Zur Meinungsfreiheit westlicher Gesellschaften zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
   
04.01.2010 - dradio.de

 

 


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Kommentar zum Tage:

30. November
2011

'O du mein Alfred'
 

 


Ankündigung Theater Regensburg
 

La Traviata

Oper in drei Akten
Dichtung von Francesco Maria Piave
Musik von Giuseppe Verdi (1813-1901)
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
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Musikalische Leitung: Christoph Heil
Inszenierung: Arila Siegert
Bühne und Kostüme: Marie-Luise Strandt

 

 
         

 

 
         
  Besetzung    
         
 

Violetta Valery

Theodora Varga

Flora Bervoix

Jasmin Etezadzadeh

Annina, Violettas Dienerin

Ruth Müller

Alfred Germont

Enrico Lee

Georg Germont

Adam Kruzel - 30.11.11 / Seymur Karimov

Gaston

Cameron Becker

Baron Douphal

Patrick Rohbeck

Marquis de Obigny

Tobias Hänschke

Doktor Grenvil

Ruben Gerson

Joseph, Diener Violettas

Christian Schossig

Ein Diener bei Flora

Mikhail Kuldyaev

Ein Kommissionär

Sang-Sung Lee

         

Violetta Valéry ist der schillernde Star der Pariser Demimonde: schön, begehrt und – was keiner weiß – todkrank. Sie lebt und liebt die Flüchtigkeit des Lebens: die rauschenden Feste, die Jagd nach dem Genuss, die Verführung. Bis der romantische, junge
Alfredo mit seiner glühenden Liebeserklärung tiefere Gefühle in ihr weckt. Zum ersten Mal sehnt sich Violetta nach etwas, das ihrem Leben Dauer zu geben verspricht. Sie beginnt ein neues Leben, doch die Schatten der Vergangenheit holen sie ein. Alfredos Vater verlangt von ihr, sich von seinem Sohn zu trennen, da diese gesellschaftlich anrüchige Verbindung der Eheschließung und dem Glück von Alfredos Schwester im Wege steht. Verzweifelt willigt Violetta ein und verzichtet im Wissen um ihren baldigen Tod auf die einzige Liebe ihres Lebens.

Für „La Traviata“ griff Verdi auf Alexandre Dumas‘ erfolgreiches Schauspiel „La Dame aux Camélias“ – „Die Kameliendame“ –
zurück, das das Leben der berühmten Kurtisane Marie Duplessis thematisierte. Einen derart aktuellen und zeitgenössischen Stoff jedoch auf der Opernbühne zu zeigen, war für die damalige Zeit so skandalös, dass die Handlung bei der Uraufführung am Teatro La Fenice gegen den Willen des Komponisten aus der unmittelbaren Gegenwart in die Zeit um 1700 verlegt wurde.

Verdi entwickelt in seiner Oper ein überzeugendes Psychogramm seiner Titelheldin mit ganz neuen musikalischen Ausdrucksmitteln. Seine Musik vermeidet jedes Pathos und fokussiert sich auf die Ausgestaltung des intimen Dramas: der an starren gesellschaftlichen Normen scheiternden Violetta Valéry



Filmausschnitte

http://www.youtube.com/watch?v=sKP0L8bxkCA&feature=player_embedded#!

Änderungen vorbehalten!
Die aktuelle Abendbesetzung erhalten Sie am Programmheftestand.

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Wer in der Pause einer Vorstellung im Zuschauerraum bleibt, bekommt eine Menge mit, was meist nicht inszeniert ist.
Da werden von der Requisiteurin die herumliegenden 'Kamelien' weggeräumt und links ein Notenpult aufgestellt - der Zuschauer ahnt, was dann tatsächlich kommt - die Ansage.

Schon im ersten Teil der Vorstellung war klar - das kann nicht gut gehen.

Aber die Probleme zeigten sich in der Vergangenheit schon beim Chénier, dann beim Des Grieux, dann beim Cavaradossi, dann beim Lohengrin, dann beim Kalaf.

Jetzt beim Alfred wurde die Überforderung der Vergangenheit überdeutlich.

Die Chefdramaturgin des Hauses am Bismarckplatz versuchte die Unbill auf Weihnachten und das mit dieser Zeit einhergehende Wetter zu schieben - ein Irrtum, den sie sich selber sicher eingestand, aber was sollte sie auch sagen.
Doch nicht etwa, wir haben den Sänger entweder überschätzt oder überfordert.

Nun dürfte diese Situation für die Dame nicht neu gewesen sein, denn in den zehn Jahren ihres Hierseins erlebte sie ja schon Herrn H. aus F, der aus Pforzheim mitkam, dann das Problem mit Herrn S. aus B., der auch von Pforzheim nach Regensburg geholt wurde und nun die Sache mit Herrn L. aus K..

Ersterer war überlastet, bekam Magenprobleme, das Ende war abzusehen, den ersten Akt Boheme sang er z.B., dann kam der zweite Leidtragende des Regensburger Systems, der weitersang und bald seine Schwierigkeiten mit den Stimmbändern behandeln lassen musste.

Trotz dieser Kenntnisse über die Umstände war die Chefdramaturgin an dem bewussten Abend der Meinung, Kälte, Nebel und Regen 'hat's verschuldet', dass die Tonansätze des Sängers nicht sauber geführt wurden, dass die Stimme nach oben und unten unkontrolliert ausschlug - er oktavierte, nahm zurück - eine Qual für diejenigen, die Ohren haben.

In der Spielzeit soll er noch Dr. Cajus und Aegisth singen.
Hoffentlich hat er etwas G'scheits g'lernt und vielleicht Aktien von KIA oder Samsung.

Als das Notenpult bereitgestellt wurde, ging der Kenner der Regensburger Szene im Geiste das Ensemble durch - wer sollte da einspringen?
Es kam der, der eben mal seinen Gaston zu Ende interpretierte und dann den Alfred weitersang. Ein Buffo als Alfred - allein was tut's - er rettete die Vorstellung.
Aber man wird ihm doch nicht jetzt etwa aus Dankbarkeit die restlichen Vorstellungen am 19. Dezember 2011,
14. Januar, 17. März 2012 geben?

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Die Violetta war in jeder Hinsicht so kraftvoll, dass sie zum Leiden garnicht kam - eine gelegentliche Unpässlichkeit vielleicht - sie gefiel dem Publikum, sie bedankte sich beim Solo-Applaus - faltete sich zusammen wie einst Anna Pawlowa.

'Die Unverwüstliche' als Annina, sie hebt die Arme, um imaginäre Vorhänge zu öffnen und um links Licht in das Zimmer zu lassen - und die Bühne ist voll.
Olga und Orlowski als Flora.

Über alle Zweifel erhaben Vater Germont - ein Bariton wie er zu wünschen ist - unvergessen sein Zurga, Rigoletto, Mandryka, Posa, René, Holländer, Wolfram - in den vergangenen Spielzeiten. Er bleibt wie auch die Doppelbesetzung der Rolle - alle anderen sind gekündigt.

So wohl auch leider der Renvil.

Nur, der Kündigende führt sich nicht gerade gut bei den hiesigen Medien ein, lässt von der privaten E-Mail-Adresse seiner neuen Öffentlichkeitsarbeiterin Informationen über die Besetzung maßgeblicher Position ab der nächsten Spielzeit verbreiten, dass man sich fragt:
"Holla, früher gab es für diese Aktionen Pressekonferenzen und die Aspiranten wurden persönlich vorgestellt."

Wie meinte ein Redakteur zur Besetzung der Intendantenplanstelle mit diesem Herrn:
"Das wird nichts!"

Und ein anderer murmelte eingedenk und in Abwandlung des Schlingensief-Ausspruchs von 2005:
"Ich mach dich fertig Jensilein!"

 

Das Publikum war an diesem Abend mit Jugendlichen stark durchsetzt - einige schliefen mit dem Kopf auf der Balustrade abgelegt, andere spielten mit ihren Smart-Phones - wenige hörten oder sahen zu, was sich auf der Bühne tat.

Beim Schlussbeifall führten sie sich dann allerdings auf, als hätten sie alles mitbekommen - wie auf einem Fußballplatz - pfeifen, jubeln wie nach einem Tor. Den Sängern gefiel es verständlicherweise.

Der Dirigent freute sich auch, obwohl er gelegentlich vom Orchester an verschiedenen Stellen Musik hetzig, hastig spielen ließ, an denen die SägerInnen - an sich vorgesehen parallel dazu - nichts von sich gaben.
Aber Klappern gehört eben zum Handwerk!

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Um 'Missverständnisse zu vermeiden:

Ich verstehe diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen, sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing

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