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04.01.2010 - dradio.de

 


Thema des Tages

21. Februar 1927

Fritz Löhner-Beda

 


 
In Berlin sieht und hört das Publikum im Deutschen Künstlertheater am 21. Februar 1927 zum ersten Mal die Operette 'Der Zarewitsch' von Franz Lehar. Sie gilt wie auch 'Das Land des Lächelns' als ein für Richard Tauber geschriebenes Werk.

Zusammen mit Ludwig Herzer als Co-Autor, Franz Lehár als Komponisten und Richard Tauber als Sänger schuf Fritz Löhner-Beda die Operetten Friederike (1928), Das Land des Lächelns (1929), Schön ist die Welt (1930) und, mit Paul Knepler als Co-Autor, Giuditta (1934; von Lehár später dem Diktator Benito Mussolini gewidmet). Mit seinem Freund Alfred Grünwald als Co-Autor und Paul Abraham als Komponisten entstanden Viktoria und ihr Husar (1930), Die Blume von Hawaii (1931) und Ball im Savoy (1932). Er war Vizepräsident des Österreichischen Schriftstellerverbandes und Mitarbeiter des Jüdisch-Politischen Kabaretts.

Lehar war im Dritten Reichs in die Kritik geraten, da er in den meisten Fällen, Texte von jüdischen Autoren verwendete.

Am 13. März 1938, einen Tag nach dem Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich wurde Löhner-Beda verhaftet und mit dem ersten „Prominententransport“ am 1. April 1938 in das KZ Dachau gebracht. Am 23. September 1938 wurde er ins KZ Buchenwald deportiert. Dort schrieb er Ende 1938 in Zusammenarbeit mit dem gleichfalls verschleppten Komponisten Hermann Leopoldi Das Buchenwaldlied, dessen Refrain lautet:

„O Buchenwald, ich kann dich nicht vergessen,
weil du mein Schicksal bist.
Wer dich verließ, der kann es erst ermessen,
wie wundervoll die Freiheit ist!
O Buchenwald, wir jammern nicht und klagen,
und was auch unser Schicksal sei,
wir wollen trotzdem Ja zum Leben sagen,
denn einmal kommt der Tag, dann sind wir frei!“

Vergebens hoffte Fritz Löhner-Beda auf eine Fürsprache von Franz Lehár. Für die Behauptung in der Literatur, Lehár sei eigens nach Berlin gefahren und habe Hitler gebeten, sich für die Entlassung Löhner-Bedas einzusetzen, gibt es bislang keine Belege. Im Gegenteil behauptete Lehár nach dem Zweiten Weltkrieg in einem Gespräch mit Peter Edel, dass er nichts gewusst habe.

Zum Thema jüdische Textdichter - speziell dem Leben von Fritz Löhner-Beda - schrieb der Schweizer Autor Charles Lewinsky sein Stück 'Freunde, das Leben ist lebenswert'.

 


'Es ist der 20. Januar 1934. In Wien kommt „Giuditta“ von
Franz Lehár zur Uraufführung.
Die Arie „Freunde, das Leben ist lebenswert“ erklingt zum ersten Mal. Der Librettist und Schlagerautor Fritz Beda-Löhner hat es allen Kritikern erneut gezeigt: Kitsch verkauft sich immer noch am besten. Er feiert den grandiosen Erfolg mit zwei guten Freunden, dem Musiker Hermann Leopoldi und dem Kabarettisten Fritz Grünbaum. Die drei Künstler ahnen nicht, wie unsicher und gefährdet ihre Zukunft ist. Vier Jahre später sitzen sie hinter Stacheldraht. Als Häftlinge im so genannten Schutzhaftlager auf dem Ettersberg bei Weimar schreiben Beda-Löhner und Leopoldi ein anderes berühmtes Lied: „O Buchenwald, ich kann dich nicht vergessen, weil du mein Schicksal bist“ – so beginnt der Refrain. Während Leopoldi auf ein Visum zur Ausreise in die USA wartet, Grünbaum mit dem Tod Schabernack treibt, hofft der Librettist auf rettende Fürsprache durch den Operettenzar Franz Lehár. Sagte man ihm nicht einen direkten Draht zum Führer nach? Und liebte nicht Hitler „Das Land des Lächelns“ angeblich mehr als den ganzen Wagner? Der Schweizer Schriftsteller Charles Lewinsky gründet das Stück auf historische Fakten. Seine Farce über das abgründigste Kapitel deutscher Geschichte steht in der besten Tradition jüdischer Erzählkunst. Geschliffene Dialoge, tiefschwarzer Humor, überraschende Wendungen. Bitter gewürzt wird der Theaterabend durch
unsterbliche Operettenmelodien. Lewinsky gelingt neben der Wiederbelebung vergessener Zeitzeugen ein ergreifendes Hohelied auf die Widerstandskraft von Kunst.'


Abgeschrieben beim Theater Rudolstadt
 

Dieses Werk kam in der Regensburger Ära Weil ins Theater am Velodrom. Für die Bevölkerung musste ein Schild aufgestellt werden, dass es sich hier um ein Schauspiel handelte und nicht um ein Operettenkonzert.
Dieser Eindruck wurde auch bestärkt, als Michael Suttner - damals noch besonders gut bei Stimme - die musikalischen Beiträge lieferte.


 

 

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Dieter Hansing