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04.01.2010 - dradio.de

 

 

 

Thema des Tages:

Erich Engel


    ... am 14. Februar 1891 in Hamburg geboren.

Bevor er mit dem Inszenieren begann, machte er eine Ausbildung zum Schauspieler in seiner Heimatstadt, war dort an den Kammerspielen Dramaturg, ging dann nach Berlin.

Es war die Zeit von Otto Brahm, dem Meister des Naturalismus, der Ibsen und Hauptmann auf die Bühne brachte, von Josef Kainz, der am neu gegründeten Deutschen Theater in Berlin spielte, der sich dort zum berühmtesten deutschsprachigen Charakterdarsteller seiner Zeit als Hamlet, Richard II., Don Carlos und Franz Moor entwickelte.

Neben Erich Engel kamen als Regisseure auch Leopold Jessner, Erwin Piscator, Jürgen Fehling und als Autor Bertolt Brecht in die Reichshauptstadt.

Für Brecht inszenierte für den 9. Mai 1923 in Münchens Residenztheater 'Im Dickicht der Städte', ehe er am 29. Oktober 1924 das Stück am Deutschen Theater Berlin herausbrachte.

Am 31. August 1928 war am Schiffbauerdamm die Uraufführung von 'Die Dreigroschenoper' unter Engels Leitung. Er wurde einer der wichtigsten Brecht-Regisseure in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

 

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Engel, häufig in philosophische Abhandlungen vertieft, inszenierte gradlinig, ohne Schnörkel was ihm auch schnell den Zugang zum Film verschaffte. Er entging den Nazi-Propagandafilmen, da er Lustspiel für die breite Öffentlichkeit auf die Leinwand brachte - Theo Mackeben war sein Filmkomponist.

1936 inszenierte er am Deutschen Theater den 'Othello' gegen den Rassenwahn der Nazis - der Mohr war das reine, naive Kind, das vom weißen Jago vernichtet wird.
Der 'Coriolan' wurde bei ihm zum Volksfeind, also gegen das offizielle heldische Grundmodell der Zeit im damaligen Deutschland, dass man Engel nach der Generalprobe empfahl, sich für eine Zeit aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen.

Zu Darstellern seiner frühen Filme gehörten auch Jenny Jugo 'Fünf von der Jazzband', (1932). In Wien produzierte er 1935 den Film 'Nur ein Komödiant' mit Rudolf Forster in einer Doppelrolle. Gustav Waldau spielte in 'Unser Fräulein Doktor' (1940) und Otto Gebühr in 'Viel Lärm um Nixi' (1942).
Daneben war er weiterhin als Regisseur am Berliner Deutschen Theater engagiert.

 

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Nach dem Zweiten Weltkrieg war er der Intendant der Münchner Kammerspiele, lebte und arbeitete aber ab 1949 in der 'DDR'. Es entstanden unter seiner Regie u.a. für die DEFA 1948 die Filme 'Affaire Blum' (1948) und 'Kommen Sie am Ersten' (1951) mit Inge Meysel.
Mit 'Geschwader Fledermaus'(1958) bezog er Stellung gegen den französischen Kolonialkrieg in Vietnam. Er erhielt den Nationalpreis der 'DDR'.
Engel führte aber auch für Artur Brauner im 'Westen' Regie.
Sein Sohn Thomas Engel ist ebenfalls Regisseur (u.a. ARD Tatort) und Drehbuchautor. Mit ihm zusammen drehte er 'Pünktchen und Anton' (1953).

Als Oberspielleiter in Brechts Berliner Ensemble kehrte Engel wieder zurück an den Schiffbauerdamm. So brachte er nach dem Tod Brechts dessen geplante Aufführung von 'Leben des Galilei' am 15. Januar 1957 mit Ernst Busch in der Titelrolle am BE zur Aufführung.

Für den 23. April 1960 inszenierte er noch einmal 'Die Dreigroschenoper' für das Berliner Ensemble.


 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:

Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik
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Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing