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Thema des Tages

17. März 2016
 

Spielplan 2016/2017


Pressemitteilung Theater Regensburg
Donnerstag, 17. März 2016 08:55
 

   

„Herausfordern“ war und ist das Motto unserer aktuellen Spielzeit. Sehr herzlich möchten wir uns bei Ihnen bedanken, denn wir haben den Eindruck: Sie haben die Herausforderungen des Spielplans angenommen, haben uns auch in diesem Jahr wieder kritisch und treu begleitet und uns spannende Rückmeldungen gegeben.
„Anfreunden“ wird der Leitgedanke der anstehenden Saison 2016/17. Ein empathischer Vorgang, der mit großer Offenheit verknüpft ist. „Anfreunden“ heißt, sich in fremde Gedankenwelten hineinzuversetzen, sich auf neue Situationen einzu­lassen und sich mit ungewohnten Dingen zu arrangieren. Mit der Bandbreite unseres Spielplans glauben wir, dass das „Anfreunden“ unterm Strich ein Gewinn für uns alle ist und freuen uns schon auf Ihre Eindrücke.

MUSIKTHEATER
Wir starten mit einem Klassiker! „Carmen“ von Georges Bizet erleben Sie in der Handschrift des Re­gis­seurs Hendrik Müller (*1977). Müller war Projektstipendiat der Akademie Schloss Solitude, arbeitete für die Händelfestspiele Halle, an der Dresdner Staatsoper und für die Oper an der Wien. Seine "Alceste" in Weimar wurde von der Fachzeitschrift „Opernwelt“ mehrfach als „Wiederentdeckung des Jahres“ nominiert.

Ein Wiedersehen gibt es mit dem bewährten Regieteam von „Madama Butterfly“, das Friedrich von Flotows Oper „Martha“ inszenieren wird. Lassen Sie sich überraschen, in welch zukunftsträchtigem Setting die romantische Komödie mit ihren schwerelosen Ensembles und eingängigen Arien zwischen deutscher Spieloper und französischer Opéra comique angesiedelt sein wird.

Was passiert, wenn man sich vornimmt, das schlechteste Musical aller Zeiten zu schreiben? Es wird ein Hit! Wir freuen uns sehr, dass wir die Rechte für „The Producers“ erhalten haben und das Erfolgsmusical von Mel Brooks im Theater am Bismarckplatz zeigen können. Regie führt Dominik Wilgenbus, der in der Spielzeit 2013/14 den „Vogelhändler“ inszenierte.

Jede Zeit sucht sich ihre „Freaks“. Menschen, die anders sind, die nicht dazugehören dürfen. Diese Verstoßenen rückt Moritz Eggert in seinem Bühnenwerk „Freax“ in den Mittelpunkt. Mit der Figur des körperlich behinderten Franz erzählt er von dem Schicksal derer, die unsere Gesellschaft für nicht gut genug befindet. Nach einer konzertanten Uraufführung in Bonn im Jahr 2007 wird das Werk in Regensburg seine Szenische Uraufführung erleben!

Nichts als Streit, Vorwürfe und Seitensprünge: Die Ehe von Orpheus und Eurydike könnte kaum schlech­ter laufen. Entsprechend erfreut reagiert Orpheus auf die Nachricht, dass Eurydike von ihrem Liebhaber Pluto, dem Herrn der Hölle, in die Unterwelt entführt wurde. Endlich frei und offen für neue Lieb­schaf­ten! Doch da schreitet die öffentliche Meinung ein: Der gute Ruf der Antike steht auf dem Spiel. Jacques Offenbachs freche Parodie des antiken Liebesmythos gehört zu seinen meistgespielten Werken. Dauerbrenner wie der „Höllen-Cancan“ und das Lied „Als ich einst Prinz war zu Arkadien“ machen „Orpheus in der Unterwelt“ zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Für unser Theater und die Sänger ist es erneut eine große Ehre, Kammersängerin Brigitte Fassbaender in Regensburg begrüßen zu dürfen. Nach „Katja Kabanova“ und „Rigoletto“ wird sie in der kommenden Spielzeit „Salome“ inszenieren, das erste große Musikdrama von Richard Strauss. Ergänzt wird das En­semble durch Dara Hobbs (Salome) als Gast, die Sie 2013/14 als Isolde erleben durften.

In „Un ballo in maschera“ entspinnt Verdi eine tragische Dreiecksgeschichte um den Grafen Riccardo, der in die Frau seines besten Freundes Renato verliebt ist. Verzweifelt versucht Riccardo, sich im Span­nungsfeld von Politik, Liebe und Freundschaft zu behaupten. Wie in den meisten seiner Opern verbindet Verdi im „Maskenball“ große Gefühle und dramatische Musik mit machtpolitischen Fragestellungen. Eine explosive Mischung, die Verdi viel Streit mit der Zensur bescherte, heute aber die düster-roman­tische Oper noch reizvoller macht.

Zum Ende der Spielzeit nutzen wir einen ganz besonderen Ort als Kulisse für die semikonzertante Aufführung von Richard Wagners „Fliegendem Holländer“ – den Regensburger bayernhafen. Ein Abend unter freiem Himmel, der die schaurig-romantische Atmosphäre des „Hollän­ders“ unmittelbar erfahrbar macht.

Das KONZERTPROGRAMM hat auch in der neuen Spielzeit inhaltliche Bezugspunkte zum Musiktheater­spielplan. Besonders hinweisen möchten wir auf die Uraufführung von Moritz Eggert im 2. Sinfoniekonzert, die Kooperation mit der Hochschule für Katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik (HfKM) zum
4. Sinfoniekonzert und auf Edward Elgars „The Dream of Gerontius“ – das im Audimax in Kooperation mit dem Bistum Regensburg zu hören sein wird. In der beliebten Reihe der Filmkonzerte mit Live-Musik dürfen Sie sich auf „Das Parfum“ freuen.



SCHAUSPIEL
Zum 400. Todestag von William Shakespeare haben wir gleich zwei Produktionen im Spielplan, die sich mit dem Werk des weltweit berühmtesten Dichters und meistgespielten Theaterautors beschäftigen. Katrin Plötner wird „Hamlet“ inszenieren, die Tragödie des Prinzen von Dänemark, der den Mord an seinem Vater rächen will und dabei das gesamte Herrschergeschlecht mit in den Untergang reißt.

„Shakespeares Schädel in Fausts Faust“ ist der Titel der Auftragsarbeit, die das Theater Regensburg dem Oberpfälzer Dichter, Filmemacher und Theaterautor Werner Fritsch angetragen hat, der zum ersten Mal mit einem großen Schauspiel in seiner Heimatregion zu sehen sein wird. In dieser Uraufführung im Theater am Bismarckplatz versammeln sich am Grab Shakespeares dessen bekannteste Theaterfiguren und treffen auf Goethes Faust. So bringt Fritsch die kriegerische Welt des einen mit den humanistischen Visionen des anderen in Verbindung und verlegt die traumhaften Szenen einer Mitsommernacht in die böhmischen Wälder.

Mit Stefano Massinis „Lehman Brothers“ bringen wir einen Untergang der jüngsten Bankengeschichte auf die Bühne: Das ursprünglich von drei Brüdern aus Rimpar bei Würzburg gegründete Bankhaus meldet am frühen Montagmorgen des 15. Septembers 2008 mit einer Schuldenlast von 630 Milliarden US-Dollar Insolvenz an. Die Pleite der Lehman Bank gehört zu den Auslösern der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise, deren Folgen bis heute spürbar sind.

Um den Konkurrenzkampf zweier sehr unterschiedlicher Unternehmerpersönlichkeiten geht es in Alfred Döblins frühem Berlin-Roman „Wadzeks Kampf mit der Dampfturbine“, den Regisseur Hannes Weiler in einer eigenen Romanadaption inszenieren wird, eine weitere Uraufführung im Theater am Bismarckplatz, wo wir in diesem Jahr thematisch wie ästhetisch neue Akzente setzen wollen.

Aber auch die Unterhaltung hat nach wie vor dort ihren Platz: Erleben Sie die Folgen eines totalen Stromausfalls im Atelier des talentierten, aber erfolglosen Bildhauers Brindsley Miller in der wunderbaren „Komödie im Dunkeln“ von Peter Shaffer.

Im Theater am Haidplatz beginnen wir die Spielzeit ebenfalls humorvoll mit einem Blick auf sehr groteske Zustände an der österreichisch-ungarischen Grenze. Jens Poth, der Regisseur von „Zorn“, führt uns in eine Welt von kleinen Gaunern und schrägen Typen, die viel über das heutige Europa erzählt. „Hungaricum“ ist eine deutschsprachige Erstaufführung des russischen Brüderpaares Presnjakow.
 
Es geht weiter mit einem unvergesslichen bayerischen Bühnenpaar: Karl Valentin und Liesl Karlstadt. Unter dem Titel „War es gestern oder im ersten Stock?“ hat Wolfgang Gropper einen Abend aus dem umfangreichen literarischen Werk des Ausnahmekünstlers Valentin zusammengestellt und inszeniert dessen skurrile, verschobene wie weitsichtige Wahrnehmung unseres Alltags.

