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04.01.2010 - dradio.de

 

 



Thema des Tages

Enrico Caruso

 

   ... wurde am 15. März 1873 als sängerisches Talent  in eine kinderreiche Handwerkerfamilie geboren.

Nach seinen Debut 1894 am Teatro Nuovo in Neapel in der Oper 'L'amico Francesco' von Morelli entwickelte er sich sehr schnell zu dem Vertreter des Belcanto.

Noch immer gilt er als typischer Vertreter des italienisch-dramatischen Fachs vom Nemorino bis Puccinis 'Fanciulla', in der er bei der Uraufführung den Dick Johnson sang - bis zu seiner letzten Partie dem Eleazar in Halévys 'Jüdin'.

Grenzen seiner Entwicklungsmöglichkeiten waren gegeben, so sang er nie den Verdi'schen 'Otello'.
Den Radames spielte er für RCA Victor ein:
 

http://youtu.be/LWz_JAiDuL0
 

Die Schallplatte verhalf ihm zu großer Popularität, wie von seiner Gesangskunst auch der neue Tonträger profitierte. 60 Millionen Schallplatten, eine für die damalige Zeit enorme Menge wurden verkauft.

Und doch hieß es ab 1908 an der New York Metropolitan Opera - "Caruso wappne dich, Slezak kommt!", da dieser über Caruso hinaus neben dem italienischen, auch das deutsche und das französische Fach beherrschte.

Wenn Caruso gefragt wurde, warum er denn nicht in seiner Heimat auftrete und sich von seinen Landsleuten bejubeln lasse, habe er mit bitteren Worten geantwortet: 'Esser un cantante in Italia è una vergogna!'

 

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Trotz dieser offensichtlichen Tatsache, dass man im eigenen Lande nichts gelte, sang er doch schon 1900 an der Scala den Rodolfo, war dann allerdings mehr im Ausland tätig, so 1902 in London, 1903 in Rio und seit diesem Jahr auch an der Met in New York.

Hier trat in fast 40 verschiedenen Rollen auf und sang in 600 Vorstellungen.

Das Ende seiner Laufbahn hing mit dieser Überforderung zusammen, er selber war in Sorge, dem eigenen Anspruch nicht mehr genügen zu können.

Er sah das Problem - er habe keine Vorstellung in seinem Leben gesungen, ohne nervös, elend und ängstlich zu sein.
 

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Caruso war in seinen Anfängen zu einem Gastspiel in Barcelona eingeladen, die Gage war für die damaligen Zeiten und die noch nicht ganz ausgereifte Karriere Carusos mit 10.000 Peseten pro Abend bei insgesamt sechs Vorstellungen vereinbart, Antrittsrolle der Nemorino.

Nach dem zweiten Akt ein Pfeifen und Geschrei im Publikum, das von den zustimmenden Zuschauern bekämpft wurde. Der Agent kommt in der Pause in die Garderobe Carusos und erklärt, er bedauere, dass der große Sänger so behandelt würde, er sei bereit, den Vertrag mit 2.000 Peseten pro Abend bestehen zu lassen und die Diskreditierung auf sich nehmen zu wollen.

Caruso watschte den Agenten ab, zog sich um und verließ die Vorstellung - die Pfeifer und Brüller meldeten sich beim Impresario, um die Belohnung abzuholen, denn alles war von ihn inszeniert worden, um das Honorar Carusos zu drücken.

Bei dem Sänger auf dem Wege zum Weltruhm war der aber an die falsche Adresse geraten.

 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:


Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing
 

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