Zur Meinungsfreiheit westlicher Gesellschaften zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
   
04.01.2010 - dradio.de

 

 

   

Thema des Tages


Erstmals: 'Pfeffermühle'

 

 

 

 
     
 

01. Januar 1931
 
 'Die Giehse' war dabei und Erika und Klaus Mann und als Musiker Magnus Henning - die Premiere fand in der Bonbonnière statt, einem Lokal in der Nähe des Hofbräuhauses in München.  Man hatte sich dem Kampf gegen Hitler verschrieben, der 29 Tage später die Macht an sich riss.
 
 Noch am 31. Januar 1931 stand sie auf der Bühne der Münchener Kammerspiele in dem Lustspiel 'Das schwedische Zündholz' von Ludwig Hirschfeld. Am 13. März 1933 dann verließ sie Deutschland und traf sich mit der Familie von Thomas Mann in Arosa.
 
 Die Arbeit des literarischen Kabaretts setzen Erika Mann und Therese Giehse in der Schweiz fort.
 
 Am 30. September 1933 wurde im 'Hirschen' in Zürich das Programm der 'Pfeffermühle' gezeigt. Am 1. Januar 1934 folgte das zweite Programm, am 30. September 1934 das dritte in Basel.
 
 Es war höchst politisch, man wagte sich an das Aufzeigen des faschistischen Terrors, von Dummheit, Heuchelei und Betrug, von Vertreibung, Mord, Folter, Totschlag. Zwar nannte man keine Namen, aber die Figuren zeigten doch den direkten Bezug.
 
 Die Deutlichkeit rief auch in der Schweiz die Behörden auf den Plan, nicht überall durfte gespielt werden. Die Nazis ringsum waren sehr hellhörig, hatten ihre Spitzel fast überall, so dass sie über die Programme und deren Wortlaut sehr genau informiert waren.
 
 1935 ging man auf Tournee in die Tschechei und nach Holland, Belgien, Luxemburg - dann wurde Erika Mann aus Deutschland ausgebürgert.
 
 Die Aufführungsserie mit 1034 Vorstellungen hätte in den USA fortgesetzt werden sollen, aber ein Erfolg war dem Kabarett 'The Peppermill'  schon am 5. Januar 1937 in New York nicht beschieden. Die Inhalte kamen bei den Amerikanern zu der Zeit nicht an, was sollte den US-Bürgern auch nahegebracht werden, man verstand die beiden nicht, zumal die Texte schlecht übersetzt waren - es fehlte der Witz, der durch die Sprache und das Verständnis für die Situation vermittelt wird.
 
 Am 13. Februar 1937 war die Giehse wieder in Zürich und spielte dort wieder Theater.
 
 Damit war 'Die Pfeffermühle' an ihrem Ende angelangt.


 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:

Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing

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