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Er - am 2.
Januar 1858 geboren - war unbewusst einer
der Reformer des deutschsprachigen Theaters.
Welten lagen zwischen Theaterformen.
Er spielte elektrisierend,
die schauspielerischen Flämmchen seiner Kollegen neben sich auf der
Bühne alle überstrahlend - bis auf die damaligen Größen der 'Burg'.
Trotz seiner Souveränität in Sprache und Spiel konnte er sich nicht gegen die
Marmorkälte der Wiener Burgtheaterdarsteller neben ihm auf der Bühne durchsetzen.
Er spielte den Osvald neben Hedwig Bleitreu als Helene Alving - kämpfte
mit all seinen unbeschreiblichen Mitteln und kam nicht über die Kluft
hinweg, die zwischen ihm und der Bleibtreu bestand.
Waren die Figuren bei Otto Brahm in Berlin Menschen, die miteinander auf
der Bühne, in dem jeweiligen Stück lebten, so posierte Wien in alter
Form.
Josef Kainz überzeugte mit seiner Art der Sprache, ging aus den
Provinzen nach Meiningen, tourte mit dem Ensemble durch Deutschland und
wurde gerade hierdurch sehr schnell in weitem Umkreis bekannt.
Er machte die Besucher theaterhörig, wer ihn als Franz Moor erlebte, war
ihm und dem Theater verfallen, und kam durch ihn auch an die Stücke der
Klassiker oder der Moderne - sah nicht nur ihn, sondern verstand auch
dass Werk und dessen Hintergründe.
Auf dem Totenbett machte ihn die Burg zum Regisseur - zu spät. Nur
einundfünfzigjährig starb er in Wien an Krebs.
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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als
Kritik
um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung -
Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz, in Anspruch.
Dieter Hansing
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