noch im April 1972 hatte der damalige Bundesfinanzminister Karl Schiller dem Bayreuther Bauunternehmer und ehemaligen bayerischen Finanzminister Konrad Pöhner mitgeteilt, dass der Bund keine finanzielle Unterstützung leisten würde. Nur wenige Wochen danach aber - am 10. Mai 1972 - erklärte Horst Ehmke, damals Chef des Bundeskanzleramtes, dass Willy Brandt persönlich die Bundesminister Schiller und Genscher gebeten habe, nach einer Lösung zu suchen, „die der Bedeutung des Nachlasses Richard Wagners für die gesamtstaatliche Repräsentation entspricht und dem bisherigen Engagement des Bundes in Bayreuth gerecht wird“. Interessant aus heutiger Sicht, wie hoch gehängt die Idee einer Richard-Wagner-Stiftung damals in der Politik, in der sozialliberalen Koalition wurde! Ich glaube, es ist nicht abwegig, in der Richard-Wagner-Stiftung eine erste und partielle Verkörperung des Traums zu sehen, von dem Willy Brandt – inspiriert durch Günther Grass – in seiner Regierungserklärung vom Januar 1973 gesprochen hatte – dem Traum einer „Deutschen Nationalstiftung“ zur Förderung der Künste. Für Bayreuth eine „gesamtstaatliche Repräsentanz“ zu beanspruchen - vor der Wiedervereinigung – war mutig und ungewöhnlich, zumal das „nationale“ Argument ja durchaus noch jenen Beigeschmack hatte, den die Politik bei anderer Gelegenheit – so etwa Walter Scheel und Alfons Goppel bei der Wiedereröffnung von Wahnfried 1976 - so sorgsam zugunsten des „Universellen“ vermied. Die Verhandlungen dauerten. Als der Bundesfinanzminister – inzwischen hieß er Helmut Schmidt – aber noch im Oktober 1972 der Meinung war, dass es genüge, wenn der Bund die übliche Bezuschussung leiste, tobte der Bayreuther Oberbürgermeister Hans Walter Wild, man könne die Sicherung und Erhaltung des „letzten großen privaten Kulturarchivs“ in Deutschland und der Bayreuther Festspiele nicht von einem vorübergehenden Konjunkturablauf abhängig machen. Was denn Kosten so um die 5 – 6 Millionen für den Bund ausmachen könnten, wenn Millionenbeträge für vorübergehende Effekte wie die Olympischen Spiele fast kritiklos ausgegeben würden!

„Die Richard-Wagner-Stiftung hat von den Wagnerianern in aller Welt einen furchtbaren Alptraum genommen. Jetzt ist nämlich gesichert, dass das Festspielhaus nicht eines schönen Tages – des schnöden Mammons willen - zu einem Kaufhaus umfunktioniert wird“ hieß es am Tag nach der Unterzeichnung in der Süddeutschen Zeitung. Ja - am 2. Mai 1973 unterzeichneten - neben der Familie - sieben Vertreter der Öffentlichen Hand – des Innenministeriums, des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus, der Stadt Bayreuth, der Gesellschaft der Freunde von Bayreuth, der Oberfrankenstiftung und der Bayerischen Landesstiftung  - die Stiftungsurkunde. Jedem Wagner-Stamm kam eine Stimme im insgesamt 24-stimmigen Chor des Stiftungsrates zu; die Stimmanzahl abgestuft nach Höhe der Subventionsgebung, jeweils 5 Stimmen kamen auf den Bund und Bayern. Vertreter dieser Institutionen sitzen bis heute im Stiftungsrat auch deswegen – so schreibt Wolfgang Wagner – weil sie dazu beitrugen, der Familie eine Entschädigung von 12,4 Millionen DM für die Einbringung ihres fabulösen Archivs zu zahlen. Dieser – aus heutiger Sicht - abenteuerlich geringe Verkaufspreis beruhte auf den Schätzungen durch die Bayerische Staatsbibliothek und die Firma Stargardt, immer der Tatsache Rechnung tragend, dass das Archiv der Stiftung als Einheit übergeben werden sollte und ohnehin, als „deutsches Kulturgut“ nicht ins Ausland verkauft werden durfte – was den Wagners keinen Verhandlungsspielraum gegenüber der Öffentlichen Hand ermöglichte. Während die Familie in der süddeutschen Presse ob ihrer Versorgungsgier verhöhnt wurde, ließ Hans Dietrich Genscher dieser Familie Gerechtigkeit widerfahren. In seinen Erinnerungen heißt es:  Auch die Abfindung, die manchem zu hoch erschien, war letztlich angemessen, denn es galt, den Nachlaß Richard Wagners zusammenzuhalten und zu bewahren, und schließlich hatte die Familie der Versuchung widerstanden, durch Einzelverkäufe einen möglicherweise größeren Erlös zu erzielen.  In der Tat waren damals von amerikanischer Seite vier Millionen allein für die Tristan-Partitur geboten worden.

Unentgeltlich dagegen wurde der Stiftung das Festspielhaus übergeben; die Stiftung ist seither Eigentümerin des Wagnertheaters. Verschenkt wurde auch Wahnfried - an die Stadt Bayreuth mit der Auflage, das Gebäude der Stiftung als Dauerleihgabe zu überlassen und seiner Verwendung als Museum zuzuführen. Zum Museum gehört seit 2015 auch das Erdgeschoß des Siegfried-Hauses – was ursprünglich nicht gewollt war. Dass es aber so gekommen ist, daran haben meine Schwester Iris wie auch die damalige Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe und das damalige Wahnfried-Kuratorium wesentlichen Anteil.

Schenkungen waren Wahnfried und das Festspielhaus deshalb, weil solche Objekte auf Dauer ja kostspielig sind - nicht nur die Erhaltung und Verwandlung Wahnfrieds aus einer Privatvilla in ein Museum, sondern auch die Fortführung der Festspiele im Festspielhaus. Der Kartenerlös allein spielte immer etwa nur die Hälfte der Ausgaben ein.  Wirklich „verkauft“ wurde nur das von Winifred Wagner bewohnte „Siegfried-Wagner-Haus“ –- zum Preis von 600.000 DM. Nach ihrem Tod sollte dieses Haus ebenfalls an die Stiftung fallen. Dort, in dem im lupenreinen Stil der 30-er Jahre gebauten Haus, einem veritablen Zeitgeschichte-Denkmal! -  ist heute das Richard-Wagner- Nationalarchiv untergebracht und aus den Schlafzimmern, in denen Adolf Hitler genächtigt hat und später dann auch Winifreds Enkelkinder, sind Büroräume geworden. Dieses Nationalarchiv - seine Eigentümer sind die Bundesrepublik, die Oberfrankenstiftung und die Bayerische Landesstiftung - wurde der Richard-Wagner-Stiftung zur Nutzung in Dauerleihgabe überlassen, gehören die Förderung der Richard-Wagner-Forschung und die Pflege des künstlerischen Nachlasses doch zum Katalog der Stiftungszwecke.

Komplizierte Verhältnisse durch komplizierte Zuständigkeiten: Die Stiftung trägt die Betriebskosten für zwei Dauerleihgaben – für das Wagner-Museum Wahnfried und für die Archive. Die Eigentümer aber, hier die Stadt Bayreuth und dort die genannten Körperschaften, stellen das beamtete Personal - eine verwaltungstechnische Konstruktion, die sich bei der Abwicklung größerer Projekte - beispielsweise bei der Durchführung des 200. Geburtstages Wagners im Jahr 2013, als Wahnfried eine Baugrube war und das Festspielhaus eingerüstet - eher als hinderlich erwiesen hat.

Mit der Tätigkeit des Erhaltens und Konservierens sollte sich die Stiftung aber eben nicht bescheiden, zu ihren Aufgaben gehört auch das Lebendig-Erhalten der Festspiele selbst. Und das sah grundsätzlich so aus: Während die Öffentliche Hand an der Verwaltung der Stiftung maßgeblich beteiligt war, sollte die Veranstaltung der Festspiele in den Händen von Mitgliedern der Familie bleiben. Dafür erfand man einen merkwürdigen, gummiartig dehnbaren Paragraphen in der Stiftungssatzung. Laut dieses § 8 der Satzung soll das Festspielhaus an ein Mitglied der Familie Wagner als eigenverantwortlichen Unternehmer vermietet werden, wenn der Stiftungsrat dieses Familienmitglied für die Leitung der Festspiele für geeignet befindet. Für den Fall der Fälle, wenn der Stiftungsrat Zweifel hätte, ob ein Mitglied oder mehrere Mitglieder der Familie Wagner geeignet seien für den Posten des Festspielunternehmers, sollten – als künstlerisch Sachverständige - die Intendanten großer deutscher Opernhäuser darüber entscheiden. Sicherlich war es schwierig, die Zukunft vorzuordnen, ohne sie zu verbauen - dennoch ist das alles sonderbar. Wie schon 1949, wird der personalrechtliche Vorgang der Installierung einer künstlerischen Intendanz über den sachenrechtlichen Vorgang eines Mietvertrags geregelt. Verständlich wird dieser Weg über den Mietvertrag nur, wenn man die Absicht dahinter erkennt: Dem Unternehmer sollte auf diese Weise die größtmögliche künstlerische und unternehmerische Freiheit garantiert werden. Über eine Vermietung schien das eher möglich als über den sonst üblichen Intendantenvertrag, bei dem der Festspielleiter immer irgendwo dem Rechtsträger gegenüber weisungsgebunden bliebe. Wir sehen an dieser Stelle besonders deutlich, wie kompliziert die verschiedenen Bayreuther „Problemfelder“ ineinandergreifen. 

Grundsätzlich aber sei festgehalten: Der § 8 ist so ja nicht falsch: er schützt die Festspiele vor der reinen Erbfolge, er schützt die Qualität der Festspiele vor familiären Feindschaften, er schützt aber auch die Interessen der Stifter-Familie und lässt zugleich einen Weg jenseits der dynastischen Interessen sichtbar werden. Der künstlerische Aspekt – um den es bei den Bayreuther Festspielen ja geht - ist noch irgendwie vorhanden und gewahrt.

Mit der Schenkung des Festspielhauses an die Stiftung wurde die Stiftung auch Mietvertragspartner des – nach dem frühen Tod seines Bruders – alleinigen Festspielleiters Wolfgang Wagner. Er war Mieter des Festspielhauses, Einzelunternehmer, bis er, im Jahr 1986, diesen Mietvertrag einbringt in die von ihm gegründete Bayreuther Festspiele GmbH – die man besser Wolfgang Wagner GmbH nennen sollte, denn er setzte sich als deren alleiniger Gesellschafter und Geschäftsführer ein. Und vier Jahre später gelingt ihm ein zusätzlicher Coup, der entscheidend werden würde für den weiteren Verlauf der Bayreuther Festspiele nach seinen Wünschen. Der bisherige - noch von Winifred mit ihren Söhnen Wieland und Wolfgang abgeschlossene und von Wolfgang vertragsgemäß fortgesetzte - Mietvertrag wurde am 6. Juni 1990 durch einen neuen Mietvertrag ersetzt. Seine Laufzeit war nun mit der Dauer der Festspielleitung von Wolfgang identisch. 

Damit war ein Faktum geschaffen, das Wolfgang Wagner einen papstähnlichen Status verschaffte: Er konnte bestimmen, wann er das Mietverhältnis beenden, bestimmen, wann er zurücktreten würde. Mit anderen Worten: er hat sich einen Mietvertrag auf Lebenszeit ausgehandelt, war unkündbar geworden. Nun war er in der Lage, den Stiftungsrat – dem er obendrein als Festspielleiter vorstand, zusammen mit dem geschäftsführenden Oberbürgermeister von Bayreuth und einem Vertreter Bayerns - nach seinen Maßgaben zu dirigieren. Dies kam vor allem in der Regelung seiner Nachfolge zum Tragen. Es geschah folgerichtig, was alle über Presse und Medien mitverfolgen konnten: Ein etwa zehn Jahre andauerndes Nachfolge-Gerangel, dessen Charakter einer Farce die Öffentlichkeit amüsierte und den Stiftungsrat blamierte.

Erst 2008, erst als es unhaltbar wurde für die Stiftung, öffentlich zu behaupten, dass der Greis noch als Leiter fungiere, ließ Wolfgang Wagner sich von den Geldgebern und Politikern dazu bewegen, zurückzutreten – aber nur zugunsten seiner Wunschkandidatin, der Tochter aus zweiter Ehe, Katharina. Da diese aber zu jung für das große Amt schien, setzte man alles dran, um den Vater davon zu überzeugen, dass sie mit seiner Tochter aus erster Ehe – der um eine Generation älteren Eva – gekoppelt werden müsste.

Man kann es nicht anders sagen: Es war Wolfgang Wagner gelungen, den Charakter des alten Privattheaters inmitten der öffentlichen Stiftung, die dieses Theater zu einem „deutschen Nationaltheater“ machte, auf geradezu monarchistische Weise für sich zu erhalten – und dabei unternehmerische Risiken zu vermeiden.  Im Unterschied zu Wotan, der sich als „Knecht“ seiner Verträge wiederfand, war Wolfgang – bzw. sein Jurist - ein Meister von Verträgen. Er selber nennt die Zahl von 26 Verträgen – darunter beispielsweise der Versorgungsvertrag von 1986 mit der GmbH und,1987, eine Vereinbarung über eine Geschäftsanteilsabtretung. Er verkaufte der Stiftung sein „geistiges Eigentum“ für 800.000 DM als „Zustiftung“ - die Erben des „geistigen Eigentums“ von Wieland Wagner gingen leer aus.

Als Wolfgang Wagner 2008, nach 42 Jahren Alleinherrschaft über die Bayreuther Festspiele, zurücktrat, erlosch damit auch seine Funktion als alleiniger Gesellschafter der Festspiel-GmbH. Und nun hören Sie genau zu: Anstatt dass nun die GmbH eine Tochter der Stiftung würde, anstatt diese an die Stiftung zu geben und sie dieser bei- und in entscheidenden Punkten unterzuordnen, wurden die Geschäftsanteile seiner Ein-Mann-GmbH zu je 25% an die Bundesrepublik Deutschland, den Freistaat Bayern, den Verein der „Gesellschaft der Freunde Bayreuths“ und zu 25 % an die Stadt Bayreuth übertragen. Diese vier Gesellschafter bilden nun den Verwaltungsrat, sie sind die Mieter des Festspielhauses und die Festspiel-Unternehmer, sie sind es, die in Vertragsverhandlungen mit der Richard-Wagner-Stiftung treten müssen. Wobei sich ja die pikant-prekäre Situation ergibt, dass die Vertreter derselben Institutionen im Stiftungsrat sitzen wie in der Verwaltungs-GmbH. Vermieter und Mieter sind – trotz gelegentlichen personalen Austauschs – dieselben Personen. Die Gefahren eines In-Sich-Geschäfts liegen auf der Hand. Die GmbH darf ja keine künstlerische Leitung bestimmen, sondern nur Geschäftsführer. Wir erinnern uns an die kuriose Situation, dass die Festspiele in den vergangenen Jahren entweder zwei - mitunter auch drei - mit „Geschäftsführer“ betitelte Personen hatten und keine, die offiziell als „künstlerische Leitung“ angesprochen werden durfte.  Ebenso brisant ist die Tatsache, dass im Stiftungsvorstand auch die Festspielleitung sitzt, also die Geschäftsführerin derjenigen GmbH, die wiederum Vertragspartner der Stiftung ist. Die Festspielleitung, so haben es Juristen formuliert, kontrolliert sich über das übergeordnete Gremium selbst.

Im Oktober 2013 ertönte ein Alarmruf in der regionalen Zeitung: „Richard-Wagner- Stiftung hat nichts mehr zu sagen“. Hinter verschlossenen Türen, so heißt es da, sei eine Satzungsänderung der GmbH erarbeitet worden. Diese Änderung mache die Festspiele vollends zum Staatsbetrieb, die Richard-Wagner-Stiftung spiele keine Rolle mehr.

In der Tat:  Im Juli 2013 hatten sich Stiftung und GmbH auf einen neuen Mietvertrag geeinigt, der das Festspielhaus bis Ende September 2040 – für 37 Jahre also - an die Festspiel GmbH vermietete. Dieser neue Vertrag mag als die mildere Version des dreisten, aber gescheiterten Versuchs von 2012 des damaligen bayerischen Stiftungsvorsitzenden Toni Schmid gelten, den Stiftungsrat zu einem unbefristeten Mietvertrag zwischen Stiftung und GmbH zu bewegen – gravierend bleibt, dass die Stiftung diesen Vertrag auch dann nicht kündigen kann, wenn er den § 8 ihrer Stiftungssatzung verletzt. Dieses letztere Recht hat sich die GmbH - par ordre du Mufti Toni Schmidt - gegeben, indem sie eine Streichung jenes § 5 ihrer Satzung vornahm, der noch die Mitwirkung der Stiftung bei der Ernennung neuer Festspielleiter festlegte. Nun ist diese Entscheidungsbefugnis allein Sache der Gesellschafter-GmbH, im engeren Sinne der drei finanzkräftigen Partner dieser GmbH, denn die Stadt, als finanzschwächstes Mitglied - sie hält seit dem neuen Mietvertrag nur noch 13 % an der GmbH - kann mit Dreiviertelmehrheit überstimmt werden. Die Stadt erleidet also eine ähnliche Entmachtung wie die Stifterfamilie, deren im § 8 formulierten Vorrechte nun beschränkt werden: kein Vorschlagsrecht mehr, keine Diskussion über den künstlerischen Stil. Dass Juristen diese Auslagerung des Bestimmungsrechtes statt auf eine natürliche Person, wie von der Stiftung vorgesehen, auf eine juristische Person als Satzungsbruch markieren, sei nur angemerkt. Die obere Stiftungsaufsicht sah in der langjährigen Laufzeit des Mietvertrages aber jedenfalls nichts Ungebührliches und der neue Vertrag wurde 2014 unterzeichnet. Martin Eifler, Vertreter des Bundes im Stiftungsrat, bezeichnet dieses Gremium seither als „zahnlosen Tiger“.

Die Familie Wieland Wagners, zusammen mit Verena Wagner, hat 2016 gegen dieses Zusammenwirken von Stiftung und GmbH zum Nachteil der Stifter geklagt, konnte ihre Rechte – die auch eine Stärkung der Stiftung bedeutet hätten, wir marschierten da doch Seit an Seit! – jedoch nicht wahren. In einem offenen Brief kommentierte mein Schwager Tilman Spengler ironisch, warum wir nicht in Berufung gingen: „Als Nachkommen einer von König Ludwig außerordentlich begünstigten Familie würden wir nie Einspruch gegen eine gerichtliche Entscheidung einlegen, die getreulich die Absichten des Bayerischen Kunstministeriums widerspiegelt.“  An selbiger Stelle zitiert er einen Ausspruch des Ministerialdirigenten Toni Schmidt: „Sollte der Vertrag für ungültig erklärt werden, schreiben wir dem Richter einen Brief, dass er die Sanierungskosten übernehmen soll.“

Sanierungskosten. Hier war der springende Punkt, das Junctim für die Inbesitznahme der Zukunft, die weiche Stelle, die Weichenstellung:  Die Stiftung hat ja kein Vermögen und was sie durch die Vermietung des Festspielhauses und die Billette fürs Museum an Gewinn einnimmt, darf man angesichts des grausigen Wortes „Sanierungskosten“ vergessen.

Auf 30 Millionen wurden damals, im März 2013, die Kosten für die Sanierung des Festspielhauses veranschlagt. In der Sprache der Geldgeber musste es – verständlicherweise - lauten: damit die staatlichen Kassen solche Kosten übernehmen können, musste ein langfristiger Mietvertrag her, sonst wäre die „Dauerhaftigkeit der Investitionen“ nicht gegeben gewesen. Seit 2015 nun wird in Etappen – mit Rücksicht auf den Festspielbetrieb – saniert, bald stellte sich heraus, dass das ursprüngliche Finanzkonzept aus dem Jahr 2013 die Kosten nicht decken würde und was auf sieben Jahre veranschlagt wurde, dehnte sich jetzt auf „Dekaden“. Und die Kosten stiegen – 2020 stellte der Bund fast 85 Millionen, gestuft bis 2027, zur Verfügung.

Wobei die Frage erlaubt sein muss: die exorbitanten Spenden der „Gesellschaft der Freunde von Bayreuth“ galten seit Jahrzehnten immer dem Bau-Erhalt, den Bau-Maßnahmen am Festspielhaus, und Wolfgang Wagner war ein unermüdlicher Bauherr – ist das Festspielhaus wirklich so marode?  Oder wird es marode geredet –- und damit die Kosten hochgetrieben?  Mit einigem Geschick – den sicherheitsrechtlichen Anforderungen, der Modernisierung der Bühnentechnik, den Behindertenzugängen etc. - kann man die Sanierungskosten für ein so altes Gebäude nahezu unendlich hochschrauben. Inzwischen geistert der Betrag von 180 MiIlionen herum, zu gleichen Teilen zu finanzieren von Bund und Bayern. Wenn das ernst gemeint ist, wie Florian Zinnecker in der ZEIT zu bedenken gab - dann zeigt die GmbH - ein Problembär im Schafspelz – ihr wahres Gesicht: sie will das Festspielhaus nicht subventionieren, sondern besitzen. Zu kaufen ist das Festspielhaus aber nicht, das verbietet die Rechtslage, das verbot schon das Testament von Siegfried Wagner. Als geradezu Loge’sche List bot sich da ein Aus- und Umweg an: die Idee einer 99-jährigen Erbpacht. Dieser Quasi-Besitz des Festspielhauses würde die vielen Investitionsmillionen rechtfertigen und den Geldgebern eigentümerartige Rechte sichern – und nur so könne auch gewährleistet werden, dass das Haus nicht eines Tages zur Vermietung an Elon Musk fiele oder an Großsponsoren aus China oder den Arabischen Emiraten (zit. nach „Bayreuther Festspiele: Das Ende einer Dynastie“. ZEIT- online vom 03.07.2022)

Wir müssen, liebe Jubiläums-Feiergäste, diese Perspektive verfolgen und zu Ende denken, auch wenn sie nicht in eine „Festrede“ passt, die am Ende immer nach einem „positive thinking“ verlangt. Wir sind in Bayreuth und müssen hier nach den Mustern der „Götterdämmerung“ buchstabieren.

Wenn Bund und Bayern nämlich diese Erbpächter wären, träten sie ja als Vermieter auf und würden als solche die Richard-Wagner-Stiftung ablösen – es bräuchte keinen Mietvertrag mehr und die lästige Stifterfamilie würde gleich mitliquidiert. Die Rechte der Stifterfamilie zu wahren, war aber die Bedingung dafür, dass die Familie das Festspielhaus einst in die Stiftung einbrachte. Nur: Steuergeld-Investoren träumen anders. Die 180 Millionen....wären sie nicht der Hebel, um die vertrackte Gesamtkonstruktion endlich aufzulösen? Die gefällt ja niemandem. Nicht lange her, dass die Bundeskulturministerin Monika Grütters‘ nach einer Prüfung der geltenden Satzungen und Gesellschafterverträge verlangte. Ihre Nachfolgerin Claudia Roth stieß dann in ein ähnliches Horn.
 

Meine Damen und Herren,

glauben Sie bitte nicht, der Anlass meiner Festrede wäre es, hier ein Klagelied anzustimmen, ein akustisches Grabgesteck sozusagen für ein Projekt, das einmal so voller Hoffnung in Angriff genommen wurde.

Diese Hoffnung, und das wurde in den einschlägigen Diskussionen der vergangenen Jahre nie so recht deutlich, diese Hoffnung gründet sich nicht vornehmlich in Ansprüchen auf die Berücksichtigung von Verwandtschaftsverhältnissen bei der Besetzung von Leitungsfunktionen. Nein, sie gründet sich – jedenfalls für den Teil der Familie, den ich hier vertreten darf – viel fundamentaler auf jene tiefe Sorge, die uns die Geschichte des Umgangs mit dem Erbe Richard Wagners gelehrt hat.

Die Wirkungsgeschichte Wagners gehört zu diesem Komponisten wie das Amen – oder das Sela - zum Gebet, sie gehört zu seinem Erbe. Muss es nicht unglücklich erscheinen, dass wichtige Dokumente der Familiengeschichte in Zürich, in München und anderswo in Archiven lagern - und das zuständige Museum hier in Bayreuth um Leihgaben bitten muss? Wer mit viel Geld die materielle Substanz des Festspielhauses restaurieren will, der möge auch einen kleinen Teil dieser Summe für die Bewahrung seiner Wirkungsgeschichte aufbringen. Es warten noch viele Wagner-Nachlässe auf ihre Bergung und Behausung. Mit 1930 hört die Familien- und Festspielgeschichte ja nicht auf.

Mit großer Sorgfalt haben meine Cousine Katharina, mein Cousin Gottfried, meine Schwester Daphne und Neill Thornborrow bereits ihren Teil zu diesem Geschichts-Erhalt getan und dafür möchte ich mich bei diesen Familienmitgliedern bedanken. Ich bin sicher, dass ein anderer Stamm der Familie diesem Beispiel in absehbarer Zeit folgen wird.

Die Ziele und Interessen der Richard-Wagner-Stiftung, lassen Sie mich das, liebe Gäste, zum Goldenen Ende noch einmal sagen, sind mit denen der Stifter-Familie grundsätzlich identisch, und ich wünschte mir nichts sehnlicher, als dass dies für die nächsten Jahrzehnte ebenfalls der Fall sein wird.  Ad multos annos denn - unterwegs zur „ewigen Stiftung“, von der Siegfried Wagner geträumt hat.  Und nun, zum Ganzen passend: „Wahn, Wahn, überall Wahn“. Der Museumsleiter hat diese Passage aus den „Meistersingern“ ausgewählt, er muss wissen, wovon gesungen wird. Dafür auch ihm meinen herzlichen Dank und Ihnen, meine Damen und Herren, den meinen für Ihre Aufmerksamkeit!

Zitatende
Quelle: Nike Wagner
Festvortrag - 50 Jahre Richard-Wagner-Stiftung Bayreuth.

Festakt am 2. Mai 2023 im Richard-Wagner-Museum Bayreuth

 


 

 

 

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Offener Brief
an den ersten Vorstand der Richard Wagner-Stiftung Bayreuth e.V., Frau Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz

anlässlich des 50. Jahrestages der Gründung der Richard Wagner Stiftung Bayreuth e.V. , Wahnfriedstraße 2,  95444 Bayreuth

Sehr geehrte Frau Piwernetz,

die Richard Wagner-Stiftung Bayreuth e.V., deren 1. Vorstand Sie seit 2016 sind, feierte am Dienstag, den 2. Mai 2023 mit einem Festakt im Hause Wahnfried in Bayreuth den 50. Jahrestag ihres Bestehens. Als Vorstandsvorsitzende begrüßten Sie die eingeladenen Gäste.

Leider haben Sie die einmalige Möglichkeit ausgelassen, gleich zu Beginn daran zu erinnern, dass die letzten rund 20 Jahre in der Geschichte der Stiftung ein düsteres Kapitel darstellten und dass Sie (möglicherweise nach ausführlichen Beratungen mit den übrigen Vorstandsmitgliedern und dem Geschäftsführer) in Kürze wichtige Mitteilungen bezüglich der seit 2007/2008 'ruhenden' Aufgaben-Erfüllungen der Stiftung und des Stiftungsrates zu verkündigen gedächten.

Die beiden Ihnen nachfolgenden Redner, die Festspielleiterin Katharina Wagner und der derzeitige Oberbürgermeister von Bayreuth erwähnten die Abläufe der letzten 20 Jahre ebenfalls mit keinem Wort. Erstere ist Nutznießerin der kriminellen Vorgänge, der Bayreuther OB, Herr Thomas Ebersberger (ebenfalls bereits in Ämterhäufung) hat sich noch nicht festgelegt ob er sich auf die Seite der Stiftungssatzung schlagen soll.

Dann jedoch erfolgte im Festvortrag, gehalten durch Frau Nike Wagner (immerhin eine Mitunterzeichnerin der Stiftungsurkunde) eine umfassende Aufklärung darüber, wie aus der 1973 mit großen Hoffnungen gegründeten und laut Nike Wagner wunderbaren Stiftung, genau das wurde, was am 2. Mai 2023 als 50 Jahre Richard-Wagner-Stiftung-Bayreuth im Hause Wahnfried gefeiert wurde.

Die Stiftung und ihr Stiftungsrat wurden kaltgestellt. An den notwendigen Maßnahmen, eine ganz bestimmte Festspielleitung zu installieren, waren umfangreiche Vorabsprachen notwendig, die von allen damaligen Amtsträgern in der Stiftung und im Stiftungsrat mitgetragen wurden. Dem ersten siebenjährigen Vertrag mit den beiden Töchtern Wolfgang Wagners folgten dann noch zwei weitere Nachfolgeverträge mit Katharina Wagner (jeweils um fünf Jahre) ohne das auch nur eine einzige Person aus dem Stiftungsrat oder dem Vorstand der Stiftung seine Rechte eingefordert hätte. - Bruch der Stiftungssatzung, fehlender Mut einzelner Funktionsträger, Vertragsabschlüsse mit offensichtlich fachlich völlig ungeeigneten Personen usw. Der dafür umfassend verantwortliche Beamte aus München wurde zu der Feier am 2. Mai 2023 ebenfalls eingeladen.

Ehe ich wieder auf den Festvortrag von Frau Wagner zurückkomme, gestatten Sie mir bitte eine Vorbemerkung: Bereits 2013 beschäftigten sich maßgebliche Personen mit dem Inhalt der Stiftungssatzung. Der Stiftungsrat sollte Änderungen erarbeiten, die in besonderem Maße die Wünsche der 1985 durch Wolfgang Wagner gegründeten, völlig überflüssigen Bayreuther Festspiele GmbH, berücksichtigen sollte. Ein diskussionswürdiger Entwurf zu diesem Thema liegt bis heute nicht vor. Frau Nike Wagner hielt im Februar 2013 auf einer Tagung in Wiesbaden einen ausführlichen Vortrag zum Thema Richard-Wagner-Stiftung-Bayreuth (noch vor dem Eintreten schwerer Verfehlungen, die bis heute alles nur verschlimmert haben).

Nach meiner heutigen Erkenntnis gelangte Frau Wagner damals nicht zu einer abschließenden Bewertung der umfangreichen Sachverhalte – nicht zuletzt auch deshalb, weil wichtige Funktionsträger noch mittendrin steckten in den zahlreichen Verstößen gegen die Stiftungssatzung und dies alles nur 'heimlich und unter der Hand' abwickelten.

Im letzten Absatz ihrer damaligen Ansprache nannte Frau Wagner den Zustand der Stiftung als „vollkommen inakzeptabel, weil so viele ungeklärte Verhältnisse – aufgrund einer juristisch fragwürdigen, handwerklich schlecht gemachten, faktisch nicht praktikablen und völlig unzeitgemäßen Stiftungssatzung – die Zukunft dieser weltbedeutenden Kultureinrichtung weiter paralysierten“. Frau Wagner erkannte Handlungsbedarf bei der Richard-Wagner-Stiftung und bemerkte, dazu: „Das setzt einiges an Erkenntniswillen und Engagement bei den beteiligten Gremien und Beamten voraus“! Jegliche Überlegungen zu diesem Thema begründete Frau Wagner 2013 in ihrem Vortrag abschließend mit den Worten: „Wir sind es dem Gründer der Bayreuther Festspiele und seinem Vermächtnis schuldig“.

In ihrem Festvortrag vom 2. Mai 2023 hat sich Frau Wagner nun sehr differenziert und detailliert mit dem ganzen Themenkomplex auseinandergesetzt und die meisten offenen Fragen so genau als überhaupt möglich, beantwortet. Ich zitiere hier kein Wort dieser Rede, füge sie aber – da sie mittlerweile öffentlich zugänglich ist – in Kopie bei.

Davon ausgehend, dass Sie - anders als Herr Toni Schmid, der noch in einem Gespräch mit dem Nordbayerischen Kurier vom 6./7. April 2013 behauptete: Zitat: „Die Stiftung hat mit den Festspielen nichts zu tun, sie vermietet die Immobilie (das Festspielhaus), das ist alles!“ - mittlerweile erkannt haben, wie sehr Stiftung und Festspiele zusammenhängen, erinnere ich nochmals daran, genau zu überprüfen, in welchem Zustand die Festspiele mittlerweile verharren, wie sehr die künstlerische Bedeutung der Bayreuther Festspiele weltweit Nebensache geworden ist und wer letztendlich dafür die Verantwortung trägt. Es ist die Festspielleiterin, die von Anfang an mit dieser Aufgabe hoffnungslos überfordert ist.

Die Erkenntnis dieser Überforderung baute sich ab der unsäglichen Tannhäuser-Inszenierung im Jahre 2011 (der Biogas-Tannhäuser) in jedem weiteren Jahr und mit jeder weiteren Inszenierung unwiderlegbarer auf. Begleitet wurde der künstlerische Abschwung von Pleiten und Pannen, erheblich gestiegenen Betriebskosten, alarmierend sinkender Kartennachfrage, verbunden mit mehrfachen Erhöhungen der Eintrittspreise (mittlerweile 'Salzburg-verdächtig'), der Schaffung eines 'sittenwidrigen' Mietvertrages für das Festspielhaus, dies begründet mit dem unsäglichen Geschwafel über Sicherheiten, bezüglich der bis heute nicht genau bekannten Sanierungskosten für die Festspielgebäude, usw.

Und damit erinnere ich letztmals an die Pflicht der Stiftung, die in Verbindung mit ihrem Stiftungsrat den Festspiel-Unternehmer (hier wäre auch eine Richtigstellung angebracht – den Festspielleiter) bestimmt. Welchen Sinn machen zeitlich begrenzte Vertragslaufzeiten mit dem Festspielleiter, wenn innerhalb seiner Amtszeit keine (positiven oder negativen) Konsequenzen gezogen werden, die z.B. im Falle von Katharina Wagner, zu einer Wahl eines neuen Festspielleiters führen würden?

Bedauerlicherweise (und dafür hat Herr Toni Schmid ehe er in Pension 'geschickt' wurde), dass der Stiftungsrat wieder eine Vorsitzende bekam, die alles daran setzen wird, eine Neuwahl zu verhindern.

Herr Schmid (und seine Verwaltungsratskollegen haben nie für das künstlerische Ergebnis der Festspiele geradestehen müssen. Die Stiftung hat ihn für 15 Jahre fortwährender Untreue gegenüber dem Stiftungsrat, dessen Vorsitzender er war, nicht zur Rechenschaft gezogen.


Sehr geehrte Frau Piwernetz, die Stiftung ist bis heute nicht von ihrer Verpflichtung entbunden worden, dafür zu sorgen, dass die Werke Richard Wagners festlich aufgeführt werden. Festlich geht es schon seit vielen Jahren nicht mehr zu, vielmehr erinnert das Ganze an Klamauk und szenisch ist von Wagners Werken nichts mehr zu sehen.

Ich fordere Sie nochmals auf, zeigen Sie Mut, unternehmen Sie die notwendigen Schritte dazu, dass nicht nach dem nächsten Stiftungs-Jubiläum wieder nur ratloses Schulterzucken herrscht und der Schlusssänger der Veranstaltung wieder nur „Wahn, Wahn, überall Wahn“ singen muss!

Mit freundlichen Grüßen

Heribert A. Bluda 

Anlage: Festvortrag Nike Wagners aus Anlass  
„50 Jahre Richard-Wagner- Stiftung Bayreuth“

Zitatende
Quelle: Heribert Bludau – Malente



 

 

 

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Hausverbot für Bühnenautokrat:innen

Die Vorkommnisse in Naumburg, Leipzig und Göttingen lassen die Rolle mancher
Intendant:innen in einem ziemlich mittelalterlichen Licht erscheinen.

Am Theater Naumburg ist Antonio Gerolamo Fancellu, Vorsitzender des örtlichen GDBA-Lokalverbandes, fristlos gekündigt und mit einem Hausverbot belegt worden.  […]
Grund dafür sei die Störung des Betriebsfriedens gewesen – dabei haben er und seine Kolleg:innen lediglich Informationskampagnen für bundesweit bessere Arbeitsbedingungen organisiert. An sich ist der Rausschmiss eines Gewerkschaftsvertreters ein arbeitsrechtliches No-Go, entsprechend musste sich das Theater stärkere Geschütze zurechtlegen: In einem Interview sprach Intendant Stefan Neugebauer von ominösen „Verstößen gegen den Arbeitsvertrag“, die man leider habe „ahnden“ müssen: „Wenn man sich öffentlich vor der Vorstellung hinstellt und das Haus diskreditiert, wird der Betriebsfrieden sehr in Mitleidenschaft gezogen.“
Das Haus habe Schaden genommen.
Der Großteil der Mitarbeiter:innen, „also Technik und Verwaltung, stehen hinter mir“.

Im Übrigen: „Der Personalrat hat ja der fristlosen Kündigung zugestimmt“ – was nicht stimmt. Wir haben dem Oberbürgermeister und allen politischen Verantwortlichen im Gemeinderat in Naumburg empfohlen, rasch zu handeln und die Eskalation durch den Intendanten aufzuhalten. Im März soll gerichtlich über die Kündigung von Antonio Gerolamo Fancellu entschieden werden – wie auch über Nichtverlängerungen in Leipzig, die mit Julia Preuss und Katharina Schmidt gleich zwei Kolleginnen trafen. Die Hausverbote gegen die beiden sind inzwischen immerhin zwar wieder aufgehoben. Das eigentlich Skandalöse, die Kündigung wegen Engagements für bessere Arbeitsbedingungen, aber bleibt bis zur Gerichtsentscheidung bestehen. Auch hier legt Theaterleiter Enrico Lübbe ein Verhalten an den Tag, das ein Hinweis darauf sein könnte, dass sich Intendant:innen auch im Jahre 2023 noch als allmächtige Alleinherrscher:innen fühlen, denen niemand in den Arm fallen kann.

Dieses Verhaltensmuster der Unbelehrbarkeit liegt auch dem dritten Fall zu Grunde: Erst nach fünf Instanzen, viereinhalb Jahren Verfahrenslaufzeit und einer Menge vergeudeten Steuergeldes wurde dem Schauspieler und GDBA-Mitglied Nikolaus Kühn vom Bundesarbeitsgericht (BAG) in Erfurt bestätigt: Das Verfahren, mit dem sein Vertrag vom Deutschen Theater Göttingen nicht verlängert wurde, war unwirksam. Ein von Nikolaus Kühn angestrengtes Verfahren gegen das Theater wegen Machtmissbrauchs ist noch in der Schwebe.

Das zeitliche Zusammentreffen ist womöglich mehr als Zufall – gar ein Indiz für Führungsmethoden an deutschen Theatern? Wenn dem so ist, hätten wir als GDBA keinen besseren Beleg für die seit Jahren beklagten hierarchischen Strukturen inklusive Machtmissbrauch finden können.
Die Vorgänge haben eine enorme Solidaritätswelle losgetreten, die zu einer Entschärfung der Situation für die Kolleg:innen beigetragen hat. So haben sich die GDBA-Landes-verbände Berlin/Brandenburg und Nordrhein-Westfalen, das Leipziger Ensemble, die GDBA-Lokalverbände Halle, Heidelberg, vom Thalia Theater Hamburg, Nürnberg und den Münchner Kammerspielen an die Seite der Betroffenen gestellt. Der LV NRW fordert darüber hinaus „einen Nichtverlängerungsschutz für alle Ensemblemitglieder für die Dauer der aktuellen Intendanzen in Leipzig und Naumburg“.
Gegen das in den drei Fällen beschriebene Verhalten von Intendant:innen hilft nur ein Zusammenstehen der Theaterschaffenden. Und es müssen Leitungsstrukturen her, die die Macht selbsternannter Bühnenautokrat:innen brechen.
Jörg Rowohlt
Zitatende

Quelle: https://www.buehnengenossenschaft.de/toi-toi-toi-03-04-2023/

 

 

 

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Götterdämmerung in deutschen Turmzimmern

Die unerhörten Vorgänge in Leipzig und Naumburg sind deutliche Zeichen für ein System, welches sich (gleich einem weit größeren, nicht minder zu überwindenden System) unaufhörlich im Niedergang befindet.

Als Agonie wird in der Medizin jene Phase im Zuge des Sterbeprozesses eines Menschen
bezeichnet, in der der Körper gegen die zunehmende Einschränkung der Lebensfunktionen ankämpft. Röchelnde Atmung, körperliche Unruhezustände, stellenweise aggressives Verhalten – eine automatisierte Stressreaktion des Körpers bei dem Versuch, das unweigerlich nahende Ende abzuwenden.
In einer solchen Agonie befindet sich das Prinzip „Intendanz“ – hier meinend die exklusive Leitung eines Theaters in Form einer einzelnen Person. Dieses aus der Zeit der Hoftheater
hinüber tradierte Relikt einer Leitungsstruktur widerspricht so gut wie jedem Wert und Ideal, welches das Theater inhaltlich unter’s freie Volk zu sähen bemüht ist. Gleichzeitig vereintes des Deutschen zwei beharrlichste Achilles-Fersen beim Lauf in Richtung Fortschritt:
Genie- und Führerkult. Kanzlerfrage, Bundestrainerfrage, Intendantenfrage. Damit Theater
gelingt, braucht es einen starken, bestenfalls lebenserfahrenen, unzweifelhaft weißen Mann, der beherztes Auf-den-Tisch-Hauen als Kernkompetenz seiner Management-Strategie zu verkaufen vermag und qua seiner ihm angeborenen Omnipotenz sowohl die Lebenssituation alleinerziehender Schauspielerinnen empathisch einzuschätzen weiß als auch bei jeder Entscheidung im Tagesgeschäft eines hochkomplexen künstlerischen Betriebs mit 800 Mitarbeitenden das letzte Wort haben, eine Kultur der „stets offenen Tür“ pflegen und gleichzeitig 6-Stunden-Abende auf der großen Bühne inszenieren kann.
Der vorangegangene Satz ist viel zu lang ebenso wie das Festhalten an dem Glauben an das Prinzip „Intendanz“ als zeitgemäßes Steuerungsinstrument für ein Theater, dessen inhaltlicher Anspruch seine festgefahrene Struktur schon längst links überholt hat. Zum einen ein Kaleidoskop der Formen, eine sich vermehrende Vielfalt der erzählenden Stimmen, zumindest die Ahnung einer Diversität der sichtbaren Körper.

Zum anderen vergeht de facto keine Spielzeit ohne Berichte über Machtmissbrauch, Kompetenz- und Grenzüberschreitungen oder all die menschlichen Abgründe auf den lederbezogenen Besetzungscouchen mit Blick über die Altstadt, die es (noch) ebenso wenig an die Öffentlichkeit schaffen wie betriebsinternes Versagen im Zuge der Bewältigung größerer und kleinerer Krisen.

Dass sich das Prinzip „Intendanz“ seines Platzes auf der Liste der bedrohten Arten bewusst ist, zeigen nicht zuletzt die völlig grotesken Überreaktionen seitens Enrico Lübbes (Schau-spiel Leipzig) und Stefan Neugebauers (Theater Naumburg). Oder, um den klassischen Luhmann etwas zu variieren: Das Verhängen von Hausverboten ist keine Anwendung von Macht, sondern Ausdruck ihres Scheiterns. Doch in einer deutschen Theaterkantine eine radikale Alternative zur tradierten Solo-Leitungsstruktur vorzuschlagen, ist, als spräche man einen deutschen Stammtisch besonnen auf die Möglichkeiten eines demokratischen

Sozialismus an. „Mauertote! Diktatur! Gulag!“ hier – „Schaubühne am Halleschen Ufer! Berliner Ensemble! Schaubühne am Lehniner Platz!“ dort. Gemeint ist das „Scheitern“ vermeintlicher Gemeinschafts-Intendanzen um Peter Stein bzw. Heiner Müller bzw. Thomas Ostermeier, wovon die letzte nun beinahe 20 Jahre her ist. Nichtsdestotrotz werden – nach meiner Erfahrung – besonders diese drei Vorgänge nach wie vor reflexartig gezückt und als Beleg für die grundsätzliche Unmöglichkeit, wenn nicht gar Verdammungswürdigkeit kollektiver Leitungsstrukturen geschwungen.

Nirgendwo ist das deutsche Theater phantasiebefreiter als beim Blick in den Spiegel, wo die weltbedeutenden Bretter sich als starre Pyramide zeigen. Und diese Pyramide wird
selbst angesichts ihrer spürbaren Erosion mit Zähnen und Klauen verteidigt. Aus meiner Sicht muss die Deutungshoheit der Debatte dringend an die Realität angepasst werden. Eine Überwindung des Prinzips „Intendanz“ bedeutet nicht etwa die willkürliche Gefährdung des besten aller möglichen Systeme. Es bedeutet einen dringend notwendigen
Paradigmenwechsel und aktive Sterbehilfe für einen sich in seinem eigenen Anachronismus
zu Grabe strampelnden, von Kulturpolitik und Klüngel künstlich am Leben gehaltenen Führungsmythos.

Tim Tonndorf, married with children, Feminist, Gamer + Rollenspieler, Moderator, Performer & Rampensau, Mitglied im ensemble- & regie-netzwerk, Gründungsmitglied von PRINZIP GONZO.
Zitatende

 Quelle: https://www.buehnengenossenschaft.de/toi-toi-toi-03-04-2023/


 

 




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TIME TO P(L)AY FAIR


TEXT: CARMEN YASEMIN IPEK FOTOS: REBECCA RÜTTEN
Ich liebe das Theater und mir ist
bewusst, dass ich auf vielen Ebenen sehr
privilegiert bin. Wie viele von uns,
arbeite ich gerne in meinem Beruf, bin
andererseits aber auch hart genervt
von dieser Theaterbubble und irritiert von
meiner Hass-Liebe zum Theater.

In nahezu jedem Gespräch mit Kolleg:innen gibt es was zu meckern. Vielleicht weil uns bewusst wird, dass wir alle dieses veraltete Hierarchiegebilde mit Machtmissbrauch, Chancenungleichheit und Ausbeutung mittragen und uns oft scheinbar nichts Besseres einfällt, als das eigene Leid zu beklagen. Tiraden des Selbstmitleids oder gerechtfertigte Kritik? Sicherlich ein bisschen Jammerlust, aber definitiv auch viel legitimes Gemecker, denn nicht alle am Theater genießen die gleichen Privilegien. Um eine weitverbreitete Form der Diskriminierung soll es hier heute gehen: Time to p(l)ay fair!

Frauen, die am Theater arbeiten, kennen vermutlich alle den männlich gelesenen Kollegen, der trotz gleicher Berufserfahrung mehr verdient. Wir kennen auch die Intendant:innen oder die Erzählung über jene, die lächelnd auf den Stapel der Bewerbungen zeigen und dir sagen: „Mehr können wir nicht zahlen.“ Anders ausgedrückt: Friss oder stirb. Ich weiß nicht, ob dieser, im wahrsten Sinne des Wortes ‚billige Trick‘ heute noch funktioniert, aber eins ist klar: Wir werden immer noch an vielen Häusern trotz gleicher Erfahrung und Qualifikation systematisch schlechter bezahlt, aufgrund unseres ... also äh ... ja wieso nochmal?

Es ist ein strukturelles Problem – das ist inzwischen klar. Nur: Wieso fällt es den Personen, die in dieser Hierarchie entsprechende Entscheidungen treffen, so schwer, ein bisschen gerechter zu handeln und das Problem endgültig aus der Welt zu schaffen? Mit welcher Begründung fällt es ihnen leichter, ihren weiblich gelesenen Angestellten weniger zu bezahlen?

Wie kann es sein, dass der Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen immer noch existiert, wo wir hierzulande doch schon lange ein Gesetz haben, welches vorschreibt, dass
Menschen nicht aufgrund ihres Geschlechts benachteiligt werden dürfen? Der Equal-Pay-Day erinnert uns am 7. März zum 12. Mal europaweit an die geschlechter-ungleiche Bezahlung.
Wir sind also schon eine Weile mitten im Erwachen und Erkennen das Skandalöse, wenn Frauen branchenübergreifend quasi bis Anfang März weiterarbeiten, für den gleichen Lohn,
den Männer schon in zwölf Monaten bekommen. Am Theater ist die Gagenkluft noch größer. Die Initiative Pro Quote Bühne gab 2017 bekannt, dass Frauen am Theater durchschnittlich 34 Prozent weniger verdienten. In einer Studie von 2020 lag die Gender-Pay-Gap sogar bei 30 bis 46 Prozent.
Durch Corona hat sich die Lage zusätzlich verschlechtert, unter anderem weil bei den Theaterschaffenden mit Kindern meist die Mütter für die Kinderbetreuung und Homeschooling zuhause blieben.

(Was nebenbei bemerkt auch schon vor der Pandemie so war.)
Die Gender-Pay-Gap, definiert als geschlechterspezifisches Lohngefälle, ist übrigens von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. So kommt es zum Beispiel, dass Thüringen die
geringste Gap hat, weil dort auch insgesamt am wenigsten gezahlt wird, während Hamburgs Gap mit mehr als 30 Prozent Unterschied am höchsten ist, denn hier verdient man(n) durchschnittlich am besten. Je höher die Gagen, desto mehr verdienen die männlich gelesenen Kollegen also auch im Vergleich Schwerpunkt mit weiblich gelesenen Personen. Diese Zahlen beziehen sich auf Honorare der freiberuflichen Künstler:innen von 2021. In der Freiberuflichkeit gibt es noch weniger Anhaltspunkte, wie wer bezahlt werden sollte. Auch hier müssen schleunigst verbindliche und faire Gagenempfehlungen her. Ich kann es nicht belegen, aber ich habe den Eindruck, dass Regisseurinnen auch sehr viel öfter Stücke für kleine Bühnen inszenieren, bevor sie im großen Haus ‚ran dürfen‘. Somit verdienen sie langfristig gesehen weniger. Mir kommt es auch so vor, dass mehr Frauen im Kinder- und Jugendtheater arbeiten, wo leider auch im Schnitt weniger gezahlt wird. In diesem Monat kommt eine neue Studie des Deutschen Kulturrats über „Gender Pay Gap in Kultur und Medien“ raus – leider zu spät für diesen Text, aber wir können alle gespannt sein auf die hard facts. Die letzten Zahlen von 2021 sprechen von über 20 Prozent Unterschied. Was allerdings ebenso interessant ist, sind Erfahrungsberichte aus dem Theater:
Eine Schauspielkollegin berichtete, dass sie nach den ersten zwei Jahren Festanstellung keine Gagenerhöhung bekommen hat mit der Begründung, sie würde ja schon mehr verdienen als die damalige Durchschnitts-Einstiegsgage, was stimmte.
Am selben Haus erhielt einer ihrer männlichen Kollegen nach seinem 2. Jahr automatisch und ohne zu fragen eine Gagenerhöhung. Besagter Kollege hatte zwei Jahre weniger Berufserfahrung als die Kollegin. Hätte sie das damals schon gewusst, hätte sie sich das nicht bieten lassen.
Als ich in meinem ersten Gastengagement war, fragte ich meine Kolleg:innen, was ich denn so als Abendgage fordern kann. Meine Schauspielkolleginnen meinten: „So 250 bis 400 Euro kannste schon kriegen.“ Während meine Schauspielkollegen meinten, 400 bis 600 Euro wären drin. Allein diese zwei Beispiele zeigen, dass es deutlich unterschiedliche Vorstellungen davon gibt, was man verdienen kann. Ich glaube nicht, dass es am „schlechten Verhandlungsstil“ der Frauen liegt, sondern daran, dass sie einfach schlechter bezahlt wurden. Ich könnte hier noch ewig viele Geschichten auspacken und bin mir sicher, dass jede Bühnenkollegin, aus egal welcher Abteilung, eine ähnliche Story auf Lager hat. Crazy und traurig zugleich.
Wir schreiben 2023 und nach wie vor ist diese Praxis an vielen Theatern Standard. Oft ist es den männlichen Kollegen nicht bewusst, wie privilegiert sie behandelt werden. Und nicht nur finanziell: Für den Durchschnittsschauspieler gibt es mehr Rollen und feste Stellen. Es gibt inzwischen immer mehr Häuser, die versuchen, die Anzahl an Schauspieler:innen paritätisch aufzustellen. (Die Frage, ob es tatsächlich so wichtig ist, das binäre System somit weiterhin zu unterstützen, ist eine andere.) Gut, dass es immerhin irgendwann Klick gemacht hat, dass es längst an der Zeit ist, Schauspielerinnen auch „männliche“, größere Rollen zu geben und auch mehr feste Stellen. In den Fällen, wo die Ensembles noch Männerüberschuss haben, ist es allerdings oft so, dass diese wenigen Frauen dann mehr spielen, zusätzlich meistens länger und früher in der Maske sitzen, also deutlich längere Arbeitszeiten haben, trotz weniger Gehalt. Natürlich kann man das nicht eins zu eins aufwiegen.
Es gibt mal mehr, mal weniger zu tun für die Einzelnen. Dennoch: Personen mit gleicher Berufserfahrung sollten dem Theater gleich viel wert sein – ohne betteln zu müssen. Und bitte lasst auch weiblich gelesene Personen auf Bühnen alt sein und werden! Das alles hat mit Wertschätzung, Anerkennung und irgendwie auch mit Würde zu tun. Übrigens: Die Klausel, die in manchen Verträgen noch steht, man solle über die Höhe des Gehalts Stillschweigen bewahren, ist absoluter Müll. Wenn wir uns brav daran gehalten hätten, wäre es womöglich nicht aufgefallen, wie groß die Kluft der Gehälter ist.

Wie bei allen Missständen ist man bei deren Abschaffung allerdings auch auf die Unterstützung der Privilegierteren angewiesen. Wie auch anderswo ist genau das eine große Hürde.
Denn - Hand aufs Herz - wer von euch Besserverdienenden würde freiwillig einen Teil des Lohns abgeben oder auf eine Lohnerhöhung verzichten, um den der unterbezahlten Kollegin auszugleichen? Am Ende kämpft doch (fast) jeder – sorry guys, aber hier seid nur ihr gemeint – für sich allein.
Dem Weltwirtschaftsforum zufolge wird es noch rund 200 Jahre dauern, bis Mann und Frau am Arbeitsmarkt gleichberechtigt sind,
wenn wir im gleichen Schneckentempo fortfahren wie bisher.
Ich habe wirklich keine Lust, mich in 30 Jahren als „Oma gegen rechts“ auch mit „Omas für gleiche Löhne“ auf den Marktplatz vorm Theater zu stellen, mit einem selbstgebastelten Plakat, auf dem steht: „I can’t believe we’re still fighting for this shit!“ Solange Männer ungefragt das größere Stück Torte kredenzt bekommen, müssen wir uns die Frage stellen, wie jede:r Einzelne zur Aufrechterhaltung und Verfestigung dieses patriarchalischen Systems beiträgt, um zu erkennen, dass es von Männern und von Frauen getragen wird. Die Auflösung dieser strukturellen Diskriminierung und der Weg zur Gleichberechtigung ist eine Arbeit, die wir Bühnenangehörige gemeinsam leisten müssen.
Es muss von uns allen bis zur letzten Konsequenz gewollt und vorangetrieben werden. Also bitte: Solidarisiert euch, werdet laut, redet über eure Gehälter und verlasst die Komfortzone – JETZT

Carmen Yasemin Ipek hat in Rostock Schauspiel studiert, an verschiedenen Theatern gearbeitet und seit der Spielzeit 2020/21 ist sie Ensemblemitglied am Jungen Nationaltheater Mannheim.


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Quelle: https://www.buehnengenossenschaft.de/toi-toi-toi-03-04-2023

 

 

 

 

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„Was wir brauchen, ist Transparenz.“

 

F: - Der Gender Pay Gap beträgt noch immer über 20 Prozent. Auch in der Kultur – was können wir tun?

A: - Was wir tun können? Es gibt verschiedene Hebel:

1. - Transparenz: Erst wenn wir die Gagen veröffentlichen und Zahlen, Daten, Fakten auf dem Tisch liegen, wird aus einer gefühlten Ungerechtigkeit eine Tatsache.
Erst seit 2018 und dank der Arbeit von BURNING ISSUES, dem ensemble-netzwerk, Pro Quote und anderen fangen wir überhaupt an, uns mit diesem Problem zu beschäftigen. Wir können zum Beispiel (kultur-)politisch fordern, dass - ähnlich wie beim Entgelttransparenzgesetz – eine Berichtspflicht der Institutionen bezüglich des Gender Pay Gap eingeführt wird. So ist es zum Beispiel in Schweden.

2. - Gagentabellen ähnlich wie im Öffentlichen Dienst.

So entscheiden die Ausbildung, die Berufsjahre etc. über das Gehalt und nicht das Geschlecht. Problem: In der Kunst gibt es eine subjektive Komponente, ich nenne sie mal „Marktwert“, die lässt sich hier nicht abbilden. In Bezug auf den Gender Pay Gap tangieren wir hier ein wichtiges Thema, nämlich das der Sichtbarkeit. Frauen haben deshalb oft einen geringeren „Marktwert“, weil sie nicht auf den großen Bühnen inszenieren - nur rund 24 Prozent Frauenanteil in der Regie auf den großen Bühnen. Beim Theatertreffen war die Quote oft noch deutlich darunter (Studie: Frauen in Kultur & Medien, 2016 & 2018). Deshalb ist die Quote das dritte wichtige Instrument.

3. - Quote. Durch die Quote beim Theatertreffen beispielsweise ist der Marktwert der Frauen* gestiegen, sie haben somit bessere Chancen auf mehr Gage / Gehalt.
Das betrifft vor allem die freischaffenden Künstler:innen wie Regisseur:innen, Bühnenbildner:innen, Autor:innen.

Im Festengagement ist es aber ein ähnliches Prinzip:

Wenn ich die großen protagonistischen Rollen spiele, kann ich mehr verhandeln, der GPG wird also kleiner.

4. - Vereinbarkeit von Care-Arbeit und Lohnarbeit. Je weniger ich prozentual arbeiten kann, weil ich Care-Arbeit leiste, umso geringer ist mein Gehalt.
Care-Arbeit muss geschlechtergerechter aufgeteilt werden. Die Arbeitgeber:innen müssen hier Unterstützung leisten. Care ist kein privates Thema, sondern ein gesellschaftliches. Beispiele von Theatern in Nürnberg, damals in Bonn und anderswo zeigen, dass hier vieles möglich ist.
Ich empfehle das YouTube Video des Ensemble-netzwerks „Medea - Elternschaft im Theater ist kein Kinderspiel“.

F: Welche Forderungen resultieren daraus? Wie können wir Ungerechtigkeit sichtbar machen?

A: Die Forderungen leiten sich eigentlich aus der ersten Frage ab. Wichtig ist ein Bewusstsein, dass zum Lösen eines Konflikts immer alle Seiten gehören: Frauen* müssen besser verhandeln und über ihre Gagen sprechen.
Leitungen müssen sensibilisiert sein für dieses Thema und besseren Verhandlungsoptionen überhaupt Raum lassen. Die Träger müssen hier um die Enge der Finanzierung und die Ungerechtigkeit wissen. Ich musste zum Beispiel in Bonn eine Stelle streichen, um den Gender Pay Gap zu reduzieren. Es ist ja nicht plötzlich mehr Geld da, sondern das vorhandene muss anders verteilt werden. Es droht auch Altersdiskriminierung, weil ältere Kolleg:innen per se höhere Gagen bekommen. Das ist also eine wirklich komplexe Gemengelage.
Die wichtigste Forderung ist aber: Gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit. So simpel und doch anscheinend so schwer zu realisieren. Really? Vielleicht sollte da jede:r Personalverantwortliche:r mal schauen, was auf dem kurzen Dienstweg möglich ist.

F:
Sollte es wirklich so sein – auch im Jahre 2023 -,dass Männer und Frauen unterschiedlich auf die Welt blicken?

A: Klar. Und das ist auch gut so. Am Ende schaut ja jeder Mensch mit einer anderen Brille auf die Welt. Aber dass das Geschlecht ein Kriterium für Bezahlung ist, das ist so-was von Yesterday.

F: Du organisierst als eine Antwort seit vielen Jahren „Burning Issues“. Was haben wir uns darunter vorzustellen?


A: BURNING ISSUES ist eine Grassroot-Bewegung, die sich seit 2018 für mehr (Geschlechter-) Gerechtigkeit in den Darstellenden Künsten einsetzt.

Auf Initiative von Lisa Jopt und mir findet jährlich eine Konferenz mit unterschiedlichen Partner:innen an verschiedenen Orten statt, so zuletzt 2022 im Rahmen des Theatertreffens Berlin, in Kooperation mit der Akademie der Künste sowie dem Internationalen Theaterinstitut Zentrum Deutschland. 2023 gehen wir in die Schweiz. Vom 15.9. - 17.9. werden wir in Bern das Thema (Self-)Care-Arbeit und Lohnarbeit in den Darstellenden Künsten bearbeiten. Es ist unfassbar, wie ungerecht in der Schweiz zum Beispiel die Bestimmungen für Mutterschutz, Kinderbetreuung und soziale Absicherung für Menschen, die Care-Arbeit leisten, geregelt sind. Ein Riesenproblem - besonders auch für Künstler:innen. Faire Bezahlung ist einfach der Schlüssel zu vielen Problemen, denn ohne die entsteht im prekären Klima Machtmissbrauch, Erschöpfung und Unzufriedenheit. Es gibt also viel zu tun. Und wer sich in diesem Bereich informieren, fort- und weiterbilden oder empowern möchte, ist herzlich eingeladen.

 

Nicola Bramkamp ist Dramaturgin, Kuratorin und künstl. Leiterin von SAVE THE WORLD. Sie studierte Germanistik, Theaterwissenschaft und BWL in Berlin und Bochum.
Von 2013 bis 2018 war sie Schauspieldirektorin am Theater Bonn. Sie steht für ein modernes Schauspiel, das offensiv und gesellschaftsrelevant auf die Stadt zugeht. Sie trat mehrfach als eine Vorkämpferin bei der strukturellen Veränderung des Stadttheaters in Erscheinung und hat die Themen Geschlechtergerechtigkeit & Diversität in den Fokus der Öffentlichkeit gebracht. Die Initiative SAVE THE WORLD vernetzt weltweit Künstler:innen und Expert:innen, um gemeinsam globale Zukunftsfragen wie den Klimawandel in Szene zu setzen. In dieser Funktion kuratierte sie 2017 & 2018 im Auftrag der Vereinten Nationen das Kulturprogramm zur Weltklimakonferenz (COP).
Darüber hinaus lehrt sie unter anderem am Mozarteum Salzburg, der Hochschule für Bildende Kunst Hamburg, der ZHDK Zürich sowie im Bereich Leadership bei der Leadership Next Academy. Nicola Bramkamp ist verheiratet und Mutter von zwei Kindern.


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Quelle: https://www.buehnengenossenschaft.de/toi-toi-toi-03-04-2023

 

 



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GDBA
Gegen Bluffs und für Gespräche
Die GDBA schützt Theater vor Schließungen

Wenn Beschäftigte und ihre Gewerkschaften höhere Löhne fordern, dann ist das Geschrei nicht selten groß, weil Lohnforderungen angeblich zu wirtschaftlichem Ruin führen würden.

Man könne sich das derzeit nicht leisten, wiederholen regierende Politiker:innen oder Arbeitgeber:innen in Dauerschleife – und „derzeit“ bedeutet oft: nie. Einer der ganz dreisten Bluffs lautet dann, dass wegen Lohnerhöhungen Betriebe geschlossen werden müssen.

So kursiert auch in der Theater- und Opernlandschaft das Gerücht, die neuen Einstiegsgagen des letzten Tarifabschlusses NV Bühne vom August 2022 könnten zu Theaterschließungen in strukturschwachen Regionen führen. Forderungen der Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (GDBA) würden also Theaterschließungen in den neuen Bundesländern bewirken. Nichts läge der GDBA ferner. Um solchen Gerüchten den Boden zu entziehen, haben wir das Gespräch mit Verantwortlichen aus den Landesregierungen gesucht.

Ein Schwerpunkt der GDBA in diesem Jahr sind die besonderen Bedingungen und Herausforderungen in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.
So sprachen wir zuletzt mit dem Minister für Kultur, Benjamin-Immanuel Hoff (Die LINKE), über die Lage in Thüringen. Die Finanzierung der dortigen Theater erfolgt auf Basis der Theaterverträge, deren Laufzeit aktuell von 2017 bis 2024 reicht. Ab 2025 soll der Theatervertrag um die sog. Theaterpauschale nach dem Vorbild von Brandenburg ergänzt werden. Der Plan: Alle Kommunen zahlen künftig mehr in den Kulturlastenausgleich ein und nur die theatertragenden Städte und Kreise sollen im Anschluss davon etwas herausbekommen. An der Grundstruktur soll sich ab 2025 nichts ändern. Hierzu sagte uns Minister Hoff: „Seit 2017 schaffen wir mit dem Thüringer Theatervertrag Planungs- und Finanzierungssicherheit. Diese Sicherheit wollen wir bis 2032 fortsetzen. Die Theater und Orchester wollen wir in der Fläche des Landes erhalten. Sie gewährleisten gleichwertige Lebensverhältnisse in allen Landesteilen. (...) Deshalb ist der Flächentarif an allen Häusern für alle Beschäftigten unser Ziel.“ Um die GDBA komme man dabei nicht herum.

Auch sprachen wir mit Verantwortlichen für Kultur aus der Staatskanzlei in Sachsen-Anhalt. Dort gibt es aktuell sieben Theater und zwei Orchester mit eigenen Ensembles. Darüber hinaus gibt es Bespieltheater ohne eigenes Ensemble und eine sehr lebendige freie Szene. Im Landeskulturkonzept 2025, das über einen mittelfristigen Zeitraum die kulturelle Infrastruktur sichern soll, bekennt sich die Landesregierung ausdrücklich zu „Erhalt, Pflege und Weiterentwicklung dieser vielfältigen Kulturlandschaft“. Dennoch steht das Land aufgrund von Finanzproblemen vor Veränderungen. Die Finanzierungslücken sind im Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Aufholjagd zu den alten Bundesländern und den jüngsten Belastungen durch die Pandemie sowie den steigenden Energiekosten einzuordnen. Hierauf will die Landespolitikmit Strukturanpassungen reagieren. So wurde der GDBA versichert, dass kein Theater in Sachsen-Anhalt von einer Schließung bedroht sei, erst recht nicht wegen Forderungen der GDBA. Vielmehr beabsichtigt das Land, sich künftig weiterhin anteilig an den Kosten der Tarifentwicklung zu beteiligen. Die GDBA sei ein Partner, kritisch und konstruktiv. Das Gerücht, Lohnforderungen der GDBA würden die Theater in Ostdeutschland kaputt machen, geht also auch in Sachsen-Anhalt völlig an der Sache vorbei.

Bekannter machen
Erste Gespräche sind aufgenommen, weitere werden folgen, auch mit den anderen ostdeutschen Landesregierungen. Die GDBA wird sich dabei für den Erhalt aller Theater und für die Interessen der Belegschaften einsetzen.
Dazu gehört vor allem auch, dass alle Theater raus aus dem Haustarif und rein in die Flächentarife geführt werden müssen. Dabei ist es wichtig, die GBDA auf politischer Ebene bekannter zu machen.

Dann wird auch ersichtlich, dass die Gewerkschaft der beste Garant für den sozialverträglichen und wirtschaftlichen Schutz von Arbeitsplätzen und Theaterhäusern ist. Als Spezialist:innen für Solidarität sind wir Retter:innen von Theatern.

Kampagnen wie #RetteDeinTheater in Niedersachsen zeigen, dass wir dabei auch kreativ können.
Noch nie hat eine Forderung der GDBA zur Schließung eines Theaters geführt.

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Quelle:
https://www.buehnengenossenschaft.de/toi-toi-toi-03-04-2023

 



Presseschau

 

 

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Jeder vierte Viertklässler in Deutschland kann nicht richtig lesen. Das hat die neue Iglu-Studie ergeben.

 

„Deutschlands Bildung geht kaputt“, schreibt die SCHWÄBISCHE ZEITUNG aus Ravensburg. „Das Niederschmetternde an der aktuellen IGLU-Studie sind zum einen die Ergebnisse wie jenes, dass jeder vierte Viertklässler praktisch nicht lesen kann. Noch erschütternder aber ist, dass auch diese Studie keinerlei Überraschung enthält. Die Befunde bestätigen lediglich, worauf etliche andere Studien immer wieder hingewiesen haben – manchmal für die gesamte Republik, manchmal ausdifferenziert nach Bundesländern. Höchste Zeit also, von Vorbildern wie Hamburg zu lernen. Das ehemalige Schlusslicht in Bildungsrankings hat sich dank politischer Entscheidungen nach oben gearbeitet. Unter anderem dadurch, dass für Kinder mit Sprachdefiziten die Schulpflicht ein Jahr früher einsetzt und sie Förderung erfahren“, analysiert die SCHWÄBISCHE ZEITUNG.

 

„In Deutschland gibt es keine Bildungsgerechtigkeit“, konstatieren die NÜRNBERGER NACHRICHTEN. „Die Bundesbildungsministerin als Verantwortliche abzukanzeln, würde der Realität übrigens nicht gerecht. Denn in Deutschland leisten wir uns den Luxus 16 verschiedener Bildungssysteme. Welchen Anteil dieser anachronistische Flickenteppich an der Leseschwäche hat, lässt sich schwer ermitteln. Und ändern wird sich daran gewiss nichts, Länderfürsten tragen die Bildungshoheit wie eine Monstranz vor sich her. Wenn sie schon zuständig bleiben wollen, müssten in jedem Bundesland zumindest deutlich seriösere Bemühungen rund um die Integration von leistungsschwachen Kindern unternommen werden“, mahnen die NÜRNBERGER NACHRICHTEN.

 

Die AUGSBURGER ALLGEMEINE erinnert: „Mehr als 20 Jahre ist es her, dass der Schock der Pisa-Studie die Mängel im deutschen Bildungssystem schonungslos offengelegt hat. Doch passiert ist seither entweder zu wenig oder das Falsche. Erfahrungen anderer Länder zeigen jedoch, dass es durchaus möglich ist, den Schulerfolg stärker von der Herkunft zu entkoppeln und Bildung so zu gestalten, dass jedes Kind bestmöglich gefördert werden kann. Dazu aber wäre nichts weniger als eine völlige Zeitenwende in der Bildungspolitik nötig“, notiert die AUGSBURGER ALLGEMEINE.

 

Die FRANKFURTER RUNDSCHAU stellt fest: „Es sind vor allem zwei Faktoren, die ins Kontor schlagen. Zunehmende Heterogenität in den zu großen Klassen. Und eine wachsende Zahl von Schülern, in deren Familien kein Deutsch oder wenig miteinander gesprochen und noch weniger gelesen wird. Nötig ist mehr Sprach- und Leseförderung schon in der Kita. Und mehr Personal in Kita und Schule, um besser mit Heterogenität klarzukommen.“

 

Die ALLGEMEINE ZEITUNG aus Mainz glaubt, dass schlechte Ergebnisse bei Bildungsstudien in aller Regel mit dem Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund zu tun hätten: „Diesen schuldet der Staat Angebote, aber diese wurden lange als Sonderform der Diskriminierung verunglimpft. In Hessen gibt es seit dem vergangenen Schuljahr verpflichtende Vorlaufkurse für angehende Schulkinder ohne ausreichende Sprachkenntnisse. Das sollte Schule machen. Aus der Welt geschafft wird das Problem damit nicht, bildungs- und hochsprachferne Milieus auf das Leben vorzubereiten. Aber so kann das Bildungssystem in diejenigen Familien hineinwirken, in denen noch weniger gelesen wird als in deutschen Grundschulen“, kommentiert die ALLGEMEINE ZEITUNG.

 

Die Zeitung DIE GLOCKE aus Oelde findet, dass auch die Eltern gefordert seien: „Sie tragen Verantwortung für Erziehung und Bildung, müssen entsprechend informiert und befähigt werden. Wenn TV-Konsum und Computerspiele das abendliche Vorlesen ersetzen, dann läuft etwas ganz gewaltig schief.“

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Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/die-presseschau-aus-deutschen-zeitungen-7026.html
 


 



Kommentar zum Bremer Wahldebakel:
Grüne verfehlen Klassenziel als Volkspartei

Birgel, Dirk | 20. Mai 2023, 06:05 Uhr

 

 

Zitat
Deutschlandfunk
Kommentar
Unser Gastkommentator ist Dirk Birgel, Chefredakteur der Dresdner Neuesten Nachrichten.
Sein Thema:
Nach dem Wahldebakel in Bremen
Grüne verfehlen das Klassenziel als Volkspartei.


Der Rauswurf des Grünen Staatssekretärs und Habeck Kumpels, Patrick Graichen, war diese Woche das I-Tüpfelchen nach dem Bremer Wahldebakel. Vor allem aber war es wohl die Brötchentaste, die den Grünen die Landtagswahl in Bremen am vergangenen Wochenende verhagelte, um satte 5 Prozentpunkte stürzte die Ökopartei auf knapp 12% und muss nun um den Verbleib in der Regierung fürchten.
Und das alles, weil Spitzenkandidatin und Umweltsenatorin Maike Schaefer die Brötchentaste abschaffen will. Bislang können Autofahrer, die diese Taste drücken, 20 Minuten umsonst auf öffentlichen Parkplätzen ihren Wagen abstellen, um kurz ein Paket abzugeben, zur Apotheke zu gehen oder eben frische Semmeln zu kaufen.
Sollen sie aber nicht! Meinen, die Grünen!
Gute Menschen fahren Bus und Bahn, steigen aufs Fahrrad oder gehen zu Fuß, der Umwelt zuliebe.

Und deswegen geht subventioniertes Parken gar nicht.
[…]
Auch Grünen Wähler fahren mitunter Auto. Eigentlich hatte Schaefers Amtskollegin und Parteifreundin in Berlin, Bettina Jarasch, den Bremern ein warnendes Beispiel sein können. Die hatte seinerzeit Teile der beliebten Friedrichstraße im Stadtzentrum zur Fußgängerzone umwidmen lassen und einen Proteststurm geerntet.
Nicht nur das!
Nachdem das Berliner Verwaltungsgericht Jarasch‘s Entscheidung einkassiert hatte, sperrte sie die Straße mitten im Wahlkampf erneut.
Damit brüskierte sie den Koalitionspartner SPD und flog schlussendlich aus der Regierung.

Das Problem der Grünen ist: Sie verfallen immer wieder in ihre alten Muster und Feindbilder. Autoverkehr ist böse, Fleischverzehr auch. Also muss ein Veggie-Tag in allen öffentlichen Kantinen her. Gendern ist gerecht. Da machen wir mit. Multikulti ist ein Segen. Deshalb sperren wir uns, sichere Herkunftsländer als solche zu deklarieren. Auf das ja niemand, der gar nicht verfolgt ist, schnell abgeschoben werden kann.
Und Atomkraft ist natürlich der Untergang des Abendlandes schlechthin. Also schalten wir die letzten in Deutschland verbliebenen Meiler ab, auch wenn dann mehr Kohle verstromt werden muss und das Ausland den Kopf schüttelt.
Will sagen: die Grünen sind im Herzen immer noch die Klientelpartei, als die sie in den 1970er Jahren gestartet sind, gegen Atomkraft und vieles andere mehr.
Das ist sozusagen die DNA der Grünen, und mit dieser starren und mit Verve verteidigten Haltung verprellen sie halt viele Menschen, die nicht ganz so stringent handeln, wie sie! Diese oberlehrerhafte Attitüde, mit der zuletzt Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck die Wärmepumpe durchdrücken wollte, schreckt ab. Sein ursprünglicher Entwurf sah vor, dass alle Gas und Ölheizungen über 30 Jahre als, ausgetauscht werden sollten und in Neubauten gar nicht erst eingebaut werden dürfen. Unabhängig davon, dass das in einigen Häusertypen schlicht unwirtschaftlich ist und Hersteller gar nicht so viele Pumpen bauen können, wie Habeck haben will.
Das ist Ideologie pur.

Im Osten der Republik reagiert man besonders allergisch auf diese Art von Politik. Die meisten wissen noch allzu gut, wie es ist, das einzig Wahre und Gute übergeworfen zu bekommen.
Die Wahlergebnisse der Grünen im Osten sprechen Bände. Bei der letzten Bundestagswahl 2021 holten sie zwischen Rostock und Plauen zwischen 5,4 und 7,9%. Bundesweit waren es 14,8%.
Was lernen die Grünen daraus?
Sie wollen vorfristig aus der Braunkohle aussteigen, die im Osten viele Arbeitsplätze bietet.

Dabei haben die Grünen das Potential, zur Volkspartei aufzusteigen. Die Umfragen vor der Bundestagswahl sahen sie weit höher in der Wählergunst, bis ihre Spitzenkandidatin Annalena Baerbock mehrfach patzte.

Um dahin zu gelangen, müssen sie aber den Kokon der Klientelpartei abstreifen und einsehen, dass die breite Bevölkerung eben nicht nur aus Veganern, Radfahrern und Klimaaktivisten besteht und dass sie vor allem weder bekehrt noch gegängelt werden möchte. Die Brötchentaste sollte ihnen zu denken geben.
Man wünscht den Grünen, dass sie mit dem Nachfolger von Graichen mehr Fortune haben, vor allem aber Mut, die Energiepolitik so zu gestalten, dass sie nicht nur das Klima, sondern auch die Menschen im Blick hat, die das alles schultern müssen.

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Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/kommentar-zum-bremer-wahldebakel-gruene-verfehlen-klassenziel-als-volkspartei-dlf-39182186-100.html

 



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Oper: Verliebt ins Verliebtsein

1. Mai 2023, 17:02 Uhr

In Arkadien: Anastasiya Taratorkina (Euridice), Rolando Villazón (Orfeo) und ihre Stellvertreter. (Foto: Ludwig Olah/Semperoper Dresden)

Alles funkelt und gleißt: Nikolaus Habjan inszeniert Monteverdis "Orfeo" an der Dresdner Semperoper mit einem grandiosen Rolando Villazón in der Titelpartie.

Von Egbert Tholl
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Quelle: https://www.sueddeutsche.de/kultur/orfeo-semperoper-rolando-villazon-kritik-rezension-1.5832443

 

 

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Opernpremiere: Muntere Märsche

16. Mai 2023, 17:46 Uhr
 

Der finale Liebestod, ein Kitschtraum von Radamès (Brian Jagde) und Aida (Elena Stikhina).

An der Bayerischen Staatsoper inszeniert Damiano Michieletto die Kriegsoper "Aida" von Giuseppe Verdi.
Und scheitert grandios.

Von Helmut Mauró

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Quelle: https://www.sueddeutsche.de/kultur/aida-bayerische-staatsoper-muenchen-kritik-1.5863104

 

 

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Protest gegen Anna Netrebko: Blaugelbe Brille

6. Mai 2023, 16:44 Uhr

Anna Netrebko sang am Hessischen Staatstheater Wiesbaden in einer konzertanten Aufführung von Giuseppe Verdis "Nabucco".

Trotz Protesten im Vorfeld legte Anna Netrebko in Wiesbaden einen glanzvollen Auftritt hin. Vor dem Theater demonstrierten derweil Hunderte, aber es gelang ihnen nicht, den Abend zu kapern.

Von Helmut Mauró, Wiesbaden

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Quelle: https://www.sueddeutsche.de/kultur/netrebko-wiesbaden-proteste-1.5842663

 

 

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Nachruf Grace Bumbry: Ganz Leidenschaft

8. Mai 2023, 18:22 Uhr

Grace Bumbry war eine Ausnahmeerscheinung - als Sängerin und schwarze Bühnenkünstlerin.

Grace Bumbry aus St. Louis machte eine Weltkarriere als Opernsängerin - von Europa aus. Dort schaffte sie als erste Schwarze in Bayreuth den Durchbruch.

Von Reinhard Brembeck

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Quelle: https://www.sueddeutsche.de/kultur/grace-bumbry-nachruf-bayreuth-opernsaengerin-1.5847034

 

 

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Tarifkonflikt an den Bühnen: Noch wach?

8. Mai 2023, 14:50 Uhr

Wenn es mal wieder länger dauert: In den Tagen vor einer Premiere will die Arbeitgeberseite maximale Wochenarbeitszeiten von 60 Stunden in den Tarifvertrag schreiben.
(Foto: Fotos: imago, Collage: SZ)

Überraschende Neuigkeit: Angestellte sind keine Leibeigenen - nicht mal am Theater. Dort eskaliert jetzt der Konflikt um Arbeitszeitbegrenzungen.

Von Peter Laudenbach
Quelle: https://www.sueddeutsche.de/kultur/theater-arbeitszeiterfassung-tarifkonflikt-1.5839062

 

 

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Opernhäuser fordern Geld

Aktualisiert am 07.05.2023-20:37

Die großen deutschen Opernhäuser fordern zusätzliches Geld, um die Tariferhöhungen im öffentlichen Dienst zu bezahlen. Diese müssten „in Gänze von den öffentlichen Rechtsträgern übernommen werden“, erklärte die Deutschsprachige Opernkonferenz am Samstag in Berlin. „Nur so können wir unsere Kunst, die in diesen widersprüchlichen Zeiten für die Menschen wichtiger ist denn je, weiter ausüben und zu ihnen bringen“, betonte die Vorsitzende Susanne Moser, geschäftsführende Direktorin der Komischen Oper Berlin. Zur Opernkonferenz gehören dreizehn große Opernhäuser im deutschsprachigen Raum sowie drei Bühnen in London, Mailand und Paris. Die Mitglieder hatten sich seit Donnerstag in Berlin ausgetauscht. Dabei sprach der neue Berliner Kultursenator Joe Chialo einer Mitteilung zufolge eine Garantie für die drei Berliner Opernhäuser aus. Die Existenz der drei Häuser sowie des Staatsballetts unter dem Dach der Stiftung Oper mit insgesamt 2000 Mitarbeitern sei auch unter dem neuen schwarz-roten Senat gesichert, erklärte der CDU-Politiker. Die fast 600.000 Gäste im vergangenen Jahr seien ein „tolles Aushängeschild“ für den Erfolg der Bühnen.

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Quelle:
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/opernhaeuser-fordern-mehr-geld-18875495.html

 



Kommentar

 


Wir unterbrechen kurz für eine Werbepause
Die Rezension als Reklame. Oder umgekehrt

Es fällt schwer, den Text, den der BR am 13. Mai 2023 von Frau Alexandra Maria Dielitz präsentieren lässt, als Kritik zu verstehen.

Vielmehr drängt sich der Eindruck auf, hier wird einem plumpe Werbung als Rezension verkauft. Es geht um die DVD-Veröffentlichung der Inszenierung von Giacomo Puccinis Oper „Tosca“, die 2022 De Nationale Opera Amsterdam herausbrachte, „eine ungewöhnliche Produktion …, bei der einem Hören und Sehen vergeht!“ So Frau Dielitz in ihrer Besprechung der Edition im Label Naxos. Das Hören jedenfalls vergeht einem bei dieser Lobhudelei.

Das Anpreisen einer DVD als möglicherweise verkappte und bezahlte Werbung ist die eine Sache. Die andere ist der Text mit dem dies geschieht.

-   Was bitte sind „verstaubte Sehgewohnheiten“?

 Meint die Rezensentin vielleicht „verstaubte Inszenierungen“?

 - „Vergessen Sie das Rom-Dekor!“ Nö, will ich nicht vergessen. Warum sollte man? Ist doch genial ausgedacht, Spielzeit ist gespielte Zeit, die Schauplätze der Handlung kann man noch heute ideal als Touristen-Tour durch Rom nutzen.

-  „Sie verstehen ihre "Tosca" als hochkonzentriertes Psychodrama, als düsteres Kammerspiel“. So what? Das tut jeder Regisseur mit einigermaßen Grips. Das ist dem Stück immanent, das ist im Libretto von Giuseppe Giacosa und Luigi Illica auch so angelegt. Kosky und Viotti haben das „Kammerspiel“ also keineswegs neu erfunden.

-   ein riesiges Altartriptychon …, eine Höllenfahrt in Rubens-Manier mit Aussparungen anstelle der Gesichter“. Zu faul oder zu wenig Zeit, um mit dem Chor zu arbeiten?

Die Szene gerät unfreiwillig komisch, wenn Chorherrschaften ihre Köpfe aus einem Bild strecken wie aus dem Türchen eines Adventskalenders. Die Dämonie, das Sakrileg, in der Kirche einen Tötungs- und Vergewaltigungsplan zu schmieden, bleibt völlig auf der Strecke.

Zur musikalischen Seite: Man darf, ja muss anderer Meinung sein als Frau Dielitz.

Verglichen mit der Tosca 2017 in Baden-Baden, stinkt Amsterdam regelrecht ab. Sir Simon Rattle ließ hochkonzentriert und nicht weniger analytisch musizieren, er hatte verstanden: Puccini ist Pathos, Tosca allemal. Bei hoher Klangkultur gab es dennoch die volle Wucht.

Wer diese Musikgewalt nicht mag, wer diese brutale und brachiale Härte nicht aushalten will, sollte die Finger von dem Stück lassen, sollte sich stattdessen eine Weißes-Rössl-DVD reinziehen oder am besten dem Musiktheater gänzlich fernbleiben.

Über das, was Frau Dielitz zur ihrer Hymne hinreißt, urteilte Manuel Brug am 15. April 2022 in der Welt:

„Auch in Amsterdam möchte Musikchef Viotti aufhorchen lassen. Er tut es am Pult des Nederlandse Philharmonisch Orchest mit einem gänzlich unitalienisch ausgebleichten und gehärteten Klang. Sehr langsam, akribisch und mit zu vielen Generalpausen.

Die Musik stockt, entfernt sich mehr und mehr ohne intellektuellen Mehrwert vom Bühnengeschehen. Puccini wird so poliert und gefiltert, die Stringenz seiner Themenfindung, der Nuancenreichtum seiner Orchestrierung gleißt wie unter Laborlicht.

Aber hier wärmt nichts, schwingt nur wenig Emotion mit.
Man bleibt kalt bei der Sache.“

Zur Veranschaulichung, auch weil nicht abzusehen ist, ob und wann der BR den Text von der Homepage nehmen wird, hier die Eloge auf Koskys Tosca im vollen und schrecklichen Wortlaut:

 


Zitat

Album der Woche – Puccinis „Tosca“ (DVD)

Schluss mit verstaubten Sehgewohnheiten!

13.05.2023 von Alexandra Maria Dielitz

Der Schweizer Dirigent Marcello Viotti war langjähriger und hochgeschätzter Chef des Münchner Rundfunkorchesters. Mittlerweile macht sein Sohn Lorenzo Viotti eine rasante Pultkarriere. Als Auftakt zu einer Puccini-Trilogie mit Regisseur Barrie Kosky bringt er auf DVD eine ungewöhnliche „Tosca“-Produktion heraus, bei der einem Hören und Sehen vergeht!

Vergessen Sie das Rom-Dekor: Kein Sant‘Andrea della Valle, kein Palazzo Farnese, keine Engelsburg! Mit solch verstaubten Sehgewohnheiten geben sich Dirigent Lorenzo Viotti und Regisseur Barrie Kosky in Amsterdam nicht ab. Sie verstehen ihre „Tosca“ als hochkonzentriertes Psychodrama, als düsteres Kammerspiel, als eine Art Film Noir! Riesiger schwarzer Hintergrund, Staffelei und Blumengesteck – das ist der imaginierte Kirchenraum, in dem sich das kurze Glück des Malers Cavaradossi und der Sängerin Tosca abspielt. Innerhalb eines Tages wird diese Liebe durch Machtmissbrauch, Politik und Gewalt in Tod und Selbstmord enden. Dafür sorgt Polizeichef Scarpia, der ausgerechnet zum mächtigen „Te Deum“ plant, wie er Cavaradossi an den Galgen und Tosca in sein Bett bringen wird. Zu diesem blasphemischen Kontrapunkt taucht aus dem Hintergrund ein riesiges Altartriptychon auf, eine Höllenfahrt in Rubens-Manier mit Aussparungen anstelle der Gesichter, durch die die Chorsänger ihre Köpfe stecken. Ein lebendiges Jüngstes Gericht von kolossaler Wirkung…

Scarpia stirbt durch sein eigenes Sushi-Messer

Der Armenier Gevórg Hakobján gibt Roms Polizeichef im grauen Maßanzug als intelligenten Sadisten, dem man die Ermordung durch Tosca mit seinem eigenen Sushi-Messer wahrlich gönnt. Joshua Guerrero ist ein großartiger Cavaradossi, der weniger auf Tenorschluchzer als auf psychologische Feinzeichnung setzt. Die Schwedin Malyn Byström ist eine Tosca mit schlanker, wohltimbrierter und nuancenreicher Stimme.

Diese DVD muss haben, …

… wer den Puccini hinter dem Kitsch-Klischee kennenlernen will: Lorenzo Viotti zeigt ihn als atemberaubend stringenten Musikdramatiker!

Diese DVD wird lieben, …

… wer Oper nicht als Ausstattungs-, sondern als Ausdruckstheater versteht!

Diese DVD sieht man am besten nicht allein, denn …

… man könnte jemanden zum Festhalten brauchen!

Der zweite Akt spielt in Scarpias grau betonierter Designerküche, der letzte Akt vor einer wellblechartigen Gefängniswand mit Außentreppen. Barrie Kosky wollte eine „Tosca“ zeigen, wie man sie noch nie gesehen hat – zugegeben mit reichlich Blut! Vor allem aber ist es eine „Tosca“, wie man sie noch nie gehört hat: Lorenzo Viotti unterschätzt Puccini nicht als effektheischenden Schönklang-Pinsler, sondern nimmt die Partitur in jedem Takt ernst. Plötzlich begreift man die tödliche Ausweglosigkeit, die Kontrastdramaturgie, den unglaublichen und drastischen Detailreichtum, mit dem die Musik fast kinematographisch die Handlung vorwegnimmt.

Das Nederlands Philharmonisch Orkest ist der eigentliche Erzähler dieser Geschichte und man folgt ihm atemlos bis zum Ende. Ein Ende, das keinerlei romantische Verklärung zulässt: Nach Toscas Todessprung dreht sich die Gefängniswand und man sieht sie nicht „avanti a dio“, sondern zerschmettert am Boden liegen. Nichts für zarte Gemüter, aber zu hundert Prozent ein großer Opernwurf, in dem szenische und musikalische Interpretation sich perfekt ergänzen!

Infos zur CD [sic!]

Gioacolo Puccini: „Tosca“

Dutch National Opera Amsterdam

Leitung: Lorenzo Viotti

Regie: Barrie Kosky

Label: Naxos (DVD)

Sendung: „Piazza“ am 13. Mai 2023 ab 8.05 Uhr auf BR-Klassik
Zitatende
Quelle:
https://www.br-klassik.de/aktuell/br-klassik-empfiehlt/cd/puccini-tosca-dvd-barrie-kosky-lorenzo-viotti-album-der-woche-100.html

Zitatende
 


Fazit:
Ein öffentlich-rechtlicher Sender, der von unseren Gebühren finanziert ist, darf sich derart unbedarfte „Rezensionen“ nicht erlauben. Nicht einmal dann, wenn sie nichts als Werbung für ein CD- und DVD-Label sind.


Quelle: T
osca BR

Date:

Today, 05:16:09 PM UTC

From:

Kulturjournal Regensburg

To:

info@tele-journal.de

Attachments:

Tosca.docx (20 KB)

 



‘Da aber naht ein Bote, Söder nennen sie ihn!‘

 

 

 

Zitat
Das Theater Regensburg, ein Fünf-Spartenhaus und seit 1999 als selbstständiges Kommunalunternehmen geführt, soll das siebte Staatstheater Bayerns werden. Neben den drei Münchner Häusern sowie den Staatstheatern in Augsburg und Nürnberg und dem ebenfalls auf dem Weg befindlichen Mainfrankentheater Würzburg.

In einem mehrjährigen Prozess wird das Theater in mehreren Schritten ab diesem Herbst, beginnend mit der Spielzeit 2023/24, in ein Staatstheater überführt. Im ersten Schritt
steigt der staatliche Anteil am Betriebsfehlbedarf (unter anderem verschärft durch Tarifer-höhungen und gestiegene Preise) schon 2023 um 2,2 Mio. Euro auf rund 35 Prozent. In den
kommenden Jahren soll die Beteiligung des Freistaats an der Finanzierung dann sukzessive auf 50 Prozent angehoben werden.
Zitatende
 

     

Die Süddeutsche Zeitung hierzu:

 

 

Zitat
Der Einstand des neuen Intendanten, Sebastian Ritschel, verlief etwas holprig. 40 Beschäftigten in allen Sparten des Theaters sprach er die Nichtverlängerung aus. Das ist in der Branche der euphemistische Begriff für Kündigung. Die Verträge der Mitarbeiter werden in der Regel für die Zeit einer Intendanz ausgestellt. Endet diese, werden sie oft nicht verlängert. Rechtlich ist das in der Theaterwelt korrekt, üblich ist es auch. Ein Intendant bringt nicht nur seine künstlerische Vision mit, sondern meistens auch das Personal, das er für deren Umsetzung im Auge hat. Gleich 40 Menschen vor die Tür zu setzen, löste angesichts der Größe des Hauses in Regensburg dann aber doch Bestürzung aus.

Zumal Ritschels Vorgänger Jens Neundorff von Enzberg einen exzellenten Ruf hatte - in der Stadt und auch darüber hinaus. Manch Kritiker und passionierter Theatergänger behauptet gar, dass Regensburg seinen Aufstieg in den Rang eines Staatstheaters vor allem auch ihm zu verdanken habe.

Zitatende
https://www.sueddeutsche.de/bayern/bayern-regensburg-soeder-staatstheater-1.5825477


Außerdem war von Enzberg bereits mitsamt der Oberbürgermeisterin beim damaligen Minister vorstellig geworden, man könne das Haus mit dem wenigen Geld aus Bayern nicht mehr adäquat bespielen.
Wenn also jetzt  “der Ronny und der Sebi“ meinen, sie selber hätten das Regensburger Haus gleich in der ersten Spielzeit nach ihrem Dienstantritt in den Staatshimmel gehoben, liegen sie falsch.

Die beiden einzigen klassischen Opern – Rusalka und Ariadne - werden in der Regensburger Spielzeit 2023 / 2024 sicher nicht auf dem Niveau einer Bayerischen Staatoper München gegeben, obwohl die oft auch nur “auf der Brennsuppe dahergeschwommen“ kommt.
Siehe Bemerkungen zur Aida in MUC auf Seite 29 dieser Ausgabe.

Hannover, Braunschweig und Oldenburg sind auch Staatstheater. Mainz ist es und in Hessen sind es Wiesbaden, Darmstadt und Kassel.
Wo sind die verortet, die doch ihre Gelder vom Staat direkt beziehen und sich deswegen ‘Staatstheater‘ nennen?

Qualitätsmäßig spielen die allenfalls in der Gruppierung ‘Stadttheater‘. Wenn überhaupt!
Ränge geschlossen, wegen mangelnder Nachfrage oder ‘Vorstellung entfällt‘ - wie der Orfeo am 29.5.2023 an der Staatsoper Hannover.
Angeblich wegen Erkrankung im Ensemble. Und dann auch hier noch die Aufwärmung alter – schon damals durchgefallener – Inszenierungen.
Man erinnere sich nur an die Voges’sche ‘Aida‘. Und die holt die Geschäftsführerin wieder aus der Versenke trotz falscher dramaturgischer Ansätze. Unglaublich!
 



Kalenderblätter

Vor achtzig Jahren

Das Jahr 1943 beinhaltete für die deutsche Wehrmacht große Verluste.

Am 2. Februar 1943 musste Generaloberst Paulus den Kampf im von den Russen eingeschlossenen Stalingrad aufgeben. Hitler hatte gemutmaßt, Paulus werde den Freitod wählen als er ihn unmittelbar vor der Kapitulation zum Generaloberst ernannte. Doch Paulus ging mit seinen Soldaten in die russische Gefangenschaft, aus der er als Zeuge ins Gefängnis nach Nürnberg zu den Prozessen geflogen wurde. Erst 1953 kehrte er als entlassener Kriegssoldat nach Deutschland zurück.
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Nach dem Fall von Stalingrad wollte Hitler den Kampf gegen die Bolschewisten zwischen Wolga und Weichsel durch das Unternehmen ‘Zitadelle‘ weiterführen.
Ein naheliegendes Ziel dieser begrenzten deutschen Sommeroffensive war der „Kursker Bogen“. Dabei handelte es sich um einen Frontvorsprung der Roten Armee, der durch die Kämpfe zu Beginn des Jahres 1943 entstanden war und tief in die deutschen Linien hineinreichte.

Das Ziel des Unternehmens ‘Zitadelle‘ bestand darin, die starken sowjetischen Kräfte, welche sich in diesem Frontvorsprung aufhielten, in einer schnellen Zangenbewegung einzukesseln. Dadurch wären der Sowjetunion die Kräfte für die zu erwartende Großoffensive genommen worden.

Hitler jedoch zögerte in Sorge vor der eigenen Courage den Beginn der Operation immer wieder hinaus. Als er schließlich den Angriff für Anfang Juli festlegte, war der Plan bereits beim Gegner bekannt, der daraufhin größere Verteidigungsmaßnahmen durchziehen konnte.

 

 

Zitat
Der vom Gegner längst erwartete Angriff besaß kein Überraschungsmoment und traf auf ein tief gestaffeltes Verteidigungssystem der Sowjets, die rund 1,35 Millionen Rotarmisten sowie knapp 4.000 Panzer und Sturmgeschütze zusammengezogen hatten. Im Norden stieß die deutsche 9. Armee unter Generaloberst Walter Model nur zehn Kilometer vor.

Die 4. Panzerarmee unter Generaloberst Hermann Hoth konnte im südlichen Frontabschnitt einen Raumgewinn von knapp über 30 Kilometern erzielen.
Der entscheidende Durchbruch gelang nicht.
Stattdessen entwickelten sich die Kampfhandlungen zu einer gewaltigen Abnutzungsschlacht unter Ausnutzung der letzten Reserven.

Nachdem die deutschen Vorstöße zum Stillstand kamen, befahl Adolf Hitler am 13. Juli die Einstellung weiterer Angriffsbemühungen. Unmittelbar im Anschluss setzte die sowjetische Sommeroffensive von 1943 ein.
Das Gesetz des Handelns war endgültig auf die Rote Armee übergegangen.
Zitatende
Quelle:
https://www.dhm.de/lemo/kapitel/der-zweite-weltkrieg/kriegsverlauf/schlacht-bei-kursk-1943.html


Goebbels war sich dessen bewusst geworden, dass Kampfhandlungen nur mit einer großen Aufstockung der Heeresverbände geleistet werden könnten. Er ging von 800.000 Mann aus, die gebraucht würden, während General von Unruh die Zahl auf 470.000 reduzierte, Er wusste, dass alle Dienststellen sich weigern würgen, aus ihren jeweiligen Stammmannschaften, eine größere Zahl an Beschäftigten an die Front abzuordnen.

Mit Speer als Rüstungsminister war Goebbels sich darüber hinaus einig, dass Göring wieder stärker in die Befehlsgewalt einzubeziehen sei. Dies wollte er bei seinem nächsten Zusammentreffen mit Hitler besprechen.
 

 

 

Zitat
Thema des Tages
Lagebesprechung in Winniza
   ... am 8. März 1943

Bei der Besprechung im ukrainischen Winniza ergab sich für Goebels keine Gelegenheit mit Hitler über die Reaktivierung des Ministerrats unter Göring an Stelle des Dreiergremiums Bormann, Lammers, Keitel zu sprechen.

Der 'Führer' habe eine 'Granatenwut' über die verantwortungslose Umgebung des Reichsmarschalls Göring, die das 'Reich' in eine so außerordentlich schwierige Situation manövrierte. Mit den Maßnahmen, die Göring selber gegen diese Schieflage einbrachte, sei er durchaus unzufrieden. Das völlige Versagen der Luftwaffe geriet so in direkten Zusammenhang mit dem Prestige Görings bei Hitler zu der Zeit. Damit war es unmöglich, den Plan, den Goebbels vortragen wollte, zur Sprache zu bringen, was ja ein positives Herausstellen von Göring zur Folge hätte haben sollen.

Bei der Luftwaffenfertigung sei ohne überzeugende Erfolge zu viel experimentiert worden.
Reichsmarschall Göring wolle immer nur die angenehmen Seiten sehen, deshalb verschweige ihm seine Umgebung das Unangenehme. Das gelte nicht nur für die Luftwaffe, sondern auch für die Schäden, die von den Engländern bei ihren Luftangriffen in Deutschland angerichtet wurden.

Der Luftkrieg könne unter keinen Umständen weiter so 'dahinschlittern' wie bisher. Übertrüge man diese jetzige Situation auf die nächsten sechs Monate, stünde man in vielen Städten vor einem Trümmerhaufen.

An dem Abend des 8. März 1943 wurde ein schwerer Luftangriff auf Nürnberg gemeldet. General Bodenschatz - gerade aus Rom zurückgekehrt - wurde einbestellt. Ihm wurden die schwersten Vorhaltungen wegen des Luftkrieges gemacht.

 

8./9. März
ab 23:00 Uhr

335 viermotorige Bomber der RAF

358 t Spreng- und 412 t Brandbomben

Südliche Altstadt: Dachstuhl der Mauthalle; außerdem Kaiserburg, Siemens-Trafowerk, Rangierbahnhof

343 Tote; 171 große, 339 mittlere und 1746 kleine Brände; Zeitzünderbomben

Über den Einsatz der Truppen aus den Achsenmächten sei der 'Führer' außerordentlich erbost.
Bei den Italienern frage man sich, warum die sich überhaupt an diesem Krieg beteiligten.
Weder für die Ostfront, noch für Nordafrika, noch für den U-Boot-Krieg eigneten sie sich.

Ribbentrop reiste nach Rom, um diese Dinge zu besprechen. Der Duce wolle jetzt in jeder Hinsicht durchgreifen - politisch wie auch militärisch.
So wolle er aus innenpolitischen Gründen Tunis unbedingt halten.
Hitler zweifelte, denn Mussolini habe gar nicht so viel Macht, wie es scheine. Die Aristokratie und der Hof des Königs von Italien konterkarierten jedes Vorgehen.
Ob er sich letztendlich durchsetzen könne, bleibe dahingestellt.

Was solle aus dem Faschismus werden, wenn Tunesien als letztes Bollwerk in Nordafrika aus übergeordneten Gründen - nach dem Verlust von Libyen und den Gebieten bis hin nahe zum Nil - aufgegeben werden müssten?
Das Afrika-Korps wurde zwischen den von Westen heranziehenden amerikanischen Truppen unter General Eisenhower und denen von Osten kommenden britischen Kräften unter General Montgomery geradezu eingeklemmt. Einen Rückzug und ein Absetzen der restlichen Soldaten der Achsenmächte von Tunesien nach Sizilien hatte Hitler verboten.
Nicht erörtert, zumindest nicht in frei zugängigen Dokumenten festgehalten, wurde, ob die Abberufung von Erwin Rommel zur Sprache kam.

Noch am 23. Februar 1943 hatte ihn der 'Führer' zum Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Afrika ernannt. Als aber die Niederlage der deutschen Truppen auch in Tunesien abzusehen war, verließ Rommel am 6. März 1943 Nordafrika und flog nach Deutschland in Erholungsurlaub. Hitler wollte, dass er sich 'grundüberholen' lassen solle.

Der von der deutschen Bevölkerung verehrte Rommel, der vom NS-Regime gezielt als Propagandafigur eingesetzt wurde, sollte nicht mit der Niederlage in Verbindung gebracht werden.

Am 13. Mai 1943 kapitulierte sein Nachfolger - Generaloberst Hans-Jürgen von Arnim - und kam mit 150.000 deutschen Kameraden und etwa 125.000 Italienern in britische Kriegsgefangenschaft..

Nach Stalingrad gingen dort 'nur' 110.000 Soldaten der Wehrmacht und verbündeter Truppen in russische Gefangenschaft. Von diesen kehrten nach mehr als 10 Jahren nur 6.000 Mann zurück.

Am 27. Februar 1943 hatte man nach Stalingrad in Berlin die Forderung aufgestellt, die Mannschaften zu verstärken. Ausgegangen wurde von 800.000 Mann, die aus der Bevölkerung abgezogen werden müssten. Zu diesem Zeitpunkt waren aber nur 470.000 Mann abziehbar, da sich Wehrmachtsdienststellen weigerten, Personal freizustellen.
Auch Speer mit seiner Rüstungsindustrie gab vor, sich nicht in der Lage zu sehen, Personal abzugeben.

Goebbels - als Verfechter des 'totalen Krieges' - drängte darauf, unter allen Umständen an der Zahl von 800.000 Mann festzuhalten.
"Koste es, was es wolle!"
 
Stalingrad und Nordafrika gingen wegen schleppender bzw. gar nicht zustande kommender Nachschübe von Material und Menschen verloren.
Das Mittelmeer hatten die Alliierten von Gibraltar bis Suez mit Flugzeugen und U-Booten fest im Griff. Der Nachschub für das deutsch-italienische Afrika-Korps ging verloren.

Stalingrad konnte bei den Wetterbedingungen und Bodenverhältnissen im Winter 1942 / 1943 aus der Luft nicht versorgt werden. Die Distanzen waren zu groß. Die Transportflugzeuge konnten den Treibstoff nicht ausfliegen, da Nachtanken am Zielort nicht möglich war, mussten also mit halb vollen Tanks den Rückflug antreten. Die Zuladung mit Verwundeten musste begrenzt werden.
Göring hatte den Mund zu voll genommen. Er hatte ja Hitler versprochen, Stalingrad aus der Luft zu versorgen.

 

Zitat
Die vom Oberbefehlshaber der Luftwaffe Hermann Göring versprochene Lieferung des erforderlichen Tagesbedarfes der Armee von mindestens 500 Tonnen Versorgungsgütern wurde nie gewährleistet.
Die höchste Tagesleistung von 289 Tonnen Gütern konnte mit 154 Flugzeugen am 19. Dezember 1942 bei guten Wetterbedingungen erzielt werden.

In der ersten Woche ab dem 23. November 1942 wurden mit durchschnittlich 30 Flügen pro Tag nur insgesamt 350 Tonnen Frachtgut eingeflogen, davon waren 14 Tonnen Proviant für die 275.000 Mann im Kessel (dies entspricht 51 Gramm pro Person). 75 Prozent der Ladung bestanden aus Treibstoff für den Rückflug, für die Panzer und für die im Kessel befindlichen Bf-109-Begleitjäger. In der zweiten Woche wurde mit insgesamt 512 Tonnen ein Viertel der geforderten Menge transportiert, davon nur 24 Tonnen Nahrungsmittel. Das führte dazu, dass bereits verstärkt Zugtiere geschlachtet werden mussten, um den Mangel an Nahrungsmitteln auszugleichen. Da die noch einsatzfähigen Truppen den Vorrang bei der Versorgung hatten, erhielten Verwundete und Kranke bald keine Verpflegung mehr und kämpften erbittert um die letzten Plätze in den Transportmaschinen.
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Quelle: Wikipedia

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Quelle:
https://www.telezeitung-online.de/
Thema_des_Tages_08._Maerz_1943_%27Winniza%27.htm

Die Berichte von der Nordafrika-Front waren nur als besorgniserregend einzustufen.
Das Afrika-Korps verfügte über eine ansehnliche Truppenkonzentration, jedoch fehlte es diesen Mannschaften an Waffen, Treibstoffen und Verpflegung. Nur 60% der Lieferungen kamen von Italien über das Mittelmeer in den nordafrikanischen Häfen Tunis oder Djerba oder Bizerta an. 40 Prozent musste abgeschrieben werden. Es sei unermesslich, was an Waren und Menschen auf dem Grund des Mittelmeeres liege, was zum Beispiel an der Ostfront fehle.

Rommel habe den Führer über die unhaltbaren Zustände informiert. Es sei nicht verwunderlich, dass bei dem Kompetenzgerangel zwischen Rommel, Kesselring, Arnim, dem Commando Supremo in Rom, dem örtlichen italienischen Befehlshaber eine erfolgreiche Kriegsführung nicht möglich sei. Hitler aber habe trotzdem entschieden., Tunis so lange als möglich zu halten, um den Duce zu stützen.
Nicht auszudenken, wenn hier die Achse Rom-Berlin zusammenbräche. Um Rommel zu schützen, habe der Führer ihn nach Wien in den Urlaub geschickt.

Neben der Lage an der Afrikafront beschäftige den ‘Führer‘ die schlechte Lage der Luftwaffenkriegsführung. Es müsse ein generelles Revirement stattfinden, neue Befehlshaber müssten eingesetzt werden. Noch immer aber zögerte der ‘Führer‘, Göring abzusetzen, der völlig inaktiv der Entwicklung zuschaue.
Die Konstruktion neuer Flugzeuge habe Göring völlig aus der Hand gegeben, er sei auf den Lorbeeren, die er in den Vorkriegsjahren errungen habe, völlig eingeschlafen. General Udet habe als Generalluftfahrtmeister den Verfall noch beschleunigt. Daraus sei auch die physische und psychischer Katastrophe zu erklären, derer sich Göring nun gegenübersehe.
Die Versäumnisse, die er sich habe zuschulden kommen lassen, seien tatsächlich geschichtlichen Formates und das Ergebnis sei nun die heutige fast absolute Wehrlosigkeit dem britischen Luftterror gegenüber meinte Generalfeldmarschall Milch als Generalinspekteur der Luftwaffe und nach Ernst Udets Suizid im November 1941 bis Juli 1944 Generalluftzeugmeister gegenüber dem Propagandaminister Goebbels am 8. April 1943.
 

 

 

Zitat
Für den 08. April 1943 notierte Dr. Goebbels, dass in der Nähe von Smolensk Massengräber entdeckt worden seien.
Die Bolschewisten hätten etwa 10.000 polnische Gefangene - Zivilisten, Intellektuelle, Künstler und Bischöfe - niedergeknallt und in Massengräbern verscharrt.
Über diesen seien Anlagen errichtet worden, um 'die Spuren ihres frevelhaften Tuns' zu verbergen.

Er habe veranlasst, dass neutrale Journalisten und Bewohner der umgebenden Ortschaften dorthin geführt würden, um deutlich zu machen, “was ihrer erwartet, wenn ihr vielfach gehegter Wunsch , dass die Deutschen durch die Bolschewisten geschlagen würden, tatsächlich in Erfüllung ginge.“

Fatal bei dieser Zurschaustellung des Vorfalls war, dass deutsche Munition gefunden wurde, so dass es den Sowjets zunächst gelang, die Schuld den Deutschen zuschieben zu können.

Erst 1989 räumte die russische Regierung ein, dass in drei Massengräbern polnische Offiziere und Soldaten begraben lägen.

Für den 7. April 2010 hatte die russische Regierung unter Ministerpräsident Wladimir Putin den polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk zu einer Gedenkfeier anlässlich des 70. Jahrestages des Massakers zu einer gemeinsamen Gedenkveranstaltung in die Nähe des Dorfes Katyn eingeladen.
Nicht gebeten hatte man den polnischen Staatspräsidenten Lech Kaczyński, der ein Kritiker der sowjetischen Regierung war und Russland unter Stalin vorwarf, am 17. September 1939 einen Dolchstoß in den Rücken Polens durchgeführt zu haben, als sowjetische Truppen in Ostpolen einfielen, während die polnischen Soldaten im Westen des Landes Widerstand gegen die deutsche Wehrmacht leisteten.

Lech Kaczyński reiste daraufhin am 10. April 2010 mit einer größeren Delegation in eigener Regie zum Gedenken an den Völkermord nach Russland.

Das Flugzeug verunglückte beim Landeanflug auf den Flughafen von Smolensk - alle Personen an Bord kamen dabei ums Leben.

Anlässlich der Aufarbeitung des Unfalles zeigte das russische Fernsehen Andrzej Wajdas Film 'Das Massaker von Katyn'. Hierdurch wurde die Öffentlichkeit auf die Vorgänge im April und Mai 1940 aufmerksam gemacht, die zum Teil bis dahin der Meinung war - wenn sie überhaupt von dem Vorfall Kenntnis hatte - dass die deutsche Besatzung die Gräuel verübt hätten.

Heute befindet sich an der Stelle ein Soldatenfriedhof.

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Quelle: https://www.telezeitung-online.de/
Thema_des_Tages_08._April_2016_%27Massacker%27.htm


Die Berichte über amerikanische und britische Luftangriffe z.B. auf Essen zeigten, wie sehr Gebäude, Fabrikanlagen sich als Ziele präsentierten, wie aber sich auch diese Vernichtung von Werten auf die Moral der Bevölkerung auswirkte. Die Ruhrstadt und die Krupp-Fabrikanlagen müssten für die Rüstung erhalten bleiben, die Bevölkerung aber sei zu evakuieren.
Trotz aller Angriffe des Feindes konnte die Rüstungsproduktion gesteigert werden. Die Panzerherstellung um 40 %, die von Sturmgeschützen um 30 %, die von leichten Feldhaubitzen um 100 % und von Karabinern um 150 %.

Die Fliegerangriffe drangsalierten die Bevölkerung, die nun schon unter den Berichten von der Front, den Einschränkungen bei der Lebensmittelversorgung zu leiden hatten, jedoch blieb die von den Briten erhoffte psychische Belastung der Deutschen zunächst aus. Sie hielten noch immer zum ‘Führer‘, der das Blatt schon wenden werde.

 

 

Zitat
Der letzte Bericht aus Wuppertal ist ziemlich grauenerregend. Wir haben dort schon über 2000 Tote zu verzeichnen. Es handelt sich um den, was die Menschenverluste anbelangt schwersten Angriff, den wir bisher zu erleiden hatten. Die Höhe der Totenzahl ist in der Hauptsache darauf zurückzuführen, dass die Wuppertaler Bevölkerung leichtsinnig geworden war. Sie hatte immer geglaubt, dass ihre Stadt, die in einem Talkessel liegt, wegen der Nebellage nicht angegriffen werden könne. Ich halte heute jede deutsche Stadt für angreifbar. Die Engländer und Amerikaner besitzen so vorzügliche technische Instrumente. Das es geradezu lächerlich wirkt, wenn wir abends bei Einflügen die Rundfunksender abschalten, damit die englischen Flugzeuge - wie wir glauben - Berlin oder Leipzig oder Köln nicht finden könnten. Sie finden nicht nur diese Städte, sondern weit abgelegene und selbst in solchen im Großen und Ganzen die Ziele, die sie sich zum Angriff aus Ersehen haben.
Zitatende
Quelle: Ralph Georg Reuth - Goebbels Tagebücher, Band 5, Seite 1936 Piper München - 1992


Als besonders zerstörerisch gegen Nazideutschland waren die Luftangriffe zu verzeichnen, die nicht nur gegen bebautes Gelände wie Städte, Fabriken oder See- wie Flughäfen sondern besonderen Schaden bei Bombardierungen von Wasserrückhaltebecken anrichteten.

 

 

Zitat
Verhängnisvoller Bombenangriff auf die Staumauer der Edertalsperre, 17. Mai 1943

Ein gezielter Bombenangriff auf die Staumauer der Edertalsperre löst eine vernichtende Flutwelle aus. Die kurz vor 2:00 Uhr nachts erfolgte Attacke wird von Flugzeugen der No. 617 Squadron („Dam Busters“) der britischen Royal Air Force ausgeführt. Der Angriff steht unter dem Kommando von Wing Commander Guy Gibson (1918–1944). Dabei wird die Staumauer stark beschädigt.

Katastrophale Überschwemmungen durch eine Flutwelle

Infolge der Explosion einer Bombe bricht eine halbkreisförmige Öffnung in die Mauer, die etwa 22 m hoch und an der Mauerkrone 70 m lang ist. Durch sie strömen während der kommenden Stunden insgesamt rund 160 Millionen Kubikmeter Wasser aus (im Schnitt 8.000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde), etwa 80 Prozent des gesamten Speicherraums des Stausees. Die Wassermassen ergießen sich daraufhin als eine sechs bis acht Meter hohe Flutwelle durch das untere Edertal und durch das Fuldatal vorbei an den Wesersteinen bei Hannoversch Münden ins Wesertal. Die Siedlungen in den Tälern um die Schwalm-Eder- und Eder-Fulda-Mündung werden überflutet und versinken teils in Seen, die sich an manchen Stellen mehrere Kilometer breit ausdehnen. Überflutet wird auch die mehr als 30 Kilometer von der Edersee-Staumauer entfernte Flussniederung der Fulda im Kasseler Becken. Dort erreicht das Hochwasser die an der Fulda gelegenen Kasseler Stadtteile Bettenhausen, Unterneustadt und die Karlsaue. Seinen Höchststand erreicht die Flut dort am Nachmittag gegen 15:00 Uhr. Die katastrophale Überschwemmung durch die Flutwelle, die hunderte Häuser, aber auch Fabriken, Straßen, Brücken und Streckenabschnitte der Eisenbahn stark beschädigt oder zerstört, fordert zahlreiche Todesopfer in den unterhalb der Sperrmauer gelegenen Ortschaften Hemfurth, Affoldern, Mehlen und Giflitz.

Zerstörung der Edertalsperrmauer durch ausgeklügelte Technik

Der Luftangriff auf die Edertalsperre ist Teil einer als Operation Chastise („Züchtigung“) bezeichneten Aktion der britischen Luftwaffe, die das Ziel hat, die Staumauern von insgesamt sechs Talsperren im Deutschen Reich zu zerstören. Daran beteiligt sind 19 umgebaute Bombenflugzeuge vom Typ „Lancaster“ der 617. Staffel, die speziell für die Angriffe auf die Staumauern entwickelte Rollbomben, die im nächtlichen Tiefflug von den Flugzeugen abgeworfen werden. Diese Bomben werden vor dem Abwurf in Rotation versetzt (500 Umdrehungen pro Minute), sodass sie beim Auftreffen auf der Wasseroberfläche zunächst nicht versinken, sondern mehrmals hintereinander abprallen und ähnlich wie beim Werfen von flachen Steinen im flachen Winkel übers Wasser ihren Weg „hüpfend“ zurücklegen. Die etwa 1,50 m langen und über vier Tonnen schweren Sprengkörper überspringen auf diese Weise die vor der Staumauer befindlichen Torpedo-Abwehrnetze, sinken unmittelbar vor der Staumauer ab und detonieren mit Hilfe eines druckempfindlichen Zünders in etwa 10 Meter Tiefe.

Von den ursprünglich sechs zur Zerstörung angesetzten Talsperren erhält außer der Edertalsperre auch die Staumauer am Möhnesee (wenige Kilometer südlich von Soest) in der Nacht vom 16. auf den 17. Mai kurz vor 1:00 Uhr einen verhängnisvollen Bombentreffer, in dessen Folge eine Flutwelle die Täler von Möhne und Ruhr verwüstet.
Zitatende
Quelle: https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/858

Es machte sich dann aber doch in der Bevölkerung ein Stimmungs- wie Haltungseinbruch bemerkbar, der große Teile des deutschen Volkes umfasste. Er sei sehr beachtlich und sei als Symptom des augenblicklichen Zustandes des Volkes zu werten. Die Siegeszuversicht sei allgemein ins Schwinden gekommen, konstatierte Goebbels in einer Rede am 6. Juni 1943 auf einer NSDAP-Kundgebung im Berliner Sportpalast:

 

 

Zitat
Der Feind kann unsere Häuser in Schutt und Asche verwandeln, — die Herzen der Bevölkerung brennen dabei vor Hass, aber sie verbrennen nicht. Eines Tages kommt die Stunde der Vergeltung! [ . . . ]
Zitatende
Quelle: Völkischer Beobachter, 6. Juni 1943; abgedruckt in Helmut Heiber, Hg., Goebbels Reden 1932-1945. Bindlach: Gondrom Verlag, 1991, S. 225-28.


Und diese Vergeltung sahen die Nazis in Waffen, die das vollendeten, was ihnen seit dem Angriff auf Großbritannien nicht gelungen war, die Herrschaft über den Himmel von England zu erringen, obwohl Goebbels am 13. August 1940, dem ‘Adlertag‘, gejubelt hatte.

 

 

 

 

Zitat
Führer vom Obersalzberg zurück.
Großangriff gegen England beginnt.
2000 Flugzeuge morgens unterwegs.
Nachmittags 17 Uhr nochmals Großattacke auf Südengland mit 4000 Maschinen.
Schwere Bomben von 1000 Kg.
Das wird schon hinhauen.
Wir wollen in Kürze bis Liverpool vordringen.
London wird noch geschont.

Zitatende
Quelle: Ralph Georg Reuth - Goebbels Tagebücher, Band 3, Seite 1464 Piper München - 1992

Zitat
Die Luftschlacht um England war der Versuch der deutschen Luftwaffe, im Zweiten Weltkrieg nach dem Sieg über Frankreich zwischen Sommer 1940 und Anfang 1941 mit Luftangriffen gegen die britischen Streitkräfte und britische Städte die Kapitulation Großbritanniens zu erzwingen bzw. durch die Erringung der Luftüberlegenheit die geplante Invasion der Insel vorzubereiten.

International bekannt als Battle of Britain, war die Luftschlacht eine Serie von Gefechten im britischen Luftraum, die von der deutschen Luftwaffe gegen die Royal Air Force (RAF) geführt wurde. Britische Historiker legen den Zeitraum der Schlacht vom 10. Juli bis zum 31. Oktober 1940 fest, da ab diesem Tag die Tagangriffe in größerem Ausmaß ausblieben. Manche Quellen und Statistiken beziehen sich auf einen Zeitraum bis zum Mai 1941, als die Kampfgeschwader der Luftwaffe für das Unternehmen Barbarossa abgezogen wurden.

Ziel des Oberkommandos der Wehrmacht in der Luftschlacht um England war die Erringung der Luftherrschaft über den britischen Luftraum durch die Vernichtung der Royal Air Force (RAF).

Dies galt als Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Invasion, deren Planung bereits im Dezember 1939 zwischen Hitler und Großadmiral Raeder besprochen worden war. (Unternehmen Seelöwe)

Hitler hoffte jedoch später, Großbritannien durch verstärktes Bombardement zu Friedensverhandlungen zwingen zu können; Ende September 1940 wurden die Invasionspläne intern auf unbestimmte Zeit verschoben, also faktisch aufgegeben.

Zitatende
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Luftschlacht_um_England

Link: Als Görings Luftwaffe kurz vor dem Sieg stand

Link: Polnische Flieger in englischen Diensten
 

Zitatende
Quelle: https://telezeitung-online.de/Thema_des_Tages_13._August_2020_%27Adlertag%27.htm

Deutschland durch eine falsche Maschinenpolitik fehlgeleitet – schon unter Udet, der ein begnadeter Flieger war, aber von Verwaltung und Beschaffung nichts verstand - und durch eine zu sanfte Personalführung durch Herrmann Göring als oberster Herr der Luftwaffe verlor Deutschland zunehmend Material und Piloten, so dass eine andere Bewaffnung gefunden werden musste.

Die düsengetriebene Flugbombe Fi 103 - eine Entlastung der Luftwaffe, sollte fliegendes Personal sparen und teure Bombenflugzeuge durch die V1 als billige Flugbombe ersetzen.

Eile war geboten, denn die Herrschaft über das Reichsgebiet war 1943 dem Feind zugefallen, auch tagsüber bombardierten alliierte Flugverbände Städte, die nicht nur im Westen, sondern auch über Berlin hinaus in Reichweite der alliierten Flugzeuge lagen.
Besonders schwer traf es die Hansestadt Hamburg in der Zeit vom 24. bis 30.7.1943. Die Operation Gomorrha der alliierten Luftstreitkräfte brachten über 30.000 Menschen den Tod, 300.000 Wohnungen, 580 Industriebetriebe, 2632 gewerbliche Betriebe, 80 Anlagen der Wehrmacht, 24 Krankenhäuser 277 Schulen und 58 Kirchen wurden zerstört.

Die dann später entwickelten Vergeltungswaffen sollten England direkt ausmachen, unbemannte Ziele ansteuern und Zerstörung verursachen.

Zur gleichen Zeit dieser Bombardements hatte sich auch als ein weiterer Rückschlag der Verlust der gemeinsamen italienischen und deutschen Front in Nordafrika negativ auf die Stimmung ausgewirkt. Am 13. Mai 1943 hatte Generaloberst Hans-Jürgen von Arnim, der als Nachfolger von Erwin Rommel nach Afrika entsandt worden war, kapituliert und damit das Kampfgebiet bei Tunis den alliierten Truppen von General Eisenhower und General Montgomerie überlassen.
Die Reste der italienischen und deutschen Heeresbestände wurden in britische Kriegsgefangenschaft nach Ägypten verbracht und Generaloberst von Arnim selber 1947 nach Deutschland entlassen.

Nach dem Fall Tunesiens an die alliierten Truppen und dem kompletten Verlust der Heeresgruppe Afrika – einer militärischen Katastrophe, die rein zahlenmäßig in ihrem Ausmaß mit der von Stalingrad vergleichbar war – verschob Hitler an jenem 13. Mai 1943 den Start des Unternehmens ‚Zitadelle‘ angesichts der nun existierenden Bedrohung des besetzten Griechenlands oder gar Italiens durch eine alliierte Landungsoperation auf zunächst Ende Juni 1943. Hitler wollte sich zunächst Sicherheit verschaffen, dass das faschistische Italien nach dem Verlust seiner nordafrikanischen Kolonien und im Angesicht einer möglichen bevorstehenden Landungsoperation der Alliierten den Krieg fortsetzen würde.
In seinen Weisungen an die Wehrmacht gab Hitler noch bekannt:

 

 

 

Zitat
Zur Stützung der Italiener sind an den hauptsächlich gefährdeten Küstenabschnitten deutsche Festungsbataillone und, soweit diese nicht ausreichen, auch Teile der als Eingreifreserven vorgesehenen deutschen Divisionen der Küste oder in Küstennähe einzusetzen. Ebenso ist zu fordern, dass wichtige italienische Küstenbatterien oder sonstige Schlüsselstellungen durch deutsches Stammpersonal verstärkt werden.
Zitatende
Quelle: Walter Hubatsch – Hitlers Kriegsweisungen für die Kriegführung – 1939 – 1945 - Karl Müller Verlag Erlangen - Seite 220

Da nun die Schlachten um Tunis für die Achsenmächte Deutschland und Italien am 13. Mai 1943 verloren gegangen waren, musste dies auch der deutschen Bevölkerung mitgeteilt werden.
So verkündete der Wehrmachtsbericht an jenem 13. Mai 1943:

 

 

Zitat
Der Heldenkampf der deutschen und italienischen Afrika-Verbände hat heute sein ehrenvolles Ende gefunden.
Die letzten in der Umgebung von Tunis fechtenden Widerstandstruppen, seit Tagen ohne Wasser und Verpflegung mussten nach Verschuss ihrer gesamten Munition den Kampf einstellen. Sie sind schließlich dem Mangel an Nachschub erlegen, nicht dem Ansturm des Feindes, der die Überlegenheit unserer Waffen auch auf diesem Kriegsschauplatz oft genug hat anerkennen müssen. Die Afrikakämpfer Deutschlands und Italiens haben trotzdem die ihnen gestellte Aufgabe in vollem Umfang erfüllt.

Zitatende
Quelle: Die Wehrmachtsberichte 1939-1945 – Gesellschaft für Literatur und Bildung – 1989 – Seite 492

Goebbels verdrehte gegenüber der deutschen Öffentlichkeit diese Tatsachen in der Form, dass es ja ein Glück gewesen sei, in Nordafrika zu kämpfen, denn so habe man den Feind fern der Front im Westen halten können.
Die damit erreichte Entlastung an anderen Fronten und die gewonnene Zeit seien der Führung der Achsenmächte in höchstem Maße zu Gute gekommen.

Das  Gegenteil war der Fall:
Die westlichen Alliierten begannen von Tunis aus das Unternehmen Husky und erreichten über die kleinen Inseln Pantelleria, Lampedusa, Lampione und Linosa aus eine Landung auf Sizilien.
Mit dieser wurde am 10. Juli 1943 die von Hitler so gefürchtete neue Front im Süden Europas eröffnet, die zum Sturz Mussolinis am 25. Juli 1943 und letztlich zum Wechsel Italiens unter der Regierung von Marschall Pietro Badoglio gegen Nazi-Deutschland und zu den Alliierten führte.

Und Goebbels produzierte Filme, um die Bevölkerung vom Elend abzulenken. Im Jahr 1943 waren es allein 74 Filme mit folgenden Titeln und den aufgezeigten Uraufführungsdaten:

Wie sehr sich Goebbels um die Filme, ihre Inhalte und die Darstellung derer sorgte, zeigen Aufzeichnungen in seinem Tagebuch:

 

 

Zitat
Ich lese bis spät abends an dem Harlan-Manuskript für den neuen Kolberg-Film. Leider hat Harlan wie das oft bei ihm der Fall ist, aus einem Nettelbeck-Film einen Söderbaum-Film gemacht. Nicht Nettelbeck, sondern ein Mädchen Maria steht im Mittelpunkt der ganzen Handlung und die Söderbaum, seine Frau, ist selbstverständlich für diese Rolle außersehen. Es wird auch viel Mühe machen, Harlan von seinen anfänglichen Manuskriptvorschlägen abzubringen. Trotzdem wird das geschehen müssen, denn ich verspreche mir von dem Kolberg-Film, für den so große Mittel investiert werden, für unsere innere Haltung sehr viel. Er muss der ‚Große König‘-Film des Winters 1943/1944 werden. Wer weiß, in welcher Situation wir dann stehen werden? Dann müssen wir Filme zur Verfügung haben, die die Härte des Widerstands pflegen und preisen. In einer solchen Frage aber haben Frauen weniger mitzusprechen als Männer. Ich nehme an, dass der Kolberg-Film, wenn er so gestaltet wird, wie ich mir das vorstelle, uns im kommenden Winter große Dienste tun wird.
Zitatende
Quelle: Ralph Georg Reuth - Goebbels Tagebücher, Band 5, Seite 1936 Piper München - 1992

Am 13. Oktober 1943 erklärte die neue Badoglio-Regierung Italiens auf Druck Großbritanniens und der USA dem 'Deutschen Reich' den Krieg.

Damit standen sich binnen weniger Tage die einstmaligen Bundesgenossen Italien und Deutschland als Kriegsgegner gegenüber.

 

'Die Gottbegnadeten'

Im Gegensatz zu einer Liste verfemter oder unerwünschter Künstler – überwiegend Schriftsteller, Bildhauer, Architekten, Maler, Sänger, Musiker und Schauspieler - wurde kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939 vom Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda eine Liste für den NS-Staat unverzichtbarer „Kulturschaffender“ angelegt, um sie im Kriegsfall vom Militärdienst freistellen zu können. Alle anderen sollten mit Beginn des Zweiten Weltkriegs zum Kriegsdienst eingezogen oder an der Heimatfront in der Rüstungsindustrie beschäftigt werden.

Mit zunehmender Drangsalierung der deutschen Bevölkerung durch die Kriegseinwirkungen ab dem Eintritt der Wehrmacht in den Kampf gegen Russland und die damit in Verbindung stehenden Beeinträchtigungen des normalen Lebens, musste Goebbels umso mehr die Unterhaltungsbranchen sichern und hier einen ‘soliden‘ Produktionsablauf sichern.

In der Zeit des Dritten Reichs wurden hunderte von Filmen hergestellt, die der Bevölkerung ein gesichertes Leben und herrliche Aussichten vorgaukeln sollten.
Goebbels brachte systematisch neben den übrigen Medien-Unternehmen auch die Ufa unter die Kontrolle seines Propagandaministeriums. Zu den Produktionseinrichtungen der Ufa zählten zum Zeitpunkt ihrer Verstaatlichung 27 Filmateliers, davon neun in Neubabelsberg (Potsdam-Babelsberg) und sieben in Berlin-Tempelhof, darunter auch drei, die nur noch der Form nach der Carl Froelich-Film GmbH gehörten. Daneben verfügte die Ufa über zwei Studios zur Nachsynchronisation, ein Mischstudio, zwei Trickstudios, zwei Ateliers für Werbefilme, eines für Zeichentrickfilme und ein kleines Ausbildungsatelier.

Die Ufa erlebte unter dem Nationalsozialismus eine erneute kommerzielle Hochblüte, nicht zuletzt dank zahlreicher protektionistischer Maßnahmen, mit denen das Regime die Firma z. B. von lästiger in- und ausländischer Konkurrenz befreite und ihr deren Produktionseinrichtungen und -stäbe eingliederte (Nationalsozialistische Filmpolitik). Mit der Besetzung fast ganz Europas beschaffte der nationalsozialistische Staat der Ufa obendrein neue Absatzmärkte. Nachdem sie während des Krieges Produktionseinrichtungen u. a. in Frankreich und Belgien übernommen hatte, fand ein Drittel ihrer Umsätze im Ausland statt. Der wirtschaftliche Höhenflug der Ufa ermöglichte einen weiteren Ausbau des bereits in der Stummfilmzeit begründeten Starsystems. Die höchstbezahlten Stars der Ufa waren in der Zeit des Nationalsozialismus Hans Albers und Zarah Leander; unter den Regisseuren war es Veit Harlan, der die höchsten Gagen erhielt. Mit Frauen sind doch bessere Diplomaten erschien 1941 der erste Ufa-Spielfilm in Farbe.

Am 10. Januar 1942 wurde die Ufa schließlich zum Kern der Ufa-Film GmbH (UFI), in der die gesamte deutsche Filmproduktion zusammengefasst war. Weitere eingegliederte Firmen waren die Bavaria Film, die Berlin-Film, die Terra Film, die Tobis AG, die Prag-Film und die Wien-Film.

Die Theater - als regionsgebunden - bedienten die Bevölkerung vor Ort.

Hier bekamen Darsteller und Sänger ihre Engagements, von wo sie aus der lokalen Tätigkeit an größere Häuser und zum Film sich weiter entwickeln konnten, um dort aber noch mehr unter den Einfluss der Reichskulturkammer und des Dr. Joseph Goebbels zu geraten.

 

 

Stellungnahme zu einer Sonderausgabe in der Nr. 42 der Publikation 'Eine Mitteilung an meine Freunde' /

Symposium
„Tendenzen und Perspektiven der Wagner-Regie“ -
am 2.-3. August 2022
 

 

 

Zitat
Schon Ort und Zeitpunkt der Veranstaltung, die hochkarätige Besetzung des Symposiums und sein Titel lassen aufhorchen, bzw. sie geben allein schon Rätsel auf.  Ort und Zeitpunkt sind noch nachvollziehbar, man befindet sich mitten im Premieren-Zyklus der vorjährigen Bayreuther Festspiele mit der 'Neuinszenierung' vom Ring des Nibelungen, dem erneuten Höhepunkt einer Veranstaltung, die sich seit 2010 – Jahr für Jahr – bemüht, Wagners Werke so aufzuführen, wie der Komponist selbst es absolut nicht wollte.

Und so fügte es sich, dass die bei dem Symposium auf dem Podium sitzenden Teilnehmer selbst, Regisseure, Kritiker, Autoren, Journalisten und Museumsleiter sind, von denen sich (meines Wissens nach) bisher niemand gegen Regietheater-Inszenierungen ausgesprochen hat.

Der eigentliche Anlass, das Symposium zu veranstalten – so erscheint es mir – ist jedoch einmal auszuloten, ob die Öffentlichkeit, die Besucher der Festspielaufführungen und die allgemein an Opernaufführungen interessierten Bürger, auf die heute, mittlerweile fast geläufige Art, die Klassiker der Opernliteratur auf die Bühne zu bringen, bereit sind, dies hinzunehmen.

Wir haben also zu sprechen über die sogenannten 'Regietheater'-Inszenierungen, jene Missgriffe der Theaterregie, mit der die Zunft der 'Regisseure' (und nicht nur der Opernregisseure, sondern auch die der plötzlich wie Pilze aus dem Boden schießenden Schauspiel-Jungregisseure) sich – man könnte fast sagen blindwütig – über die Opern hermachen.

Ich möchte nur ganz kurz auf einige Details dieser Sonderbeilage zum Thema Symposium' eingehen, so z.B. auf die Bemerkung, dass diese Umbrüche (also die Trennung zwischen Partitur und Darstellung der Stücke) bereits seit Beginn des 20. Jahrhunderts spürbar geworden seien. Der Ansicht bin ich nicht. Meine Beobachtungen in diese Vorgänge (meine berufliche Laufbahn beim Musiktheater begann 1957) datieren aus den 1970er bis Mitte der 1980er Jahre, als man begann, Opern stilisiert, zeitgerecht oder (wie man manchmal sagte, modern) auf die Bühne zu bringen. In keinem dieser Fälle war zu beklagen, dass die Regie Handlung und Musik getrennt habe, oder die Handlung entfernt und durch andere, stückfremde Bestandteile ersetzt hätten.

Insgesamt sind die Beiträge der Symposiumsteilnehmer zu sehr gespickt mit Fachausdrücken und Fremdwörtern, was das Verständnis des Problems deutlich erschwert. Eine Dozentin empfiehlt sogar Zuschauer zu trennen nach 'weniger vorgebildeten' Besuchern, denen man ältere Produktionen zeigen sollte und solchen, die aufgeschlossener sind für Experimente. Das geht zu weit. Allerdings wird auch der Ruf nach der Erfüllung des Bildungsauftrages laut.

Nun möchte ich dem Ganzen meine eigene Sichtweise hinzufügen. Was das Symposium über „Tendenzen und Perspektiven der Wagner-Regie“ gesondert behandelt, das hat doch Ursachen, die weit zurück liegen, die sich im Laufe von Jahrzehnten verfestigt haben. Hätte man sich seinerzeit mit diesen neu aufkeimenden Exzessen auseinandergesetzt, wären einige der uns heute so belastenden Unsitten erspart geblieben. Das, was das Symposium nur für die Wagner-Regie behandelt, ist 'eine' Ursache für den Niedergang der Kunstgattung Oper und es betrifft alle Theater. Inwieweit das heute auch die Aufführungen der Bayreuther Festspiele belastet, darauf komme ich später zurück.

Halten wir doch mal ein paar unstrittige Erkenntnisse fest:

Der Bildungsauftrag der an Schulen, Gymnasien, Universitäten und auch an die Theater ergeht, wird nicht ernst genommen. Wer kontrolliert die Erfüllung des Bildungsauftrages? Als ich in den ersten Nachkriegsjahren die Volksschule besuchte, wurden in den sechsten bis achten Klassen den Schülern die großen Komponisten und einige ihrer Werke vorgestellt. Die Werke der großen Opernkomponisten sind uns heute noch bekannt und wir sehen und hören sie uns immer mal wieder an, weil sie uns unverändert überlassen wurden. Das gilt auch für die großen Werke der Sprechtheater.

Irgendwann (das begann in den 1970er Jahren) war das einem Regisseur nicht mehr genug. Er nahm sich eine Oper vor und 'bearbeitete' sie. Wir müssen diese 'Bearbeitungen' hier nicht Stück für Stück durchgehen. Sie begannen mit kleinen Veränderungen und Auslassungen. Heute geht der Vorhang auf und es erscheint uns ein vollkommen anderes Bühnenbild und eine neue Handlung. Damit sind wir bei den sogenannten Regietheater-Inszenierungen angekommen.

Ich selbst habe jüngst eine Lohengrin-Inszenierung erlebt (fast jeder Opernfreund kennt diese Oper und ihre Großartigkeit), in die vom Vorspiel an immer wieder mit kleinen Auslassungen, Verdrehungen, falschen Handlungszuweisungen oder krassen Veränderungen an Bühnenbild und Requisiten das ganze Gefüge des Stückes und damit ihre eigentliche vorgesehene Wirkung auf das Publikum verloren hatte. Um das in meinen ureigensten Empfindungen zu schildern: Dieser Lohengrin war eine graue und traurige Komödie, ohne Höhen und Tiefen, ohne gute und böse Personen, ohne Sieger und Besiegte, einfach 'nur noch flach'!

Wer sind diese sogenannten Theaterleiter oder Intendanten, die solche Regisseure wie diesen, der den Lohengrin so 'zugerichtet' hat, verpflichten? Wem dienen sie, auf wen hören sie? Wie gehen sie eigentlich die Spielplanung für zukünftige Spielzeiten an? Gewiss, wir leben in einer schnelllebigen Zeit. Man kann diese entschleunigen, indem man früher mit den Planungen beginnt. Nach welchen Kriterien werden die in der zu planenden Spielzeit zu spielenden Werke ausgewählt? Fehlt den Theaterleitern nicht auch der Respekt vor den Leistungen der Komponisten und ihren großen Werken der Opernliteratur. Was unternehmen die Theaterleiter, um einen 'ausgewogenen' Spielplan anbieten zu können? Wie ist es möglich, dass große Stadttheater, ja sogar Staatstheater in einem Monat nur drei verschiedene Opern auf dem Spielplan haben? Und diese sind dann auch noch Regietheater-Verstümmelungen! Die Mehrzahl der zur Verfügung stehenden Spieltage werden ausgefüllt mit Vorträgen, Ballettaufführungen und anderen nicht in ein Opernhaus gehörenden Beiträgen. Große Opern-Inszenierungen (z.B. von Werken Richard Wagners oder Giuseppe Verdis) in denen alles stimmt, die nach den Anweisungen der Komponisten bebildert und in Szene gesetzt werden, gibt es nicht mehr.

Was unternehmen die Theaterleiter eigentlich, um Regietheater-Inszenierungen zu verhindern? Spüren sie nicht, dass diese 'Art von Kunst' beim Publikum nicht ankommt? Die Besucher bleiben aus. Die Menschen, für die das Theater, die Oper, usw. veranstaltet wird, bleiben 'schmollend' zu Hause. Eine Hand voll Leute jubeln bei den Premieren, die Fachpresse stimmt ihnen zu und schafft damit eine ganz neue Plattform der Bewertung dieser missratenen Inszenierungen. Menschen, die sich an Zeitungskritiken orientieren, um z.B. zu entscheiden, ob sie die eine oder andere Vorstellung besuchen sollten, fühlen sich getäuscht.  Warum bezieht die Presse nicht mal eindeutig Stellung? Den meisten Kritikern sind diese missratenen Regietheater-Unglücke doch auch ein Dorn im Auge. Mit was vergleichen sie eigentlich das Werk, über das sie gerade urteilen sollen? 

Hören wir nicht dauernd, dass wir unsere 'Werte' verteidigen müssen? Wer definiert uns diese Werte mal neu, wer führt sie uns hin und wieder einmal plastisch vor Augen?

Platznutzungen von 90% sind Traumzahlen aus den 1960er bis 1990er Jahren. Die Theater werden teilweise sehr hoch subventioniert. Wie werden diese Budgets verantwortungsvoll verwaltet?

Wie gehen wir eigentlich mit dem glücklichen Umstand um, dass wir in Deutschland noch so viele Theater und Orchester haben. Möchten wir diesen Komfort behalten? Dann heißt es umdenken, denn in Zeiten immer knapperer Kassen könnte dem einen oder anderen Kämmerer (oder Stadtrat) die Idee kommen, dass ein hoch subventioniertes aber kaum genutztes Theater nichts mehr zur allgemeinen Bildung beiträgt.

Nun aber zurück zum eigentlichen Thema, dem Symposium, das sich mit dem Thema „Tendenzen und Perspektiven der Wagner-Regie“ in Bayreuth beschäftigt. Stellen wir doch nochmals fest: Die Bayreuther Festspiele haben – laut Stiftungssatzung der Richard Wagner Stiftung – den Auftrag, “die Werke Richard Wagners festlich aufzuführen“. Dieser Auftrag gründet auf der Tatsache, dass Richard Wagner die letzten elf Jahre seines Lebens in Bayreuth gelebt und gearbeitet hat. Die Familie Wagner blieb in Bayreuth auf Dauer wohnen. Wagners Witwe Cosima und sein Sohn Siegfried nebst Ehefrau Winifred führten die Festspiele (künstlerisch wie wirtschaftlich) mit sicherer Hand ab 1883 bis 1930. Im Jahre 1929 fertigten die Eheleute Siegfried und Winifred Wagner ein gemeinsames Testament an, in dem die wesentlichen Punkte die waren, dass das Festspielhaus nicht verkauft werden darf und dass es stets für die festliche Aufführung der Werke Richard Wagners bereit zu stellen ist.

Nach Ende des II. Weltkriegs mussten die Festspiele sechs Jahre pausieren. Winifred Wagner musste die Leitung der Festspiele an ihre Söhne Wieland und Wolfgang übertragen. Die Wagner-Enkel erledigten diese Aufgabe mit großem Erfolg, die Jahre ab 1951 bis ca. 2000 wurden die großen Jahre der Festspiele, die zur wichtigsten Aufführungsstätte für Wagners Musikdramen aufstiegen. Jede einzelne Vorstellung im Festspielhaus erfüllte den Status der Einzigartigkeit. Die Nachfrage nach Eintrittskarten übertraf bei weitem das Angebot.  Die vier erbberechtigten Familienstämme der Wagners überführten ihr materielles und künstlerisches Erbe 1973 nach jahrelangen Verhandlungen in die neu gegründete Richard Wagner Stiftung Bayreuth e.V. Die Stiftungssatzung gründete auf dem Testament der Eheleute Siegfried und Winifred Wagners vom Jahre 1929 und verfügte ebenfalls die festliche Aufführung der Werke Richard Wagners.

Wolfgang Wagner führte als alleiniger Festspielleiter mit Vertrag auf Lebenszeit (seit Wieland Wagners frühem Tod im Jahre 1966) die Festspiele mit großer Umsicht. Er behielt diese Position auch, nachdem er 1985 die Bayreuther Festspiele GmbH gegründet hatte, die nun als Veranstalter der Festspiele auftrat und deren einziger Gesellschafter und Geschäftsführer er war.

Mit Beginn des 21. Jahrhunderts änderten sich die Verhältnisse in Bayreuth in schneller Folge. Wolfgang Wagners Führungsfähigkeit ließ ständig spürbar nach. Ehefrau Gudrun und die mittlerweile volljährige Tochter Katharina Wagner verfügten nach Gutdünken. Wolfgang Wagners vollständige Arbeitsunfähigkeit und der überraschende Tod seiner Ehefrau im November 2007, machten die Wahl einer neuen Festspielleitung im Jahre 2008 erforderlich. Die Festspiele GmbH wurde auf vier Gesellschafter erweitert und das Kunstministerium in München (in Bayreuth vertreten durch den Stiftungsratsvorsitzenden Ministerialdirigent Toni Schmid) übernahm die (inoffizielle) Leitung in Bayreuth. Offiziell wurde Katharina Wagner durch unkorrekte Machenschaften zur Festspielleiterin ernannt, eine Position, zu deren Erfüllung ihr alle Voraussetzungen fehlten und bis heute fehlen.

Seit 2003 entbehrten die Vorstellungen in Bayreuth ihrer Einzigartigkeit. Schlagartig ließ die Nachfrage nach Eintrittskarten nach. Die Zuschauer kamen nicht mehr. Seit 2014/15 sind ständig freie Plätze im Zuschauerraum. Die Eintrittspreise sind in schwindelnde Höhen gestiegen. Die inneren Strukturen dieses so großartigen Festspieltheaters wurden zerstört, die Betriebskosten sind mehr als doppelt so hoch wie zu Zeiten Wolfgang Wagners.

Seit 2010 sind alle Inszenierungen Regietheater-Unglücke. Die Festspiel-leiterin Katharina Wagner, eine Urenkelin des Komponisten hat diesen Niedergang der Festspiele zu verantworten. Die Festspiele GmbH und deren Geschäftsführerin, die in Personalunion auch Festspielleiterin ist, sind nicht in der Lage und nicht willens, das Ruder herum zu reißen und Bayreuth durch einzigartige Aufführungen, die ausschließlich auf den Anweisungen des Komponisten Richard Wagner beruhen, wieder das werden zu lassen, was sie ihrem Namen nach sind, die Bayreuther Richard Wagner Festspiele.

Das war und ist die Ausgangssituation zu Beginn des Symposiums, einer Veranstaltung auf der überlegt werden soll, welche Behandlung die großartigen Musikdramen Richard Wagners, die – wie z.B. der 'Ring des Nibelungen' in mystischen Zeiten spielen, zu Teil werden soll. Hier sollte also überlegt werden, wie man diese Werke in unsere unruhige und friedlose Zeit übertragen kann.

Wir, die Freunde und Kenner des großen Wagnerschen Erbes möchten beim Genuss seiner Werke auch Entspannung und Freude erleben und nicht nach völligem Unverständnis und vom Ärger zerfressen nach Hause fahren.

Warum erteilen die Teilnehmer des Symposiums (die als Fachleute auf dem Podium saßen) und die alle Wagners eindeutigen Wunsch, wie seine Werke aufzuführen sind, kennen, den Bestrebungen nach Regietheater-Inszenierungen nicht eine klare Absage?

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Quelle: Heribert A. Bludau, Malente

 

 

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Zweiklassengesellschaft

Die Bayreuther Festspiele werden von der Festspiele GmbH veranstaltet. An der Spitze der GmbH steht der Verwaltungsrat. Die darin versammelten Personen haben von der Leitung eines Theaters keine Ahnung. Einer dieser Ahnungslosen ist der befragte Vorsitzende Georg von Waldenfels. So wie Katharina Wagner, die als Geschäftsführerin der Festspiele GmbH diesem Verein vorsteht, jetzt Veränderungen in der Gesellschafterstruktur verlangt, äußert sich auch der Verwaltungsratsvorsitzende von Waldenfels zum Verhältnis der Musik zur Szene im Festspielhaus. Dass er dabei die Wichtigkeit der Musik an der Akustik des Festspielhauses festmacht, kann man noch nachsehen. Er scheint aber nicht zu wissen, dass es sich bei Wagners Werken um Musikdramen handelt, während deren Aufführung im Rahmen von Gesamtkunstwerk der Musik ihre Rolle zugewiesen ist.

Woran es aber seit 2010 mangelt, ist nicht nur die von ihm als großartig empfundene Regie, die Herr von Waldenfels, Katharina Wagner zuschreibt, sondern das gesamte Bühnengeschehen, das in fast allen Inszenierungen seit 2010 nichts mehr mit Wagners Werken zu tun hat, dadurch also auch im Rahmen des Gesamtkonzeptes durch das Raster fällt.

In diesem Jahr wird dem jährlich veranstalteten Unfug eine weitere Nuance hinzugefügt. Wieder einmal ‘vergreift‘ man sich am Parsifal, dessen “vollumfänglicher Genuss“ – (egal wie er nun inszeniert sein wird) nur noch 330 VR- Brillenträgern zu Aufpreisen ermöglicht wird. Mal ganz abgesehen von der Schaffung einer Zweiklassengesellschaft, hier ist deutlich zu sehen, wohin Katharina Wagner die Bedeutung der Festspiele geführt hat. Auch sie müsste wissen, dass gerade der Parsifal von Wagner (in Kenntnis der Akustik des Theaters) komponiert und inszeniert wurde. Gerade der Parsifal hat nach dem Zweiten Weltkrieg seelische musikalisch zu absoluten Weltklasse-Inszenierungen (siehe die von Wieland Wagner, 1951) geführt.

Damit komme ich zur Frage des Kurier-Journalisten nach der „größten Herausforderung vor der die Bayreuther Festspiele stehen.“ Erster Satz der Antwort von Herrn von Waldenfels: „dass wir für alles, was von Richard Wagners Werken gespielt wird, ein noch breiteres Publikum finden.

Ja, hat man denn bei den Festspielen total vergessen, dass es vor 2008 ein sehr breites Publikum für alle Werke gegeben hat und dass gerade die ältere Generation das Stammpublikum stellte?

Letzter Satz der Antwort von Herrn von Waldenfels: „das ist uns bisher noch nicht so gelungen. Daran zu arbeiten, ist ganz wichtig.“

Da bin ich aber mal gespannt, wie er das anstellen will, wo doch gleichzeitig Katharina Wagner Jahr für Jahr ein Stück nach dem anderen von den Handlungen der Musikdramen ihres Urgroßvaters befreit.
Und der gleiche Verwaltungsrat der, diese Missgriffe mitträgt, wird dann auch über die Nachfolge Katharina Wagner nachdenken. Das aber sollte man der Stiftung, einem kompetenten Stiftungsrat und wirklichen Fachleuten überlassen.
Zitatende
Quelle: Heribert A. Bludau – Malente

 


Fehlverhalten

 

 

Zitat

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Selbstbestimmung ist seit den Diskussionen um #MeToo auch in der Arbeitswelt eine Art Schlagwort geworden. Aber selbst, wenn wir inzwischen viel sensibler geworden sind, was berufliche Abhängigkeiten und den Missbrauch von Macht angeht, es gibt sie nach wie vor auch im Kulturbetrieb, in Theatern, in Medienhäusern, beim Film und auch dort, wo Kunst ausgestellt wird. Im Museum – nullkommanull hinzunehmen – eigentlich, aber die Frage ist, wie dagegen vorgehen?
Im Museum für Moderne Kunst in Frankfurt bewegt die Mitarbeiter*innen diese Frage offenbar schon seit Monaten. Ja, seit Jahren. Die Vorwürfe sind enorm und jetzt scheint das Fass – wie Jutta Heeß zeigt - endgültig überzulaufen?

Zitatende

Sprecherin 3sat
Krise statt Kunst.
Im MMK in Frankfurt dreht sich momentan alles um den Führungsstil der Direktorin Susanne Pfeffer.


Mitarbeiter*innen beklagen eine toxische Atmosphäre im Haus. Christian B. war Susanne Pfeffers Assistent bei ihrem Amtsantritt 2018. Hier spricht er zum ersten Mal öffentlich und erinnert sich an den beleidigenden Umgang seiner Chefin mit ihm.

Zitat
Christan B, ehemaliger MMK-Mitarbeiter

Ich hab‘ das Taxi bestellt. Sie musste zur Börse fahren und wie in Frankfurt üblich, wartet das Taxi 5 bis 7 Minuten und fährt dann wieder. Was dazu führte, als ich, glaube ich, nachdem ich dreimal Susanne Pfeffer darauf aufmerksam gemacht habe, dass sie jetzt los muss, der Empfang beginnt gleich, das Taxi wartet schon, dass sie runtergegangen ist und kein Taxi da war. Sie sagte, bestellen Sie mir jetzt sofort ein neues Taxi. Wehe, das Taxi ist nicht da. Sie sind zu dumm, um ein Taxi zu bestellen.
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Sprecherin 3sat
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Eine weitere Person aus dem Umfeld des MMK möchte sich nur anonym äußern.
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Sprecherin anonym
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Es ist sehr schwierig, sich mit Susanne Pfeffer sachlich auszutauschen. Es wird bei ihr immer persönlich und am liebsten auch verletzend und herabwürdigend. Sie hat eine erstaunliche Gabe, Schwachpunkte von Menschen rauszukriegen und diese gegen die Person zu verwenden, um Druck aufzubauen.
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Sprecherin 3sat
Susanne Pfeffer gilt als herausragende Kuratorin. 2017 gewann sie den goldenen Löwen der Biennale. Ihre Ausstellungen aktuell Rosemarie Trockel, davor Marcel Duchamp sind sehr erfolgreich. Als Chefin, so heißt es, löse sie bei vielen ihrer Mitarbeitern Angst und Verzweiflung aus.

Christan B, ehemaliger MMK-Mitarbeiter
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Nachdem ich, glaube ich, Panikattacken hatte, wenn das Telefon geklingelt hat und ich zuhause gesessen hab‘ und das Gefühl hatte, ich muss rund um die Uhr verfügbar sein, mich Susanne Pfeffer mehrmals zum Weinen gebracht hat, und ich dann gedacht hab‘, ich kann das nicht mehr weitermachen, ich kann meine psychische Gesundheit nicht auf’s Spiel setzen, um bei Susanne Pfeffer zu arbeiten -  und dann hab‘ ich relativ schnell die Reißleine gezogen und hab‘ gesagt, das geht so nicht weiter und hab‘ dann gekündigt, ohne dass ich einen neuen Job hatte.

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Sprecherin 3sat
Christian B. verließ nach nur 3 Monaten das MMK.

Die Krise nimmt auch der Sammler Adrian Körfer zum Anlass, sich zu äußern. Er war Mitglied im Förderverein des Museums. Am Montag ist er ausgetreten.

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Ja, ich habe mal etwas überspitzt meinen Brief an den Vorstand betitelt mit ‘Nordkoreanische Verhältnisse im MMK‘. Fragezeichen.
Ich finde die augenblickliche Situation als höchst problematisch. Ich glaube, dass eine autoritäre Direktion heutzutage nicht mehr angezeigt ist, um partnerschaftlich im Team - unter Ausnutzung aller Kompetenzen - arbeiten zu können.
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Sprecherin 3sat
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Eine im vergangenen Jahr begonnene Mediation zwischen Direktorin und Team schätzt die Belegschaft in einer schriftlichen Bilanz als gescheitert ein. Seitdem laufen dem Museum die Beschäftigten davon. Nach einer aktuellen Telefonliste, die Kulturzeit vorliegt, gibt es momentan lediglich noch 15 Mitarbeitende. Kulturdezernentin Ina Hartwig stellt die Lage anders dar und spricht von 22 besetzten Planstellen.
2 Interview-Anfragen von Kulturzeit hat Ina Hartwig abgelehnt. Lediglich schriftlich hat sie sich uns gegenüber geäußert.:

Zitat
Ich weiß, dass die Situation am Haus für alle sehr belastend ist. In der Mediation waren durchaus Verbesserungsansätze erkennbar. Ich bin mit beiden Seiten im Gespräch und werde noch vor der Sommerpause die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erneut zu einem Gespräch einladen.
Zitatende

Sprecherin 3sat
Was aufgeschlossen klingt, kommt bei den Betroffenen allerdings so nicht an.

Sprecherin 3sat
Auch weil es nach wie vor keinerlei Möglichkeit der Verständigung mit der Kulturdezernentin gibt. Frau Hartwig hat sich nie mit irgendeinem Mitarbeitenden mal unter 4 Augen hingesetzt und sich angehört, was eigentlich die Probleme sind.


Christian B, ehemaliger MMK-Mitarbeiter
Zitat
Die Sache hätte nicht so eskalieren müssen, es hätte nicht so viele Opfer sein müssen, die gegangen sind, denen es schlecht gegangen ist. Die in stationärer Behandlung waren aufgrund. des Arbeitsumfelds im MMK, wenn die Stadt am Anfang richtig reagiert hätte, und ich habe nicht das Gefühl, dass die Amtsleitung oder Dezernentin ihrer Sorgfaltspflicht mir gegenüber nachgekommen sind.

Sprecherin 3sat
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Auch Sammler Adrian Körper sieht im Verhalten der Kulturdezernentin eine Ursache für die missliche Lage.

Adrian Körper
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Die Frau Hartwig, die Kulturdezernentin, hat - meiner Ansicht nach - bis dato ihre Fürsorgepflicht gegenüber den Angestellten schwer verletzt, weil sie stellt sich eindeutig und nur hinter die Direktorin. Ich schlage vor, dass man die Betroffenen - in diesem Fall sind es die Beschäftigten des MMK - sehr genau anhört, ihre Bedenken sehr genau zur Kenntnis nimmt und dann von außen sich Beratung organisiert. Ich bin der Meinung, dass ein so jetzt wackliges MMK sich nicht von innen heilen kann.
Zitatende

Sprecherin 3sat
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Woran die Direktorin des MMK übrigens immer noch festhält. Ein Interview mit Kulturzeit hat sie abgelehnt mit dem Hinweis, sie wolle sich

Zitat auf die Umsetzung der Ergebnisse der Mediation konzentrieren.

Sprecherin Schortmann
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Ja, es scheint ja da etwas kräftig ins Rollen zu kommen. Es haben sich bei uns inzwischen zwei weitere Mitarbeiter aus dem Umkreis des MMK gemeldet, die bestätigen, wie untragbar die Arbeitssituation unter der aktuellen Leitung dort ist.

Ja, wenn wir mal bei den Vorwürfen von Machtmissbrauch sind und jetzt nach Cannes schwenken zum Festival dort, dann liegt es nahe, dass die aktuellen Vorwürfe gegen Til Schweiger natürlich bei weitem nicht die einzigen sind in der Filmbranche. Es gibt immer wieder mal Berichte von ausgenutzten Abhängigkeiten am Set, und auch da sind es nicht ausschließlich böse Männer. Auch der Regisseurin eines aktuellen Wettbewerbsfilms wurde vorgeworfen, sie hätte während des Drehs ihre Macht missbraucht.

Zitatende

Bericht: J. Heeß / L. Hamberger / N. Pflaumbaum
Quelle:
https://www.3sat.de/kultur/kulturzeit/30-jahre-brandanschlag-in-solingen-sendung-vom-26-05-2023-100.html

 

Zitat
Sind Theaterleitungen strukturell autoritär?

In grauen Büros gibt es manchmal bunte Kaffeetassen mit „lustiger" Aufschrift, etwa:
„Mein Chef ist zu allem fähig, aber zu nichts zu gebrauchen."
Man hat es nicht leicht als Angestellte:r - als Chef:in aber auch nicht unbedingt.


Vorgesetzte sollen sich durch besondere fachliche, soziale und organisatorische Qualitäten vor allen Anderen auszeichnen, scheitern aber doch in jedem Fall beständig an irgendetwas, ob sie es nun - mit gutem Beispiel fehlerfreundlich vorangehend - vor den Mitarbeiter:innen zuzugeben wagen oder hinter autoritärem Verhalten und der Aura des Unfehlbaren oder Fürsorglichen zu verstecken versuchen. Auch Vorgesetzte, die sich menschlich nahbar und sogar freundschaftlich-kollegial gesinnt zeigen mögen, benötigen letztlich wirksame Machtmittel, um die eigenen Angestellten zum betrieblich erforderlichen Verhalten zu „motivieren" - und um den sogenannten „Betriebsfrieden" sicherzustellen. Dieser rechtlich nicht ausdefinierte Betriebsfrieden meint, so Arbeitsrechtler:innen, einen „Idealzustand, der durch ein störungsfreies Zusammenarbeiten der Angestellten charakterisiert ist" und er sei „unverzichtbare Bedingung für den Erfolg und das Bestehen des Betriebes". Dabei ist juristisch vor allem die Frage relevant, ab wann und wodurch es zur Störung des gewünschten erfolgreichen Betriebsgeschehens kommen kann und wie Chef:innen - als amtliche Friedenshüter:innen, denn der Ärger wird immer von unten erwartet - darauf reagieren können. Auch einige Leiter öffentlicher Theater wollen momentan vor allem „friedliche", ordentlich funktionierende Betriebe, scheint es. „Staying with the trouble", wie Donna Haraway schon 2016 empfahl, wäre sicher der einer künstlerischen Institution in Zeiten allumfassender Krisen und notwendiger Transformationen angemessenere Modus - aber manch einer will erst einmal nur Ruhe.

So wurde etwa im Spätherbst 2022 öffentlich bekannt, dass am Schauspiel Leipzig und am Theater Naumburg die Theaterleiter Enrico Lübbe bzw. Stefan Neugebauer bis dahin fest engagierte, nun nicht verlängerte bzw. gekündigte Schauspieler:innen an „ihren" Häusern als Störer:innen des Betriebsfriedens ausgemacht hatten. Die Konsequenz dieser Diagnose bestand für die Intendanten in der Erteilung eines Hausverbots für die nun unangenehm gewordenen Ex-Angestellten. Von außen betrachtet erscheint das als seltsame Idee, war doch der eigentlich zu schützende Betriebsfrieden nach dieser autoritären Geste, die sonst eher Ladendieb:innen und Randalierende ereilt, erst Recht passé. Das Vergehen der Betroffenen hatte in ihrer Reaktion auf die für sie selbst wie ihre Kolleg:innen nur schwer verständliche Verabschiedung aus dem Ensemble bestanden - anstatt demütig zu akzeptieren, dass die ge­meinsame Zeit am Haus nun zu Ende sein sollte und dem Intendanten für seine einsame Entscheidung Verständnis entgegenzubringen, hatten sie Verwunderung und Unzufriedenheit zum Ausdruck gebracht.

Es wurde nun intendanzseitig auf den notwendigen Schutz des Betriebsfriedens verwiesen, wofür laut deutschem Betriebsverfassungsgesetz ein schwerwiegender Konflikt vorliegen muss. Nur: Diesen Konflikt bzw. diese Störung definiert der Chef oder die Chefin, der oder die somit nicht nur die Betriebsleistung, sondern auch sich selbst schützen darf - etwa „wenn sich ein Angestellter gegenüber dem Arbeitgeber illoyal verhält". Während andere Gründe für Abmahnungen vor allem im Verhalten der Mitarbeiter:innen untereinander bestehen - beispielsweise diskriminierende Äußerungen aufgrund von Geschlecht oder Hautfarbe, Prügeleien, Ohrfeigen, Gewalt gegen Sachen usw. -, ist auch die „Verunglimpfung des Arbeitgebers" ein betriebsfriedenzerstörender Akt, der sogar zur fristlosen Kündigung führen kann. Es geht hier um betriebliche Loyalität, das Gebot betriebsinterner Konfliktklärungen, die Unerwünschtheit öffentlicher Kritik - anzunehmen, dass allein Theaterbetriebe mit Mono-Intendanz ein heikles Verhältnis zu Autoritäts- und Machtmissbrauchsfragen hätten, wäre mit Blick aufs deutsche Arbeitsrecht also durchaus zu kurz gegriffen.

Mit Blick auf professionelle Theaterarbeit und die hier nur angedeuteten und an anderer Stelle schon ausführlicher besprochenen, zu differenzierenden Beispiel-Vorfälle in Leipzig und Naumburg kann aber auch konkreter gefragt werden: Welche alternativen Handlungsspielräume hätten die sich bedroht fühlenden Theaterchefs jenseits von Vertreiben, Bestrafen und Verbieten besessen?

Es wäre etwa möglich, Gespräche sowohl mit den betroffenen Schauspieler:innen als auch mit dem Ensemble und den Mitarbeiter:innen des Hauses zu suchen, sich zu erklären, aber auch zuzuhören und die strukturellen Konfliktlinien um Fragen des ja trotz aller damit verbundenen Härten offiziell gültigen und von den künstlerischen Mitarbeiter:innen selbst unterschriebenen ,Normalvertrag Bühne' offen zu legen. Es wäre sogar einmal modellhaft durchzuspielen gewesen, was sich für alle Beteiligten ändern würde, wenn zukünftig die Entscheidung über eine Vertragsnichtverlängerung für künstlerisch mitarbeitende Theaterangestellte tatsächlich nicht mehr kaum rechtfertigungspflichtig von einer einzigen Person getroffen werden dürfte. Wer dürfte dann mitsprechen, was wären legitime Argumente für oder gegen eine Weiterbeschäftigung am Haus? Wie könnten persönliche Verletzungen und neue Ängste vor der Beurteilung durch Andere verhindert werden? (Mit ganz offenen Ensemble-Mitsprachen in Einstellungs- und Rollenbesetzungsfragen hatten Schauspieler:innen in den 1970ern in der BRD durchaus schmerzhafte Erfahrungen gemacht.) Zu fragen wäre auch, ob Entscheidungen über die weitere Mitarbeit jede Spielzeit aufs Neue getroffen werden sollten - oder deutlich seltener? Und wie könnten neue Kolleg:innen eine Chance bekommen, wenn die älteren vielleicht seltener das Haus verließen? Würde, wie in manchen DDR-Theatern, das unkündbare Ensemble gemeinsam altern und „künstlerisch erstarren"? Und hielte ein:e Intendant:in, der oder die ihre Mitarbeiter:innen nicht mehr beständig „aus künstlerischen Gründen" auszuwechseln legimitiert wäre, als handele es sich um Gebrauchsmaterialien zur Kunstproduktion, tatsächlich nichts mehr in den Händen, um den Respekt der Angestellten zu erlangen?

All das und mehr wäre gemeinsam zu bedenken - und würde niemanden den Posten kosten, bloß Zeit, in der der Mut für produktive Unruhe bei allen Beteiligten wachsen könnte.

Zitatende
Quelle: https://www.gdba.de/3d-flip-book/toi-toi-toi-05-06-2023

 

 

 

 

Zitat
Richard-Wagner-Verband Ortsverband Chemnitz e. V.

Liebe Mitglieder des Chemnitzer RWV,

in Dortmund hat Peter Konwitschny sich an SIEGFRIED ausgetobt. Es gibt viel zu lachen, etwa beim Auftritt eines Karnevalisten im lustigen Bärenkostüm im ersten Akt oder beim Auftritt eines Hornisten aus dem Orchester, der Siegfried zeigt, wie man wirklich Horn spielt.

Die Bühnenbilder sind im Grunde genommen auf einen Container begrenzt, bei Mime schmuddelig, bei Fafner protzig mit dem Waldvögelein als Zofe im Minirock (wie kann Siegfried da später behaupten, er habe noch nie eine Frau gesehen?).
Erda entsteigt im Abendkleid einer Tiefkühltruhe und als Wotan genug gehört hat, zieht er einfach den Stecker.
Brünnhilde hat gar kein Bühnenbild, wenn man von dem skelettierten Pferd Grane absieht.
Siegfried bleibt der dumme Junge, der sich zu Boden wirft und mit den Fäusten auf selbigen trommelt, weil er nicht bekommt, was er will. Fazit:
Eine Summe von Blödeleien.

Der „Altmeister“ (so Frankfurter Rundschau) will nicht mehr provozieren, nur noch unterhalten. Musikalisch ist die Fahrt nach Dortmund lohnenswert, vor allem Stéphanie Müther als Brünnhilde und Aude Extrémo als Erda sind eine Wucht. Daniel Frank war bei seinem Debüt in der Titelpartie beachtlich, vor allem an den Stellen, an denen er nicht vom Orchester unter Leitung von GMD Gabriel Feltz, alles andere als ein Sängerdirigent, lautstark zugedeckt wurde.

 

Im Namen des Vorstandes, grüße ich Sie alle sehr herzlich,

Matthias Ries-Wolff               

Zitatende
Quelle: Richard Wagner-Verband Chemnitz



Schlusswort

Schönes, Hässliches und Gefährliches

In jedem Jahr lädt die Gesellschaft der Freunde des Nationaltheaters die ehemaligen Solisten, Sänger, Tänzer, Bühnenbildner zu einer Vorstellung und einem festlichen Essen nach München ein.
In vielen Jahren war es ein stimmstarkes Wiedersehen der ehemaligen Kollegen zusammen mit bedeutenden Intendanten.
Zum köstlichen Essen spielte eine ebenso köstliche ‘bayerische Stubenmusi‘.
Junge Sänger und Sängerinnen des Opernstudios stellten sich vor und die Intendanten sprachen kluge Sätze darüber, dass sie ohne die Leute auf der Bühne nutzlos sind.

Das hat sich nun alles geändert. Die Schar der Kollegen ist immer kleiner geworden, eine gewachsene Stammmannschaft gibt es nicht mehr, “Gäste kamen und Gäste gingen“, man macht eben seinen ‘Job‘.

Tauglichen deutschen Sängernachwuchs gibt es kaum noch, so sehr sind wir schon popverseucht und so haben die jungen Stimmen aus der ehemaligen Sowjetunion ihre Chance. Ich gönne es ihnen von Herzen, aber was muss die junge Russin Elena Stikhina, die die Manon ganz wunderschön sang, gedacht haben, als sie in diese abscheuliche Neuenfels Inszenierung eingefügt wurde. Dieser zwar intelligente, aber destruktive Theatermann begann sein schlimmes Tun in Frankfurt mit Aida als Putzfrau.

Das öffnete die Schleusen des Regisseurs-Theaters, das die Werke verfälscht und bis zur Unkenntlichkeit verdreht. Die Guten werden die Bösen, die Schufte sind die armen Opfer, die Großen werden zu kleinen Dummen usw.

Also sah ich zum zweiten Mal die Neuenfels-Inszenierung von Manon Lescaut.
Der wunderbare große Zuschauerraum der Bayerischen Staatsoper ist ein ästhetischer Genuss, ebenso die Foyers und Wandelgänge. Der riesige venezianische Leuchter, den ich immer bestaunen muss. Die Erinnerung an die Probenzimmer mit hervorragenden Korrepetitoren, die Ensembleproben, die Anproben in der Schneiderei, die kostbaren Perücken, die feinsten Schuhe und dann - zu all‘ dem Schönen - die Neuenfels’sche Regie.

Das Orchester spielt Puccini farbig, virtuos. Jeder Klang schildert die Situation und die Seelenlage, die Melodien schwingen mit den Gefühlen und auf der Bühne scheußliches Grau und Schwarz.

Wenn also die heutigen Regisseure in der Nachfolge von Hans Neuenfels die Oper unerträglich und ‘saudoof‘ finden, warum suchen sie sich nicht einen anderen Beruf?

Aber außer der Theologie, wo man ja auch nichts Genaues weiß, fällt mir kein Beruf ein, in dem man für teures Geld so viel Unfug produzieren kann wie in der Regie. Nein, halt, da gibt es doch die Heilkunde mit ihren Quacksalbern mit ihren Säften, Tropfen und Cremes, die als Werbung die bunten Blätter füllen. Natürlich alles klinisch getestet, was nichts bedeutet, da es nicht nachzuprüfen ist. So wandern die gutwilligen Mitbürger von einem Versprechen und Betrug zum andern, die Religionen versprechen die Freuden des ewigen Lebens, aber niemand kommt und kann Bericht erstatten.

Die Pharma- und Schönheitsindustrie verspricht Schmerzfreiheit und strahlendes Aussehen, aber die Wehwehchen und Falten sind ausdauernd.
Das alles funktioniert im Rahmen der Legalität, während die kriminelle Energie in der Finanzwirtschaft und den Verbrecherclans, in den Grauzonen agiert und feste Zirkel B bildet.

Hin und wieder bohrt sich eine mutige Gruppe in dieses Gestrüpp hinein und auf speziellen Sendern kann man zu später Stunde Einblick bekommen.

Das Streben nach Vorherrschaft liegt in der Natur der in Gruppen Lebenden. Der Leitbulle, der Silberrücken, der Leithengst erkämpft sich seine Stellung, was den Sinn hat, dass er die Gruppe beschützt und seine gesunden Gene vererbt.

Beim ‘homo sapiens‘ funktioniert das nicht, auch nicht in Demokratien, denn da werden die Politiker gewählt.

Was macht nun jemand, der sich in der Partei hochgedient hat und an die Spitze will? Er füttert das Volk mit Wohltaten. Kehrseite ist, dass es überall an Arbeitskräften mangelt, eben wegen all der Wohltaten, weil es ja diese vorne und hinten reingeschoben bekommt und gar keine Lust verspürt, arbeiten zu gehen.

Wie kommen wir da wieder raus?
So gut es geht, werden Geflüchtete integriert, aber da gibt es für Deutschland selbstentwickelte Schwierigkeiten.

Die wunderbare deutsche Sprache wird durch die platzgreifende ‘Genderitis‘ von irgendwelchen Eiferern sinnlos verschmutzt.
Bürger lehnen - nach dem
Zitat
 “Ich gendere garnichts“,
Zitatende
einer Umfrage der HAZ zufolge –das Verbiegen der Sprache, was sowieso keiner braucht, ab.

Wie umstritten diese ‘Genderei‘ ist, zeigt das Abstimmungsergebnis in Thüringen.

Dort hat die CDU mit Hilfe ausgerechnet der AfD das Gendern untersagt, da die deutsche Sprache funktioniere und deren krampfhaftes Verbiegen der Verständigung unter den Menschen im Wege steht.

Wie soll ein Ausländer die deutsche Sprache lernen und dann mit ihr sprechend oder schreibend umgehen können, wenn er über Sternchen oder Unterstriche stolpert.

Wie soll ein Opernsänger sich verhalten, wenn er beim Rollenstudium feststellt, dass Schikaneders Text zur Zauberflöte “Bei Männern, welche Liebe fühlen“ nicht gendermäßig abgebildet wird.

Um dies zu vermeiden und allen gerecht zu werden, müsste es zumindest heißen:

„Bei Männer_*innen, welche Liebe fühlen“.

Oder man könnte doch singen lassen:
„ Trans und quer
und Weib und Mann,
reichen an die Gottheit an.“


Oder wie wär’s bei Kleist’schem Zerbrochnem Krug, wenn es dann dort verändert hieße:

“Nun, ich versichr Euch, der Gerichtsrat Walter
Erschien in Holla unvermutet gestern,
Vis'tierte Kassen und Registraturen,
Und suspendierte Richter*innen dort und Schreiber*innen,
Warum? ich weiß nicht, ab officio.“


Auch hat Sankt Bürokratius mit der weltweit berühmten deutschen Bürokratie auch für uns einheimische Staatsbürger mit den Formularen zu Errechnung der Grundsteuer ein beachtliches Meisterwerk erschaffen.

Bei alledem liegt es doch nahe, dass der Besuch in der Wunderwelt des Theaters uns ein paar Stunden Verzauberung geben sollte.

Aber weit gefehlt!
Man überbietet sich in sinnlosen Scheußlichkeiten und dann schmiert der Chefchoreograf der Niedersächsischen Staatsoper Hannover, der seine armen Tänzer nur unästhetisch mit den Armen wedeln und zappeln lässt - einer Kritikerin Hundescheiße ins Gesicht und unsere US-amerikanische Geschäftsführerin, die das Haus nur an wenigen Tagen im Monat bespielen lässt, findet, statt diesen Kerl rauszuschmeißen, eine Lösung ‘im gegenseitigen Einvernehmen‘.

‘Oh Zeiten, Oh Sitten‘ -
‘o tempora, o mores‘
(Cicero (106 - 43 v.Chr.))

Diktatoren hat es zu allen Zeiten gegeben, sie haben die Menschen gequält und sind übel geendet.

Leider hat man sie alle zu lange leben lassen, denn eigentlich ist der Tyrannenmord doch eine ehrenvolle Tat.

 

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RA Frank Wahner, Fachanwalt für Verwaltungsrecht, Hannover
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Wir verstehen diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen, sondern als Hinweis auf - nach unserer Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes. Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire. Hierfür nehmen wir den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Wir benutzen Informationen, hauptsächlich aus eigenen Unterlagen vom Regionalfernsehen Regensburg, telezeitung-online.de und aus dem Internet u.a. den Veröffentlichungen des Deutschen Historischen Museums, der Preußen-Chronik, Wikipedia u.ä..
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Fotos wurden Buch- und CD-Einbänden entnommen. Beiträge aus der Rubrik ‘Musiktheater‘ wurden als Zitate aus dem Hermes Handlexikon übernommen.
Leserbriefe stellen die Meinung des jeweiligen Verfassers dar.

Gender-Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verzichten wir auf Differenzierung und geschlechtsneutrale Formulierung. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter.
Die verkürzte Sprachform hat redaktionelle Gründe und beinhaltet keine Wertung.

ML Gilles

 

 


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Dieter Hansing