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04.01.2010 - dradio.de

 


Thema des Tages

Die Lage des Reichs

 
 21. November 1941

Am 18. November 1941 hatten die Engländer eine Gegenoffensive in Nordafrika gestartet und waren damit Rommel mit seinen Panzern beim Angriff auf Tobruk zurvorgekommen.

Ausschlaggebend war hier auch wie an allen Fronten die Schwierigkeiten bei der Zurverfügungstellung von Kriegsmaterial.

Da Franco schon am 23. Oktober 1940 festlegte und Hitler mitteilte, dass er nicht in einen Krieg, gemeinsam mit Deutschland und Italien, eintreten wolle, waren dem 'Führer' die Hände an der Südwestküste von Europa gebunden - Gibraltar war britisch und die östliche spanische Küste für Stützpunkte der Nazis durch die Ablehnung des Caudillo nicht verwendbar.

Somit war der Zugang vom Atlantik in das Mittelmeer für die Engländer offen. Und sie nutzten ihn mit U-Booten die Versorgungslinien der Achsenmächte von Italien aus nach Nordafrika zu unterbinden. Viel Material wurde versenkt, viele Menschen starben bei diesem Unternehmen.

Hitler ahnte, dass sich hier ein Problem anbahnte, teilte dies Goebbels auch in einem längeren Gespräch am 21. November 1941 mit.
Man registrierte das Wanken der afrikanischen Front und musste mit Rückschlägen rechnen.

 

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Ähnliches zeigte sich auch der Ostfront.
Auch hier gelang es nicht, die Truppen ausreichend mit Menschen und Material zu versorgen. Goebbels konstatierte, dass dieser Krieg am Kontinent mehr ein Krieg gegen das Wetter als gegen Stalin sei, schwächte diese Erkenntnis aber ab, als er sich einredete, Weltgeschichte würde nicht durch das Wetter gemacht. Dieses könne zwar für eine  gewisse Zeit Erfolge hintanhalten, aber entscheidend könne es auf die Dauer nicht sein.
Er irrte.

Hitler setzte zu dem Zeitpunkt auf Japan, das, wie er hoffte, in seinen Expansionsbestrebungen bald in den Krieg an der Ostküste Russlands eintreten werde, somit Truppen der Russen dort bände und Stalin dann an zwei Fronten kämpfen müsse.
Ob die Amerikaner in den Krieg sich verwickeln ließen, war damals im November noch 1941 offen.

 

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Beeinträchtigt wurden auch die Truppen- und Waffentransporte durch die zum gleichen Zeitpunkt aufgenommene Deportation von Juden aus dem Reich - und speziell aus Berlin vom Bahnhof im Grunewald aus - in die Vernichtungslager im Osten.

Goebbels hatte in einem Artikel im 'Reich' vom 16. Oktober 1941 in seinem maßlosen Hass auf die Juden verkündet: 'Die Juden sind schuld'.
Es bewahrheite sich nun die Prophezeiung des 'Führers' vom 30. Januar 1939, dass, sollte wieder ein Vernichtungskrieg durch das internationale Finanzjudentum angezettelt werden, dann würde dies zur Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa führen.

Der Wehrmacht gelang es nur unter Mühen, sich in dieser aufgeheizten antisemitischen Stimmung, Transportkapazitäten für die Kriegsführung an der Ostfront zu sichern.

Trotz aller Probleme, die er zum Teil selbst initiierte, hoffte Goebbels, dass der Wettergott wenigstens ein kurzes Stück Weges den Vormarsch begleite, um Entscheidungen von großer Tragweite zu erreichen, um damit die Ausgangsbasis für die Offensiven im Frühsommer 1942 zu gewinnen.  

Hier war keine Rede mehr vom Blitzkrieg, von den kurzen Kämpfen und dem schnellen Vernichten des Bolschewismus.

Am 14. Juni 1941 hatten sie für sich festgehalten, der Krieg werde in vier Monaten - wie Hitler meinte - bzw. in drei Monaten - wie Goebbels es sich ausmalte - mit dem Sieg der Deutschen Wehrmacht beendet sein.

Und schon am 17. Juli 1941 erließ Hitler Bestimmungen über die Verwaltung der neu besetzten Ostgebiete und bestellte Reichsleiter Alfred Rosenberg zum 'Reichsminister für die besetzten Ostgebiete'.

Doch schon im August 1941 mussten sich Hitler und Goebbels eingestehen, sich total - allein bei der Kampfstärke der Russen an deren Westgrenze - geirrt zu haben.

 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:


Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing
 

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