Theater Regensburg

  
  04.11.07
    
B-Premiere
     
     
'Eine Angela-Brandt-Inszenierung'

   
Jacques Offenbach 'Hoffmanns Erzählungen'
     
  

 

 
 

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"Du entfliehst, was hab' ich getan?"

Eine durchscheinende Wand über die gesamte Bühnenbreite und Bühnenhöhe, in der Mitte eine Schiebetür in einem Rahmen-Durchgang, daneben jeweils eine über die Höhe der Wand sich erstreckende Drehtür - das ist alles, dies auf der Drehbühne.
Basis-Szenerie für 'Hoffmanns Erzählungen'.
Dazu ein paar Tische mit Sesseln, eine Bar mit Hockern, eine Couch, ein Flügel, ein paar Gepäckstücke.

Dazu einen ausnehmend spielfreudigen, vom neuen Chordirektor Christoph Heil musikalisch gut studierten Chor mit vier herausragenden Chorsolisten.

Die Solostimmen gut besetzt - die B-Olympia und der B-Hoffmann besser als die und der in der A-Premiere - das ist Offenbachs Meisterwerk in Regensburg.

Angela Brandt als Regisseurin versteht es mit ihrem Bühnen- und Kostümbildner Johannes Haufe eine spannende, lebendige Produktion zu zeigen, die nur minimal hinter ihrem vorletztjährigen 'Giovanni' zurückbleibt.

War man da überrascht von der Gestaltung der Donna Elvira als schwangere Frau, die verständlicherweise Giovanni nachläuft, die gute Lösung mit der Grablege des Komturs und die Donna Anna/Don Ottavio-Szene in der Gruft zur Nr. 23 - kam hier beim 'Hoffmann' zum Schluss als besonderer Effekt der Vertrag mit dem Verkauf der Rechte an Hoffmanns Werken an Lindorf und die Auslieferung der ersten Bücher von 'Hoffmanns Erzählungen' direkt von der Palette, als sei es der siebte Harry-Potter-Band.

Der Bühnenbau der Wand mit den beiden Dreh- und der mittleren Schiebetür erlaubt auf der Drehbühne wechselnde Situationen und entsprechend neue Szenerien, die ohne Umbaupausen der jeweiligen Situation ein anderes Gesicht geben.

Ist es nun
- die Gaststube von Lutter und Wegner mit Bar und Restaurantplätzen
- oder der Operationssaal von Dr. Spalanzani, der wechselnd in ein Auditorium in dem der
  Schönheitsarzt mittels Projektionen das Vorher und Nachher seiner Eingriffe zeigt, die
  Vorführung der Puppe Olympia sowie anderer Modelle, die offensichtlich durch seine
  Hände gegangen sind,
- die Übergangswohnung von Crespel mit seiner Tochter Antonia, ein Flügel, ein paar
  Pakete, eine Vase mit Rosen, der aus der Versenkung aufsteigende Raum der Mutter
- oder im Giulietta-Akt, der 'Nopel-Buff', das Separée, der Spielsaal mit Tabledance-
  Aufbauten -
- und am Ende wieder Lutter und Wegner und einem Tisch, an dem Hoffmann sitzt und
  letztendlich notgedrungen den Vertrag zur Vermarktung seiner Werke unterschreibt.
 

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Die Schwarzen  
   
Musikalische Leitung Raoul Grüneis
Inszenierung Angela Brandt
Bühnenbild / Kostüme Johannes Haufe
Choreinstudierung Christoph Heil
   
Die Personen und ihre Darsteller der am 04.11.2007 besuchten Vorstellunng
   
Olympia Gesche Geier
Giulietta Anna Peshes
Antonia Katharina E. Leitgeb
Stella Myriam Chávez de Kühner
Andreas, Cochenille, Franz, Pitichinaccio Karsten Münster
Lindorf, Coppelius, Mirakel, Dapertutto Matias Tosi
Die Muse, Niklas Mirna Ores
Stimme der Mutter Silvia Fichtl
Hoffmann Alexandru Badea
Spalanzani Berthold Gronwald
Crespel
Sung-Heon Ha  
Schlemihl Seymur Karimov
Nathanael Christian Schossig
Hermann Steffen Köllner
Luther Thomas Brinkel
   
 

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"Hörst du es tönen"

Als Olympia heute Gesche Geier, gewesene Lulu und noch Norina, mit Koloratur-Perfektion wohltuend ausgeglichener runder Tongebung gesungen - eine Überraschung. Dazu figürlich und im Auftreten eine elegante langbeinige Puppe, wenig zickig und eckig, mehr langbeinig smart wie auf einem Catwalk - jedenfalls nicht aufdringlich penetrant wie so hohe Soubretten es sein können. Steif und starr gestreckt als Schaufensterfigur zum Hinaustragen leicht gemacht für Chochenille.
Dass Hoffmann auf die fliegt, ist nachzuvollziehen.

Anna Peshes wieder Giulietta - sicherer schon und mit ihrer gut geführten Stimme auf ausgefeilter Technik - wieso kommt die jetzt erst hierher in die ostbayerische Provinz und ist nicht schon weiter. Das Dominakostüm ist Geschmacksache aber sie ist so schlank und hochgewachsen, dass man die sonst übliche Üppigkeit vergessen und sie eben in hohen Stiefeln im Netzgewand zeigen kann.

Antonia wieder Katharina Leitgeb, heute noch runder als in der A-Premire, die Töne sicher und kunstvoll 'behütet' - für die Gestaltung der Rolle half ihr das ins Gesicht fallende Haar, so dass sie mit dem Zurückstreichen desselben immer die Hände in Bewegung halten konnte also nie steif dastand.
Ein Spiel das gelegentlich noch beseelter hätte sein können wie es ich für eine Lyrische gehört, da ist dann Souveränität fast schon im Wege..
Ein 'dem Umstand' angepasstes Kostüm verhüllte geschickt langsam stärker Hervortretendes.

Karsten Münster in seinem Element, die Bühne mit seinem Spiel, voll zu machen. Als Andreas mit Lindorf, als Cochenille mit Spalanzani und Coppelius, als Franz mit Crespel und Antonia oder als Lumpenhund und Zuhälter Pitichinaccio - zwar bleibt er immer er,
das Kostüm verkleidet ihn nur - und: 'Franz heißt die Kanaille'. Meist hat er die Töne, gelegentlich hat ihn der Ton und es schüttelt ihn kräftig.

Matias Tosi, der Stadtrat als Mafioso, als Brillenhändler, als Gaukler, als Zuhälter und schließlich Verleger mit den Rechten an 'Hoffmanns Erzählungen'.
Stimmlich gut in Form, auch die Extremlage sicher, ohne Sorge um das Gelingen, aufgesetzt, das Übrige mit seinem atemberaubenden Timbre gestaltend.
Die Figur ist bei íhm kein Finsterling, mehr ein unbekümmerter Draufgänger, mehr ein Geschäfte machender Giovanni.

Mirna Ores mit großer runder Stimme als Muse, gut phrasierend in allen Lagen, auch in unbequemer Höhe sicher und ohne Enge.
Die Gestaltung der Rolle in dem hellen Hosenanzug und dem üppigen Haarwuschel in schnellen Gängen die Bühnen durchschreitend zeigt nicht die in sich ruhende und auf die Menschen Einfluss nehmende Göttergestalt, sondern ist mehr verständnisvoller Kumpel.

Elegant aus ihrer durch Mirakel hervorgezauberter Gruft die Mutter von Silvia Fichtel - eine Dame, hofiert vom Diener, elegant gewandet für ein Konzert - stimmlich für die Rolle gut ausgewählt - nur diese reale Erscheinung hat nicht die geisterhafte Ferne der Verstorbenen außerhalb der Szene.

Der verzweifelte Crespel um das Leben seiner Tochter durch das Verbot zu singen ringende Vater von Sung-Heon Ha. Ein Bass wie man ihn sich vorstellt, ruhig strömende satte Töne, nie aus dem Timbre fallend.

G'schaftlhuberisch der Spalanzani von Berthold Gronwald in seinem grünen und weißen Kittel umherschleichend, wie er sein Produkt, die Puppe Olympia und mit ihr seine Leistung anpreist und vermarktet.

Elegant in seinem hellen Zweireiher und mit großer Stimme der Schlemihl von Seymur Karimov.

Die Stella von Myriam Chávez de Kühner, Lutter mit Thomas Brinkel und die beiden Chorherren Steffen Köllner als Hermann und Christian Schossig als Nathanael gut singende und überzeugende Mitspieler.

Wie er es nun sängerisch macht, wie er die Töne produziert - bleibt sich schon gleich, die Tongebung ist bei jeder Phrase eine Überraschung und Schöngesang ist etwas anderes , aber er gestaltet und erfüllt die Rolle des unglücklichen Liebhabers, des geschäftsunfähigen Dichters, des immer wieder dem Unhold und dem Unheil in die Arme fallenden Menschen.
Alexandru Badea ist Regensburgs 'Hoffmann'.
 

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"Er hat den Schlüssel zu meinem Zimmer"

Die mit musikalischen Einbauten und Strichen gespickte Oeser-Fassung verlangt vom Zuschauer viel Aufmerksamkeit, denn leider geht auch bei der Menge der Personen auf der Bühne gerade im Giulietta-Akt der Überblick teilweise verloren.
Dass sich in einem solchen Etablissement auch Ausländer tummeln ist klar, nur sollte das Publikum zumindest vom Text einiges verstehen können, was gesungen wird.

Man hat häufig den Eindruck jeder, der nicht Deutsch als Muttersprache beherrscht, bemüht sich, seine Aussprache der Lage des Theaters in der Oberpfalz anzupassen und singt mit entsprechendem Dialekt, wobei sich die Frage erhebt, ist es mehr die Ausdrucksweise um Kallmünz oder doch mehr die um 'Waousiedel'.
"Oh Baou, oh Baou!"


GMD Grüneis trumpft gleich bei den ersten Takten auf, Tempo ist angesagt, das sich dann weitgehend verliert und lyrische Phrasen wie auch dramatische Aufblühungen ohne Gehetze betont. Gelungen und zur völligen Überraschung, die Bläser - wann hörte man die Hörner so präzise.
Aufmerksam geht Raoul Grüneis den Sängern zur Seite, Eigenwilligkeiten in den Tempi, nicht prima vista zu erkennen. Und so gelingt musikalisch eine runde Sache.


Die Personenführung als Menge oder als Einzelfigur stimmig und dem Charakter angepasst, die Damen und Herren vom Chor solistisch geführt, jeder darf sich selbst im Blick haben, ob bei Lutter und Wegner am Gendarmenmarkt in Berlin oder bei Spalanzani in der 'Busenhaus-Klinik' oder im turbulenten Giulietta-Akt, jeder darf er/sie selbst sein und sich individuell einbringen.

Die Solisten modellhaft beim Vorzeigen neuer Damenoberbekleidung und als starre Stehfigur zum leichteren Abtransport, die Olympia, die Antonia wenig rachitisch aussehend, und die Giulietta eine Dame mit viel Unterleib, die Peitsche vorstellbar.

'Brioni-Anzug' für Lindorf und Coppelius, südamerikanischer Umhang für den Gaukler Mirakel, Lederwams für den ob Mann, ob Frau sexuell verschlingenden Zuhälter Dapertutto.

Uniformierung mit dem Operations-Kittel bei Spalanzani, Hausmeister-Kittel für Franz, Lederkluft für
Pitichinaccio.

Die Muse in ihrem hellen Schlabberdress als Niklas nicht einzufügen - hier fehlt die Kontur für die Darstellerin - Muse oder Niklas, wann, was?

Hoffmann, der Gequälte, gelegentlich sich gegen sein Schicksal Aufbäumende, meist aber sich mit den Händen durch die Haare streifende Träumer, der mit sich und den wechselnden Situationen nicht klarkommt. Dafür braucht er nicht einmal Alkohol.

 

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"Ihr Reiz umgarnet mir den Sinn"

Angela Brandt gelingt es, der Szene über das Notwendige hinaus, Inhalte zu geben. So lässt sie Franz einen Tanz in der Szene mit der Mutter anführen, er bringt ihr Blumen, räumt in der Wohnung Crespels Kartons weg, aus denen dann erstmal Bücher purzeln, stiftet dabei trottelig mehr Unordnung, ist ein schwerhöriger Ungeist, zündet per Fernbedienung Olympia und ist ein willig Wollender in den sehr deutlichen, nennen wir es 'amourösen', Einsprengselungen bei Giulietta.

Die wechselnden Szenerien, besonders im Giulietta-Akt, zeigen die phantasievollen Möglichkeiten der Dresdener Regisseurin, den Ablauf der Handlung systematisch und glaubhaft mit vielen Details darzustellen. Alles ist sinnvoll und dem Stück gemäß.

Fazit:
Hat man Angela Brandt und Johannes Haufe zur Hand , ist das Oberpfälzer Metropol-Theater Regensburg nicht verloren.

 

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MZ - 05.11.07

"Michael Suttner – der Hoffmann in der Premierenbesetzung – ist dagegen mit der Titelrolle überfordert. Seine besten Momente hat er, wenn er im „Antonia“-Akt zur Geige greift. Ansonsten wirkt es bejammernswert, wie er sich durch seine Partie knödelt und presst, während artikulatorisch oft offen bleibt, ob er deutsch oder botokudisch singt.
Ein Debakel."
 
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Die Frage stellt sich für den städtischen Beobachter nicht, woran dies Debakel liegt.
Herr Suttner, so ehrgeizig wie er ist, wurde systematisch überfordert. Er war weder José schon unter Weil in Pforzheim, noch Pinkerton in München unter Schultz.

Ohne ausreichend gute Technik kann schon garkein Spieltenor diese Anforderungen durchhalten. Und mehr ist er nicht.
Als dies dem Regensburger Theaterdirektor schon 2004 vorgehalten wurde, konterte er, der städtische Beobachter habe keine Ahnung vom Theater.
Liest man das unqualifizierte 'Gegakel' des Regensburger Theaterdirektors in 'beste jahre' kann man sich vorstellen, warum der jetzige noch Regensburger OB den Anspruch für sich erhebt, Kultur sei Chefsache.
Was kann dabei schon herauskommen!?

So hört man jetzt in Regensburg die Reste einer wie in einem Laienchor geführten Stimme eines - nochmals gesagt - allenfalls Spieltenors.

Und die folgende Aussage in der überregionalen Presse wollte der Regensburger Theaterdirektor am 10.10.2004 ebenfalls nicht wahrhaben:

„Christian Franz bleibt dem Siegfried eine Menge Töne schuldig, statt dessen setzt der Tenor auf rufenden Sprechgesang."


Der Regensburger Theaterdirektor Weil meinte darauf: "Christian Franz spreche den Siegfried gut."

Eine qualifizierte Aussage für einen Theaterdirektor.

 

 

Als Premieren-Abonnent Theater Regensburg und Abnehmer von Karten aus dem freien Verkauf
veröffentliche ich auf dieser privaten Homepage meine Meinung.
Ich
verstehe die Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf nach meiner Auffassung zu Geglücktem oder Misslungenem.
Neben Sachaussagen enthalten die Texte auch Überspitztes und Satire.
Für diese nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5 Grundgesetz in Anspruch.
In die Texte baue ich gelegentlich Fehler ein, um Kommentare herauszufordern.
Dieter Hansing

 


 

 

 

 



 

 

 


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