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04.01.2010 - dradio.de

 


Thema des Tages:

Soldaten im Ruhrgebiet

 


11. Januar 1923


Der Erste Weltkrieg war für Deutschland verloren gegangen.
Der Verlust von Staatsgebiet resultierte aus einer Forderung der Alliierten, Reparationsverpflichtungen standen auf der anderen Seite.

Frankreich fühlte sich als Siegermacht bei den Waffenstillstandsverhandlungen und weiter beim Abschluss des Versailler Vertrages nicht ausreichend berücksichtigt.

Hinzu kam, dass Deutschland dann seinen Reparationsverpflichtungen nicht in vorgegebenen Maße nachkommen konnte.
Stahl, Kohle und Holz wurden nicht in der vereinbarten Menge abgeliefert.

Um dem Ganzen gegenüber dem Kriegsverlierer Deutschland Nachdruck zu verleihen, ließ Raymond Poincaré französische - unter Beteiligung von belgischen - Truppen auf der rechten Rheinseite in das Ruhrgebiet einmarschieren.


 

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Es kam zu deutschen Boykottaktionen, der Eisenbahnverkehr wurde von den Deutschen bestreikt, Kohlengruben nicht mehr beschickt, die Stahlindustrie ruhte.
Auch die Verwaltungen verrichteten keine Dienstleistungen mehr.

Auf den Straßen kam es immer wieder zu Zusammenstößen zwischen Besatzern und Bevölkerung, so dass Frankreich sich entschloss, mehr als 100.000 renitente Deutsche aus dem Ruhrgebiet noch Osten zu vertreiben, um durch diese Zwangsmaßnahme Ruhe in die besetzen Gebiet zu bringen.

Die Nichtarbeitenden im Ruhrgebiet mussten vom Staat finanziell unterstützt werden, was zusätzliche Kosten und Unruhen im übrigen deutschen Gebiet auslöste.

Gustav Stresemann beendete am 26. September 1923 den Ruhrkampf unter Protesten aus allen Gruppierungen, jedoch musste er auf die Industrie im Ruhrgebiet aus eigenem Interesse Rücksicht nehmen.

1925 erst zogen Franzosen und Belgier ab, nachdem Großbritannien und die USA Frankreich nahelegten, die Besetzung zu beenden.


 

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Während der Besetzung des Ruhrgebietes war es immer wieder zu Übergriffen gekommen, die von Belgiern und Franzosen brutal geahndet wurden.

Albert Leo Schlageter, ein Student und Teilnehmer am Ersten Weltkrieg wurde der Spionage wegen Sprengstoffanschlägen auf Verkehrsverbindungen der französischen Truppen angeklagt, zum Tode verurteilt und am 26. Mai 1923 in der Golzheimer Heide hingerichtet.

Als Held gegen die Besatzungsmacht gefeiert, machten ihn die Nationalsozialisten später zum Märtyrer.

Am 6. Dezember 1925 gab es in Düsseldorf zur Erinnerung an Schlageter eine Feier mit bis zu 1.500 Teilnehmern, Goebbels 'sprach aus ganz vollem Herzen'.

Hanns Johst schrieb ein Schauspiel zu Ehren dieses 'ersten Soldaten des Dritten Reiches' - das vieraktige Werk wurde am 20. April 1933 in Berlin in Anwesenheit Hitlers uraufgeführt und von angeblich 1.000 Theatern nachgespielt.

 

 
 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:

Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik
um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung -
Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing