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zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
   
04.01.2010 - dradio.de

 


Thema des Tages

Ruggiero Leoncavallo

 
   ... am 23. April 1857 geboren

Mit Unterhaltungsmusik begann er, Geld zu verdienen. Er begleitete Barsänger und schrieb 'Mattinata', wurde Korrepetitor im Theater und meinte, wie Wagner eine Tetralogie schreiben zu müssen. Der Titel 'Crepusculum' - die Geschichte der Medicis - wurde zwar von Ricordi angenommen, aber nur der erste Teil uraufgeführt, der zweite Teil über Savonarola und der dritte über Cesare Borgia blieben unter Verschluss, zugunsten von Puccini,

Mascagni's Stück aus dem wahren Leben 'Cavalleria rusticana' war dann die Anregung für seine Oper 'I pagliaci', mit der er Weltrum ereichte, deren Erfolg aber nicht wiederholen konnte.

Als Puccini mit seiner 'Manon' textlich nicht weiterkam, bat er Leoncavallo mit am Libretto zu arbeiten.
Die Oper wurde für alle ein großer Erfolg.

 

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Die nun als Operndirektorin für das Staatstheater Mainz tätige Frau Gürbaca - übrigens versuchte sie sich gerade - durch das Eingreifen der Frau Votteler wurde Schlimmeres verhindert - am Theater Augsburg mit 'Mahagonny'.

Diese Dame inszenierte in Regensburg 'Cavalleria' und 'Bajazzo'.

Nachfolgend ein Auszug aus den Bemerkungen zu einer der Repertoirevorstellungen dieser Produktion aus dem Jahr 2004.

 

 

[...]

Der Abend schreitet nach der Pause fort, in der gleichen Szenerie beginnt 'Bajazzo'. Tonio monologisiert an der Rampe, da kommen die Komödianten und bereiten ihre Vorstellung vor.

Kinder – immer gut für jede Art von Inszenierung auf einer Bühne – toben freudig herum, weil die beim Publikum immer ankommen.
Nedda improvisiert mit den Kindern, Canio halb angezogen, der umschnallbare Bauch baumelt vor dem Körper, bereitet mit seinem "Ein herrliches Schauspiel bereiten wir heut’ Abend um neun" den Chor auf die Vorstellung vor.
Er legt den Bauch ab, dann kuschelt sich Nedda an diesen – merkwürdig, warum tut sie das? Niemand kann es sagen.

Dass Silvio die geliebte Nedda mit seinem "auf nächste Nacht denn" um Mitternacht abholen will, heißt doch nicht, dass es jetzt und sofort in dieser Szene, in der nur über den Plan gesprochen wird, plötzlich völlig dunkel wird und dann auch noch über einem Sternenhimmel auf dem hinteren Aushang das ach so beliebte "O sink hernieder Nacht der Liebe" assoziiert wird.

Gleich drauf, im grellen Verfolgerlicht, tauchen Canio und Tonio mit "Ah – den Buhlen gefangen" auf. Dann ist plötzlich wieder der gesamte Bühnenraum einheitlich hell.
Warum?
Niemand kann es sagen.

Weitere Beispiele ließen sich aufführen, wo mit einem Licht-An-und-Ausknipsen wohl irgendwelche Effekte erzielt werden sollen.

Ein Bruch in der Dramaturgie entsteht beim Aufbau der Bühne für die Colombinen-Szene. Die Regisseurin lässt einen Hänger mit Vorhang herunter, hinter dem Beppo sein Lied an Nedda/Colobine singt und ein paar kümmerliche Seifenblasen fliegen lässt.

Die gesamten Beleuchtungshänger fahren herunter und sollen so das Theater auf dem Theater dokumentieren. Dass dies überhaupt nicht zur 'Cavalleria'-Szenerie passt, scheint der Regisseurin offensichtlich nicht aufgefallen zu sein. Mit dieser Lösung hätte sie für den ersten Teil ebenfalls eine Theaterszene: Tenor gegen Bariton, Sopran mit Bariton gegen Tenor oder ähnlich dem Vorspiel Ariadne schaffen müssen.
Nur dann hätte die Szenerie 'Cavalleria' nicht mehr gepasst.
So aber hängt die Colombinen-Szene in der Luft.

Viel nachvollziehbare Aktionen gibt es hier überraschenderweise nicht.

Was das permanente Bewegen der Finger von Nedda soll - niemand kann es sagen.

Der Chor steht im Zuschauerraum, der für den Auftritt erleuchtet wird – wie originell.
Und dass Tonio den Silvio am Ende von der Bühne drängt – ist nicht verständlich. Will er diesen vor Canio schützen? Warum, er ist doch der eindeutige Widersacher.

Offensichtlich war das Publikum mit diesen häufig sich stellenden Fragen überfordert.
Als die Schwarzen herauskamen, buhte das Volk gewaltig.

[...]
 

 

Bemerkungen_zu_'Cavalleria'_-'Der_Bajazzo'_ -_Theater_Regensburg

 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:


Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing
 

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