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04.01.2010 - dradio.de

 

 



Vor fünfundsiebzig Jahren

Thema des Tages

 

      ... 08. November 1942

Wie jedes Jahr waren auch heute die Größen des Reichs nach München gereist.

Man plante, am 9. November 1942 des Tages der gescheiterten Revolution im Jahre 1923 zu gedenken.

Die Stimmung war gereizt, man erwartete das Eingreifen der Amerikaner im Süden Europas, erhielt nicht genügend Nachrichten und war sich folglich nicht im Klaren darüber, wo eine Landung stattfinden würde. Man mutmaßte, es werde das südliche - bisher nicht besetzte - Frankreich an der Mittelmeerküste sein.

Die Termine verschoben sich, auch die Rede des 'Führers' wurde von 17 auf 18 Uhr verlegt, dann aber musste Hitler ans Rednerpult treten, um nicht noch mehr Unruhe zu verbreiten.
Diese Ansprache soll dann auch unter dem Eindruck der unklaren Situation  einen wirren Eindruck hinterlassen haben.

Hitler ging auf die Invasion der Alliierten nicht ein, da auch nicht klar war, ob die Franzosen sich auf die deutsche oder alliierte Seite stellen würden.
So sprach er über Stalingrad, das erobert werden müsse und versicherte:
"Das Deutschland von einst [von 1918] hat um 3/4 12 die Waffen niedergelegt - ich höre grundsätzlich erst um 5 Minuten nach zwölf auf!"
 

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Hitler hatte an jenem 8. November 1942 Frankreich zugebilligt, den Süden des Landes unbesetzt zu lassen, wenn es sich für Deutschland entscheiden würde und Amerika und England den Krieg erklärte.

In der Nacht auf den 9. November 1942 ließ er von diesem Junktim ab, milderte sein Aufforderung und wollte nicht mehr auf einer formellen Kriegserklärung bestehen, weil damit die Franzosen England und Amerika sonst das Recht gäben, Frankreich zu bombardieren.
Damit bräuchten die Franzosen keine Kriegserklärung abzugeben, sondern nur Widerstand leisten.

Sollte es zu keiner Vereinbarung kommen, werde er das restliche Frankreich besetzen.

Zu einer Klärung der Situation kam es bei den Telefongesprächen zwischen München, Paris und Rom nicht, so dass Hitler Mussolini und Laval für den nächsten Tag nach München einlud.
Eine Einigung kam nicht zustande und Hitler marschierte am 11. November 1942 im nicht besetzten Südfrankreich ein.

In der Nacht erreichten dann bestätigende Meldungen München, wonach die Amerikaner in Marokko und Algerien an Land gegangen seien und damit begannen, Französisch-Nordafrika zu erobern.
Algier habe bereits die Feindseligkeiten eingestellt, womit es den Amerikanern gelang, die Eroberung der französischen Kolonien in Nordafrika auf möglichst friedliche Weise durchzuziehen.
 

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Zur fast gleich Zeit spielte sich im Osten der Nordafrikanischen Küste der Zusammenstoß des deutschen Nordafrika-Korps und den Briten ab.
Am 4. November 1942 hatte Rommel entgegen der Order Hitlers eigenmächtig den Befehl zum geordneten Rückzug aus der Stellung um El-Alamein gegeben. Hierbei soll es bei den italienischen Truppen Panik und Auflösungserscheinungen gegeben haben, was die britische Presse als volle Niederschlagung Rommels bezeichnete.
Problematisch hierbei war die für die Briten nun erkennbare Schwäche des Afrika-Korps. Goebbels befürchtete, dass klar würde wie es um die Stärke Rommels in Wirklichkeit bestellt sei.
Das sei nicht gut!

Bisher hätten die Briten Rommels Stärke in seiner Streitmacht erheblich überschätzt. Kämen sie einmal dahinter, wie wenig er überhaupt noch zur Verfügung habe, dann werde seine Situation noch schwieriger, als sie ohnehin schon sei.

Von der Ostfront sei kaum etwas Bemerkenswertes zu berichten, man müsse noch einige Tage warten, dann solle der Angriff auf Stalingrad, der ja am 19. August 1942 begann, mit neuen Kräften und vor allem mit einigen Pionierbataillonen wieder aufgenommen werden und  - wie zu hoffen sei - zu einem vollen Erfolg führen.

1942 ging mit dem Verlust von Stalingrad, von Nordafrika zu Ende.

Hitler-Deutschland musste dafür sorgen, auf irgendeinem Kriegschauplatz einen sichtbaren Sieg zu erringen, um sein jetzt ramponiertes Prestige wieder herzustellen.

Es gelang nicht!
 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:

Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz,
in Anspruch.

Dieter Hansing