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Thema des Tages
Uraufführung 'La Bohème'
... am 1. Februar 1896.
Toscanini dirigierte und als der Abend zu Ende war, lag ihm und Puccini
ganz Turin zu
Füßen - bald war es die ganze Welt.
Schon mit der 'Manon' war Puccini 1893 ein Highlight gelungen - jetzt kam noch
das Lieben und Sterben der armen Mimi hinzu.
Das Werk musste viel leiden, denn es wurde in den unterschiedlichsten
Formen auf die Bühnen gebracht.
Eine der beständigsten - was das Verbleiben auf der Bühne angeht - ist
die Produktion an der Deutschen Oper Berlin aus dem Jahr 1988 von Götz
Friedrich, die noch heute auf dem Spielplan steht und bei der beim
Aufgehen des Vorhangs zum 2. Akt das Publikum im Beifallstürme ausbricht.
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Puccini lernte das Werk, das Henri Murger in der
Zeitschrift 'Le Corsaire' veröffentlicht hatte, fünfzig Jahre
später durch Zufall kennen.
Die Gestaltung des Librettos war wieder einmal, wie schon bei
der 'Manon', schwierig.
Luigi Illica war beteiligt und Giuseppe Giacosa, aber der
Verleger Ricordi musste immer wieder eingreifen, damit der Text
zum komponieren fertig wurde und singbar war.
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Paris, Weihnachten 1830 - die Julirevolution ist verebbt - hatte
sie auch Auswirkungen bis hinüber nach Deutschland. In Dresden
schützte Richard Wagner mit Freunden die Druckmaschinen seines
Schwagers Brockhaus vor dem Pöbel, dem es nur um Zerstörung
ging.
In Deutschland: Kleinstaaterei mit den jeweils eigenen Systemen,
einem großen vaterländischen Staat in geistiger Einheit der
Sprache, Wissenschaft, Kunst und Geschichte entgegenstehend.
Eine Bindung von Herrscher, Beamten und Volk in einem Ganzen -
im Frankreich des beginnenden 19. Jahrhunderts als
zentralistischem Staatsgefüge zwar schon in Ansätzen vorhanden,
aber nicht besser in seiner sozialen Ausrichtung als in
deutschen ‘Ländlen’ mit ihren Landesfürsten.
Der deutsche Autor der ‘Vaterländischen Gedichte’ Ludwig Uhland
wurde beispielsweise 1819 und 1832 in den württembergischen
Landtag gewählt, scheiterte mit seinen Bemühungen, da die
Menschen in den deutschen Ländern auch eine großartige
Beförderungsmöglichkeit innerhalb der jeweiligen Staatsdienste
oder bei dem entsprechend dezentralisierten Militär sahen.
Welcher Ministerpräsident eines deutschen Bundeslandes wie
Bremen und Hamburg stimmt heute gern der Vereinigung mit
Niedersachen zu, oder Berlin würde von Brandenburg vereinnahmt,
verlören doch viele - wie er selber - ihre Posten.
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Eine Vorstellung 2006, 35 Jahre auf der Bühne der
Bayerischen Staatsoper, frisch wie am ersten Tag, stimmungsvolle
Bilder, besonders die Eiseskälte im dritten Bild, förmlich zu
spüren.
Regie und Bühnenbild gelingen, die soziale Situation der
wirtschaftlich Minderbemittelten dem heutigen Publikum zu
verdeutlichen. Menschen, denen Talent nicht abgesprochen werden
darf, die aber durch die Umstände des Hineingeborenwerdens in
eine Welt der Reduzierung nicht in die Lage versetzt werden,
eine Plattform für sich selber und die Menschen im engen Umfeld
zu finden.
Gerade das dritte Bild überträgt durch seine Lichtgestaltung das
Einfrieren der Gefühle und des Miteinander.
Mit dieser Aufführung stellt die Bayerische Staatsoper dem
Publikum eine Diskussionsmöglichkeit zur Verfügung, wobei sie
fragt:
Was soll Regietheater mit der Spirale von Sex and Crime ?
Wollen wir ‘Aida’ als Putzfrau und mit den weniger werdenden
Mitteln Puhlmann’sche Experimente in Hannover oder jetzt in
Stuttgart oder Kostky’s an den Haaren herbeigezogene
Verdrehtheiten beim ‘Holländer’ in Essen oder sollen die Werke
in der von den Autoren gedachten Weise präsentiert werden.
Möglichkeiten der Gestaltung liegen in jedem Werk - das
Überstrapazieren vertreibt die Vollzahler.
An der Berliner Lindenoper wurde ‘Die lustige Witwe’ in der Regie von
Hausherr Mussbach abgesetzt. Kolportierter Grund für die Spielplanänderung: 'mangelndes Publikumsinteresse.'
So kam man dort schon mal zu der Einsicht, dass eben nicht
‘anything goes.’
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