Zur Meinungsfreiheit westlicher Gesellschaften 
zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
   
04.01.2010 - dradio.de

 


Thema des Tages

Einschätzungen 1943

   
  ... 6. Januar 1943 

"Das allgemeine Bild ist sehr trübselig, und wir müssen uns darauf gefasst machen, dass wir noch einige Wochen vor uns haben, die im großen und ganzen den Ereignissen des vergangenen Winters gleichkommen werden.

Unsere Verstärkungen sind zwar im Anrollen, aber es wird eine gewisse Zeit dauern, bis sie wirklich im Osten zum Einsatz kommen können.

Auf der anderen Seite entsteht dadurch die Gefahr, dass wir den Westen entblößen, was zwar für den Augenblick nicht beängstigend ist, aber, sobald der Frühling kommt, doch eine gewisse Sorge bereiten muss. Es fehlt eben an Mannschaften hin und her.

Die Lage in Stalingrad wird geradezu katastrophal geschildert. Allerdings muss man den Verfassern dieser Schilderungen zugute halten, dass die Dinge in Stalingrad tatsächlich alles andere als erfreulich sind. Denn schließlich und endlich sind hier rund 240 000 Mann eingeschlossen, und es bereitet die denkbar größten Schwierigkeiten, sie mit der notwendigen Munition und den notwendigen Lebensmitteln zu versorgen.

Die Rationen, auf die unsere Soldaten dort gesetzt sind, sind außerordentlich klein. Sie sind zum Leben zu wenig und zum Sterben zuviel. Man kann sich vorstellen, dass das auf die Dauer auch außerordentlich drückend auf die Stimmung wirken wird.

Gespanne gibt es kaum noch, weil die Pferde geschlachtet und verzehrt worden sind.

Zum Heizen hat man auch keine Material mehr; die letzten Eisenbahnschwellen sind mittlerweile schon verfeuert worden. Ersatz kann man nicht heranschaffen, weil die nächste deutsche Kampftruppe etwa 120 bis 150 km von Stalingrad entfernt ist.

Das drückt natürlich auf die allgemeine Heeresführung sehr stark. Aber der Führer verfolgt hier eine Kriegsführung, die genau der im vergangenen Jahr entspricht, nämlich nichts aufgeben, was nicht unter dem Zwang der Waffen aufgegeben werden muss. Die Bolschewisten haben in ähnlichen Situationen gleichfalls so gehandelt und damit ihre heutigen Erfolge erzielt."


Zitiert aus den Tagebüchern des Dr. Joseph
Goebbels

 

to top


Wieder wird die Lage beschönigt.
Alles wurde seit dem 22. Juni 1941 und vorher bessergeredet.
Man wollte mit 3 Millionen Mann, die sich auf mehr als 3.600 Panzer und Sturmgeschütze, 600.000 Kraftfahrzeugen, 700.000 Pferde und 3.900 Flugzeugen stützen sollte, den Krieg - das 'Unternehmen Barbarossa' mit der Vernichtung des Bolschewismus - in drei (nach Goebbels) bis vier (nach Hitler) Monaten beenden.
Das hieße, beginnend am 22. Juni 1941 hätte man Russland bis Oktober 1941 überwunden haben müssen.
Aus heutiger Sicht wäre es aufgrund der damaligen  Berechnungsgrundlage möglich gewesen, den Sieg in dem
Zeitrahmen erringen können, hätte man den Angriff schon - wie eigentlich geplant im April 1941 beginnen können.

Aber zu dem Zeitpunkt war man überraschenderweise noch mit dem Balkenfeldzug und der Hilfestellung für Mussolini in Griechenland beschäftigt, eroberte Kreta und konnte so sich erst im Juni 1941 auf den Kampf gegen Russland einlassen.

Der Wehrmacht standen damals in den westlichen Militärbezirken der UDSSR vier Heersgruppen mit 2,9 Millionen Rotarmisten, 10.000 Panzern und 8.000 Flugzeuge gegenüber.

Die totale Fehleinschätzung der Situation musste über kurz oder lang zum Fiasko führen.

Vom 6. Januar 1943 an dauerte der Krieg aber noch mehr als zwei Jahre.
 

to top


Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:


Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing
 

to top