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04.01.2010 - dradio.de

 

 

 

Thema des Tages


Albert Lortzing


.   ... am 21. Januar 1851 in Berlin gestorben

So wie er dort nach diesem Datum, war er in den letzten fünfzehn Jahren für das Oberpfälzer Metropol-Theater Regensburg - nämlich tot.

Es wurde kein 'Waffenschmied', kein 'Zar und Zimmermann', kein 'Wildschütz gespielt - ganz zu schweigen von:

'Der Pole und sein Kind'
'Andreas Hofer'
'Casanova'
'Die beiden Schützen'
'Hans Sachs'
'Undine'
'Die Opernprobe'

Nicht eines dieser Werke - und andere hier nicht aufgeführte - sahen die Regensburger.

Lortzing schrieb für seine Zeit, das Biedermeier, geriet immer wieder mit der Zensur in Konflikt, beim 'Zar' wurde angeblich die Obrigkeit verunglimpft, beim 'Wildschütz' über den Adel hergezogen.

In seinem Schriftverkehr, der sich hauptsächlich auf Briefe an Theater oder Verlage erstreckt, war er im privaten Bereich in seiner Ausdrucksweise nicht zimperlich.

An Philipp Düringer schrieb er 1841, dass er in Folge flott verlebter Tage sehr an Hämorriden leide und er sich vorgenommen habe, 14 Tage keinen Wein zu trinken. Den Adressanten bittet er, dessen Weib zu grüßen und sie zu ficken.

An Friedrich Krug geht 1842 die Mitteilung, dass vor zwei Jahren durch eine kleine Schäkerei mit der Gattin sich noch ein kleiner Spätling eingestellt habe, der sich aber im letzten Frühjahr wieder entfernte, somit sei die Loge wieder geschlossen.

Wieder an Düringer, hier 1843, er habe im Augenblick gar keine Lust zu schreiben, denn er habe gestern mit dem guten Philipp ein kleines bisschen gesoffen, worauf er in der Nacht nicht gut geschlafen habe und nun zu seiner Entschädigung bzw. um sich zu kräftigen einige Gläser Rotwein zu sich genommen habe, worauf er schläfrig geworden sei und so sei der Brief auch etwas schläfrig.

Wieder an Düringer im Februar 1845.
Es sei ihm den ganzen Winter schlecht gegangen, es habe sich infolge Erkältung etwas Gicht eingefunden, die ihn des Abends und des Nachts gepeinigt habe, so dass er alle Spiele, die ihm 'sonst die liebsten waren' einstellen musste.

Philipp Reger teilte er mit, dass sein Sohn Hans seinen schwarzen Lockenkopf gerbt habe. im Übrigen solle er seinem guten Weibe einmal wieder 'das Plaisir' machen.

Dürigner erhält ein Schreiben vom 22. Oktober 1846 mit welchem Lortzing mitteilt, dass er da in Wien noch nie besoffen gewesen sei, in Leipzig dagegen in der letzen Zeit alle Tage, in Dresden auch und nun solle er ihn 'im Arsch' lecken.

Schon im März 1844 lässt sich Lortzing darüber aus, dass es keine Sänger mehr gebe, dass in Wien nur noch Strauß und Tanzmusik gespielt werde.
Sein 'Zar' sei eine leicht zu spielende Oper und gerade diese Eigenschaft habe dazu beigetragen, das Werk "durch die Welt zu bringen."

Da liegt Regensburg außerhalb der Welt des 19. Jahrhunderts. In der Zeit der Herren Theaterdirektoren Weil und von Enzberg ist bisher kein Werk von Lortzing, Flotow gespielt worden.

Natürlich ist es kaum nachvollziehbar, die Rollen dieser Stücke einer/m aus 'fernem Land, unnahbar euren Schritten' anzuvertrauen, die deutsche Sprache ist da unabdingbar.

Wenn der Zar von einem Russen oder einem vom Balkan stammenden Sänger interpretiert würde, nachvollziehbar, aber ein Gretchen oder einen Bachulus aus dem Odenwald - jemand aus Tsching-Tschong ohne ausreichende Sprachkenntnisse?

Da hatte es Herr Weil schon richtig gemacht - da hat er es lieber gelassen, den Regensburgern, Renner deutscher Sprache zu präsentieren.

Er hat sich sicherlich an die vom OB unwidersprochene Vorgabe des ehemaligen Kulturreferenten gehalten, das Theater Regensburg brauche in den Medien nicht zu glänzen.

Und nun tun sie es unter dem Herrn Baron.
 

 

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Dieter Hansing