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04.01.2010 - dradio.de

 

 

 

Thema des Tages

'Moses und Aaron'


... am 12. März 1954 in Hamburg uraufgeführt

Eine szenische Aufführung fand in Zürich am 6. Juni 1957 statt. Die Komposition des Werkes war von Schönberg nicht vollendet worden.

In den zwanziger Jahren hatte Schönberg mit der Rückwendung zum jüdischen Glauben einen neuen Weg für sich eingeschlagen, war er doch 1892 zum evangelischen Glauben übergetreten. Dies dokumentierte sich auch in einem von ihm geschaffenen Text für ein Schauspiel 'Der biblische Weg' und führt zur Textdichtung und zur Komposition von 'Moses und Aron' in den Jahren1930 - 32.

 

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Schon 1923 hatte Schönberg sich Kandinsky gegenüber geäußert, dass er nun endlich kapiert
habe, kein Deutscher, kein Europäer, nicht einmal ein Mensch zu sein - sondern Jude.

1924 starb der Leiter der Meisterklasse für Komposition an der Preußischen Akademie der Künste in Berlin, Ferruccio Busoni, und Schönberg übersiedelte nach Berlin, um die Stelle als Nachfolger anzutreten.

Am 1. März 1933 fielen in einer Sitzung des Präsidiums der Akademie diskriminierende Äußerungen, gegen die sich Schönberg zur Wehr setzte.
Als Präsident der Akademie antwortete Max von Schillings hierauf am 23. Mai in einem Schreiben und entließ Schönberg mit Wirkung zum 30. Juni 1933.
Zu dem Zeitpunkt war der bereits mit seiner Familie nach Frankreich abgereist, von wo er im Herbst zur Erfüllung von Lehraufträgen in die Vereinigten Staaten von Amerika ging.
Hier konvertierte er zurück zum jüdischen Glauben.

1938 erklärte Reichskultursenator Ziegler die Atonalität, die auf der Harmonielehre des Juden Schönberg fuße, als ein Produkt des jüdischen Geistes - wer davon esse, stürbe daran.

 

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'Moses und Aron' fasst Schönbergs frühere Erfahrungen auf dem Gebiet des Musiktheaters zusammen, wird aber durch die Form weniger mit der Oper in Verbindung gebracht, sondern mit der eines szenischen Oratoriums. Hierbei tritt der Chor nicht nur als Beiwerk, sondern als Handlungsträger auf, er wird dadurch zum Protagonisten.

1959 brachte die damals im Westen Berlins ansässige Städtische Oper in der Regie von Gustav Rudolf Sellner und der musikalischen Leitung von Hermann Scherchen das Werk heraus, das eine starke Publikumswirkung hatte, so dass diese Produktion als Gastspiel 1961 in Paris und Mailand wie auch 1962 in München und 1966 in Rom gezeigt wurde.

Eine Düsseldorfer Produktion (Dirigent: Günther Wich, Regie: Georg Reinhardt) wurde 1968 im Amsterdam, 1969 in Florenz und 1970 in Tokyo und Osaka und 1971 in Warschau gezeigt.

1970 zeigte Hans-Peter Lehmann das Werk in Nürnberg. Hans Gierster dirigierte, die Bühneneinrichtung entwarf Rudolf Heinrich, wobei der Einschluss des 3. Aktes besonders gut gelang und Lehmann einen Weg fand, den ansonsten statisch auftretenden Chor durch eine dynamische Bewegungschoreographie aus dem Oratorium in aktives Musiktheater zu überführen.

1985 inszenierte Hans-Peter Lehmann das Werk an der Staatsoper Hannover. Mit George-Alexander Albrecht am Pult, in den Bühnenbildern von Ekkehard Grübler, Choreographie Lothar Höfgen mit Siegfried Härtel und Hans-Dieter Bader.
 

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Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen, sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung -
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Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes
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Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing