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04.01.2010 - dradio.de

 


Thema des Tages

16. Dezember 2015


Hannovers CDU erneuert Kritik
an der Freischütz-Inszenierung

 

 


Zitat

„Der denkende Künstler ist noch eins so viel wert.“

Mit diesem Zitat nach Gottfried Ephraim Lessing kommentiert Hannovers CDU-Chef Dirk Toepffer die Reaktion des maßgeblich an der aktuellen Freischütz-Inszenierung der hannoverschen Oper beteiligten Lichtdesigners Voxi Bärenklau.

Bärenklau hatte die Kritik des kulturpolitischen Sprechers der CDU-Ratsfraktion Dr. Oliver Kiaman u.a. als „geistigen Dünnschiss“ bezeichnet und Kiaman eine politische Nähe zur AfD unterstellt.

Toepffer hierzu: „Kunst darf kritisch provozieren, muss aber auch Kritik vertragen können. Wahre Künstler bedienen sich auch in Ihrer Wortwahl des Floretts und nicht des schweren Säbels. Bärenklau greift lieber zur Streitaxt und bleibt damit auch seinem Kunststil treu.“

Als besonders traurig kommentiert Toepffer Bärenklaus Äußerungen über die Landeshauptstadt Hannover. Der „Künstler“ hatte Hannover als „kleinstädtisch konservativ“ bezeichnet und sich darüber gefreut, einen „künstlerischen Diskurs ausgelöst zu haben, der mit dieser Form nur in einer tief dumpfen braunen Provinz stattfinden konnte.“

Diese Äußerungen zeigen, so Toepffer, dass sich Herr Bärenklau offensichtlich überhaupt nicht mit dem Opernstandort Hannover auseinandergesetzt hat.

Toepffer: „Man kann über Hannover vieles sagen. Aber durch braune Umtriebe ist diese Stadt in der Vergangenheit wirklich nicht aufgefallen.“

Die CDU sehe sich nun durch Bärenklaus Verbalattacken gegen die Stadt und ihre Bewohner weiter bestätigt.

Toepffer: „Wer mit einer künstlerischen Darstellung so wie Bärenklau bestimmte Botschaften transportieren will, sollt sich auch über die Empfänger dieser Botschaften Gedanken machen. Ein erfolgreicher Künstler muss nicht gefallen, sollte aber sein Publikum kennen. Dies ist bei Bärenklau erkennbar nicht der Fall.“ Die Freischütz-Inszenierung gerate damit zur bloßen Selbstinszenierung auf Kosten des zahlenden Publikums.

Toepffer weiter: „Niemand will die Kunst zensieren. Aber das hannoversche Staatstheater gehört nicht nur den Künstlern sondern eben auch seinem Publikum.

Man hat zuweilen den Eindruck, dass dies bei den Verantwortlichen in Vergessenheit geraten ist.“

In diesem Zusammenhang zeigt sich Toepffer über Äußerungen des Opernintendanten Dr. Klügl verwundert, der zur Verteidigung der Freischütz-Inszenierung erklärt hatte, er habe die Auslastung des Opernhauses in den letzten 10 Jahren von 60 auf 80 Prozent erhöht.

Toepffer hierzu: „Sollte Klügl recht haben, müsste das Schauspiel dramatisch an Besuchern verloren haben.“

Dem Wirtschaftsplan der Nds. Staatstheater Hannover GmbH ist zu entnehmen, dass der Auslastungsgrad beider Sparten von 72,23 % 2005 lediglich auf 77,45 % in 2014 gestiegen ist. In absoluten Zahlen haben Schauspiel und Oper sogar fast 20.000 Besucher verloren.
Waren es 2005 noch 419 122 Besucher kamen 2014 nur noch 399.714 Besucher in die Häuser des Staatstheaters.

Zitatende

 


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Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen, sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

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Dieter Hansing