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zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
   
04.01.2010 - dradio.de

 


Thema des Tages:

Johann Christian Woyzeck

 


   ... am 3. Januar 1780 in Leipzig geboren


Als Kind armer Leute wuchs er zunächst vater- dann auch mutterlos auf, eine Lehr als Perückenmacher schloss er ab, wurde Soldat.

Eine Beziehung mit einer Frau aus Stralsund blieb nicht folgenlos - ein Kind musste durchgefüttert werden.

Ruhelos ging er auf Wanderschaft, kam wieder nach Leipzig und begegnete einer Witwe, die nicht nur ihn als Liebhaber hatte.
Gekränkte Eitelkeit, schwach ausgeprägtes Selbstbewusstsein führten zur Ermordung der lebenslustigen Geliebten aus Eifersucht.

Man ging anfänglich davon aus, dass er für die Tat nicht verantwortlich gemacht werden könne.

Ein Gutachter jedoch bescheinigte dem Gericht, dass Johann Christian Woyzeck im Sinne des Strafrechts schuldfähig sei.
So wurde Woyzeck zum Tode verurteilt und am 27. August 1824 öffentlich durch das Schwert hingerichtet.

Die festgestellten Defizite wie:
 
anhaltende Depressionen, die bei ihm zu einem Suizidversuch führten und der Gedanke an Selbstmord hätte ihn nie verlassen. „Stimmen“ hätten ihm zugerufen: „Spring ins Wasser“.  
     
Herzjagen und wurde von dem Gefühl gequält und geängstigt, sein Herz werde „mit einer Nadel berührt“. In Stresssituationen, z. B. wenn der Gutachter seine Zelle betrat, zitterte er am ganzen Leib und war nicht in der Lage seinen Kopf stillzuhalten.
Schwere Anfälle traten, von Zeitgenossen bezeugt, periodisch auf.
 
     
„Gefühlshalluzinationen“, er sei „gezupft“ worden, „es“ ging „neben ihm“.  
     
Unverkennbare Symptome der Schizophrenie und der Depersonalisation.  
     
das Hören „streitende Stimmen“ und unter dem Zwang, laut redend „allerhand bei sich auszufechten“, gelitten. - Er hörte „unterirdisches Glockenläuten“ und „Stimmen“, die ihm zuriefen: „O, komm doch!“ Eine „Stimme“ habe ihn aufgefordert: „Stich die Frau Woostin tot!“. „Es habe um ihn geschrien.“  
     
Sinnestäuschungen, er sah „feurige Streifen“ am Himmel.  
     
ein Wahnsystem: „Geister“ und „die Freimaurer“ verfolgen ihn, seien Drahtzieher seines Unglücks, wollten ihn umbringen – er litt ganz offensichtlich unter Verfolgungswahn.  
     

konnten das Gericht zu keinem anderen - als dem Todesurteil - kommen lassen.
 

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Die schriftlich fixierten und überall nachlesbaren Krankheitssymptome des Johann Christian Woyzeck ließ auch die Regisseurin - eine Frau Plöthner - der Woyzeck-Produktion am Theater Regensburg außer acht.

Sie hieß den Träger der Titelrolle über die Bühne spurten, die herumhängenden Taue hinaufklettern, als sein ein psychisch und physisch maroder Körper und Geist dazu in der Lage.
Lächerlich!

Wieder einmal ein Meisterwerk der Literatur in Regensburg in den Sand gesetzt.

Bemerkungen_zu_'Woyzeck'_10.10.2014_
Theater_RBG-final


Gelungener dagegen die Inszenierung des Berg'schen Wozzeck durch Olaf Schmidt - ebenfalls in Regensburg.

Damals_in_Regensburg_06.01.2009_
Bemerkungen_zu_'Wozzeck'_final


An Peymanns Theater am Schiffbauerdamm, dem BE, sah man auch Woyzeck und machte sich seinen Reim drauf.

http://www.telezeitung-online.de/

Bemerkungen_zu_'Drei_Vorstellungen_beim_BE'_
am_04.,_05.,_07.09.2014_last.htm

 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:

Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik
um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung -
Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing