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zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
   
04.01.2010 - dradio.de

 


Damals in Regensburg

10. Mai 2007

Thema des Tages
 

  Theater Regensburg

Repertoirevorstellung
Friedrich Hebbel
'Maria Magdalena'
 10.05.2007


 
"Ich verstehe die Welt nicht mehr"

 

 



"Wir müssen in der Kulturpolitik Ermöglicher sein", sagte Schaidinger.
Das Wort Plan nehme er in Zusammenhang mit 'Kultur'
nicht in den Mund.

Es gehe um Perspektiven.

Und bei der Diskussion künftiger Schwerpunkte auch darum,
die Latte was die Qualität betrifft, höher zu legen.

"Natürlich müsse man auf Qualität achten", bestätigte Meyer.
Es sei aber nicht Aufgabe der Politik, diese zu definieren.
Genauso wenig wie es Aufgabe des Regensburger Theaters sei,
in überregionalen Feuilletons zu glänzen, erteilte Meyer
Händlers Kritik eine Absage.

Der Autor hatte wiederholt angeprangert, dass das Theater Regensburg,
das immerhin rund ein Drittel des städtischen Kulturetats verschlingt,
überregional so gut wie nicht wahrgenommen werde.

(MZ - 26.4.07)
 

   
   
   
 

Nach der obigen und von den Herren Schaidinger und Wolbergs - beide nehmen für sich in Anspruch, für Kultur in der Stadt Regensburg zuständig zu sein - unwidersprochenen Aussage des ehemaligen Regensburger Kulturreferenten Meyer, darf das Gemurkse am Theater Regensburg ja unbehindert fortschreiten, denn der Anreiz, dass überregionale Feuilletons das Theater Regensburg erwähnen, ja dieses Haus eventuell sogar in diesen Blättern glänzen könnte, ist nicht notwendig, ja offensichtlich geradezu nicht erwünscht..


Die
Wüllenwerber’sche Dressur der ’Maria Magdalena' hat an Ecken und Kanten zwar verloren und selbst wenn die Darsteller zu einem intensiveren Spiel miteinander gefunden haben, krankt die Inszenierung grundsätzlich an einer Fehlbesetzung der Rollen.
So haben die Darsteller von sich aus nicht die Möglichkeit, ihren Typ zu verlassen und sich zu verwandeln.

Zwar wird versucht, über Modulationen, die Texte zu gestalten und den Situationen anzupassen, damit kann zwar die Sprache verändert werden, aber das Ausfüllen der Rolle unterbleibt weitgehend.

Anna Dörnte kann die kraftvolle Jungheldin nicht abstreifen und sich zur Sentimentalen wandeln.
Ein Reduzieren der Lautstärke, ein Kniefall, ein Spiel mit dem Partner, ein Diminuendo, ein Crescendo beim Text reicht nicht – die angeblich schon durch des Vaters Einfluss Gequälte, von Leonhard Überwältigte und so durch Vergewaltigung Geschwängerte, die vom Sekretär geliebte, wird glaubhaft nicht dargestellt.

Valentin Stroh hat zwar über die Gestaltung des Textes hinzugewonnen, aber er ist kein Frauenverführer – die Biestigkeiten, den Mitbewerber um den Posten des Cassirers betrunken zu machen, Klara mit Erkennen der eventuellen Schuld von Klaras Bruder Karl, zu verlassen, sind nachvollziehbar wie auch seine eigene Rettung in ein Verhältnis mit einer Buckligen. Mehr als die bleibt für ihn nicht.

Auch
Florian Münzer gelingt es mittlerweile, mehr aus dem Text herauszuholen, auch mal den 'Brummbär' zu verdeutlichen, dass aber er als Vater die Familie unterdrückt, die Mitmenschen durch seine Moralauffassungen ins Elend, in den Tod treibt, ist einfach nicht nachzuvollziehen.

Steffen Casimir Roczek hat wie auch im 'Kleinen Mann' seine Mühe, Hände und Arme nicht über Gebühr ins Spiel einzubeziehen.
Er fuchtelt herum und meint so, das Spiel durch Gestikulieren – aus seiner Sicht vielleicht - zu ergänzen, gelingt aber - aus Sicht des Zuschauers - zwangsläufig störend aufdringlich zu wirken.
Die Schlussszene, der Abgang des von einer Kugel des Kontrahenten Getroffenen, ist nach wie vor völlig unglaubwürdig. Er geht einfach so von dannen, nachdem er 'Meister Anton' nochmal ’alle Schande’ gesagt hat.
Das “nun, ich bezahl's mit dem Leben,“ das nahende Ende kann ihm überhaupt nicht abgenommen werden.

Stefan Bräuler soll als Karl bis in die entfernteste Kegelbahn des Dorfes wandern, damit der Vater nicht sieht, dass er spielt, und “ein Handwerksmann kann nicht ärger freveln, als wenn er seinen sauer verdienten Lohn auf's Spiel setzt“ – dies, diese Sprüche des Vaters soll dieser 'Kerl' Karl hinnehmen, es kann doch wohl nicht wahr sein.

Monika Mann als eben vom Krankenbett erstandene 50-jährige Mutter – noch elend, sich das Brautkleid als Leichenhemd überziehende, einen Blumenstrauß in ein frisch ausgehobenes Grab werfende und “nun ist's besetzt!“ sprechende sentimentale Sterbenskranke – einfach nicht hinnehmbar.

Hubert Schedlbauer knallt herein in seiner ihn zusammenhaltenden Uniform, sich als der beleidigte “wenn er bei seines Gleichen ist?“ Gebärdende

Michael Heuberger wuselt herum als der von der eigenen Frau bestohlene Kaufmann Wolfram – er ist wie er ist, wie auch als Busfahrer bei der REWAG.

Die Inszenierung der
Petra Wüllenweber leidet unter der Einaktigkeit. Die Striche heben die Gliederung auf, ziehen logischerweise alles zusammen, obwohl auch im verbliebenen Text deutlich wird, es liegen zeitliche Zwischenräume z.B von acht Tagen im dargestellten Geschehen.

Die Einheitskostümierung von
Susanne Ellinghaus unterstreicht diesen Eindruck des Nichtstimmens auch über den Zeitraum der Handlung “Dir schrieb ich vor acht Tagen ab“ auch noch.

Das Bühnenbild von
Frank Lichtenberg führt in die Irre, was nun,
Naturalismus oder Abstraktion.
Kletterwand, Hobelbank, Werkzeuge Vogelhäuschen, Kästen am Boden, Blaulicht ausstrahlend und Emporen, die Mutter als 'Weiße Dame' und später die anderen Mitspieler in Erscheinung treten lassend, nach hinten fahrende Schrankwand zum Bergen der Mutter, Klara hängt sie “in den Schrank und ich bin ganz krank“ – es passt alles nicht zusammen.

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Aber nun darf ja ohne Rücksicht 'Schmiere' gemacht werden, der ehemalige Kulturreferent der 'Metropole der Oberpfalz' gab hierzu 'grünes Licht' - je weniger über das Theater Regensburg irgendwo steht, desto lieber ist es ja wohl dem Oberbürgermeister, denn er widersprach am 24.4.2007 nicht.

Vergiss es Abonnent, kündige, bis Ende Mai ist Zeit.

Sollen die 'Kultur-für-sich-in-Anspruch-nehmenden' doch selber Theater spielen - 'Krach in Regensburg' wär' doch ein schöner Titel.
   
   


Als Premieren-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Karten aus dem freien Verkauf gebe ich hier meine subjektive Meinung zu den gehörten und gesehenen Theatervorstellungen zur Kenntnis.

Ich
verstehe diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik
um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf nach meiner Auffassung zu Geglücktem oder Misslungenem.
Neben Sachaussagen enthält diese private Homepage auch Überspitztes und Satire.
Für diese nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5 Grundgesetz in Anspruch.
In die Texte baue ich gelegentlich Fehler ein, um Kommentare herauszufordern.
Dieter Hansing





 

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Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing
 

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