Zur Meinungsfreiheit westlicher Gesellschaften 
zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
   
04.01.2010 - dradio.de

 



Thema des Tages:

'
Tannhäuser im Cinemaxx'

   
 ... www.Wagner-im-Kino.de
     am
12. August 2014 in Berlin. 

 


Hinweis
Cinemaxx Berlin Potsdamer Platz

Zittat

Aus dem Bayreuther Festspielhaus
 Vorprogramm ab 15.45 Uhr
 Dienstag, 12. August 2014 um 16.00 Uhr
 TANNHÄUSER
 UND DER SÄNGERKRIEG AUF WARTBURG
 Dirigent Axel Kober
 Inszenierung Sebastian Baumgarten

 Moderation Axel Brüggemann mit
 Katharina Wagner & Klaus Florian Vogt
 
 LIVE IM KINO

Änderungen vorbehalten

Zittatende
 


Man beachte das Kleingedruckte, denn was man sah, war nur teilweise der Tannhäuser aus Bayreuth.
Serviert wurden im Cinemaxx am Potsdamer Platz in Berlin Bruchstücke.
Der Ton kam zerhackt an, das Bild bröselte oder blieb ganz weg, gelegentlich wurde  der Hinweis vorgeführt: 'Kein Signal'.

'Der Zauber' in der Projektion begann mit einem Bild von einem Mann, der sich Luft zufächelte.
Er verschwand zunächst wieder, tauchte dann auf, um zu verkünden, dass man die Völker der Welt begrüße zur Übertragung des Tannhäuser aus Bayreuth.

Auf der Bühne des Festspielhauses sei vom Venusberg wenig zu sehen, statt dessen stünde man mitten in einer Biogas-Anlage.
Was es damit auf sich habe, wolle man mit Klaus Florian Vogt, dem großartigen Tenor und der Festspielleiterin erörtern und besprechen.
Man habe auch mit dem Regisseur geredet, ob man überhaupt drehen dürfte, der habe sofort zugestimmt, denn Sebastian Baumgarten gehe es um die Desillusionierung des Theaters.

So zeige man, während das Publikum die Plätze nun einnehme, wie sich die Darsteller auf die Vorstellung vorbereiteten - Theater auf dem Theater als große Versuchsanordnung.

Dies konnte man dann in der Folge auch auf die Übertragung beziehen - eine Versuchsanordnung.

Dass Gespräch mit Axel Kober als er über
... Ton-/Bildunterbrechung ... 'schwere Männer mit großer Moral' sprach.
... Ton-/Bildunterbrechung ... 'Pilgerchor mit Holzbläsern und Hörnern' ... Ton-/Bildunterbrechung ... 'kommt immer näher, wird immer lauter' - 'ein Choral wie er in jeder Kirche gesungen werden könnte.'

'Der Pilgerchor kommt und geht und dann beginnt RW sehr  leise, mit hohen Streichertremoli, sehr schnellen Themen, sehr scharfen Rhythmen, das kulminiert immer weiter, zwischendrin eine kleine erotische Szene, Klarinette solo, erste Geige solo' - alles geschehe im Wechsel - Pilgerchor gegen Venusberg' - am Schluss die Erkenntnis, das eins zum anderen gehöre.

Das folgende Gespräch mit Klaus Florian Vogt und Katharina Wagner wurde nur bruchstückhaft übermittelt. War Herr Vogt noch teilweise gut zu verstehen, konnte man ansonsten in den meisten Fällen nur ein Schnarren vernehmen.

Frau W. aus BT. führte aus, dass der Dirigent wichtig sei und die Stimmung aus dem Graben sich im ganzen Abend darstelle.

Herr
Vogt meinte dann, als Sänger versuche man, seine Interpretation der Rolle der Interpretation des Dirigenten anzupassen und wenn aus dem Graben 'am Abend eine gute Laune auf die Bühne schwappt', dann strahle das 'auf das ganze Ensemble über'.

Gute Laune gebe es ja im Ersten Akt genug, aber im zweiten sei es schon anders. Sei der Tannhäuser ein gespaltener Typ - wollte der Kommentator wissen.

Herr Vogt meinte, Tannhäuser fliehe vor sich selbst, er könne verschiedene innere Haltungen irgendwie nicht miteinander vereinbaren, weshalb so hin und her strauchele.
Frau W. aus B. kam nicht zu Wort, denn es störte eine
 ... Ton-/Bildunterbrechung ...

Heldentenöre seien doch die Weltenretter, aber ob man mit Tannhäuser ein Bier trinken gehen wolle, fragte der Kommentator und Frau W. aus BT. antwortete
 ... Ton-/Bildunterbrechung ... sie habe keine Zeit dies differenziert auszuarbeiten.

Im Prinzip, meinte sie
 ... Ton-/Bildunterbrechung ... was man gerade habe, damit sei man unzufrieden, man wolle was anderes und wenn man das habe, dann sei man damit auch wieder unzufrieden, dann wolle man das Alte wieder zurück.

Zum Schluss brauche man eine Elisabeth, die für ihn sterbe - sei das nicht 'old school'? - der geht fremd und sie stirbt für ihn - so der Kommentator.

Frau W. aus BT, darauf:
... Ton-/Bildunterbrechung ...  'ja, die Frau als Erlöserin'.
Kommentator: 'Ist das Dein Ernst?'

Frau W. aus BT:   ... 'äh, jetzt frägst Du mich was?!'

Sie fände privat den Tannhäuser nicht modern und - so der Kommentator, brauche man einen Regisseur, 'der uns die alten Gedanken neu einordnet.'
 

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Die folgende Einspielung des ersten Aktes wurde permanent durch Ton- und Bildunterbrechungen gestört, so dass vom Publikum laute Buh-Rufe ausgestoßen wurden, was die Kinoleitung zu dem Hinweis brachte:
'Schauen Sie sich den ersten Akt mal an und wenn es ihnen nicht gefällt, bekommen Sie Ihr Geld wieder.'

Die meisten der ca. 70 Zuschauer warteten den Fortgang der Handlung nicht erst ab, verließen den Vorführraum - denn das Rückgabegeld lockte und bei vier Personen sind das ohne Rückzahlung der Vorverkaufsgebühr 116 Euro.

Dies war gut verdientes Geld, denn was dann szenisch gezeigt wurde, war derartiger Blödsinn, der mit dem Text und den Intentionen des Autors wieder einmal nichts zu tun hatte.

Hinzu kam, dass die Damen und Herren Protagonisten offensichtlich nicht vertraut waren mit Großaufnahmen in Film und Fernsehen, sondern nur auf Distanz zu spielen gewohnt waren - sie outrierten und grimassierten, dass einem/r LehrerIn für Schauspiel das kalte Grauen überkommen musste.

Am Ende des ersten Aktes waren nur noch zwei Unentwegte im Zuschauerraum. Da diese sich aber nicht als Masochisten verstanden wissen wollten, verließen auch sie das Kino.

Die Übertragung wurde nach Verlassen der letzten beiden Zuschauer abgebrochen.
Angeblich habe man die Sendung aus Oberfranken per Sattelit erhalten und nicht das zur Verfügung stehende Glasfaserkabel benutzt.
Für das Unternehmen am Potsdamer Platz in Berlin sei dieser abgebrochene Abend aus Bayreuth zum finanziellen Reinfall geworden.

 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:


Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz,
in Anspruch.

Dieter Hansing
 

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