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zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
   
04.01.2010 - dradio.de

 

 

 

Thema des Tages

Therese Giese


   ... am 06. März 1898 in München geboren
 

Eigentlich hieß sie Therese Gift und kam am als Tochter des jüdischen Textilkaufmanns Salomon Gift und dessen Frau Gertrude - geb. Heinemann.

Eine Ausbildung zur Schauspielerin erhielt sie in ihrer Heimatstadt, ging in ihren Anfängerjahren nach Siegen, Landshut, Breslau - von wo sie nach München empfohlen, bei Otto Falckenberg an den Kammerspielen ein Engagement bekam.

Schon am 6. Dezember 1932 erspielte sie sich an diesem renommierten Theater einen besonders großen Erfolg. Die Kritik bezeichneten sie als 'Käthe Kollwitz' der Bühne.

Als Otto Falckenberg aus Anlass des 70. Geburtstages von Gerhart Hauptmann dessen 'Ratten' aufführte, war die Giehse die 'Mutter John'.
Marianne Hoppe die spätere Frau Gründgens war die 'Piperkarcka'.
Im Zuschauerraum saß die geliebte Freundin der Giehse, die geschiedene Frau Gründgens - Erika Mann.

Anfang 1933 gründete sie gemeinsam mit Erika Mann das Kabarett 'Die Pfeffermühle', in dessen Programm sie die aktuelle Situation in Deutschland anprangerte.

Nach der Machübernahme durch die Nazis emigrierte sie, als 'artfremd' bezeichnet, im März 1933 in die Schweiz.
Mit dem Programm der Pfeffermühle gastierte sie von dort aus mit großem Erfolg im noch nicht besetzten europäischen Ausland.

1936 heiratete sie den englischen Schriftsteller John Hampson-Simpson, wodurch sie einen britischen Pass erhielt.

 

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Als Mitglied des Züricher Schauspielhauses spielte sie1941 bei der Uraufführung die Titelrolle in Brechts 'Mutter Courage' und die Schmuggleremma in Brechts 'Puntila und sein Knecht Matti', die Claire Zachanassian im 'Besuch der alten Dame' und die Irrenärztin Mathilde von Zahnd in 'Die Physiker'.

1949 war sie bei Brecht in Berlin in der Produktion von 'Wassa Schelesnowa'.
Dort traf sie wieder mit der Hoppe zusammen.

Nach dem Krieg - wieder an den Kammerspielen in München - spielte sie u.a. in Hauptmanns 'Ratten' und Büchners 'Woyzeck'.

Mit Marianne Hoppe wohnte sie im gleichen Haus in München.
Als Therese Giehse 1975 krank wurde, vermachte sie der Kollegin schöne alte Möbel aus ihrer Wohnung.

 

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Michael Verhoeven hatte sein Medizinstudium beendet, inszenierte zum ersten Mal in München und 'die Giehse' assistierte ihm als erfahrene Kollegin.
Während der Arbeit starb sie.

Paul Verhoeven hielt die Trauerrede und erlitt während derer eine Herzattacke, die der Sohn nicht behandeln konnte.
Und so starb der Vater während der Trauerfeier für die große Kollegin Therese Giehse.
 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:

Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen, sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung -
Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes
und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing