|
... www.Wagner-im-Kino.de
am 12. August
2014 in Berlin.
Hinweis
Cinemaxx Berlin Potsdamer Platz
Zittat
Aus dem Bayreuther Festspielhaus
Vorprogramm ab 15.45 Uhr
Dienstag, 12. August 2014 um 16.00 Uhr
TANNHÄUSER
UND DER SÄNGERKRIEG AUF WARTBURG
Dirigent Axel Kober
Inszenierung Sebastian Baumgarten
Moderation Axel Brüggemann mit
Katharina Wagner & Klaus Florian Vogt
LIVE IM KINO
Änderungen vorbehalten
Zittatende
|
Man beachte das Kleingedruckte, denn was man sah,
war nur teilweise der Tannhäuser aus Bayreuth.
Serviert wurden im Cinemaxx am Potsdamer Platz in Berlin
Bruchstücke.
Der Ton kam zerhackt an, das Bild bröselte oder blieb ganz weg,
gelegentlich wurde der Hinweis vorgeführt: 'Kein Signal'.
'Der Zauber' in der Projektion begann mit einem Bild von einem
Mann, der sich Luft zufächelte.
Er verschwand zunächst wieder, tauchte dann auf, um zu
verkünden, dass man die Völker der Welt begrüße zur Übertragung
des Tannhäuser aus Bayreuth.
Auf der Bühne des Festspielhauses sei vom Venusberg wenig zu
sehen, statt dessen stünde man mitten in einer Biogas-Anlage.
Was es damit auf sich habe, wolle man mit Klaus Florian Vogt,
dem großartigen Tenor und der Festspielleiterin erörtern und
besprechen.
Man habe auch mit dem Regisseur geredet, ob man überhaupt drehen
dürfte, der habe sofort zugestimmt, denn Sebastian Baumgarten
gehe es um die Desillusionierung des Theaters.
So zeige man, während das Publikum die Plätze nun einnehme, wie
sich die Darsteller auf die Vorstellung vorbereiteten - Theater
auf dem Theater als große Versuchsanordnung.
Dies konnte man dann in der Folge auch auf die Übertragung
beziehen - eine Versuchsanordnung.
Dass Gespräch mit Axel Kober als er über
... Ton-/Bildunterbrechung ... 'schwere
Männer mit großer Moral' sprach.
... Ton-/Bildunterbrechung ...
'Pilgerchor mit Holzbläsern und Hörnern'
... Ton-/Bildunterbrechung ...
'kommt immer näher, wird immer lauter' - 'ein
Choral wie er in jeder Kirche gesungen werden könnte.'
'Der Pilgerchor kommt und geht und dann beginnt RW sehr
leise, mit hohen Streichertremoli, sehr schnellen Themen, sehr
scharfen Rhythmen, das kulminiert immer weiter, zwischendrin
eine kleine erotische Szene, Klarinette solo, erste Geige solo'
- alles geschehe im Wechsel - Pilgerchor gegen Venusberg' - am
Schluss die Erkenntnis, das eins zum anderen gehöre.
Das folgende Gespräch mit Klaus Florian Vogt und Katharina
Wagner wurde nur bruchstückhaft übermittelt. War Herr Vogt noch
teilweise gut zu verstehen, konnte man ansonsten in den meisten
Fällen nur ein Schnarren vernehmen.
Frau W. aus BT.
führte aus, dass der Dirigent wichtig sei und die Stimmung aus
dem Graben sich im ganzen Abend darstelle.
Herr Vogt meinte
dann, als Sänger versuche man, seine Interpretation der Rolle
der Interpretation des Dirigenten anzupassen und wenn aus dem
Graben 'am Abend eine gute Laune auf die Bühne schwappt', dann
strahle das 'auf das ganze Ensemble über'.
Gute Laune gebe es ja im Ersten Akt genug, aber im zweiten sei
es schon anders. Sei der Tannhäuser ein gespaltener Typ - wollte
der Kommentator wissen.
Herr Vogt meinte, Tannhäuser fliehe vor sich selbst, er könne
verschiedene innere Haltungen irgendwie nicht miteinander
vereinbaren, weshalb so hin und her strauchele.
Frau W. aus B. kam nicht zu Wort, denn es störte eine
... Ton-/Bildunterbrechung
...
Heldentenöre seien doch die Weltenretter, aber ob man mit
Tannhäuser ein Bier trinken gehen wolle, fragte der Kommentator
und Frau W. aus BT. antwortete
...
Ton-/Bildunterbrechung ...
sie habe keine Zeit dies differenziert
auszuarbeiten.
Im Prinzip, meinte sie ...
Ton-/Bildunterbrechung ...
was man gerade habe, damit sei man unzufrieden,
man wolle was anderes und wenn man das habe, dann sei man damit
auch wieder unzufrieden, dann wolle man das Alte wieder zurück.
Zum Schluss brauche man eine Elisabeth, die für ihn sterbe - sei
das nicht 'old school'? - der geht fremd und sie stirbt für ihn
- so der Kommentator.
Frau W. aus BT, darauf: ...
Ton-/Bildunterbrechung ... 'ja, die
Frau als Erlöserin'.
Kommentator: 'Ist das Dein Ernst?'
Frau W. aus BT:
... 'äh, jetzt frägst Du mich was?!'
Sie fände privat den Tannhäuser
nicht modern und - so der Kommentator, brauche man einen Regisseur, 'der
uns die alten Gedanken neu
einordnet.'
|
Die folgende Einspielung
des ersten Aktes wurde permanent durch Ton- und
Bildunterbrechungen gestört, so dass vom Publikum laute Buh-Rufe
ausgestoßen wurden, was die Kinoleitung zu dem Hinweis brachte:
'Schauen Sie sich den ersten Akt mal an und wenn es ihnen nicht
gefällt, bekommen Sie Ihr Geld wieder.'
Die meisten der ca. 70 Zuschauer warteten den Fortgang der
Handlung nicht erst ab, verließen den Vorführraum - denn das
Rückgabegeld lockte und bei vier Personen sind das ohne
Rückzahlung der Vorverkaufsgebühr 116 Euro.
Dies war gut verdientes Geld, denn was dann szenisch gezeigt
wurde, war derartiger Blödsinn, der mit dem Text und den
Intentionen des Autors wieder einmal nichts zu tun hatte.
Hinzu kam, dass die Damen und Herren Protagonisten
offensichtlich nicht vertraut waren mit Großaufnahmen in Film
und Fernsehen, sondern nur auf Distanz zu spielen gewohnt waren
- sie outrierten und grimassierten, dass einem/r LehrerIn für
Schauspiel das kalte Grauen überkommen musste.
Am Ende des ersten Aktes waren nur noch zwei Unentwegte im
Zuschauerraum. Da diese sich aber nicht als Masochisten
verstanden wissen wollten, verließen auch sie das Kino.
Die Übertragung wurde nach Verlassen der letzten beiden
Zuschauer abgebrochen.
Angeblich habe man die Sendung aus Oberfranken per Sattelit
erhalten und nicht das zur Verfügung stehende Glasfaserkabel
benutzt.
Für das Unternehmen am Potsdamer Platz in Berlin sei dieser
abgebrochene Abend aus Bayreuth zum finanziellen Reinfall
geworden.
|
Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als
Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz,
in Anspruch.
Dieter Hansing
|
|