14.02.05
 

Das Pfeifen im Walde
 

 

Pressekonferenz der Stadt Regensburg
 

 

Da saßen sie wie die Orgelpfeifen und pfiffen sich ein Lied:
Der Oberbürgermeister von Regensburg - Hans Schaidinger -
die Vertreter des Projektteams 2010 - Gabriele Lindinger - und ihr Gefährte - Karlheinz Schmid.

Laut und deutlich versuchten sie mit dem Geräusch ihrer Stimmen, sich Mut zu machen.

Die von den Kulturbeauftragten initiierte Aktion 'Keine Chance Regensburg' an der Volksbühne Berlin hatte die Menschen der Republik zum Lauschen gebracht.
Allerdings war das Ergebnis in den Medien nicht so, wie man es in Regensburg erhofft hatte.

Ob Print- ob elektronische Medien, alle schütteten Spott und Hohn - versteckt oder offen - über Regensburg, die Stadt, die Bevölkerung und die Verantwortlichen.

Nun musste man selber heftig rauschen, um das Rauschen z.B. im Zeitungsblätterwald zu übertönen.

Nein, was war das da in Berlin für eine gelungene Aktion und eine fabelhafte Dramaturgie.
Schlingensief, den würde man ja wieder engagieren und der wär' doch auch 2017 der richtige Kulturreferent für die Stadt an der Donau.
Was nun aber für 2010 vorbereitet und der Jury präsentiert werden soll - keine Ahnung, keine Hinweise.
Aber nach Meinung Schmid ist Kunst und Kultur nicht nur das Schöne, das Geschönte - auch das Hässliche ist Kunst. Alles ist Kunst - mach ich den Deckel meiner Mülltonne auf, was sehe ich: alles Kunst.

Und zur Zeit der Pressekonferenz schwebten über den anderen 2010-Bewerber-Städten Hubschrauber über exponierten Plätzen nieder, Kästen wurden herabgeseilt, aus denen wurden Tüten mit Liebesgaben zum Valentinstag an die herumstehende Bevölkerung verteilt.

Ach, wie reizend die kleine Brezel - trocken, weil uralt - ein Gutschein für ein Bier, in Regensburg einzulösen, a Packerl Senf - wie sinnig, natürlich von Händlmaier - dazu die passende Knacker mit der Aufschrift 'Regensburger - haltbar bis 2010' in Wirklichkeit nach dem 6.3.05 bereits abgelaufen, dafür aber gefüllt mit so guten Sachen wie Nitritpökelsalz und Geschmacksverstärker von einer Firma Schmid aus Regensburg. Doch nicht etwa von 'dem Schmid'?

Was wird sich die Jury freuen, wenn sie von diesen Aktionen erfährt und vor allem wie die Bewerberin um 2010 in der großen Öffentlichkeit nach derartig kindischen Firlefanz-Produktionen - ohne jeglichen Inhalt - nun da steht.

Und das wird der Jury ja die Arbeit erleichtern, zu sagen: 'Regensburg du Schöne' kommst ganz oben auf die Liste der deutschen Bewerber, damit die in Brüssel wissen, die oder keine.

Was da in der Süddeutschen steht oder wie das Bayerische Fernsehen kommentiert - das ist uns doch ganz Wurscht.
Wir wissen alles besser und das ist die Prämisse:
Nur keine Spur von Selbstzweifel zeigen.

Dass Regensburger Bürger sich nach diesen Kommentaren überall in der Welt schämen, zuzugeben, in dieser Stadt zu wohnen, das ficht doch Frau Lindinger oder Herr Schmid oder Herrn Schaidinger nicht an.
Mir san mir.
Und jetzt machen wir und uns gegenseitig Mut, pfeifen laut im Wald, damit keiner merkt, wie voll unsere Hose ist, wenn es für Regensburg mit 2010 in die Hose geht.

Schiebt die Jury nach diesen Ohne-Substanz-Mätzchen, Regensburg in eine gute Position für Brüssel, dann: "Armes Deutschland".

Nebenbei noch: Wenn die Regensburger glauben, die Stadthalle am Donaumarkt wäre endgültig ad acta gelegt, dann irren die sich.

Ein Schaidinger gibt doch nicht auf, sich ein Denkmal zu setzen. Auch wenn noch ein paar BIs dagegen sind.

Der find schon wen, der eine Gegen-BI anzettelt, dass plötzlich so viele Stimmen für eine Halle am Donaumarkt einzusammeln sind.

 

DH