Giovanni Paisiello - vordem Hofkapellmeister der Kaiserin Katharina II. von
Russland, danach beim König von Neapel, bis er von Napoleon I. nach Paris geholt
wurde - widmete sich dem 'Barbier' von Beaumarschais - dem Ur-Vater dieser
italienischen Oper.
Er soll sich nicht gegen eine neue Komposition durch Rossini gewehrt, sondern
eher noch Avancen gemacht haben:
'Ich zweifle keinesfalls, dass das glänzende Genie des jungen Rivalen
dem alten Thema neue Fröhlichkeit verleihen wird.
Ich muss im voraus die herzlichsten Glückwünsche an Rossini
wie an alle italienischen Bühnen richten,
die in kurzem über eine erste Oper mehr verfügen können.'
(Nach Georg Richard Kruse)
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Die Rossini-Uraufführung am 20. Februar 1816
wurde von Paisiello-Unterstützern gestört, der Komponist selber soll
in einem Brief aus Neapel an einen Freund in Rom gebeten haben, den
Durchfall Rossinis eindeutig zu gestalten.
Gleich im ersten Akt während der Ur-Aufführung der Rossini'schen
Fassung kam es den Berichten zu Folge zu Zwischenfällen.
Rossini hatte dem Tenor Manuel García, der bei der Uraufführung den
Grafen Almaviva sang, gestattet, statt der Arie 'Sieh schon die
Morgenröte' eine spanische Weise anzustimmen. Da vergessen wurde,
die Gitarre zu stimmen, mit der sich der Sänger begleiten wollte und
nun Garcia das Instrument erst einrichten musste, führte das zu
Unmut.
Was den Unwillen des Publikums noch erhöhte, war die Tatsache, dass
Figaro mit eben derselben Gitarre des Grafen auftrat, um sich bei
seiner Kavatine zu begleiten.
Auch die 'Verleumdungsarie' fiel dem Spott anheim, da der
Basilio-Sänger an einem Nagel hängenblieb, stürzte und sich das
Gesicht blutig schlug.
Als noch eine Katze über die Bühne lief, einen Ausgang suchend,
musste unter dem Gelächter des Publikums der Vorhang fallen.
Der zweite Akt gestaltete sich gleich in der Ablehnung des
Publikums.
Bei der zweiten Aufführung hörte man wenigstens zu - und das Werk
wurde angenommen. Der Siegeslauf war nicht mehr aufzuhalten.
Die erste deutsche Bearbeitung besorgte Ignaz Kollmann, ein 1775 in
Graz geborener Schriftsteller. Die Secco-Rezitavie wurden von
Theobald Rehbaum ins Deutsche übertragen, zum ersten Mal kamen sie
1890 in einer Aufführung in der Kroll-Oper in Berlin zur Anwendung.
Später bearbeitete sie Otto Neitzel, der ab1865 in Berlin an der
Neuen Akademie der Tonkunst bei Theodor Kullak und Richard Wüerst
Klavierunterricht erhielt.
Von 1873 bis 1875 war er Schüler von Franz Liszt.
1875 schrieb Neitzel in drei Wochen seine Dissertation 'Die
ästhetische Grenze der Programmmusik' und wurde zum Dr. phil.
promoviert. Anschließend begleitete er als Pianist Pauline Lucca und
den Geiger Pablo de Sarasate auf Tourneen.
Neitzel verfasste einem allgemeinen Opernführer und ein Werk über
Richard Wagners Opern. Neben eigenen Kompositionen schuf er
Klavierbearbeitungen bekannter Werke, etwa 1878 die Bearbeitung der
Spanischen Tänze von Sarasate für Klavier. Als Musikschriftsteller
schrieb er ein Buch über Saint-Saëns. (1891) Neitzel wollte anregend
und unterhaltsam sein, weniger als wissenschaftlich geschulter
Kritiker wirken.
Neben Paisiello und Rossini nahmen sich auch deutsche Komponisten
des 'Figaro' an, dessen Ur-Fassung 1775 als Sprechstück in Paris
uraufgeführt wurde.
Ludwig Benda (1746 - 1792) komponierte ein Singspiel in vier Akten
'Der Barbier von Sevilla' mit einem Text nach Beaumarchais des
Schauspielers und Librettisten Friedrich Wilhelm Großmann, das am 7.
Mai 1776 Berlin seine Uraufführung.
Auch Johann Abraham Peter Schulz - Dirigent des französischen
Theaters in Berlin, war von 1780 bis 1787 Kapellmeister des Prinzen
Heinrich in Rheinsberg und von 1787 bis 1795 Hofkapellmeister in
Kopenhagen - vertonte den 'Barbier von Sevilla', 1786 in Rheinsberg
uraufgeführt.
Besonders bekannt ist Schulz als Komponist der Melodie zu Matthias
Claudius' Gedicht „Abendlied“ („Der Mond ist aufgegangen“) sowie des
Weihnachtsliedes „Ihr Kinderlein kommet“. Ein weiteres Kirchenlied,
durch welches Schulz heute noch einen Bekanntheitsgrad hält, ist
„Wir pflügen und wir streuen“.
Der Franzose Nicolas Isouard schuf einen 'Barbiere di Siviglia' -
Text von Giuseppe
Petrosellini nach Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais - eine opera
buffa in drei Akten,
uraufgeführt 1796 in La Valletta auf Malta, im Teatru Manoel.
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