Die Absurdität unseres Lebens ist auch das Lebensthema der bedeutendsten zeitgenössischen Dramatikerin Elfriede Jelinek, die 2004 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wurde, aber noch nie in Regensburg zu sehen war. Wir beginnen die Begegnung mit dieser sprachgewaltigen Autorin mit dem Stück „Winterreise“, das auf der Folie von Schuberts Liederzyklus vom Fremdsein in der Welt handelt.

Für die vierte Produktion im Haidplatz nehmen wir uns die Zeit, auf ein aktuelles Stück der Saison reagieren zu können. Der Titel wird zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben.

Nach einem Jahr Pause kehren wir mit einer Freilichtproduktion zurück in den Innenhof des Thon-Dittmer-Palais! In hoffentlich lauen Sommernächten erleben Sie mit „Sisters of Swing“ die Geschichte der legendären Andrews-Sisters.

 

TANZ
Mit einem Doppelabend, der sich den „Loops“ widmet, eröffnet Chefchoreograph Yuki Mori die Spielzeit 2016/17. FAUST-Theaterpreisträger Giuseppe Spota konnte als Gastchoreograph für diesen Abend ge­won­nen werden. Beide Choreographen nehmen die Bilder des Kreisens und des Strömens zum Ausgangs­punkt ihrer Kreationen. Yuki Mori entwickelt zur Musik von Simeon ten Holt reale und surreale Episoden über Verlustangst und das Glück, sich anderen Menschen zu öffnen. Zu „Shaker Loops“ von John Adams lässt Giuseppe Spota sein Stück entstehen. Erst allmählich kommen Farben und Bewegung ins Spiel, um in einem andauernden Strömen die Schönheiten des Lebens zu feiern.  

„Les Enfants Terribles“ ist eine Tanzoper über den Mythos der Kindheit und die Weigerung, erwachsen zu werden. Das Besondere: Auf der Bühne sind dabei – neben unserer Tanzkompanie – vier Sänger und drei Klaviere! Philip Glass‘ titelgebende Oper wird vom Philharmonischen Orchester Regensburg live gespielt.

Zusätzlich zeigen wir in der „Tanz.Fabrik!fünf“ einen Abend mit Choreographien junger Nachwuchs­talente.

JUNGES THEATER
Seit über einem Jahr hat das Junge Theater nun seine eigene Spielstätte im Haus der Musik. Der moder­ne Theaterraum hat es ermöglicht, die Qualität der Probenbedingungen, die Anzahl der Aufführungen, sowie das theaterpädagogische Angebot auf eine neue Stufe zu heben. Wir freuen uns sehr, dass dies auch in harten Zahlen sichtbar wird: Im Vergleich zum Vorjahr konnten wir rund 2.000 junge und alte Zuschauer mehr begrüßen – die Zuwächse bei den Kinderkonzerten und bei den Märchenvorstel­lungen nicht mitgerechnet.

In die neue Spielzeit starten wir mit der Adaption von Sebastian Menschenmosers Bilderbuch „Herr Eichhorn und der Besucher vom blauen Planeten“ [4+]. Als Familienstück im Velodrom spielen wir „Der Zauberer der Smaragdenstadt“ [6+] von Alexander Wolkow, nach dem Klassiker „Der Zauberer von Oz“, bei dem wir kleine und große Zuschauer auf eine phantastische Reise mit Löwe, Blechmann & Co. Mit-nehmen. Phantastisch geht es auch weiter mit den Versuchungen der Zauberkunst in „Krabat“ [12+], nach dem bekannten Roman von Otfried Preußler. In „Die Schaukel“ [15+] erzählt Edna Mazya einfühlsam die Geschichte der Vergewaltigung eines 15jährigen Mädchens und von gesellschaftlicher Doppel­moral. Den Abschluss bildet mit „Flossenlos“ von Valeria Cavalli eine deutsche Erstaufführung, die die Geschichte einer wunderbaren Freundschaft zwischen einem Jungen und einem Mädchen auf die Bühne bringt, das ihm als Meerjungfrau erscheint.

Selbstverständlich gibt es auch weiterhin unsere Reihe „Die Vorleser“, zahlreiche Kinderkonzerte und ein umfassendes theaterpädagogisches Begleitprogramm. Unsere Thementage setzen in dieser Spiel­zeit einen politischen Schwerpunkt zum Thema „Flucht“. Für unsere inzwischen 26 Partnerschulen der „Dein:THEATER!“-Kooperation veranstalten wir außerdem das erste „Dein: THEATER!“-Festival mit dem Titel „Europa. Freiheit. Demokratie.“, zu dem wir Gastspiele einladen und Workshops anbieten werden.

 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:

Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik
um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung -
Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing