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04.01.2010 - dradio.de

 


Thema des Tages


Rede Görings

 


  ... am 23.  März 1933
 

Das Ermächtigungsgesetz von 1933 - dem Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich - diente nicht dazu, die Republik handlungsfähig zu machen, sondern um sie abzuschaffen.
Es gilt als rechtliche Hauptgrundlage der nationalsozialistischen Diktatur. Es schuf den Nazis die Möglichkeit, nach eigenem Gutdünken zu handeln.

Da der Reichstag nach dem Reichstagsbrand nicht benutzt werden konnte, tagte das Parlament in der Krolloper. Das Gebäude wurde von der SS abgesperrt, die an diesem Tag erstmals in größerem Rahmen in Erscheinung trat. Im Inneren standen lange SA-Kolonnen. Als weitere Neuerung hing eine riesige Hakenkreuzfahne hinter dem Podium.

Zur Eröffnung hielt Reichstagspräsident Hermann Göring eine Gedenkrede auf Dietrich Eckart, der, 1868 in Neumarkt in der Oberpfalz geboren, als Publizist, Verleger, früher Anhänger des Nationalsozialismus und Ideengeber Adolf Hitlers war.

Eckart, katholischer Sohn eines evangelischen Notars, wuchs seit 1878 ohne Mutter auf und besuchte, vom Vater vernachlässigt, sieben verschiedene Gymnasien. Durch den Tod des Vaters 1895 kam er als Erbe zu einem ansehnlichen Vermögen.
Seine Stationen waren u.a. Leipzig, Berlin, München und Regensburg.

Er trat in Kontakt zu völkischen Kreisen wie dem Fichte-Bund, schloss sich der rassistischen und okkultistischen Thule-Gesellschaft an und trat als Verfasser okkulter, alternativreligiöser, rechtsradikaler und antisemitischer Traktate hervor.

 

Theaterstücke

  • Der Froschkönig. Romantische Komödie. 1904.
  • Familienväter. Tragische Komödie. 1904.
  • Der Erbgraf. Schauspiel. 1907.
  • Ein Kerl, der spekuliert. Komödie. 1909.
  • Henrik Ibsens Peer Gynt. In freier Übertragung. 1912.
  • Heinrich der Hohenstaufe. Deutsche Historie. 1915.
  • Lorenzaccio. Tragödie. 1920.

Lyrik, Polemiken, journalistische Beiträge

  • In der Fremde. Gedichte. 1893.
  • Ibsen, Peer Gynt, der große Krumme und ich. 1914.
  • Abermals vor der Höhle des Großen Krummen. Erneute Aussprache über Theaterkritik. 1915.
  • Auf gut deutsch. Wochenschrift für Ordnung und Recht. 1918–1920.
  • Völkischer Beobachter. 1920–1923.
  • Der Bolschewismus von Moses bis Lenin. Zwiegespräch zwischen Adolf Hitler und mir. München [1924].

 

Eckart, der Hitler vermutlich im Herbst 1919 kennengelernt hatte, war zeitweise dessen Mentor, Ideengeber und mit ihm befreundet. Er sah seine Aufgabe darin, Hitler zu fördern, er widmete sich der Propagierung Hitlers als des kommenden Retters, schrieb ihm charismatische Fähigkeiten zu und bezeichnete diesen - wohl als erster - schon im Dezember 1921 als 'Führer'.

Eckart ist Dichter des Sturmliedes der SA, Erfinder des NS-Schlachtrufes 'Deutschland erwache!'
Er war als 'Parteidichter' der NSDAP populär, prägte 1919 als Mitbegründer der NSDAP den nationalsozialistischen Kampfbegriff 'Drittes Reich'.
Im August 1921 wurde Eckart 'Völkischer Beobachter'-Chefredakteur, nachdem er das Geld für dessen Übernahme im Dezember 1920 beschafft und Hitler gegen innerparteiliche Kritiker in Schutz genommen hatte.

Eine Woche nach dem Hitlerputsch wurde er in München verhaftet, dann nach schweren Herzanfällen am 20. Dezember 1923 aus dem Gefängnis entlassen. Er erlag am 26. Dezember 1923 in Berchtesgaden im Alter von 55 Jahren einem Herzanfall.

Adolf Hitler widmete u. a. Eckart sein 1925 erschienenes Buch 'Mein Kampf', in dem Hitler ihn als Märtyrer der nationalsozialistischen Bewegung feierte.

Alfred Rosenberg, der bereits an Eckarts Zeitschrift 'Auf gut deutsch' mitgearbeitet hatte, übernahm sein Amt beim 'Völkischen Beobachter' im März 1923, hatte er doch wesentliche Ideen bei Eckart bezogen, sowohl aus dessen politischen sowie religiös-esoterischen Positionen.

Während der Zeit des Nationalsozialismus gab es mehrere Eckart-Denkmäler und Gedenkorte.
Seine Geburtsstadt Neumarkt in der Oberpfalz trug den offiziellen Namenszusatz 'Dietrich-Eckart-Stadt', im Jahr 1934 weihte Adolf Hitler dort zu Ehren Eckardts ein Denkmal im Stadtpark ein.

Die heute Berliner Waldbühne genannte Freilichtbühne des Berliner Olympiageländes wurde nach der Erbauung 1936 'Dietrich-Eckart-Freilichtbühne' benannt.


'Dietrich Eckart Freilichtbühne'                        'Waldbühne heute'

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Schon 1914 gab es mit dem Kriegsermächtigungsgesetz die Möglichkeit, dass Regierungen, ohne das Parlament einbezogen zu haben, Gesetze erlassen zu können.

Diese Regelung von 1914 bedeutete den „Durchbruch eines neuen verfassungspolitischen Prinzips von außerordentlicher Tragweite“ für die Weimarer Zeit ab 1919.
Es handelte sich um ein verfassungsdurchbrechendes Gesetz, das der Verfassung widersprach, aber in Kauf genommen wurde, weil es unter den Umständen zustande kam, die auch für eine Verfassungsänderung nötig gewesen wären.

Das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland von 1949 macht Ermächtigungsgesetze unmöglich.

Frage:
Und was tut sich jetzt 84 Jahre später in der Türkei?
Jetzt am 23. März 2017 - erfindet da nicht einer für sich eine solche allumfassende Lösung?


 
 

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Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik
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Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing