Zur Meinungsfreiheit westlicher Gesellschaften 
zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
   
04.01.2010 - dradio.de

 

 


Thema des Tages


4-mal Theater Regensburg

  
   ...  16. Februar 2016
'Goyescas' und 'Gianni Schicchi'

Es stellt sich für das steuerzahlende Publikum die Frage, warum ein Regisseur wieder verpflichtet wird, wenn der gerade am selben Haus Faust I und Faust II in den Sand gesetzt hat.

Warnung eines Bürgers:
 

 
Faust 1 und 2 in Regensburg

Geh da bloß nicht rein!
Sie zu, dass du ein ärztliches Attest bekommst, wenn du tauschen möchtest, um Kosten zu sparen.
Das ist das Hinterletzte!
Hohl, leer, prätentiös.
Strichfassung eine Katastrophe!
Es wird nur auf- und abgegangen, rauf- und runtergestiegen, schlecht deklamiert, miserabel gesprochen!

Die Musik?
Beliebig – kann man auch zu Hamlet, Die Weber oder sonst was spielen, warum so?
Wer weiß es?
Die Videos?
Vollkommen überflüssig und belanglos. Und viel zu lang.

Das Schlimmste: Es ist extrem langweilig.
Die ersten 10 Minuten reichen – so geht das dann bis 22.15 Uhr. Dann kommt nichts mehr.

Es inszeniert ein österreichischer Provinz-Provokateur, ein Wicht!
Nix dahinter, versuche erst gar nicht einen Sinn in dieser Inszenierung zu suchen – es gibt schlichtweg keinen!

Der Hammer: Als es Buhs gab, reckte der Regisseur seinen Mittelfinger ins Publikum. Daraufhin bin ich gegangen.
Das gibt Ärger!

Faust 2? - lachhaft!
Das waren vielleicht 10 Minuten aus Faust 2 - und davon das meiste irgendwelche pseudointellektuellen Videos und Geschrei vom Musiker.

Helena war als solche nicht eingeführt. Stand plötzlich da. Philemon und Baucis gab es nur zur Hälfte, Videos von Abrisshäusern sollten wohl Gentrifizierung andeuten.
Ein Schmarrn das Ganze.

 


Nach der ersten Vorstellung wagte damals das Publikum seinem Missfallen Ausdruck zu verleihen. Da streckt doch der Kerl den Leuten den Mittelfinger entgegen. Von der Theaterleitung offiziell nicht kritisiert, denn er bekam jetzt gleich die beiden Einakter. Wiederum Vertrag durch den Regensburger Theaterdirektor.

Beispiel für den Missgriff:
Die Musik, der Text geben vor: Menschen auf dem Plätzen, das Volk tanzt.
Was macht der Chor, der Lebensfreude besingt?
Er wird auf Podesten auf der Bühne im Kreis herum gedreht, dass die musikalischen Anschlüsse klappern, weil Dirigent nicht einsehbar ist.
Dann fällt ein Deko-Vorhang, dahinter hampeln irgendwelche Personen herum, der Fummel fällt, wird nach hinten weggetragen.
Podest rauf und runter.
Ein großformatiger Spiegel hängt in der Gegend herum - Nebel.
Leider hüllt der nicht die gesamte Szene ein, dass man den Krampf nicht sehen muss.

Keine Pause - aber das Orchester stimmt seine Instrumente und damit entsteht eine starken Unterbrechung - muss nicht sein, denn bei einer 'Gotterdämmerung' lässt sich auch innerhalb eines Aktes nicht unterbrechen.

Bei 'Schicchi' sieht man, dass keine führende Hand leitete. Die Solisten gestalten selber, und stehen oder kriechen sich gegenseitig im Weg herum.
Wieso sich wohlgewandete, hochtoupierte und stark ondulierte Sängerinnen sich um ein Maultier streiten und die Mühle von Signa. Der Grund hierfür ist bei denen nicht zu erkennen.


17. Februar 2016

'Im weißen Rössl'
- turbulent. Man tobt herum.
Bringt dem Publikum 'Oh, du mein Österreich' textlich bei, lässt es dann die Zeilen singen und beim Erscheinen von Herrn Kruzel als Kaiser Franz Joseph sich erheben und die Hymne im Stehen vortragen.

Ein Einfall jagt den anderen, es wimmelt von Menschen, Chor, Extrachor, Ballett, extra gecastete Hübschlinge - mittendrin in der Performance einer, der kaum einen Schritt ruhig über die Bühne gehen kann, schlägt Rad, hüpft herum - ginge es nach den Regeln, ein Tanzbuffo wie er im Buche steht. Aber er ist ja nur Schauspieler, und die gibt es in der Art zu Hauf. Was soll aus dem Kerlchen werden?

Einer wollte den Zahlkellner nicht machen, er sei schließlich Opernsänger, von 'Frau Brigitte' promotet.
Ja, dann eben nicht.
Da entschloss er sich doch eines Besseren und hat nun mit dem Leopold Erfolg.
Nur - das soll ein Bariton sein, ohne Farbe? In der Höhe quält er sich. Erst 26 Jahre alt - und 'nicht trocken hinterm Ohr und fuchtelt mit'n Spadi'.
Wie soll das geh'n?

'Berge sind schön, Täler sind schön,
doch da müssen sie mal Ahlbeck sehn!' -

- vorgetragen von einer Art Katharina Thalbach - man erinnert sich derer als Hauptmann von Köpenick.
'Die Dubiel' als Giesecke.

