Bildungsmisere        
       
 
 

 


Zur Meinungsfreiheit westlicher Gesellschaften 
zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
   
04.01.2010 - dradio.de

 


Thema des Tages

Peter Zadek

 

 

   ... am 19. Mai 1926 geboren

Kurt Hübner war sein Promotor - er holte den gerade aus der Emigration nach Deutschland zurückgekehrten Jungregisseur nach Ulm und nahm ihn mit nach Bremen.
Intendanzen übernahm Zadek in Bochum und in Hamburg wie auch Berlin.

Die 60-er Jahre im Bremer Theater am Goetheplatz waren mit Wilfried Minks als Regisseur und Bühnenbildner und Peter Stein wie mit den DarstellerInnen Edith Clever, Jutta Lampe, Bruno Ganz herausragend.

Der Beginn der Zeiten des Amusements hatte begonnen.
Peter Zadek orientierte sich - von England kommend - am angloamerikanischen Unterhaltungstheater.
Beispiel: seine Revue nach Fallada auch in Regensburg.


Kritik_'Kleiner_Mann_was_nun'_Repertoire_28.04.2007

 

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'Die Räuber' kamen 1966 in Zadeks Regie in Bremen heraus - Edith Clever war Amalia, Bruno Ganz Franz Moor - es ging dem Regisseur darum, das Standard-Klassikerpublikum zu provozieren.
Er stellte die Räuber vor einen Rundhorizont mit einer Comic-Collage und ließ sie in Horrorfilm- und Western-Kostümen auftreten.

Er meinte, auch bei Schiller seien die Personen nicht der Realität entnommen, sondern sie wären Kolosse der damaligen Zeit und nur so dem Publikum des 18. Jahrhunderts näher zu bringen gewesen.

Die Übertragung von Regieanweisungen unter Benutzung des Repertoires der Schauerfilme der 60-er Jahre betonte das Grelle, die Exaltation von Schiller's Jugendwerk, das nicht der Realität entspreche - die Orte, die Figuren nur Träger von Ideen.

Höchst problematisch, die da beginnende Tendenz der Verschiebung des Tragischen ins Komödiantische - um des Gags willen wie jetzt beschrieben unter
an
Ostermeiers Schaubühne

Kritik_'Kabale_und_Liebe_-_Schaubuehne_Berlin_01.11.09.htm

und am DT

Bemerkungen_zu_'Kabale_und_Liebe'_-_Deutsches_Theater_Berlin_-_4.4.2010

wie auch bei Peymann - von ihm selber auf unerträgliche Weise verulkt - am BE.

Die Darsteller und erst recht das Publikum wollen ernst genommen werden, auch in seiner Sympathie für Klassik - es fühlt sich verletzt, wenn die Werke aus lauter krampfhafter Effekthascherei auf den Kopf gestellt werden und krampfhaft angeblich Neues gemacht wird, nur damit sich das jeweilige Haus, der Regisseur, der Intendant zu Lasten des Steuerzahlers unter Außerachtlassung des Bildungsauftrages 'einen Namen machen'.


 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:

Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing