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04.01.2010 - dradio.de

 

 

 

Thema des Tages

'Figaros Hochzeit'

 

    ... am 01. Mai 1786 uraufgeführt

Fast alle Figuren sind in den Vorlagen von Beaumarchais enthalten und wurden schon von Paisiello verarbeitet, aber von da Ponte und Mozart detailliert fortgeführt.

Dass es sich bei dem Stück um eine Tagesangelegenheit des 18. Jahrhunderts handelt, wird von Regisseuren, die zur Freude der Präsidentin des Richard-Wagner-Verbandes-International 'modische Inszenierungen' auf die Bühne bringen, in den meisten Fällen nicht beachtet.

Figaro und Susanne wollen heiraten und zwar heute - Susanne probiert den Brautkranz, Figaro stellt das Bett in die richtige Position, so dass er schnell beim Grafen und seine junge Frau gleich im Zimmer der Gräfin sein kann.

Vom Grafen wird es eher so gesehen, dass seine Kontaktaufnahme zu Susanna schneller möglich sein könnte - denn es bahnt sich ein Ehebruch an.
War des Grafen Almaviva stürmischer Eingang in das Geschehen über die Abwehr der Vorhaben von Dr. Bartolo, Rosina, das Mündel, für sich zu gewinnen, doch nur eine Sache, die gerade einmal einige, wenige Monate, vergangen sind.

Er heiratete Rosina, sie wurde zur Gräfin Almaviva, Figaro, der Allrounder für den Grafen, Susanna als Zofe für die Gräfin engagiert.
Eine solch überfallartige Inbesitznahme Graf / Rosina und Figaro / Susanna birgt die Gefahr einer schnellen Entfremdung, denn man kennt sich kaum und so sieht der Graf sehr bald sein Opfer in Susanna - die angesetzte Hochzeit Susanna / Figaro wird durch die Verzögerungstaktik des Grafen immer wieder hinausgeschoben. Es steht ihm auch noch das Recht der ersten Nacht zu, hat angeblich darauf verzichtet, aber sollte sich die Gelegenheit ergeben, wird er sie nutzen?

Die Gräfin ist verletzt, da der Graf sich so schnell von ihr abwendet. Ihr Blick, ihr Flirt mit dem Pagen hat dann auch Folgen - außerhalb Mozarts Oper wird sie ein Kind von Cherubin bekommen.

Hier ist das Auseinanderleben vorgezeichnet - kaum zusammen, streben Graf und Gräfin voneinander, in verschiedene Richtungen - kaum hat er von Susanna gelassen, schon strebt er zu Barberina.

Am Abend im Park wird er von Gräfin und Susanna vorgeführt, man versucht noch einmal, zu glätten und zu kitten, der Graf sieht zwar ein, bei seiner Eifersucht überzogen zu haben, doch am Ende werden Scherben am Boden liegen.
Barberina und der Graf, die Gräfin und Cherubin - Liebespaare mit Folgen, nur Figaro und Susanna ein Ehepaar mit Zukunft?

Kritik_'Die_Hochzeit_des_Figaro'_-_Theater_Regensburg

 

 

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Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik
um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung -
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Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing