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04.01.2010 - dradio.de

 

 

 

Thema des Tages


Parallelkrieg


   ... am
19. Januar 1941 beendet

Noch 1934 war Berlin von Italien abhängig. Der Duce ließ zum Schutz der Souveränität Österreichs Truppen am Brenner aufmarschieren, da die NSDAP in Wien einen Aufstand startete und Kanzler Dollfuß ermordete. In Berlin wollte man von der fehlgeschlagenen Attacke nichts gewusst haben - am 25. Juni 1934 weilte man gerade in Bayreuth und gab sich ahnungslos.

1938 kam es dann doch zum "Anschluss meiner Heimat an das deutsche Reich", da Italien sich in Somalia und Abessinien militärisch durch Einmärsche zu weit vorgewagt hatte, die Unterstützung Englands und Frankreich verlor und nun auf die Hilfe Hitlers angewiesen war.

1940 schon sah Mussolini seine Chancen in Ostafrika schwinden, da er nicht in der Lage war, für ausreichend Nachschub aus Italien zu sorgen, solange er nicht Ägypten in Besitz genommen hatte, was aber misslang.

Die Briten nutzten hier die Schwäche Italiens, drangen weit nach Westen bis Libyen vor und besetzten auch Ostafrika.

Da wandte sich der Duce nun dem Balkan zu, der räumlich leichter erreichbar war und ihm die Chance bot, wenigstens im Norden des Mittelmeeres wieder ein Römisches Reich in alter Form gewinnen zu können.

Während Deutschland noch immer mit England beschäftigt war - das Unternehmen Seelöwe - Hitler hatte am 16. Juli 1940  die 'Weisung Nr. 16' über die Vorbereitung einer Landungsoperation gegen England erteilt.
 Darin hieß es:
"Da England, trotz seiner militärisch aussichtslosen Lage, noch keine Anzeichen einer Verständigungsbereitschaft zu erkennen gibt, habe ich mich entschlossen, eine Landungsoperation gegen England vorzubereiten und, wenn nötig, durchzuführen."

Frankreich konnte von Hitler bereits im Mai 1940 besiegt werden.

Da begann Mussolini einen 'Parallelkrieg' zu führen, indem er am 28. Oktober 1940 Griechenland angriff.
Er verschätzte sich, denn die Griechen leisteten unerwartet Widerstand, fielen sogar in das von Italien besetzte Albanien ein.

Hitler musste sich um seinen Partner Mussolini kümmern, ließ ihn aber aber in den Besprechungen am Berghof am 19. und 20. Januar 1941 wissen, dass der Parallelkrieg nicht weiter in der Form stattfinden könne, Mussolini müsse in Zukunft die Weisungen Berlins akzeptieren.

 

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Am 6. April 1941 begann dann der Angriff Deutschlands auf Griechenland - über die Nordflanke, über Jugoslawien, das am 17. April 1941 kapitulierte.

Die Griechen waren hier an der Grenze zu Rumänien durch die Kämpfe in Albanien nicht stark genug vertreten, mussten zurückweichen und die sie unterstützenden Briten zogen sich nach Kreta zurück.

Schon am 23. April 1941 kapitulierte Griechenland mithilfe der Wehrmacht.
Damit war aber das Abenteuer 'Römisches Weltreich' rings um das Mittelmeer für Italien beendet. Wieder einmal stand der Duce mit leeren Händen vor seinem Volk, das die Verluste an Menschen und Gerät verkraften musste.

Dieser Eingriff im Süden durch die Wehrmacht, die an sich im Parallelkrieg den Italienern vorbehalten war, sich aber nicht erfolgreich zeigten, führte für Berlin dazu, dass der Einfall in die UDSSR erst verspätet am 22. Juni 1941 anlaufen konnte.

Damit war Moskau vor dem früh einsetzenden Winter 1941 für die Deutsche Wehrmacht nicht mehr zu erreichen.

Auch der Historiker Hans-Ulrich Wehler hält es für gegeben, dass bei einem früheren Beginn des 'Unternehmens Barbarossa' ein Winterkrieg gegen Russland hätte vermieden werden können, der die Wehrmacht im Dezember 1941 daran hinderte, Moskau zu erobern.
 

 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:

Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik
um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung -
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Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing