'Buddenbrooks'
   
     Volksstück von John von Düffel
     nach Motiven von Thomas Mann

     in bairischer Manier
     eingerichtet für die Schauspieltruppe des

     Oberpfälzer Metropol*-Theaters Regensburg
     von Johannes Zametzer

     Repertoirevorstellungen 13. und 16.02.2010

 

 
 


MZ 26.04.2007
'Natürlich müsse man auf Qualität achten - [...] -
Es sei aber nicht Aufgabe der Politik, diese zu definieren.
Genauso wenig wie es Aufgabe des Regensburger Theaters sei, in überregionalen Feuilletons zu glänzen.'

(Dr. Bernd Meyer, ehemaliger Kulturreferent Stadt Regensburg)
 

 
 

 

       

Announcement Theater Regensburg

Buddenbrooks

von Thomas Mann (1875-1955)
für die Bühne bearbeitet von John von Düffel (*1966)

Inszenierung: Johannes Zametzer
Bühne und Kostüme: Hannes Neumaier
 

       

 

Thomas Manns Jahrhundertroman „Die Buddenbrooks“ ist heute wieder so aktuell
wie zur Zeit seiner Entstehung. Es geht um die Krise der Ökonomie, um den Verfall einer Gesellschaftsordnung und einer Familie. John von Düffel ist in seiner grandiosen Dramatisierung das Kunststück gelungen, die vielschichtige Familiensaga auf den Kern zu konzentrieren und daraus ein höchst bühnenwirksames Stück zu formen, das die brillante Sprache und die satirische Schärfe Thomas Manns genau wiedergibt. Der komplexe Stoff ist auf das Schicksal der zentralen Figuren verdichtet – Lebensgeschichten, in denen sich das Drama des nur am Handel orientierten Bürgertums spiegelt und die bis heute Millionen Leser gefesselt haben.
Bei den Buddenbrooks steht das Geschäft an erster Stelle. Die Familie ist die Firma und die Firma ist die Familie. Alles ist dem Diktat der Gewinnmaximierung unterworfen, selbst die Wahl der Lebenspartner. Zwar ist die Kaufmannsfamilie wohlsituiert, aber nicht reich genug, um das Vermögen in eine neue, wirtschaftlich härtere Zeit hinüberzuretten. Nach dem Tod des Vaters führt Thomas, der Älteste, das Traditionsunternehmen fort und strebt eine politische Karriere an. Christian hingegen interessiert sich mehr für das angenehme Leben als für kaufmännischen Fleiß. Und die lebenslustige Tony leidet unter den Zwängen des Großbürgertums – ihre gescheiterten Ehen mit dem Bankrotteur Grünlich
und dem bayerischen Exoten Permaneder schaden dem Ansehen der Familie.
Der Niedergang der einst vermögenden und einflussreichen Buddenbrooks ist unaufhaltsam.
Das in der Elterngeneration scheinbar noch intakte Wertesystem der Familie
wird den Nachkommen zum Verhängnis.
Diese Geschichte von gestern ist eine Geschichte von heute.
Denn die Gesellschaft von heute ist eine Gesellschaft von gestern.

Besetzung
 
     
Konsul Anton Schieffer    
Konsulin Doris Dubiel    
Thomas Paul Kaiser    
Christian Roman Blumenschein    
Tony Nikola Norgauer    
Gerda, Thomas Frau Anna Dörnte    
Hanno, ihr Sohn NN    
Grünlich Hubert Schedlbauer    
Kesselmeyer, Bankier Oliver Severin    
Permaneder Michael Morgenstern    
Morten Markus Boniberger    
Der Leutnant Markus Boniberger    
Lina, eine Bediente Anna Dörnte    

 

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Vom Theater Regensburg aktualisierte Fassung 
 

Wer hat sie nicht gelesen, wer liebt sie nicht, die Buddenbrooks, die kesse Tony, die auf Druck ihres Vaters den verhassten Hamburger Geschäftsmann Grünlich heiratet und dabei Schiffbruch erleidet, oder das ungleiche Brüderpaar Thomas und Christian, ersterer ein strebsamer Kaufmannssohn, der in die Fußstapfen seines erfolgreichen Vaters tritt und die Familienfirma übernimmt, letzterer ein glückloser Hallodri und Hypochonder. Thomas Manns Jahrhundertroman enthält wunderbare Charaktere und dramatische Konflikte. Es ist eine spannende Geschichte vom Kaufen und Verkaufen. Die Buddenbrooks sind nicht nur eine Familie, sondern auch ein Unternehmen, und das kaufmännische Denken bestimmt sowohl Berufs- wie Privatleben. Wie in kaum einem anderen Text der Weltliteratur klafft hier der tiefe Widerspruch zwischen dem lebendigen, ausufernden Organismus Familie und dem einschneidenden Diktat der Ökonomie –
ein Widerspruch, an dem die Familie Buddenbrook zerbricht.

John von Düffel gelingt es in seiner umjubelten Theaterfassung, die zentralen Motive und den inhaltlichen Kern der großen Familiensaga zu fassen und zu einem kompakten Drama zu formen. Die großen Charaktere der Buddenbrooks sind prachtvolle Bühnenfiguren – in denen sich in Zeiten der ständig kriselnden Wirtschaft viele heutige Menschen wiedererkennen werden.
"Buddenbrooks" ist eine genaue Untersuchung bürgerlicher Werte, ihrer Leistungs- und Lebensfähigkeit. Wann war die Geschichte dieses ökonomischen Überlebenskampfes und seiner menschlichen Opfer aktueller als jetzt?

 
Besetzung      
Konsul Anton Schieffer    
Konsulin Doris Dubiel    
Thomas Paul Kaiser    
Christian Roman Blumenschein    
Tony Nikola Norgauer    
Gerda, Thomas` Frau Anna Dörnte    
Hanno, ihr Sohn Moritz Schnell / Sebastian Karl    
Grünlich Hubert Schedlbauer    
Kesselmeyer, Bankier Oliver Severin    
Permaneder Michael Morgenstern    
Morten Markus Boniberger    
Der Leutnant Markus Boniberger    
Lina, eine Bediente Anna Dörnte    

 
 

 

 


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Am 13. Dezember 2005 fand im Thalia Theater Hamburg die Uraufführung des Schauspiels 'Buddenbrooks' statt.  Die Dramatisierung des Roman von Thomas Mann geht auf eine Idee des Regisseurs Stephan Kimmig zurück.
Der Dramaturg des Thalia Theaters Hamburg, John von Düffel, 1966 in Göttingen geboren, brachte 1998, nach dem Studium der Philosophie,  seinen ersten Roman 'Vom Wasser' heraus, dem weitere folgen wie im Jahre 2000 'Schwimmen. Kleine Philosophie der Passionen', 2001 der Roman 'Ego' und 2007 'Beste Jahre'.
Die Literaturkritik setzt sich intensiv mit ihm auseinander.

Familie Deutschland im Ruin

DER SPIEGEL - 05.12.2005

Mangels aufregender neuer Stücke bringen Regisseure derzeit gern Romanstoffe auf die Bühne. In Hamburg nun sogar Thomas Manns als Heiligtum verehrte "Buddenbrooks". Der schlimmste Abgrund der Verworfenheit tut sich für den rechtschaffenen Lübecker.

Schweigen der Männer

DER SPIEGEL - 18.10.2004

John von Düffel: "Houwelandt". Jorge schwimmt aufs Meer hinaus, immer tiefer hinein in "sich selbst überschattendes Blau". Thomas verzweifelt an seinem "sich selbst lähmenden Perfektionismus".

DIE ANGST VOR DER FAMILIENFEIER

SPIEGEL special - 28.09.2004

Die Geschichte eines in sich zerrissenen Clans entfaltet John von Düffel in seinem psychologisch subtilen Roman "Houwelandt". Eine Familie kann unbehelligt dahinleben, solange ihre Mitglieder einander nicht begegnen.

Zug um Zug

KulturSPIEGEL - 30.08.2004

Der Schriftsteller John von Düffel springt ins kalte Wasser, wenn er mal nicht weiterweiß. Er sagt,
er sei viel geschwommen während der Arbeit an diesem Roman. Drei Jahre lang, möglichst täglich, dreieinhalb chlorblaue Kilometer.
 

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In das Zentrum seiner Bearbeitung des Buddenbrooks-Romans - für die zwei Jahre benötigt wurden - stellt John von Düffel drei Kinder des Senators Jean Buddenbrook: Thomas, Christian und Antonie - Clara findet keine Erwähnung. Sie haben das Erbe der Familie und das der Firma zu tragen und scheitern alle, bedingt durch wirtschaftliche Veränderungen am Markt, mehr noch an den eigenen Unfähigkeiten, mit diesem Markt und Konkurrenten fertigzuwerden.
Bei einer Dramatisierung eines Romans, der in der Erstausgabe mehr als 1000 Seien umfasste, müssen für das Theater Abstriche, Straffungen vorgenommen werden. Bei der Verfilmung des Stoffes, die inzwischen zum vierten Mal erfolgte, können über Atmosphärisches Verdichtungen erreicht werden.

Auf Regieanweisungen, Requisiten oder Bühnenbildvorgaben wird weitgehend verzichtet und damit den Darstellern die Möglichkeit gegeben, der Gestaltung der Figuren einen weiten Raum zu lassen.
Thomas Mann nutzt in seinen Buddenbrooks ausgeschriebene Dialoge wie z.B. im Gespräch von Thomas mit seiner Mutter Elisabeth wegen der Vergabe von Geldern an die Kirche. Rede und Gegenrede wechseln sich ab - eine Vorgabe für die Dramatisierung - Herauslösung der Sprache aus der romanhaften Schilderung.
 


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Als die Idee einer erneuten Bearbeitung des Romans für das Theater bekannt wurde, gab es Skeptiker, die auf das Malheur am Theater Basel im Jahr 1976 wie auch auf die Verfilmungen verwiesen - ob man es nicht dabei belassen sollte.

Dieser Buddenbrook-Stoff bietet mit seiner Durchdringung von wirtschaftlichen Problemen in einer Zeit gesellschaftlicher Veränderungen mit den Schwierigkeiten von Menschen in ihrer persönlichen Entwicklung Möglichkeiten, die Situation in ein Heute zu übertragen, ohne die historische Basis des Werkes, eines Zeitraumes von 1835 bis 1877 aus den Augen zu verlieren und einfach nur zu aktualisieren.

Die ständige Angst der drei jungen 'von-Düffel-Buddenbrooks', die Kontrolle in jeder Hinsicht - ob im geschäftlichen eines Familienunternehmens wie auch im gesellschaftlich/privaten Bereich - zu verlieren, lässt sich heute noch mehr nachzuvollziehen als zum Zeitpunkt der Schaffung der Bearbeitung von 2003 bis 2005.
Es fehlen allerdings heute weitgehend die Zwänge, denen die Gesellschaft im 19. Jahrhundert bis hinein in die ersten Jahre des 20. Jahrhunderts zum Teil sich selbst auferlegter Drangsal wie standesgemäße Heirat mit Übergabe einer Mitgift, Rückfragen beim Vater, dem Bruder oder sonstigem Vormund, um, wie in allen Fällen des täglichen Lebens, Contenance zu bewahren.

Ein völlig neues Stück passend zur Situation zu schreiben, wäre angebracht, aber es gäbe für die Dramatisierung keine 'Stütze' über den Wiedererkennungseffekt, unter dem Aspekt: die heutige Gesellschaft ist mit dem Roman vertraut.
Ansonsten erlaubt die Bearbeitung für das Theater, das Publikum an den Roman heranzuführen und aufzuzeigen, dass sich die wirtschaftliche wie auch die gesellschaftliche Situation im 19. Jahrhunderts in der heutigen widerspiegelt.

Auch die neue szenische Fassung - nach der von 1976 durch Tadeus Pfeifer - birgt die Gefahr des Scheiterns, wenn dem Publikum nicht aufgezeigt werden kann, dass Elementares vermittelt werden soll und wird, wobei die Besetzung der Rollen von spezieller Wichtigkeit ist.  Über das Talent der Darsteller und die Regieführung muss die Situation der Menschen in der damaligen Zeit aufgezeigt werden: 
 

'... von jungen Mädchen findet man's entsetzlich, wenn sie ein Selbst sein wollen,
sie dürfen überhaupt nichts sein, im besten Fall eine Wohnstubendekoration
oder ein brauchbares haustier, von tausend lächerlichen Vorurteilen eingeengt.
die geistige Ausbildung wird vollständig vernachlässigt.'

(Franziska Gräfin Reventlow, Tagebücher 1895-1910, Fischer tb, 1976, S. 12)
 


Und die große deutsche Schauspielerin Tilla Durieux schrieb:


'Ein junges Mädchen durfte wohl malen, Klavier spielen, singen, nur Gott behüte nicht mit künstlerischem Anspruch. Sie hatte auf den Mann zu warten, dem sie, liebend oder nicht, beglückt in eine ehe folgte, der dann wieder solche 'Wartemädchen' entsprangen, die dann wieder .... und so fort in alle Ewigkeit.'

(Tilla Durieux, Meine ersten neunzig Jahre, rororo tb, 1976, S. 16)
 

 

 

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Die Inszenierung der 'von-Düffel-Buddenbrooks' am Theater Regensburg gibt dem Publikum mehr als nur ein Rätsel auf.
Kennt es den 'Thomas-Mann-Roman' nicht, ist ihm von vornherein die Basis für die von-Düffel-Bearbeitung entzogen und es tappt von Auftritt zu Auftritt, ohne im Moment des Verarbeitens einen Bezug zu bereits Gesehenem herstellen zu können.

Tony - Nikola Norgauer und Thomas - Paul Kaiser suchen mit Taschenlampen leuchtend zwischen vom Schnürboden dräuend herabhängenden Geld-/Getreide-/Pfeffer-/Säcken, finden an der Rampe das Familienbuch der Buddenbrooks und stottern herum, als sie 'geb.' nicht definieren können und ihnen das Wort 'Police' auch fremd ist.

Szenenwechsel
Kanne mit schepperndem Deckel wird an der Familie Buddenbrook vorbei, die wie Hühner auf einer Stange aufgereiht sitzen von der hier stummen und gramgebeugten Hauswirtschafterin Nina - Anna Dörnte getragen, die Konsulin nimmt den klappernden Deckel der Kanne ab und erhält etwas in ein Gefäß eingeschüttet.
Sie beklagt sich über Personalmangel "wenn ich an das Personal meine Eltern denke", der Konsul schildert nebenbei Zeitung lesend die Lage des Unternehmens, dessen finanzielle Ausstattung immer mehr abnehme.
Während des "wir sind nicht so ungemein reich" des Konsuls legt Tony den Kopf auf die Schulter des neben ihr sitzenden Bruders Christian - Roman Blumenschein, sie zaust ihre eigenen Haare, wird von der Konsulin gemaßregelt, ihre Haltung sei nicht "comme il faut".

Nina / Anna Dörnte bringt dem Konsul auf einem Tablett eine Visitenkarte:
'Grünlich, Agent - ein angenehmer, gut empfohlener Mann' -
Auftritt Bendix Grünlich - Hubert Schedlbauer - er mimt einen sich in permanenter Exaltation befindlichen, in jeder Hinsicht Behinderten, der mittels einer Digitalkamera mit Elektronenblitz die Familie Buddenbrook ablichtet.

Welch genialer Brückenschlag des Regisseurs Johannes Zametzer von der Mitte des 19. Jahrhunderts in die Gegenwart. Diese Schiene passt zum krampfhaften Verheutigen des 'Onegin', ebenfalls am Theater Regensburg  als dort U-Bahn-Züge im Hintergrund mittels Projektion gezeigt werden.
Und auch im 'Ritorno d'Ulisse' werden Laptops und ein Handy gezeigt, zur Verwunderung selbst der Darsteller.
So rennt das Theater Regensburg einem Trend hinterher, Baden-Baden ist dem nie gefolt, aber den Regensburgern kann man das Altbackene ja noch anbieten - 'passt scho!'.

Anna Dörnte / Nina nimmt der Konsulin die Tasse ab, ehe Herr Grünlich/Hubert Schedlbauer - ins Publikum starrend - fortfährt:
"Oh, was für ein reizender Garten" - um sich dann über die Lektüre der Buddenbrooks-Kinder, Hoffmanns  Serapionsbrüder und Cicero auszulassen. Dem Konsul wäre es lieber, sein Nachwuchs bereitete sich mehr auf das praktische Leben vor.

Grünlich/Hubert Schedlbauer Tony ablichtend und der Konsulin das Bild auf dem Display zeigend: 'Beachten sie wie die Sonne im Haar ihrer Tochter spielt' - Tony verstrubbelt dieses daraufhin ostentativ.
Während die Konsulin den Grünlich/Hubert Schedlbauer, nach dessen Abgang in Begleitung des Konsuls als angenehmen Mann empfindet, meint Tony, er sei albern. Und Christian äfft Grünlich/Hubert Schedlbauer zur Freude des Publikums nach.

Paul Kaiser tritt als Thomas an die Rampe und tönt ins Publikum, er müsse an seinem Platz sein, er könne früh berufen werden. Wenn er gut leben wolle, müsse er hart arbeiten, härter noch als andere. Er müsse Härte erleiden und nicht als Härte empfinden.

Der Konsul fragt die auf einem 'Schammerl' in Bühnenmitte hockende Tony, dass man Grünlich doch als braven und liebenswürdigen Mann kennengelernt habe, der um die Hand der Buddenbrooks-Tochter bitte, was sie davon halte.
Tony: sie verstehe nicht, was Grünlich von ihr wolle, schließlich habe sie ihm nichts getan.
Mutter Konsulin eilt zur erstaunt um sich blickenden Tochter und erklärt ihr, Grünlich sei schließlich eine gute Partie, außerdem böte sich ihr diese Gelegenheit, ihr Glück zu machen, nicht alle Tage.
Tony hält dagegen, sie könne Grünlich nicht ausstehen, sie werde zur Heirat nie ihr Ja-Wort geben.

Szenenwechsel
Thomas / Paul Kaiser tritt - sich eine Krawatte bindend nach vorne und fragt ins Publikum nach der Definition des Begriffes 'Erfolg'. Da er vom Auditorium keine Antwort erhält,  schließt er mit: "Ich muss bereit sein" und geht ab.

Tony / Nikola Norgauer hampelt auf ihrem Kinderschammerl zu eingespielter spanischer  Instrumentalmusik herum und singt "Dibit, dibit, dibit" während die Säcke vom Schnürboden heruntergefahren werden, unter denen sich Grünlich/Hubert Schedlbauer mit Video-Kamera auf einem Stativ hervorwälzt. Ihn habe der Brief, den er vom Konsul bezüglich einer Eheschließung mit Tony / Nikola Norgauer erhalten habe, mit Hoffnung erfüllt.

Er erwarte von Tony das Wort zu hören, dass ihn glücklicher machen werde, als er es zu sagen wage - in die aufgestellte Kamera kommt ihr 'Nein'.

Man kann es verstehen, dass sie dieses hysterische Mannsbild nicht will und mehrfach betont sie es durch ein unzweideutiges 'Na-hein', auch wenn sich Grünlich/Hubert Schedlbauer nun auf ein freies Kinderschammerl stellt und Flugübungen zu machen versucht, indem er die Arme zum Abheben wie Flügel ausbreitet und dies dabei noch auf einem Bein balancierend. (Kommentar des Betrachters: 'Dämlicher geht's nicht!' - aber Grünlich ist eben so und Hubert Schedlbauer geniert sich nicht, den Bewerber um die Hand der Tony geradezu zum Affen zu machen. Zuschauer entsprechend happy.)

Grünlich erhält von Tony ein erneutes 'Na-hein', er faltet leichtfertig die Arme zusammen, der sich gerade aufbauende Auftrieb nimmt bis zum 'stall', dem Strömungsabriss, rapide ab und der Werber stürzt vom Schammerl auf den harten Bühnenboden der Tatsachen.
Die Säckesammlung fährt nach oben in den Schnürboden, Grünlich geht mit der Drohung, dass er zurückkehren werde, durch die Mitte ab.

Szenenwechsel
Christian / Roman Blumenschein schreitet über die Bühne.

Konsul / Anton Schieffer und Kosulin / Doris Dubiel nehmen auf Stühlen mitten auf der Bühne Platz und überlegen, warum Tony den Grünlich wohl nicht wolle.

Von hinten aus der Mitte naht die offensichtlich unter Osteoporose leidende Nina / Anna Dörnte mit einem Tablett, darauf Gefäße, die von denen, denen sie dargeboten werden, geleert werden. Die herumstehenden Kinderschammerl nimmt sie nach hinten mit, in die Kulisse.

Tony / Nikola Norgauer werde sich schon an Grünlich / Hubert Schedlbauer gewöhnen, meinen ihre Konsul-Eltern, außerdem habe der Konsul / Anton Schieffer die Bücher des Bewerbers Grünlich gelesen, sie seien zum Einrahmen, sein Vermögen belaufe sich auf 100.000 und die Auskünfte aus Hamburg seien außerordentlich zufriedenstellend, daher könne er diese Heirat nur dringend erwünschen, betont er. Die 80.000 für Tonys Mitgift seien sehr gut angelegt.
Die Konsulin / Doris Dubiel bemerkt, man dürfe die Tochter nicht malträtieren, sie müsse sich besinnen, dann werde sie schon zur Vernunft kommen.

Szenenwechsel
Vom Band ertönt Brandungsrauschen - der gemeine Regensburger wähnt auf diese Weise, am Meer zu sein - dem Original entsprechend wäre es Travemünde - ein aufreizend gut gewachsener Jüngling, Morten / Markus Boniberger, strömt in Badehose mit Badetuch von links, von rechts trippelt Tony / Nikola Norgauer badebekleidet auf die Szene. Ihr Tuch legt sie ordentlich aus, zieht es gerade, streckt dabei ihr Hinterteil dem Publikum entgegen.
Ein Dampfer tutet, Morten / Markus Boniberger gibt auf Befragen von Tony / Nikola Norgauer bekannt, dass es sich hier um ein Schiff namens 'Albatros' handele, das nach Russland fahre.
Auf Tonys Frage, was er gerade lese, verkündet er, ein Buch über das Lungenödem und wie er mit Vornamen heiße, beantwortet er mit dem Hinweis, sein Großvater sei ein halber Norweger gewesen, der Morten geheißen habe, deswegen sei sein Vorname gleichlautend mit dem des Großvaters, während ihm Tony / Nikola Norgauer zur Abwehr aggressiver Sonnenstrahlen und zur Vermeidung eines Sonnenbrandes den Rücken einkremt und das mitten im 19. Jahrhundert oder ist das schon ins 21. transferiert.

Sie klärt Morten darüber auf, wer Grünlich ist und dass sie ihn zurückgewiesen habe, währenddessen sie auf Mortens Gesäß rittlings sitzend herumhopst. Folgen dieser rhythmischen Bewegungen sind bei Morten nach dessen Aufstehen nicht erkennbar.
Plötzlich ein Zwischenton, sie mache sich nicht immer lustig über Leute, die ihr zu Füßen lägen, das dürfe man nicht von ihr denken - womit Morten gemeint sein muss. Sie habe ihn sehr gern. Das zu bekräftigen gehen beide nach links hinten ab, wohl in den Strandhafer - die Badetücher bleiben liegen.

Szenenwechsel
Thomas / Paul Kaiser brüllt von hinten aus der Mitte kommend nach einer Anna - wohl weit über die Trave, hier nur ins Publikum. Dieses steht vor der ungeklärten Frage: Wer bitte schön ist Anna?
Der Eingeweihte weiß natürlich, dass es sich um die Blumenhändlerin Anna handelt, mit der Thomas  seit langer Zeit ein erotisches Verhältnis hat. Sie solle vernünftig sein und nicht weinen und sich nicht wegwerfen, was sie bisher nicht getan habe, fordert er sie lauthals im Abgehen aus der Tiefe der Bühne auf. Diese Aussage münzt er auf sich selber. Er werde in Amsterdam erwartet und schreibe ihr, sobald er dort sei. Sie werde schon eine andere gute Partie machen.

Lachend Morten / Markus Boniberger und Tony / Nikola Norgauer tropfnass von links hinten - offensichtlich waren sie nach dem vom Publikum vermuteten Strandhafer-Aufenthalt zur Abkühlung im Meer. Sie gibt ihm einen Brief von Grünlich, in dem sich ein Ring für die angebetete Tony befindet, den sie aber zurück schicken lassen werde.
(Aus der Kulisse rechts filmt ein Spanner - es muss Grünlich sein.)

Szenenwechsel
Konsul / Anton Schieffer liest Konsulin / Doris Dubiel seinen Brief an Tochter Tony vor, mit dem er ihr klar macht, sie sei nicht allein, sondern innerhalb der Familie ein Glied in einer Kette. Dies alles möge sie bei ihrer Entscheidung bezüglich Grünlich bedenken.

Szenenwechsel
Christian / Roman Blumenschein tobt zu Disko-Musik nur mit hellen Jeans und Rotfuchsmantel o.ä. über dem sonst nackten Body auf die Bühne und behauptet, alle seien in London - Projektionen auf die helle Bühnenrückwand zeigen hopsende Menschen  - dies wohl in Anlehnung an den 'That's Maria-Song' aus der zweiten Buddenbrook-Verfilmung.
Er, der junge Buddenbrook, außer Rand und Band, der Türsteher zieht ihn in die Disco.

Szenenwechsel
Tony / Nikola Norgauer hockt an der Rampe und gibt dem Publikum die Erläuterung, sie folge den Vorgaben des Vaters, der ihr brieflich die Sache mit dem Glied in der Kette einer Familie mitgeteilt habe und sie sich füge sich, "an der Geschichte meiner Familie mitzuarbeiten".
 
Szenenwechsel
Konsul / Anton Schieffer liest für die Konsulin / Doris Dubiel aus seinem Brief an Sohn Thomas, er sei erfreut über des Sohnes Erfolge in Amsterdam, er möge aber nur solche Geschäfte am Tage machen, nach denen man auch in der Nacht ruhig schlafen könne. Leider gäbe es nun Leute, die ohne diese Prinzipien besser führen wie der Hagenström, an den er gerade denke, dessen Geschäfte intensiv im Wachsen begriffen seien.
Schmunzelnd die Mahnung an die Konsulin gerichtet, deren Familie möge die Groschen besser zusammenhalten.

Szenenwechsel
Grünlich tritt normal gehend, nicht wie in seinem ersten Auftritt hampelnd, aber dafür kauend mit einem Teller in der Hand, einer Serviette umgebunden von links auf, Tony  eilt von rechts herbei, die letzten Tropfen aus einer mitgeführten Tasse trinkend. Auf den Vorwurf des Gatten, sie sei nicht kinderlieb, schnippst sie ihm Essen vom Teller (tolle Zustände in dem Haushalt, empfindet das Regensburger Publikum) sie sei schließlich mit Hauswirtschaft beschäftigt. Sie stünde morgens mit 20 Vorhaben auf und ginge abends mit 40 zu Bett, somit müsse trotz der zwei Haushaltshilfen, ein Kindermädchen eingestellt werden. Zur Krönung der Darstellung ihrer Missbilligung legt Tony / Nikola Norgauer ihrem Gatten das Kotelett auf den nackten Kopf. Ihr reicher Vater habe nicht ahnen können, dass es ihr jemals an Personal werde mangeln können, wobei sie die Tasse mit Untertasse zu Boden fallen lässt.

Grandios wie Nikola Norgauer den ungezogenen Balg spielt, der doch eine so gute Erziehung genossen hat. Unmöglich für Grünlich/Hubert Schedlbauer hier mithalten zu können, wenn er auch seinen Teller der Tasse seiner Tony / Nikola Norgauer hinterher wirft. Das Porzellan zerschellt am Boden und bleibt für restlichen Szenen bis zur Pause dort liegen.
Auftritt Bankier Kesselmeyer / Oliver Severin, der einen scheppernden Wecker aus der Kulisse in diese Szene hält,  für das Publikum nun deutlich erkennbar: 'Buden'-brooks' - der Name dieser Produktion.

Der Bankier gibt Tony recht, nicht sie ruiniere Grünlich, denn er sei es bereits. An eine Prolongation der Verbindlichkeiten durch die Banken sei nicht zu denken.
Bankier Kesselmeyer / Oliver Severin entzündet ein Streichholz an Grünlich / Hubert Schedlbauers Glatze, reicht ihm die Flamme zum Anrauchen einer Zigarre und löscht genüsslich durch Ausblasen das Feuer am Holz. Nachdem Grünlichs finanzieller Unterstützer (Konsul Buddenbrook d. Redaktion) auch wackle, müsse er, Kesselmeyer / Oliver Severin, Papiere verkaufen und sein Kapital fordern. Sein Blick in seinen modernen - von innen rot illuminierten - Aktenkoffer zeigt ihm wohl die aktuellen Kursverläufe an. Kredite werde er dem an der in seinem Mund befindlichen Zigarre vorbeischwafelnden Grünlich/Schedlbauer nicht gewähren.
Nun werde es eben "ein höchst spaßhaftes Bankröttchen" geben.

Szenenwechsel
Thomas / Paul Kaiser bespricht monologisierend die Lage des Unternehmens - geht nach links ab, sich selbst bestätigend, man müsse sich für die Firma aufreiben, wer täte das nicht.

Konsul / Anton Schieffer aus der Mitte, für Tony / Nikola Norgauer überraschend, die von rechts herbeikommt. Sie ist über Vaters Erscheinen erfreut, er aber sei zu einer sehr, sehr ernsten Unterredung mit ihrem Mann gekommen und wolle garnicht erst ablegen.

Mit großem Getue und pathetischem Gestikulieren berichtet Tony ihrem Vater, Grünlich habe gestern mehrfach gefragt, ob sie ihn liebe und ob sie für ihn ein gutes Wort beim Vater einlegen wolle.
Für das Publikum völlig unverständlich, tobt Nikola Norgauer als Tony voller Freude über die Bühne als sie vom Vater hört, dass ihr Mann Grünlich Bankrott anmelden müsse. 
Er, Vater Buddenbrook, bereue die damalige Entscheidung, seine Tochter zur Ehe mit Grünlich gedrängt zu haben. Auf die Frage, ob sie Grünlich in den vier Jahren lieben gelernt habe, verneint Tony dies, sie habe den nie geliebt.
Wie Nikola Norgauer diese Szene spielt, lässt den Schluss zu: sie hat im Laufe des Abends ganz eindeutig die Grünlich'sche Exaltation aus dessen erster Szene übernommen - dies zur Freude des Publikums.

Konsul / Anton Schieffer bietet an, Grünlich zu retten, aber Tony will lieber zu den Eltern zurück nach Lübeck, als dass durch die Abdeckung der Schulden Grünlichs durch den Konsul die Möglichkeiten der eigenen Firma und der Familie Buddenbrook eingeschränkt würden. In dem Moment segelt Grünlich herein, begrüßt überschwänglich den Konsul, der seinerseits Tochter Tony zu deren Tochter Erika wegschickt.

Bankier Kesselmeyer / Oliver Severin schwingt sich auf die Bühne und freut sich, die Ehre zu haben, den Konsul zu sehen. Die Prüfung der Bücher durch den Konsul werde ergeben, dass es sich bei ihm, Grünlich, um einen Unglücklichen, nicht aber um einen Schuldigen handele - meint Grünlich / Hubert Schedlbauer, der auf Knien um Hilfe fleht und androht, sich sonst mit eigener Hand zu töten, falls ihm die 120.000 Schwiegerväterlicher Kredit nicht gewährt würden.

Kesselmeyer / Oliver Severin klärt auf wie seinerzeit durch die Heirat Grünlichs mit Tony und die Mitgift von 80.000 dessen Firma gerettet werden konnte, von denen 3/4 Wechselschulden abdeckten. Alle Erkundigungen des Konsuls über die Bonität Grünlichs seien 'getürkt' gewesen, da die Gläubiger wussten, auf diesem Wege zu ihren Geldern zu kommen.
Tony / Nikola Norgauer kommt von rechts in Hut und Mantel mit Koffern, ihr Unbehaustsein verdeutlichend. Da sie Grünlichs / Hubert Schedlbauer Flehen, zu bleiben, nicht erhört, nimmt er ihr wütend die Koffer ab und wirft diese schwungvoll - da leer - links in die Kulisse, schließlich sei er ihrer überdrüssig, schreit er ihr hysterisch ausflippend nach.
Der Konsul gibt Grünlich im Abgehen den Rat, sich zu fassen und zu beten. Unter diabolischem Lachen folgt Bankier Kesselmeyer / Oliver Severin dem Konsul.
Das Publikum ist amüsiert.

Szenenwechsel
Konsulin / Doris Dubiel, Thomas / Paul Kaiser und Tony / Nikola Norgauer warten auf das Erscheinen des Konsuls. Aber der käme ja immer zu spät, da er so viel zu erledigen habe. Immer hetze er sich, nähme mehrere Stufen auf einmal und so sei es kein Wunder, dass es ihm dann nicht gut gehe.

Es könne einen Regenguss geben, aber nichts von Dauer ist die meteorologische Voraussage von Thomas. Der Spaziergang müsse eben nach dem Gewitter durchgeführt werden.

Die Szene wird abgedunkelt - eine Stimme aus dem Off teilt mit:
es sei da plötzlich dieser Moment eingekommen, es habe sich etwas Lautloses, Erschreckendes  ereignet. Das Regenwasser habe im Rinnstein geschäumt und sei auf den Bürgersteig hoch emporgesprungen.

Da stürzt aus der Mitte die hastig norddeutschplatt plappernde, in Kapuzenmantel gehüllte, Nina herein und verkündet, der Konsul sei soeben verstorben.
Alle schnell ab.

Christian / Roman Blumenschein kommt in Hut und Mantel mit Gepäck von links, stolpert in der Mitte der Bühne über seine eigenen Beine, fällt hin, hebt die Koffer auf und geht schnell nach rechts ab.

Die von Herrn von Düffel für den Auftritt Nr. 26 vorgegebene Regieanweisung:

- Christian mit Gepäck, er stolpert, tritt gegen einen Koffer, noch einen Tritt, ein Tanz wird daraus, eine wütenden, entfesselte Steppnummer.
Plötzlich bricht er ab -

wird in der Form nicht ausgeführt, obwohl Roman Blumenschein das - eingedenk seiner Szene vor der Disco in London - sicher gut hinbekommen hätte.
 

 

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Unter vom Schnürboden heruntergefahrenen Säcken besprechen Konsulin / Doris Dubiel mit Thomas / Paul Kaiser die Testamentseröffnung, Christian solle auch kommen, sie habe ihn acht Jahre nicht gesehen. Sie wolle alle um sich haben in dieser schweren Zeit. Und wo sei Christian besser aufgehoben als im Geschäft seines seligen Vaters, weist sie frohlockend ihren Sohn Thomas an.

Dass im Stück Konsul Buddenbrook gestorben ist, merkt man Doris Dubiel in der Darstellung der Witwe nicht an, sie ist locker drauf wie weiland 'Frau Pinneberg' - trägt nur eine dunkle Brille, die Trauer den Regensburgern gegenüber dokumentierend.
Ansonsten, noch nie wie hier: Elegance par excellence.

Thomas macht gegenüber der Konsulin - im Beisein von Tony, die von rechts herbeigeeilt ist, einen Kassensturz:
Tonys Mitgift sei verloren gegangen - das Vermögen belaufe sich auf 750.000 - eigentlich müsste man längst ein Million erreicht haben. "Aber die Zersplitterung."
Thomas entschuldigt sich dafür, nun nur über die Firma und nicht über die Familie zu sprechen.
"Hunderttausende, die dem Betrieb entzogen werden."

Szenenwechsel
Christian / Roman Blumenschein mit zwei Koffern, diese in der Mitte abstellend, fragt seine Schwester Tony / Nikola Norgauer in einer unglaublich albernen und der Situation nicht angepassten Art und Weise, das letzte Stöhnen des Vaters nachäffend: "Also gelb, gelb sah er aus der Pappa" - um gleich darauf wissen zu wollen, ob die Familie es kenne, "wenn man einen harten Bissen verschluckt und es tut hinten den ganzen Rücken hinunter weh?"
 
 

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Thomas / Paul Kaiser kritisiert gemeinsam mit der Konsulin / Doris Dubiel, Christian (nach dessen Abgang) , dieser sei nicht in der Lage, die Contenance zu wahren. Er selber aber habe manchmal auch "über diese ängstliche, eitle und neugierige Beschäftigung mit sich selber nachgedacht."
Christian kommt, er fragt nach der so plötzlichen Gottesfürchtigkeit der Mutter. Seit Vaters Tod sei sie so, bekommt er zur Antwort.

Thomas bespricht mit Christian die gemeinsamen Tätigkeiten in der Firma. Christian übergibt Reisemitbringsel - u.a. zur Erheiterung des Publikums - einen Schrumpfkopf aus Valparaiso, die er einem Koffer entnimmt, den der unter Aufwendung von Gewalt mit dem Fuß öffnete.
An der Börse rede man über ihn: Buddenbrook wolle mit 'avec' Geld verdienen.

Szenenwechsel
Während Thomas hinten die Bezifferungen der vom Schnürboden heruntergelassenen Säcke diktiert, philosophiert Christian vorne über den Kaufmannsberuf: " ... die Hände fühlen sich zufrieden."

Szenenwechsel
Thomas zitiert aus einem Brief, den er an seine Mutter, die Konsulin aus Amsterdam schickte. Im Hintergrund eine Dame die Violine spielend. Er sei stolz, dass seine 'gute Partie Gerda' durch deren Mitgift einen erheblichen Kapitalzufluss ermögliche.

Szenenwechsel
"Da seid ihr ja" ruft Tony / Nikola Norgauer juchzend von rechts, Thomas / Paul Kaiser und Gerda / Anna Dörnte nach deren Ankunft aus Amsterdam in Lübeck begrüßen zu können. Die Konsulin heißt Gerda die "liebe, schöne, gesegnete Tochter" im Haus und "unserer Familie" willkommen. Christian kommt auf einen Stock gestützt Gerda entgegen, er empfinde Qualen im linken Bein.
Kaum unterhalten sich Tony und Gerda über ihre gemeinsame Zeit im Pensionat, 'quatscht' Christian zum Amusement des Publikums dazwischen: "es ist die ganze linke Seite, so ein unbestimmter Schmerz", worauf ihn Mutter Konsulin an die Hand nimmt und mit ihm abgeht.
Tony beglückwünscht Thomas zu der Mitgift von 300.000 durch die Heirat von Gerda: "Das hast du gut gemacht" - auf die Frage, von Thomas an Gerda gerichtet, ob sie Kopfschmerzen habe, meint diese: "lass nur" und schreitet nach links hinten ab.

Anton Schieffer als Konsul - sein Philipp II. passt in sein Darstellungsschema - füllt die Rolle des auf Geldzuwachs bedachten Kaufmanns unter konsequenter Inkaufnahme, dass er seine Tochter Tony ins Unglück stürzt. Täuschen ließ er sich im Falle Grünlich allerdings von zweifelhaften Gutachten.
Diese zweite Seite der Figur, geprellt worden zu sein, wird zu wenig ausgespielt, ebenfalls nicht die Anspannung, mit der er zu Werke geht. So heißt es im Text, er brächte viel Zeit an seinem Schreibtisch zu, was darauf schließen lässt, dass er seine Aufgaben nicht mit Souveränität erledigen kann. Die Anspannung, der Stress wird nicht deutlich, der schließlich zu einem Infarkt führt.

Die Gerda von Anna Dörnte, die, wie Tony feststellt,  schöner geworden ist. Der kritische Beobachter sieht Frau Dörnte noch immer als Klara in der verunglückten Regensburger Wüllenweber-Inszenierung von Hebbels 'Maria Magdalena'.

Was wir dazu sagen wollen

Passend zur Figur der Gerda, der coole, abgeklärte, unaufgeregte Neuzugang zur Familie Buddenbrook, die alle mehr oder minder durch ihre Emotionalität den Überblick verlieren und letztendlich zugrunde gehen.
An erster Stelle die aufgeregte, vornehm ausgedrückt, die temperamentvolle Tony / Nikola Norgauer, wie kann man diesen Grünlich ehelichen, hier war allerdings Vater und Konsul die treibende Kraft. Bei der zweiten Ehe nimmt sie, um die Scharte der ersten Scheidung auszuwetzen, einen Bayern.
Als wenn das nun eine Lösung hätte sein können. Und das in der damaligen Zeit, wo es nur Lederhose und keine Alternative in Form eines Laptops gab.
Außerdem, so etwas wie den heutigen 'Horst I. - Herzog von Bayern - genannt der Zänker', gab es damals zuhauf.
Thomas / Paul Kaiser treibt seine Schwester in die 'Luftveränderung' - München ist ihr Ziel.
Er will für den Lübecker Senat kandidieren, Gerda werde eine Rolle neben ihm in der Stadt zu spielen haben.
 

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Szenenwechsel
Tony / Nikola Norgauer lässt sich von der Soufflage, die in der Mitte der ersten Reihe Platz genommen hat, einen Hiaslhut reichen, den die 'Einflüsterin' zufällig bei sich hat, setzt ihn auf und erklärt - sich immer wieder über die Rampe vorbeugend - den Zuschauern, dass ihr München und ein Herr Permaneder ausnehmend gut gefalle, was wiederum das Regensburger Publikum hörbar erfreut.

Szenenwechsel
Christian traktiert mit seinem Spazierstock die von Schnürboden herunterhängenden Säcke. Bruder Thomas hat nach eigener Aussage Christians wegen großen Ärger, da der im Klub behauptete, Geschäftsleute seien sämtlich Gauner, was er im Spaß gemeint habe. Mitbewerber Hagenström sei die Antwort nicht schuldig geblieben, der hielte seinen Beruf als Kaufmann sehr hoch und habe damit - nach Meinung von Thomas - der Familie Buddenbrook eins versetzt.
Und Christian - der verbummelte Mensch - mache sich und vor allem die Familie lächerlich, er, der nicht einmal wisse, was Arbeit sei, der sein Leben vergeude mit Gefühlen und Empfindungen. Er kompromittiere alle, wo er gehe und stehe. Er sei ein Übel hier in dieser Stadt.
Christian will gehen, nimmt die bereitstehenden Koffer, er, Thomas brauche ihn nicht rauszuwerfen. Aber der hält ihn zurück, man müsse sich in einer Familie aussprechen können.
Thomas bietet ihm an, Geld für einen Einstieg in einer anderen Firma bereitzustellen.

Szenenwechsel
Auftritt Michael Morgenstern als Alois Permaneder mit einem Kasten Bier der Regensburger Brauerei 'Bischofshof' in den Händen. Durch die maßlose Übertreibung, mit der Herr Morgenstern die Rolle gestaltet - mit den Flaschen im Bierkasen klappert, zum Barwagen hinüberschnüffelt -  und Frau Konsulin / Doris Dubiel attackiert, findet er freudige Zustimmung beim Regensburger Publikum, lässt aber das Niveau der Produktion weiter absinken.

So tragen gerade diese Szene und die Ansprache von Tony / Nikola Norgauer wie auch das Gehabe von Grünlich / Hubert Schedlbauer und Bankier Kesselmeyer / Oliver Severin erheblich dazu bei, die ganze Inszenierung zur Klamotte werden zu lassen.
Das haben weder Thomas Mann und John von Düffel verdient.

Tony  erkennt den Gast wieder, mit dem sie in München 'a Gaudi g'habt hat.'
Mutter Konsulin kritisiert, dass der Mann so fluche. Thomas klärt sie auf:
"Ja, das ist Süddeutsch" -
und bei dem Ausspruch 'ham die Rengschburger wieder a Freid.'

Man hat seitens des Theaters Regensburg wohl dem Affen Zucker geben wollen, um den Zuspruch der Bevölkerung zu erhöhen.
Dass nach dem Abgang von Permaneder / Michael Morgenstern kein jubelnder Szenenbeifall des Regensburger Publikums kommt, verwundert.

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Tony fragt Gerda, ob Permaneder sie wohl zur Frau haben wolle. Er sei nicht schön aber in München war er so treuherzig und behaglich.
Ja dort, aber hier im Norden - zweifelt Gerda. Vielleicht sollte sie lieber in München mit ihm leben.
Es gehe Tony weniger um eine gute Partie, denn um das Auswetzen der Scharte, die sie der Familie, mit der Scheidung von Grünlich beigebracht habe.

Szenenwechsel
Thomas ist zum Senator gewählt und schwört den Eid auf die Verfassung.

Szenenwechsel
Tony gibt, jede Phrase mit Körpereinsatz unterstützend, an der Rampe Erläuterungen zu den Unterschieden der deutschen Sprache in Bayern und in Lübeck.
Permaneder nenne sie "Tonerl" und ihm "war's g'nua".

Szenenwechsel
Thomas schiebt einen Kinderwagen herein, mit seinem Sohn 'Hanno, Johann, Justus, Kaspar', dem Erben, dem Stammhalter, der die Geburt nur schwer überstanden habe.

Christian bringt für das Kind ein Riesen-Kuscheltier.
Seine Nerven auf der linken Seite seien zu kurz, er schlafe nicht ein, da er Angst habe, sein Herz höre auf, zu schlagen.

Seinen Bruder Thomas klärt er auf, das dritte Kind der Aline Puvogel, das kleine Mädchen, sei von ihm. Er werde Hamburg als Selbstständiger abschließen und als Angestellter nach London gehen.

Gerda durch die Mitte, reicht Thomas einen Brief, der soeben gekommen sei. Tony schreibt, in München sei alles sei zu Ende.
Das Regensburger Publikum lacht.

Das klärende Gespräch zwischen Tony und Thomas über das Fehlverhalten des Herrn Permaneder findet nach Tonys Rückkehr aus München im Off statt, ein Teil des Dialogs wird per 'public address' eingespielt, dann auf der Szene fortgesetzt. Die Geschwister diskutieren, was ein Skandal sei, dass Tony auch diese Ehe aufgebe oder dass man sich, ohne zu klagen, fügen müsse.

Einspielung: 'Oh, sink hernieder' -
Tony: "Gerda spielt - wie himmlisch!"
Mutter Konsulin meint, die viele Musik sei nicht gut für den Jungen, sie ziehe den Jungen zu sehr auf ihre Seite.
Thomas / Paul Kaiser kritisiert laut die Entnahme von 127.500, die von der Mutter an die Kirche gegeben wurden, sie habe damit verwirrt und vernunftlos gehandelt.

Die Geschäfte gehen schlecht, er sei zweiundvierzig und ein ermatteter Mann.

In einem hysterischen Anfall, er sei nur ein Schauspieler, weist er die Regensburger darauf hin:
'seht her, ich spiele - das ist: Zeigefingertheater!'

Szenenwechsel
Gerda mahnt den Leutnant / Musiklehrer Markus Boniberger, er ginge bei Hanno mit dem Unterricht zu weit - der wiederum ist der Auffassung, Hanno verdiene diese Unterweisung, in seinen Augen läge so vieles. Später werde Hanno seinen Mund möglicherweise verschließen, da müsse er über die Musik die Möglichkeit haben, zu reden.

Szenenwechsel
Hanno kommt, er solle seinem Vater Thomas das Gedicht noch einmal aufsagen.
Dem Jungen gelingt es nicht.
Völlig verschüchtert nimmt er eine vom Vater als unkorrekte kritisierte Körperhaltung ein, spricht so leise, dass er sich selber nicht hört - geschweige denn die Leute ab der ersten Reihe.
Der Vater brüllt, das Kind weint.
Ein Bild des Jammers.

Vater Thomas zitiert selber 'Schäfers Sonntagslied' von Ludwig Uhland - senkt den Kopf, beugt sich vor:
'Seht her, ich weine!'

Eingespieltes Piano mit 'Götterdämmerung-Trauermarsch'!

'Ach und weh!'
Ein Nieser, unüberhörbar. Schneuzen und Naseputzen im Publikum.

"Der Tod ist ein Glück! ...  Es ist so leuchtend klar!"

Szenenwechsel
Tony legt einen Strauß Lilien an die Rampe. Mutter Konsulin ist gestorben.
Im Hintergrund Thomas, Gerda - mit Schultertuch, damit man nicht sehe, sie hat noch immer das Kleid vom ersten Auftritt an - und Hanno - er singt, mehr schlecht als recht: "Wer nur den lieben Gott lässt walten ..."

Versuch der Verteilung des Erbes von Mutter Konsulin - Christian kommt, er habe noch keine Zeit gehabt, schwarze Knöpfe zu kaufen, er beansprucht Geschirr, er wolle heiraten und habe nur Mutters Tod abgewartet.
Thomas will dafür sorgen, dass Christian das Erbe der Konsulin nicht verlottere. Bevor die Auseinandersetzung eskaliert, geht Gerda mit Hanno nach rechts ab. Thomas und Christian streiten, wer von beiden kränker sei und man werde ja sehen, wer von beiden früher sterbe. Christian lässt sich zu Boden fallen, Thomas wird ihm gegenüber handgreiflich.
"Ich mache dich zunichte!"

Die Frage, was aus dem Haus wird.
Thomas will es ausgerechnet an Hagenström verkaufen, Tony will sich nicht vom Haus trennen, es sei immer der sichere Hafen gewesen, ein Ort, an dem sie geborgen war. Auch wäre dann für alle klar: Buddenbrooks sind am Ende.
So sei es nun mal auch denen gegangen, die das Haus hergeben mussten, als Großvater Buddenbrook es kaufte.
Beide ab.

Szenenwechsel
Im Hindergrund ertönen Violine und Klavier: 2. Akt Tristan.

Thomas und Hanno - der Leutnant sei schon zwei Stunden bei der Mutter.
Der Vater fragt, ob der Sohn bereit sei, die Firma zu übernehmen, ob er entschlossen sei. Der Junge bejaht. Der Vater fordert Mut ein.

Hanno solle darauf achten, dass der Vater nicht gestört werde.
Gerda kommt mit dem Leutnant und fragt, warum Hanno nicht komme und warum er da an der Ecke stehe, was hinter der Tür sei.

Thomas mit dem Familienbuch, ein Strich, ein sauberer Doppelstrich direkt unter dem Stammbaum - wer war es?
Hanno:
"Ich glaubte, es käme nichts mehr!"

Szenenwechsel
Christian im Rollstuhl.
Thomas ist ihm auch im Tod noch zuvorgekommen.

Man entdeckt bei der Darstellung des Christian große Ähnlichkeit mit der des Karlos, den Roman Blumenschein zur gleichen Zeit am Theater Regensburg spielt.
Dort: "Schon dreiundzwanzig Jahre, und noch nichts für die Unsterblichkeit gethan!" - ist er der Unreife, den Philipp II. so nicht als Heerführer nach Flandern schicken kann, hier ist er ein unausgegorener Flaps angesichts des Ablebens des Vaters nur nach dem Lübecker Theaterplan fragend: "Was wird gespielt?"

Möglicherweise litt Christian Buddenbrook unter Neurasthenie, ein im 19. Jahrhundert üblicher Begriff, ein Nebeneinander von Erregbarkeit und Erschöpfung, das sich in organischen Fehlfunktionen zeigen, aber auch zu Depressionen und Paralyse bis hin zur Schizophrenie führen kann.

Diese Entwicklung ist bei der Darstellung der Figur nicht erkennbar.
Stück und Rolle enden in der 'von-Düffel'schen-Buddenbrooks-Bearbeitung' in Resignation, aber bei vollem Bewusstsein, mit dem
"... ich beuge mich. Du hast wieder einmal recht bekommen!"

Christians im Roman auftretende Fehlfunktionen bieten Aline Puvogel später die Möglichkeit, ihn in eine Klinik zum ständigen Verbleib einweisen zu lassen.

Nicht einmal in Ansätzen wird das von Roman Blumenschein gezeigt, er ist ein alles - auch sich selbst - nicht ernst nehmender eingebildet Kranker, dem es einfach zu gut geht.
Irgendwie erinnert er an Harald Schmidt - nach dessen eigener Aussage Hypochonder - und die entsprechend gespielte TV-Reklame für den Pharmakonzern HEXAL.
 

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Fazit:

Szenenumstellungen, große Regensburger Striche in der schon eingestrichenen Fassung des Thalia-Theaters Hamburg reduzieren die 'von-Düffel'sche-Bearbeitung' derart, dass nur Farbtupfer zu erkennen sind, die kein vollständiges Bild ergeben.
Das Stück holpert, stolpert dahin, ein roter Faden ist so nur schwer zu entwickeln.

Hinzu kommen die schnellen Wechsel - manche Szenen bestehen nur aus ein paar Worten, dauern nur Sekunden - erhöhen das Tempo, aber auf diese Weise, das Publikum ohne Vorkenntnisse, im Regensburger Velodrom:
ratlos.

Hinzu kommt im Bezug auf die Darstellung, dass vergessen wird:
"Sägt auch nicht zu viel mit den Händen durch die Luft, so -
  sondern behandelt alles gelinde!"

Aber hier heißt es unkritisch, man will Unkenntnis ja nicht zugeben:
'Passt scho - merkt eh koaner' -
und man applaudiert, nicht gerade frenetisch, aber halt 'zwengs der Gaudi.'
 

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Interessanterweise gibt das Theater Regensburg bei den am 13. und 16. 2. 2010 auf Kaufkarten besuchten Vorstellungen nicht bekannt, welches der beiden im Besetzungszettel genannten Kinder abends als Hanno auf der Bühne steht.

Das passt zum 'Zigeunerbaron' am 14. Februar 2010.
Auf dem mit dem Programm verteilten Besetzungszettel steht für
Kálmán Zschuppan - Ruben Gerson -
auf der Bühne erkennt der Zuschauer dann
Seymur Karimov in der Rolle des Schweinezüchters.

Wie meinte ein Mitglied des Verwaltungsrates vom Theater Regensburg:
"Das Haus wird dilettantisch geführt!"
 

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*(OB Johannes Schaidinger am 17.3.2005:
      "Wir wollen mehr sein als die Metropole der Oberpfalz")
 
 

Dieter Hansing

 

 

 


 

 

 


 

 

 



 

 



 

 



 

 

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