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04.01.2010 - dradio.de

 


Thema des Tages

Henny Porten

 


   ... am 07. Januar 1890 geboren
 

Oscar Messter machte sie zum Star der Zeit vor dem Tonfilm, er selber experimentierte mit  einer Verbindung von Filmvorführung und Schallplatte mit dem Originaltext, der auch lippensynchron gezeigt werden konnte.

Henny Porten war seit 1907 in mehreren solcher 'Messter-Tonbildern' aufgetreten und dann in ihren großen Filmen auf den Typ der 'verfolgten Unschuld' festgelegt.
Mit ihrer Schwester schrieb sie das Drehbuch für 'Das Liebesglück einer Blinden', das Messter dann 1910 mit ihr in der Hauptrolle verfilmte.

Aufgrund des außergewöhnlichen Erfolges dieses Films erhielt Henny Porten einen Vertrag, pro Jahr mindestens zehn Filme bei Messter's Projection GmbH in Berlin zu drehen.
Filme wie 'Des Pfarrers Töchterlein', 'Adressatin verstorben', 'Gefangene Seelen' machten sie zum Star der Zeit, dabei hatte sie den Vorteil, mit großen Darstellern wie Emil Jannings z.B. in dem Film 'Die Ehe der Louise Rohrbach' arbeiten zu können.

Bei dem 1920 gedrehten Film 'Anna Boleyn' kam es zu einem Zwischenfall, als Friedrich Ebert an den Drehort kam, forderten - laut Curt Riess in seinem Buch 'Das gab's nur einmal' - die Komparsen, die beim Hochzeitszug von Heinrich VIII. auftraten, lautstark nach Arbeit.
Die Porten völlig verschreckt von der plötzlichen Unruhe wurde von den Demonstranten beruhigt:
'Nu hab' ma keene Bange, Henny, dir tun wa nüscht, du bist doch ne nette kleene Jöre!'


 

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Der Film 'Skandal um Eva' von 1931 zeigte dann - groß auf Plakaten angekündigt 'Henny Porten spricht zum ersten Male' - dass die im Tonfilm zum Bild exakt mitlaufende Sprache manchen Star der Stummfilmzeit in Verlegenheit brachte, da der Stimmklang nicht mit dem Schauspieler-Typ im Bild übereinstimmte.

Auch 'Kohlhiesels Töchter' - ein Remake aus einem Film von 1920 - wie auch '24 Stunden aus dem Leben einer Frau' von 1931 waren nicht mehr so erfolgreich, wie die Schauspielerin es aus ihren Stummfilmzeiten gewöhnt war.

Hitler bewunderte sie und setzte ihr - nach Goebbels Tagebuch vom 25. Januar 1944 - eine monatliche Apanage von 1.000 Mark aus, obwohl sie sich standhaft weigerte, sich von ihrem halbjüdischen zweiten Ehemann, Wilhelm von Kaufmann, scheiden zu lassen, den Goebbels 'mit einer wahren Wollust' verfolgte.

Nach dem Krieg arbeitete sie für die DEFA, der Filmgesellschaft in der damals sowjetisch besetzen Zone Deutschlands.


 

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An der Produktion der Henny-Porten-Filme in 1931 wirkte die Nero-Film, eine Gesellschaft an der Heinrich Nebenzahl beteiligt war, der bis zum Ersten Weltkrieg mit Eiern gehandelt hatte, mit.

Sein Sohn Seymour Nebenzahl stieg in das Geschäft ein und übernahm die Aufgaben des Vaters.

Er produzierte die bedeutendsten Filme der Weimarer Zeit, wie 'Die Büchse der Pandora', 'Westfront 1918', 'Die Dreigroschenoper', 'M - Eine Stadt sucht einen Mörder', 'Kameradschaft', 'Die Herrin von Atlantis' und 'Das Testament des Dr. Mabuse'.

 

 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:


Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen, sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte
auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing