... am 8. Mai 1912 geboren
Die Tochter eines kaiserlich-königlichen Hauptmanns
schloss 1930 das Gymnasium in Pilsen ab und studierte in
Innsbruck und München Geschichtswissenschaft,
Kunstgeschichte und Philosophie.
Ihre Dissertation über den zweiten Teil des
altfranzösischen Rosenromans 'Gemeinschaft und
Gemeinschaftsbildung im Rosenroman von Jean Clopinel von
Meun führte 1934 zum Dr. phil..
Schon 1933 schloss sich der österreichischen NSDAP an
und wurde 1934 bestraft, weil sie öffentlich das
Horst-Wessel-Lied mit dem Anfangstext
'SA marschiert mit mutig-festem Schritt'
sang und den Hitler-Gruß zeigte.
1935 ging sie ins 'Reich' und dichtete anlässlich des
Beitritts Österreichs zum Reich den Hitler-Hymnus:
'Führer des Volkes,
dem es gegeben war,
Tränen der Freude zu locken
aus lange erblindetem Aug'
Trotz dieser Huldigung hatte das Amt Rosenberg für
Schrifttumspflege Einwände gegen das Werk.
Insgesamt verfasste Gertrud Fußenegger mehr als 60
Bücher, die in 25 Verlagen veröffentlicht und in elf
Sprachen übersetzt wurden.
Dazu gehörten auch Romane, Gedichte und Rezensionen die
auch in wichtigen NSDAP-Organen Verbreitung fanden.
Ihr Gedicht 'Stimme der Ostmark' druckte 1938 der
'Völkische Beobachter', was ihr 1945 massive Kritik
einbrachte, weil es als Bestätigung vom Anschluss
Österreichs und als Verherrlichung Hitlers gesehen
wurde.
In ihren 'Reiseaufzeichnungen' schilderte sie Prag mit:
'Einst waren hier unter zehn Menschen fünf Juden zu
treffen, die Strumpfbänder und Fahrpläne feilboten, die
in kostbaren Pelzen oder geckenhaften Anzügen zum
Geschäft und Vergnügen flanierten; und neben ihnen war
die Straße von Bettlern bevölkert [...]
Derlei Unfug ist heute in Prag längst verschwunden […].
[Im Gegensatz zu] früher, da die zwar willig geduldete
Überfremdung durch Artandere und Entartete Prag ein
zuweilen bis zur Verzerrtheit groteskes Aussehen
verlieh.'
Und über den Alten Jüdischen Friedhof in Prag schrieb
sie:
'Friedhof nennt man diese Stätte? Wir finden uns in
einen wüsten Irrgarten versetzt, in ein finsteres und
häßliches Labyrinth unzähliger übereinandergetürmter
Leichensteine, die in regellosen Massen, schief und
gerade, aufrecht und umgestürzt, wie es eben kommt, den
schwarzen unbegrünten Grund gleich einer Drachensaat
besetzen. Siebenmal – heißt es – liegen hier die Toten
übereinander, siebenmal hat man den engen Fleck mit
Leichen vollgepfercht. Vergiftet von dem fürchterlichen
Gedränge, scheint die Erde hier ihre Gabe verloren zu
haben, die ihr übergebenen Leiber zur eigenen reinen
Urform aufzulösen und so das Verfallene mit sich selbst
zu versöhnen. [...] Hier aber berührt uns der Atem einer
fremden, einer feindlichen Welt, einer heimlich noch
lauernden Macht, und schaudernd verlassen wir den
unseligen Ort.'
Rund 50 Jahre später erklärte sie, es tue ihr leid,
„viele gute Gedanken verschwendet“ zu haben „auf eine
Sache, die dann ein Greuel war“.
Trotz vieler, den Nationalsozialismus bestätigender
Texte, wurde sie nach dem Krieg
1961 mit dem Hauptpreis für Ostdeutsches Schrifttum,
1963 mit dem Adalbert-Stifter-Preis,
1969 dem Johan-Peter-Hebel-Preis und
1993 dem Jean-Paul-Preis des Freistaates Bayern
geehrt.
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