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04.01.2010 - dradio.de

 


Thema des Tages

12. Dezember 2015

'Der Freischütz in Hannover'

 
Kurz kommentiert

Das ist natürlich dummes Zeug, wenn die Hannoversche Allgemeine Zeitung mit heutigem Datum nur im Internet fragt:


 


Opernhaus warnt vor "Freischütz"

Ist diese Oper für Kinder zu hart?


Die Staatsoper Hannover hat eine Warnung an Lehrer herausgegeben: Entgegen der ursprünglichen Einschätzung sei die aktuelle Inszenierung des „Freischütz“ nicht für Heranwachsende unter 16 Jahren geeignet. Sonnabend ist Premiere. Lehrer, die bereits Opernkarten gekauft haben, haben diese nun wieder zurückgegeben.

 


Die Printausgabe der HAZ macht auf mit der Headline:
'Oper warnt Lehrer vor dem 'Freischütz'.

Die deutscheste aller deutschen Opern - 1926 verkündete Hans Pfitzner in einer Rede zum hundertsten Todestag des Komponisten: "Weber kam auf die Welt, um den 'Freischütz' zu schreiben" - soll nun für Kinder zu hart sein?

Die romantische Oper 'Der Freischütz' ist natürlich nicht zu hart für Kinder, sondern die Aufbereitung des Werkes unter der Gesamtleitung des Herrn Nds. Staatsopernintendanten Dr. Klügl.

Es stellt sich die Frage, warum der Vertrag des Herrn Nds. Staatsopernintendanten auch noch bis 2019 verlängert wurde.

Da gab es 2014 doch 'Die Meistersinger von Hannover'.
Wurde der 'Ring' nicht klammheimlich abgesetzt? Brüstete sich der Herr Nds. Staatsopernintendant nicht in einem Artikel in einer Wochenzeitschrift, er habe die Tetralogie auf die Bühne in Hannover gebracht?

Als wenn das nun schon was wäre, spielte nicht Lübeck kürzlich den 'Ring', zeigte nicht Detmold eben den 'Ring', bereitet nicht Minden gerade den 'Ring' vor?
Vor Puhlmann und Klügl war der 'Ring' Standard in Hannover.

Was ist da los in der Niedersächsischen Landeshauptstadt unter Führung eines OB Schostok und eines Min.-Präs. Weil?
Es liegt doch nicht etwa an der SPD?
Was würde wohl der ehemaligen Pop-Beauftragte der Partei dazu sagen?

Da merkt man an der Nds. Staatsoper Hannover erst bei der Klavierhauptprobe 'Freischütz', dass diese Inszenierung nicht jedem vorgeführt werden darf.
'Kinder hört ich greinen nach der Mutter, da sie den 'Freischütz' in Hannover sahen!'

Hat der Regisseur - auf dessen Engagement der Herr Nds. Staatsopernintendant noch bei der Vorstellung des Spielplans 2015/2016 so stolz war - kein Konzept vorgelegt oder verstand der Herr Nds. Staatsopernintendant das, was ihm vorgelegt wurde, nicht und meinte 'mach mal' oder wollte er nichts hören und sehen und dann auch nichts sagen?
Wozu diesen Intendanten? Es könnte doch die promovierte Politikwissenschaftlerin, die ihn eben aus künstlerischen und wirtschaftlichen Gründen verlängerte, die Aufgabe der Opernleitung mit übernehmen.

Wenn denn die Oper 'Der Freischütz' auch noch auf dem Lehrplan für die achten Gymnasialstufen steht, die Lehrer sich mit dem Stoff befassen, ihn den Schülern vermitteln - und dann kann man das Stück auf der Bühne den Betroffenen nicht vorstellen, fragt sich, was hat eigentlich die Musiktheaterpädagogin - eine Frau Maike Föllig - innerhalb ihres Aufgabenbereichs an die Schüler und die Lehrer weitergegeben?

Über Details wolle man vor der Premiere nicht reden, das bringe Unglück ('ach herrjeh') meint Opernsprecher Dr. Roth - offensichtlich ist aber auch im Theater selber nicht über die Produktion gesprochen worden - jetzt ist das Unglück trotzdem da, wo man doch über alles nicht reden wollte.

Dass ein Theaterleiter nicht weiß, was in seinem Haus vor sich geht, ist nicht neu. Man erinnere sich an die Produktion des 'Holländer' in Leipzig, den 'Tannhäuser' in Düsseldorf und nicht zu vergessen der 'Tristan' am Oberpfälzer Metropol-Theater in Regensburg.
(Laut Aussage des ehemaligen Oberbürgermeisters von Regensburg, Johannes Schaidinger, ist Regensburg die Metropole der Oberpfalz, ergo ist das Theater der Stadt das Opf. Metropol-Theater.)

Dort merkte die Theaterleitung erst bei der Generalprobe, dass man im dritten Rang nur die Beine der Protagonisten sehen konnte. Man gab die Karten für den halben Einrittspreis ab. Nun interessiert sich der Bayerische Oberste Rechnungshof für die Angelegenheit, da das Theater Regensburg vom Freistaat finanziell unterstützt wird und der nun wissen will, ob Fehlverhalten vorlag.

Diese Produktion des 'Freischütz' in Hannover entspricht doch wohl - wie die 'Rusalka in Hannover' - ganz klar den Vorstellungen der Ehrenvorsitzenden des Richard Wagner Vereins Hannover. 
Die liebt doch 'modische Inszenierungen'.

Und die HAZ lässt Herrn Prof. Etzold sich freuen, weil die Oper die Schulen vor dem 'Freischütz' warnt.
Als wäre Gift in einem Lebensmittel und der Händler nimmt den Käse, das Fleisch, die Milch zurück.
Alles OK, denn der Steuerzahlern ist nicht - wie im Falle der Niedersächsischen Staatsoper - betroffen.


 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:


Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen, sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

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Dieter Hansing