In was hat man sie alles gesehen und musste Abstriche machen, hier ist die Prenzlauerin in ihrem Element. Obwohl es ihr als Typ schwer fiel, 'Frau Luna' zu retten, eher noch 'Kleiner Mann, was nun'.

Unvergessen ihre 'Tödin' in Taboris 'Mein Kampf' - da zeigte sie im Dirndl in ihren fröhlichen Auftritten einen Schuss 'Grete Weiser'.

Warum nicht mal Mutter Wolffen? Aber auf das kommt doch die damalige Oberspielleiterin Schauspiel im ehemaligen Zonenrandgebiet und jetzige Regensburger Schauspieldirektorin nicht.


19. Februar 2016
Meisterklasse Thomas Hampson

Einige Ausgewählte durften dabei sein und bekamen je zwanzig Minuten des Stars als Gesangsunterricht geschenkt.
Ein 26-Jähriger sang ein paar Takte aus der Pierrot-Szene 'Tote Stadt', eine trug 'Auch ich versteh' die feine Kunst' - kam aber nicht weit, weil ja die Zeit der  Masterclass für alle genutzt werden musste. Dann erschien einer und meinte, sich mit ein paar Tönen 'di rigori armato il seno' produzieren zu müssen.

Für das überraschenderweise zahlreich erschienene Publikum eine Qual zu sehen, wie die jungen Leute sich abmühten, den Vorgaben von 'Master Hampsong' folgen zu können. Der anwesende Theaterdirektor - (in welcher Adjustierung läuft 'der junge Vater' denn da rum) - sah schon ein neues Betätigungsfeld - also wird bald eine kommen, die dann jedem/jeder in einer Viertelstunde erzählt wie das Singen so geht.

Für die Drei vor der Pause auf der Bühne eine Zumutung, die Hosen heruntergezogen zu bekommen, um bei jedem Ton die Nachricht zu erhalten, dass ihr Singen sehr verbesserungswürdig ist.
Eine Unverschämtheit des Theaters die ihm Schutzbefohlenen so blank und bloß der Öffentlichkeit preiszugeben.

Und pädagogisch völlig daneben.
Ein arrivierter Sänger verunsichert, durch permanentes Dazwischenreden die jungen Kollegen in kürzester Zeit. Wie sollen die unbefangen mit dem vor Hampson  Erfahrenem - von Gelerntem kann keine Rede sein -  umgehen, wenn sie jetzt und später daran denken, was würde wohl Herr Hampson dazu sagen.
Das Geld für diesem Event kam von der Camilla Insinger-Stiftung.
Rausgeworfen!

Frau Sperb war auch da und schrieb am Tag drauf in der MZ: 'Bühnenreifer Bodycheck mit dem Weltstar'.
Aber die findet ja alles prima.


17. Februar 2016
'Platonow'

Es dauerte, bis die Produktion gezeigt werden konnte. Krankheit im Ensemble.

Nun wäre es besser gewesen - das Stück ist an sich Stunden lang und wurde gekürzt - auch den ersten Teil bis zur Pause wegzulassen.
Denn außer unverständlichen Hin- und Herr - Striche können fatale Folgen haben - bleibt alles im Ungefähren.
Wer ist wer, wer ist wo, warum, weshalb mit wem?
 

 
  • Anna Petrowna, Generalin

  • Sergej Pawlowitsch Woinizew, ihr Stiefsohn

  • Sofja Jegorowna, dessen Frau

  • Porfiri Semjonowitsch Glagoljew, ein reicher Mann

  • Kirill Porfirjewitsch Glagoljew, sein Sohn

  • Pawel Petrowitsch Stscherbuk

  • Marja Jefimowna Grekowa

  • Iwan Iwanowitsch Trilezki, Oberst, Vater von Alexandra (Sascha)

  • Nikolai Iwanowitsch Trilezki, Landarzt, Sohn des Oberst

  • Abram Abramowitsch Wengerowitsch

  • Michail Wassiljewitsch Platonow

  • Alexandra Iwanowna (Sascha), seine Frau

  • Timofej Gordejewitsch Bugrow, Gutsbesitzer

  • Ossip, ein Pferdedieb

  • Katja


Orientierung für die Zuschauer im Stück = Null, Stimmung, Atmosphäre = Null - alle sind authentisch, sagen die Texte auf.
Eine Rolle erfüllt keiner, ein Mensch, der eben nicht nur ein Mensch ist, sondern ein Mensch, der durch die Rolle ein anderer wird.

Wieso Platonow ein 'Don Giovanni' sein soll, fragt man sich. Mag sein, dort in der Taiga gab es nicht mehr als den und der war dann halt der Casanova. Äußerlich und im Spiel machte er keinen Eindruck eines Striezi, aber vielleicht steckte es in der Hose, so dass die Frauen, die im sexuellen Notstandsgebiet auf den angewiesen waren, wussten was kommt, wenn er die öffnet.

Man latscht in heutigen Klamotten auf Europa-Paletten herum, Gerüstträger überqueren die Bühne in Überkopfhöhe, ein einsamer Baumstamm, zwei Hocker, leichtgewichtig, Abschnitte eines Birkenstammes darstellen sollend. Am kleinen Finger zu tragen - lächerlich.
Zwei Sandkästen - erinnern an den Wassertümpel, damals in Penthesilea.

Und dann das Feuerwerk.
Kümmerlich.

In der Vorstellung wohl Kollegen auf Einreichkarten, somit Jubel am Ende der Vorstellung, während sich bei der Premiere der Beifall stark in Grenzen hielt.

 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:

Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz,
in Anspruch.

Dieter Hansing