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Aus den Tagebüchern des Dr.
Goebbels
Gestern: keine Einflüge beiderseits.
Malta hart angegriffen.
Einige Versenkungen.
In Albanien vergebliche Vorstöße der Griechen.
In Afrika nichts Neues.
Besetzung Bulgariens verläuft planmäßig. Tolles Rätselraten in London.
Man gibt über die Verhandlungen mit den Griechen optimistische
Communiques heraus. Die aus Athen klingen wesentlich reservierter. Das
ist der beginnende Umfall.
Ein frecher Artikel im »Daheim« gegen die strategischen Fähigkeiten des
Führers. Ich möchte wetten, daß wieder Hesse dahinter steht. Ich lasse
das untersuchen. Keitel teilt im Falle Hesse meinen Standpunkt. Er
schreibt dementsprechend an Brauchitsch. Der hat noch nicht Laut
gegeben. Aber das wird ja dann bald geschehen.
In USA starke Opposition gegen das Englandhilfsgesetz. Aber durchgehen
wird es doch. Wir nehmen deshalb von der Opposition dagegen nur wenig
Notiz. Lord Alexander hält eine Rede mit pessimistischem Unterton. Hat
allen Grund dazu. Wir verhackstücken sie und ihn.
Ich schaffe ab, daß unsere Mode jetzt ausgerechnet Kleider mit viel
Stoff propagiert. Das fehlte uns im Kriege noch.
Leitartikel für das »Reich« geschrieben. Das macht mir immer mehr Spaß.
Es findet auch größten Anklang in der Öffentlichkeit. Neuer Titel »die
alten Zyniker«. Eine Abrechnung mit den Lords.
Thailand—Indochina Frieden bevorstehend. Tokio hat gedrückt.
In Bulgarien Ruhe und auch etwas Fronde. Immer noch großes Thema.
Der Papst mit seinen Kardinälen sinnt nach Frieden.
Zu spät.
Die Partie muß durchgespielt werden.
Flugzeugverluste in 8 Tage [!] 23 : 15 zu unseren Gunsten.
England verliert in dieser Zeit 370000 to. Schiffsraum, von denen es nur
60000 to. zugibt.
Auch diese Zahlen sind
maßlos übertrieben, denn im gesamten März 1941 versenkten deutsche
U-Boote im Atlantik 236113 BRT feindlichen Schiffsraum.
Hauptsache aber ist, daß der Schiffsraum auf dem
Meeresgrunde ruht. Die Engländer schwindeln aus Grundsatz. Dagegen ist
man machtlos.
Großes Rätselraten um Jugoslawien. London gibt es bereits verloren.
Magda und den Kindern geht's gut.
Bis in die tiefe Nacht Gespräche mit Friedrich dem Großen gelesen.
Zitatende
Quelle: Ralph Georg Reuth - Tagebücher - Piper 1992 - Seite 1534 - 1535
Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als
Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz, in Anspruch.
Dieter Hansing
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