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am 03. Juli 1859 geboren
Unter dem Pseudonym Dr. Capistrano - ein Heiliger der katholischen
Kirche seit 1690 und Judenverfolger in seiner Zeit - veröffentlichte
er Schriften, die den Judenhass im 19. und 20. Jahrhundert
dokumentieren.
War es seit der Reichsgründung 1871 zu einer Liberalisierung im
Umgang mit jüdischen Bürgern gekommen - Österreich hatte es 1860 mit
dem 'Oktoberdiplom' vorgemacht - war die wachsende Dominanz der Juden
den übrigen Bürgern suspekt.
In Österreich zeigte sich Dr. Lueger als Bürgermeister von Wien als
treibende antisemitische Kraft, so agierte in Deutschland der in
Frankfurt am Main geborene und in Marburg studierte Bibliothekar
Otto Böckel in gleicher Richtung.
Er schrieb 1886 Beiträge mit den Titeln 'Die europäische
Judengefahr. Sonnenklar beleuchtet' und 'Die Juden, die Könige
unserer Zeit', die das Kleinbürgertum wie auch die Bauernschaft in
ihren Nöten beleuchtete.
Böckel nahm sich ihrer Sorgen an und entwickelte sich zu ihrem
Sprecher, sah die Niedergang der kleinen Leute nicht in der
aufkommenden Industrialisierung, dem Verschwinden der Heimarbeit,
der Vereinheitlichung der Märkte, sondern im Einfluss der Juden mit
ihrer Geldpolitik.
Er verlangte die Gleichstellung der Juden zurückzunehmen und die
Schaffung von Ausgrenzungen.
Arbeitern sicherte er höhere Bezahlung, den Handwerkern und Bauern
Unterstützung zu, er verlangte eine progressive Steuer für Reiche,
eine Regelung der Arbeitszeiten - vor allem für Frauen -
Kinderarbeit sollte in Fabriken und Bergwerken verboten werden.
Mit diesem Programm gelang ihm 1887 als Judenhasser der Einzug in
den Reichstag, mit dem Erfolg, dass der Antisemitismus in
Deutschland immer mehr an Boden gewann und ein starkes Eigenleben
führte.
Der Boden war bereitet für die Judenverfolgungen der Nazis wenige
Jahre später bis zum Ende deren Zeit, ausufernd in der Vernichtung
von Juden in Europa.
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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als
Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz, in Anspruch.
Dieter Hansing
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