|
Er saß mit ihm in Landsberg, tippte das Manuskript von 'Mein Kampf', wurde zu Hitlers engstem Vertrauten, Stellvertreter des Führers in der
NSDAP - keiner war ihm näher.
Flog er nun an jenem 10. Mai 1941 in Hitlers Auftrag nach England
und sprang über Schottland mit dem Fallschirm ab oder war es
seine Idee, zu versuchen, doch noch zu einem Agreement mit Churchill zu
kommen, obwohl ja schon seit September 1939 der Kriegszustand dauerte?
Zurückgelassen Briefe sagen dies aus.
Es war Eile geboten, denn es sollte doch bald gegen die Sowjetunion
gehen, es sollte Raum im Osten gewonnen und der Bolschewismus
zurückgeschlagen werden. Dafür brauchte man im Westen Ruhe.
Von Augsburg aus flog er mit einer ME Bf 110 als Single Pilot über den
Kanal, weiter über die britische Insel hinweg nach Norden. In der Nähe
von Dungavel Castle sprang er mit dem Fallschirm ab, um dort
Douglas-Hamilton zu treffen, den er 1936 in Berlin anlässlich der
Olympischen Spiele kennen gelernt hatte.
Das Flugzeug zerschellte am Boden.
Man müsse mit dem Ableben von Hess rechnen, da auch Göring und Udet eine
Landung in dem bergigen Gelände für ausgeschlossen halten.
Die Adjudanten, die von dem Vorhaben gewusst
haben sollen, wurden verhaftet, da man dies als schweren, fast
unerträglichen Schlag für das Reich definierte.
Berlin gab sich zunächst nach außen hin
entsetzt über die Eigenwilligkeit. Es hieß Hess sei 'entgegen des
Führers Befehl mit dem Flugzeug gestartet.'
Die Frage nach dem, was der Führer befahl, blieb unbeantwortet.
Die Sprachregelung in der deutschen
Propaganda versah man dann mit dem Hinweis, Hess habe schon früher 'in
seiner geistigen Verworrenheit, Spuren einer geistigen Zerrüttung'
gezeigt.
Was musste das Ausland für einen Eindruck
gewinnen, der zweite Mann nach dem Führer geistig verwirrt.
Hitler gab sich nach außen hin ganz
'zerschmettert' - billigte Hess aber Idealismus zu.
Und Goebbels gab am 14.5. 1941 bekannt, dass Hess
zwar ein Wirrkopf gewesen sei, 'aber die Absicht gehabt habe, Frieden zu
machen, dass Deutschland unschlagbar sei und weiteres Blutvergießen
nutzlos wäre.'
|
Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als
Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz, in Anspruch.
Dieter Hansing
|
|