... am 13. März 1938 erklärt.
Unter Dollfuss hatten die Österreicher bereits eine Diktatur,
die aber keine Erfolge vorweisen konnte. Also dann lieber eine,
die funktionierte, so vornehmlich die Meinung der Österreicher.
Heftige Opposition kam aus den Reihen der Kirchen - hier musste
das Naziregime seine stärksten Widersacher erkennen.
Banden der Hitlerjugend verwüsteten daraufhin das
Erzbischöfliche Palais in Wien.
Die Polizei schritt nicht ein.
Der große Teil der Bevölkerung war auf der Seite der neuen
Machthaber. Österreicher und Deutsche seien längst vereint - so
die offizielle Auffassung im Jahr 1938.
Begeistert nahm die Bevölkerung Hitler bei der Fahrt nach
Österreich in Braunau - seiner Geburtsstadt - auf. Unter dem
Eindruck der Zustimmung zögerte Hitler nicht, den Anschluss
seines Geburtslandes zu beschleunigen
Noch am Abend des 13. Februar 1938 unterzeichnete er im Hotel
Weinziger in Linz, wo er auch von der Bevölkerung mit "Sieg
Heil! Sieg Heil!" jubelnd empfangen wurde, das eiligst
zusammengestellte 'Gesetz über die Wiedervereinigung Österreichs
mit dem Deutschen Reich'.
Mit dem Beitritt war Österreich zwangsläufig auch am Zweiten
Weltkrieg beteiligt. Das Land entsandte Truppen nach Nord-Norwegen
und auch auf den Balkan, in diesem Fall meinte man, die im neuen
Teil des Reiches kennten sich - aufgrund der Erfahrungen in der
seinerzeitigen habsburgischen Vielvölkermonarchie - besonders
gut aus. Außerdem hätten die 'neuen Österreicher' nun gute
Gelegenheit, die Toten des Ersten Weltkrieges zu rächen.
Bis zuletzt hielt die größte Zahl der Österreicher zu Hitler.
Nach dem Krieg argumentierte der erste Regierungschef, Karl
Renner, Österreich sei 1938 von den Nationalsozialisten
okkupiert, sei verführt, sei vergewaltigt worden. Somit habe man
für die Verbrechen des Großdeutschen Reiches nicht zu sühnen,
man sei ja schließlich selber Opfer.
Kurz vor der Verkündung im Staatsvertrag von 1955, Österreich
sei frei, war die Passage über Österreichs Mitschuld am Zweiten
Weltkrieg aus der Präambel gestrichen worden.
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1988 beschreibt Thomas Bernhard, in Anlehnung an die Ereignisse
fünfzig Jahre vorher, als am 15. März 1938 Hitler eine Rede vom Balkon
der Hofburg aus über die dicht sich drängenden und "Sieg Heil"
schreienden Menschen auf dem Heldenplatz hielt, den Tod der Frau Professor Schuster in der
Wohnung des Herrn Professor Schuster in Wien.
Nach der Rückkehr aus der englischen Emigration ist die Familie
Schuster wieder in Wien eingetroffen, der Herr Professor ist
hier erneut als Wissenschaftler tätig.
Entnervt durch die unhaltbaren Zustände, unter denen er auch
jetzt wieder als Jude in der Öffentlichkeit und als Privatmann
zu leiden hat, springt er selbstmörderisch aus dem Fenster
seiner Wohnung über dem Heldenplatz.
War es von außen die ungebrochene Hetze gegen ihn, litt er in
seiner familiären Umgebung unter den Vorstellungen, derer sich
seine Frau fortwährend ausgesetzt fühlte, als sie allein - ohne
dass andere es vernehmen konnten - diese "Sieg Heil"-Rufe der
Menschen auf dem Heldenplatz aus dem Jahr 1938 hören konnte, bis
sie am Tag der Beisetzung des Herrn Professor Schuster
unerwartet - während des Mittagessen - wieder allein die
Attacken der Hitler-Beschwörungsrufe aus 1938 vernehmend,
stirbt.
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