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        Oberpf. Metropol-Theater Regensburg

      
     Gedanken zu
      'Elektra'

        von Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss

         'Ich habe ihm das Beil nicht geben können'

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    Wie schwer es sei, ein gutes Opernlibretto zu schreiben, bestätigte Richard Strauss im Juli 1908, als er Hofmannthals 'Elektra'-Dichtung lobte.
    Dies sei schwieriger als ein gutes Theaterstück zu schreiben.
    Richard Wagner hatte dies schon seinen Anfängen erkannt und schrieb folglich seine Texte selber, die leider als solche in ihrer dramaturgischen Wirkung kaum wahrgenommen werden, da wie bei der Strauss'schen Elektra von Musik 'überfrachtet'.
    Hinzu kommt, dass bei den hohen Lagen speziell der Frauenpartien, eine Textverständlichkeit nicht ausdrücklich eingefordert werden kann.

    Kaum jemand weiß, dass es eine glanzvolle Life-Aufzeichnung der Texte des 'Ring' durch die Kammerspiele in München und eine Studioaufnahme des 'Lohengrin' durch die Hochschule für Musik und Theater Hannover gibt.

    Eine CD-Produktion beweist wie stark Sunny Melles als Brünnhilde mit dem Text allein umgehen kann.

    1999 spielte die Berliner Schaubühne das Werk mit Edith Clever als Klytämnestra.
    2000 fand sich im Archiv des SWR eine Aufnahme von Hofmannsthals 'Elektra' mit Maria Wimmer und Maria Becker.

    Wie auch Wilde's 'Salome' liegen die Texte auf Eis und werden dem Publikum vorenthalten. Altmeister Krämer inszeniert das Sprechstück 'Salome' am Frankfurter Schauspiel.

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    Mit der 'Elektra' gab Hofmannsthal sein Debüt als Bühnenautor. 1903 war er 39 Jahre alt, als Max Reinhardt seinen Erstling am Kleinem Theater in Berlin spielte, in dem ein rachevoller Gegenpol zu Goethes 'verteufelt humanen' Iphigenie positioniert werden sollte.

    Hofmannsthals Erfolg gründete auch auf der Ausformung der Titelrolle durch Gertrud Eysoldt, die in der Ausstattung von Lowis Corinth, Gesang und Bewegungsabläufe bis zum Tanz in der Schlussszene in die Darstellung der Rolle einbezog.

    Glück für Hofmannstahl, dass die Uraufführung 1903 in Berlin stattfand und die beiden Österreicher Hofmannsthal und Reinhardt nicht Wien wählten, denn dort waren sie nicht wohl gelitten und Hofmannsthal fand im November 1908, dass eine Produktion in Wien nicht unter direktem Übelwollen, aber doch unter mangelnder Liebe zum Werk zu leiden hätte. Immerhin seien die Wiener gegen alles Neue und hätte auch nicht gezögert, den 'Fidelio' und Mozarts 'Giovanni' durchfallen zu lassen. Somit käme Wien für die Uraufführung der gemeinsamen 'Elektra' nicht in Frage.

    Strauss hatte die Reinhard'sche Schauspielproduktion 1905 in Berlin gesehen und sofort erkannt, hier stehe ein glänzender Operntext zur Verfügung. Er bat Hofmannsthal, ihm in jedem Fall bei allem Komponierbaren, das er schreibe, die Vorrechte einzuräumen, da beide den gleich Stil verträten und so alles gut zusammen passe.

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    Am 14. Mai 1998 fand die Premiere der letzten in Regensburg herausgekommenen Produktionen der 'Elektra' statt.
     

    Besetzung

       
         
    Musikalische Leitung   Rudolf Piehlmayer
    Inszenierung   Hajo Fouquet
    Ausstattung   Jochen Diederichs
    Chor   Karl Andreas Mehling
    Lichtdesign   Klaus Zimmermann
         
         
    Klytämnestra   Cornelia Dietrich
    Elektra, ihre ältere Tochter   Susan Salms-Moss
    Chrysothemis, ihre jüngere Tochter   Sally du Randt
    Aegisth   Berthold Gronwald
    Orest   Adam Kruzel
    Der Pfleger des Orest   Jorgen Kristensen
    Die Vertraute   Andrea Mink
    Die Schleppträgerin   Daniela Zanger / Hyuna Cho
    Ein junger Diener   In Hak Lee
    Ein alter Diener   György Antalffy-Zsiros
    Die Aufseherin   Edda Schröer
    Erste Magd   Frauke May
    Zweite Magd   Gertrud Judenmann
    Dritte Magd   Heidi Maegerlein
    Vierte Magd   Ruth Müller
    Fünfte Magd   Ursula Hennig
    Männer und Frauen,
    Dienerinnen, Diener,
    Aufseherinnen
      Opernchor
    der Städtischen Bühnen Regensburg


    Die Bühne war zugestellt mit einem überdimensionierten mannshohen Kubus, der eine Spielfläche auf der oberen Seite hatte, im Grunde aber einem freien Spiel im Wege war, da er nur umrundet werden konnte.

    Dr. Gerhard Heldt ließ im Programmheft unter anderen auch 'Frau Brigitte' zu Wort kommen. Udo Bermbach war durch einen gekürzten Artikel ' Mythos und Zeitbezug' vertreten, Richard Wagner legte seinen Beitrag 'Griechische Tragödie und Mythos' aus SSD Band IV, Seiten 33 und 54f vor und bei der Genealogie wurde Ingrid Zellner zitiert, deren 'Inzucht, Mord und Totschlag' schon im Programm Heft der Bay. Staatsoper abgedruckt war.

     

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    Die große Popularität, von der Strauss als Komponist hauptsächlich seit der *Salome' getragen wurde, ließ auch die Nazis nicht unbeeindruckt, zumal die Familie eindeutig dem Schema der Menschen im großdeutschen Reich nach der Gobineau'schen Lehre vom arischen Herrenmenschen entsprach.
    Bereits am 15. November 1933 ernannten sie ihn zum Präsidenten der Reichs-Musik-Kammer (RMK), einer Unterabteilung der Reichs-Kultur-Kammer  (nicht zu verwechseln mit RKK, was sinnigerweise auch als Abkürzung für das seit Jahrzehnten geplante Regensburger Kultur- und Kongresszentrum verwendet wird).

    Am 13. Februar 1934 bedankte sich Richard Strauss in einer Rede zu Beginn der ersten Kammertagung bei Hitler und Goebbels für die Schaffung des Reichskulturkammergesetzes, nicht bedenkend, dass über diese gesetzliche Regelung missliebige und nichtarische Künstler den Verfolgungen der Nazis ausgesetzt waren.

    Aus Anlass der Hochzeit von Emmy Sonnemann und Hermann Göring 10. April 1934 überreichte er dem Reichsjägermeister die Handschrift der 'Arabella' als Geschenk.

    Am 19. August 1934 unterzeichnete er den Aufruf der Kulturschaffenden zur Vereinigung des Reichskanzler - und Reichspräsidentenamtes in der Person Hitlers, denn man glaube an diesen Führer, der den heißen Wunsch nach Eintracht erfüllt habe.

     

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    Bis Juli 1935 blieb er Kammerpräsident, sein 'Rücktritt' wurde bekannt gegeben - er bekam Probleme wegen seines Librettisten Stefan Zweig, dem er einen Brief schrieb, mit dem für die, das Schreiben abfangenden, Kontrolleure klar wurde, das den völkischen Gedanken beim politisch völlig uninteressierten und damit geradezu tapsigen Bayern vermissen ließ.

    In seinen privaten Aufzeichnungen notierte er, dass es eine traurige Zeit sei, wenn ein Künstler seines Ranges ein Bübchen von Minister fragen müsse, was er komponieren und aufführen lassen dürfe - dies bezog sich aber auf 'Die schweigsame Frau', der sich das Regime entgegensetze, weil der Textdichter Stefan Zweig ein Jude war.

    In dem Brief an Zweig vom 17. Juni 1935 hatte er Bruno Walter als 'schmierigen Lausejungen' bezeichnet, in BT sei er für den 'Nichtarier' Toscanini eingesprungen, was mit Politik nichts zu tun habe und dass er 'den Präsidenten der Reichskulturkammer mime' sei Pflichterfüllung und er tue es, um 'größeres Unglück zu verhüten', dass er 'dieses ärgerreiche Ehrenamt angenommen' habe.

    Als 1936 die Sommerspiele in Berlin eröffnet wurden, meinte Goebbels beim Anhören der Strauss'schen Musik zur Olympia-Hymne, 'Komponieren kann der Junge'.
    1938 dirigierte Strauss in Düsseldorf seine 'Arabella', während parallel die Ausstellung 'Entartete Musik' gezeigt wurde.
    Im November 1943 widmete er ein selbst getextetes Lied Hans Frank
    dem Generalgouverneur von Polen:

    'Wer tritt herein so fesch und schlank /
    Es ist der Freund, Minister Frank /
    Wie Lohengrin von Gott gesandt /
    Hat Unheil er von uns gewandt ....'

    Der Sohn von Richard Strauss, Franz, lebte mit der 'Volljüdin' Alice von Grab-Hermannwört in einer 'privilegierten Mischehe', so konnte Vater Richard im Mai 1945 zu Klaus Mann sagen, dass er auf bis ein paar 'dumme Zwischenfälle' nicht zu klagen gehabt hätte.

     

     


    Bemerkungen_zu_'Elektra'_ -_Oberpfaelzer_Metropol-Theater_Regensburg
     

     

     

    Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:

    Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten
    verstehe ich
     diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik
    um der Kritik willen, sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung -
    Geglücktes oder Misslungenes.

    Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

    Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.
     

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