Zur Meinungsfreiheit westlicher Gesellschaften 
zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
   
04.01.2010 - dradio.de

 

 


Thema des Tages


Führertagung
 

 

  ... am 14. Februar 1926

Auf dem Weg nach Bamberg.

Dort angekommen, gleich in eine Versammlung - er werde mit Jubel empfangen.

Müsse reden, es sei still wie in einer Kirche.

Die Stadt sei entzückend, sie komme ihm alt, jesuitisch vor.

Hitler rase im Auto vorbei, Zeit nur für einen Händedruck.

Dann:
 


[....]

Hitler redet.

Zwei Stunden.

Ich bin wie geschlagen.

Welch ein Hitler?

Ein Reaktionär?

Fabelhaft, ungeschickt und unsicher.

Russische Frage: vollkommen daneben.

Italien und England naturgegebene Bundesgenossen.

Grauenhaft!

Unsere Aufgabe ist die Zertrümmerung des Bolschewismus.

Bolschewismus ist jüdische Mache!

Wir müssen Russland beerben!

[....]

Wohl eine der größten Enttäuschungen meines Lebens.

Ich glaube nicht mehr restlos an Hitler.

Mir ist der innere Halt genommen.

[....]


Tagebuch 1926
 

 

Goebbels sah in Bamberg sein Ideal 'Hitler' gefährdet, der wohl mehr als historische, denn als sozialistische Leitfigur erkannt wurde.

In seinem Buch 'Michael' hatte geschrieben, es sei wichtiger überhaupt zu glauben, weniger, an was man glaube.

Also konnte er zunächst von der Richtung absehen, wenn denn Hitler als Inhalt seines Glaubens erhalten bliebe.

Man müsse mit Hitler reden, er dürfe sich nicht von denen da unten binden lassen und der müsse von den Einflüssen aus München freigemacht werden.

Bei den folgenden Zusammenkünften präsentierte Hitler seine programmatischen Vorstellungen - die als Sammelsurium aufgenommen werden konnten. Er sprach über Russland, Italien, England über Konzerne, Privatwirtschaft, Verkehr - alles sozialisiert.

'Der kleine Doktor' fand, die Ausführungen Hitlers seien 'glänzend' und 'überzeugend' - er wolle nun dem Größeren, dem politischen Genie sich beugen.

Im gleichen Jahr wurde er von Hitler zum Gauleiter von Berlin, der Reichshauptstadt, ernannt.

Sein Glaube an Hitler hielt bis in die letzten Tage des Nazisystems an.
 

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19 Jahre nach dem Auftritt von Bamberg wurde Dresden von den Alliierten bombardiert.
Etwa 25 Tausend Menschen, die sich zum Teil aus dem Osten des Reiches in die Stadt geflüchtet hatten, kamen dabei ums Leben.

Noch für den 7. April 1945 schrieb er:
 


Der Führer muss eine Nervenkraft aufwenden, um mit dieser überkritischen Situation die Haltung zu bewahren.

Aber ich habe doch die Hoffnung, dass er diese Situation meistern wird.

Er hat es ja immer verstanden mit einer souveränen Ruhe seinen Augenblick abzuwarten.

Ist der Augenblick aber gekommen, dann pflegte er auch immer mit beiden Händen zuzugreifen.


Tagebuch 1945
 


 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:

Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz,
in Anspruch.

Dieter Hansing